BZ: "Ein Feuerwehrmann erzählt, warum er nicht in Uniform zur Arbeit fährt"

  • Man muss aber auch bedenken, dass es mittlerweile Regionen in Deutschland gibt, in denen Uniformträger gerne als Aggressionsziel "auserwählt" werden. Und meine Gesundheit mit Fahrtkosten aufzuwiegen - ne danke.

  • Grundsätzlich wenn eine Situation eintritt, die ein Eingreifen erforderlich macht, sollte der Beamte das mit oder ohne Uniform natürlich tun.


    Jedoch bei der mittlerweile bekannten Aggressions und Missmutssituation gegen Polizei und evtl. Feuerwehr in Berlin würde ich auch lieber Geld bezahlen und die Minuten vor und nach dem Dienst in Ruhe verbringen ohne evtl. wegen meiner Arbeit angemacht zu werden.

  • Im vorletzten RTW-Dienst flog eine Bierflasche knapp an meinem Kopf vorbei. Einsatzstelle Großstadt, sozialer Brennpunkt. Eine Schildkröteneinheit der Polizei musste die Bude stürmen und für Ruhe sorgen. Im letzten Dienst habe ich von einer besoffenen, nur russisch sprechenden Anti-Schönheit ohne Vorwarnung einen auf die Fresse bekommen und zwei Schläge auf meinen Oberkörper. Ohne Grund. Ohne das ich zuvor gepöbelt habe. Ich habe sie einfach nur nicht verstanden, war gerade dabei die traurige Geschichte ihres Daseins auf ein DIVI-Protokoll zu schreiben. Respekt gegenüber meinem Amt als Leitstellenfuzzi oder als Notfallsanitäter habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Am Telefon werde ich jeden Tag beleidigt. Jeden Tag! Und ich trete immer so proffessionell auf wie ich kann, suche keinen Streit bzw. verhalte mich nicht aggressiv, sondern offen und neutral, signalisiere aber auch einen sicheren, führenden, aber freundlichen Auftritt (ich bin halt kein Opfer). Ich fahre übrigens auch nicht mit Dienstkleidung mit den Öffis. Ich habe nämlich auch kein Bock wegen jeden Scheiß angesprochen zu werden. Umsonst Öffis fahren geht als Feuerpatsche hier sowie so nicht. Aber es gibt Job-Tickets für die Angestellten, für einen guten Preis (knapp die Hälfte des normalen Preises). Zu mindestens hier haben die Angestellten mal einen Vorteil gegenüber den Beamten...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wer in seiner dienstfreien Zeit die Privilegien seines Dienstverhältnisses nutzen will, muss auch die damit im Zusammenhang stehenden Pflichten erfüllen.


    Zwischen "Ansprechpartner sein und im Bedarfsfall helfen können" und "sich als Zielscheibe präsentieren" sehe ich schon einen Unterschied - Daher möchte ich für meinen Teil dem hier explizit genannten Feuerwehrmann (und das würde aus meiner Sicht auch Polizisten einschließen) in der heutigen Zeit mit der jