Rettungsdienst in Stuttgart hält 2015 Hilfsfrist nicht ein

  • Der Rettungsdienst in Stuttgart sollte dringend um 16% aufgestockt werden.


    Eine ständige Aufstockung wird keine Dauerlösung sein können.



    Ich vermute, dass es nicht nur die Einsatzzahken sind.


    Die Hauptrettungswache liegt an einer jedenfalls in einer Richtung nur noch einspurigen, stark belasteten Straße; da kann man mal 1-2 Minuten nach dem Ausrücken quasi vor der Tür stehen. Zudem führen eine Vielzahl von Baustellen (S21 und andere), verbunden mit anderen Maßnahmen (ungünstige Ampelschaltungen und Einführung von Fahrradstreifen bzw. andere Baumaßnahmen, die zum Wegfall von Fahrspuren vor Amplen und damit zu wesentlich weniger Durchfluss führen), in den letzten 1-2 Jahren zu einem massiven Anstieg der Staus; auf manchen Strecken steht der Verkehr fast durchgehend. Das führt einerseits bereits an sich zu einer Verlängerung der Fahrtzeiten und zum anderen - als Dauerstau - zu einer verringerten Bereitschaft zur Rücksichtnahme bei den Verkehrsteilnehmern, weshalb zunehmend Querverkehr auf großen Kreuzungen auch noch nach der Rotphase im Weg steht und der Verkehr noch mehr zusammenbricht.


    Aber was würde man in einer Stadt mit grünem OB und grüner Ratsmehrheit auch erwarten? "Fahrrad fahren oder ÖPNV" ist eben die Devise, auch für den Rettungsdienst. :)


  • Mein Vorschlag zur Problemlösung:
    1. S 21 Bau endlich beenden/einstellen
    2. 2-3 zusätzliche RTW in die Peripherie
    3. Diese Hauptrettungswache splitten.
    Dieses Konstrukt ist ein Anachronismus



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    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Ich würde den Zusammenbruch des großstädtischen Verkehrs nicht zwingend auf aktuelle Baustellen reduzieren. Auch in meiner Großstadt und im Speckgürtel drum herum wird es von Jahr zu Jahr schlimmer, jedoch sehe ich hier ein verkehrspolitisches Versagen der Lokal- und Landespolitik. In einigen Dingen auch der Bundespolitik. Es ist über Jahrzehnte nichts oder zu wenig in die Verkehrsinfrastruktur investiert worden! Marode Brücken, völlig überlastete Bundes- bzw. Schnellstraßen, zusätzlich belastet mit bescheuerten Ampelphasen, eine Autobahn, die seit der Expo quasi eine Dauerbaustelle ist, abgerundet von einem Hauptbahnhof der mit dem Schienenverkehr überlastet ist und Hauptstrecken in der Region, die ebenfalls aufgrund des stehts zunehmenden Güterverkehrs überlastet sind. Allein in meiner Heimatkleinstadt donnern täglich 520 Güterzüge durch. Der Personenverkehr, mindestens je 2x ICE, IC, RE und S-Bahn pro Stunde, noch gar nicht mit gerechnet (und dann noch die ständigen Verspätungen...). Zusätzlich muss sich meine Heimatkleinstadt täglich mit dem Berufsverkehr quälen, da es nur einen Bahntunnel gibt, der Rest beschrankt ist (und ständig zu, siehe Satz zuvor) und es nur zwei Möglichkeiten gibt einen Fluss zu überqueren und die Bahnstrecke den Ort in Ost und West teilt. Die seit Jahrzehnten geforderten Umgehungstraßen (und auch Bahnüber-/unterführungen) sind noch nicht einmal in der Planungsphase. Kein Wunder also, wenn überall der Verkehrinfarkt sich ausbreitet!


    Ratespiel für Dienstort: Entfernung 29km, nur Bundesstraße- und Schnellstraßen mit 120km/h, 100km/h und 70km/h, nur ein ganz bissel 50km/h innerorts Beschränkung. Wie lange brauche ich?


    Werktags:


    Sonn- und Feiertags:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es bleibt dabei, dass die Grundproblematik im baden-württembergischen Rettungsdienst das Konstrukt der Selbstverwaltung ist. Diese führt dazu, dass bei der gesamten Planung des Rettungsdienstes (nicht nur der Vorhaltung!) eine verengte Sicht auf das Thema Hilfsfrist stattfindet. Denn die Arbeit mit dieser Größe ist am "einfachsten". Es gibt jedoch neben der Hilfsfrist viele kleine Stellschrauben, die einen Rettungsdienst "besser" machen. Sich jedoch mit diesen vielen kleinen Stellschrauben zu beschäftigen, vermag ein Selbstverwaltungsgremium wie der Bereichsausschuss aufgrund seiner Struktur (viele Teilnehmer, 2 Sitzungen pro Jahr) überhaupt nicht zu leisten. Vielmehr bedarf es einer übergeordneten Planungsebene, die Zugriff sowohl auf die Leistungserbringer im Rettungsdienst als auch auf die Krankenhäuser und alle anderen an der Rettungskette Beteiligten hat. Zudem muss diese Planungsebene muss vor Ort zu sein, sich (werk)täglich mit dem Thema Rettungsdienst befassen und Entscheidungsbefugnisse haben. So wird vielleicht nicht unbedingt die Hilfsfrist besser, aber wir bekommen einen besseren Rettungsdienst.

  • Ist halt ein VW-Montagsauto...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zitat

    Es bleibt dabei, dass die Grundproblematik im baden-württembergischen Rettungsdienst das Konstrukt der Selbstverwaltung ist. Diese führt dazu, dass bei der gesamten Planung des Rettungsdienstes (nicht nur der Vorhaltung!) eine verengte Sicht auf das Thema Hilfsfrist stattfindet. Denn die Arbeit mit dieser Größe ist am "einfachsten". Es gibt jedoch neben der Hilfsfrist viele kleine Stellschrauben, die einen Rettungsdienst "besser" machen. Sich jedoch mit diesen vielen kleinen Stellschrauben zu beschäftigen, vermag ein Selbstverwaltungsgremium wie der Bereichsausschuss aufgrund seiner Struktur (viele Teilnehmer, 2 Sitzungen pro Jahr) überhaupt nicht zu leisten. Vielmehr bedarf es einer übergeordneten Planungsebene, die Zugriff sowohl auf die Leistungserbringer im Rettungsdienst als auch auf die Krankenhäuser und alle anderen an der Rettungskette Beteiligten hat. Zudem muss diese Planungsebene muss vor Ort zu sein, sich (werk)täglich mit dem Thema Rettungsdienst befassen und Entscheidungsbefugnisse haben. So wird vielleicht nicht unbedingt die Hilfsfrist besser, aber wir bekommen einen besseren Rettungsdienst.


    Interessante Überlegung. Versucht man eben dies mit dem SQR-BW zu erreichen nur eben ohne Entscheidungsbefugniss?



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    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Interessante Überlegung. Versucht man eben dies mit dem SQR-BW zu erreichen nur eben ohne Entscheidungsbefugniss?


    Nein, von Seiten des Landes versucht man leider überhaupt nicht, daran grundlegend etwas zu ändern.
    Man lässt die HiOrg weiter wurschteln.

  • Ich stelle nicht in Abrede, dass die SQR eine wichtige Rolle bei der Qualitätssicherung spielen kann, obgleich ich mir eine größere Unabhängigkeit wünschen würde. Die Aufgabe der SQR ist aber eine landesweite Betrachtung bestimmter Qualitätsmerkmale. Um die Frage zu beantworten, ob z.B. Patient X im Rettungsdienstbereich Y lege artis behandelt wurde, ist die SQR nicht gegründet worden. Eine Entscheidungsbefugnis im Sinne eines Weisungsrechts hat sie im Übrigen auch nicht. Es fehlt nach wie vor an einer Planungsebene, welche die durch die SQR gelieferten Daten mit den konkreten Verhältnissen im Rettungsdienstbereich abgleicht und ggf. an den erforderlichen Stellschrauben dreht.

  • Zitat

    Ich stelle nicht in Abrede, dass die SQR eine wichtige Rolle bei der Qualitätssicherung spielen kann, obgleich ich mir eine größere Unabhängigkeit wünschen würde. Die Aufgabe der SQR ist aber eine landesweite Betrachtung bestimmter Qualitätsmerkmale. Um die Frage zu beantworten, ob z.B. Patient X im Rettungsdienstbereich Y lege artis behandelt wurde, ist die SQR nicht gegründet worden. Eine Entscheidungsbefugnis im Sinne eines Weisungsrechts hat sie im Übrigen auch nicht. Es fehlt nach wie vor an einer Planungsebene, welche die durch die SQR gelieferten Daten mit den konkreten Verhältnissen im Rettungsdienstbereich abgleicht und ggf. an den erforderlichen Stellschrauben dreht.


    Das hat ja aber bislang relativ gut geklappt. Zumindest bis Mai....
    Seither hat man ja die Hilfsfristauswertung nicht mehr komplett und kann daher, oh Wunder, dazu keine Pressemitteilung erstellen.
    Es wird immer wieder angeführt dass die Hilfsfristen nicht das alleinige Qualitätsmerkmal im RD sind. Das ist richtig und unbestritten. Aber nur mit diesen Zeiten lässt sich ein zusätzlicher Bedarf von Rettungsmitteln eruieren. Dazu lässt sich schwer die "Door to Needle Time" in der Stroke Unit heranziehen.



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    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Als Hesse verwundert mich im RD-System von BW vieles.


    In der lfd. Diskussion konnte ich reale Argumente bspw. zu den Verhältnissen in Stuttgart (Topographie, Baustellensituation, allg. Verkehrsaufkommen) erfahren.


    Dennoch bleibt für mich am Ende nur der Signaturspruch von Manne:


    Dummheit macht zufrieden


    Anders gesagt: solange keine relevante politische Partei zugibt:
    1. die Situation im Ländle ist schechter ist im Vgl. zu anderen Bundesländern
    2. die Vergangenheit war voll von Versäumnisssen und Geklüngel von Politik, Kostenträgern, Ärzeverbänden und Leistungserbringern
    3. es muß radikal umgebaut werden (und das kostet auch Geld!) damit das System nicht komplett den Bach runtergeht


    wird sich an dieser riesigen Problematik nichts ändern

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?


  • Danke!!!



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    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Zitat

    Danke!!!



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    Raphael, was aber wirklich schlimm ist, ist die öffentliche Meinung zu dem Thema. Da ist nämlich keine...
    Auf all die Berichte in den letzten Wochen und Monate habe ich weder einen Leserkommentar gelesen noch davon gehört dass es eine nennenswerte Reaktion aus der Bevölkerung dazu gegeben hätte.
    Wahrscheinlich hätte man dazu schreiben müssen: "die Asylanten sind schuld."
    Mit einem anderen Thema kann sich unser Volk ja momentan scheinbar nicht mehr beschäftigen.



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    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • was aber wirklich schlimm ist, ist die öffentliche Meinung zu dem Thema. Da ist nämlich keine...

    Der normale Bürger interessiert sich auch nicht dafür, wie gut der RD, der KatS, die Polizei oder die Feuerwehr ist. Erst wenn es ihn selbst betrifft, er vielleicht sogar zu Schaden kommt, dann weckt es für eine Zeit sein Interesse. Ist leider so. Mit dem Druck aus der Bevölkerung dürft ihr nicht rechnen. Die sind eher mit sich selbst beschäftigt und rufen erst dann beim RD/FW an, wenn sie erfragen wollen was sie tun sollen, weil sie ihre Frau beim Fremdgehen erwischt haben, eine Maus im Schlafzimmer ist, ein Stück frisches unverdautes Obst sich plötzlich in ihrem Enddarm befindet, der Wasserhahn tropft oder der Zeh seit drei Wochen so komisch zuckt...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Manne:


    Harris NRÜ hat schon sehr viele Grunde genannt.
    Ich darf ergänzen:


    Dieses Forum ermöglicht sehr viele Einblicke über den eigenen Tellerrand hinaus.
    Ich denke, daß dies für die meisten User hier interessant ist.


    Dem normalen Bürger sind aber die unterschiedlichen Verhältnisse im RD schnurz.
    Er interessiert sich für die lokale und regionale Gegebenheit; ggf. ist sogar die Landesgesetzgebung von Interesse.
    Diese wird dem Durchschnittsbürger idR. als "toll", "zukunftsorientiert" und "beispielhaft" vermittelt.


    Ein Mensch aus BaWü muß schon unmittelbar an seiner Landesgrenze wohnen um evtl. auch andere Erfahrungen zu machen.
    Das gilt nicht nur für BaWü.
    Ich als Wiesbadener lebe mit den hessischen Regelungen.
    Sobald ich mit einer kommunalen Buslinie den Rhein überquere komme ich in MZ an...anderes Bundesland, andere Gegebenheiten.


    Wieviele Niedersachsen und Schleswig-Holsteiner pendeln tgl. nach Hamburg?
    In der ländlichen Idylle der Eifel kann ich als Bürger entweder durch die Vorgaben aus NRW oder aus RLP versorgt werden.


    Es ist aber auch eine Tatsache, daß eben nicht alles miteinander vergleichbar ist:
    Mietspiegel sind hier m.E. ein sehr gutes Bsp.
    Görlitz (an der deutsch-polnischen Grenze) ist Partnerstadt von WI.
    Für den Betrag, den ich in meiner Stadt für eine 3-Zimmer-Whg. bezahle würde ich dort ein freistehendes Haus mit mehreren Bädern plus Garten bekommen.
    Ich lebe aber in einem Ballungszentrum mit sehr vielen Vorteilen (auch medizinisch...im Umkreis von 35km habe ich bspw. acht KH mit einer Neurochirurgie) - In Görlitz ist in vielerlei Hinsicht "tote Hose".


    Wir als Insider wissen aber auf jeden Fall, daß es im RD grundsätzlich Optimierungsmöglichkeiten gibt und auf Bundeslandebene und darunter noch viele Baustellen eistieren.
    Die Reihenfolge ist beliebig verlängerbar

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?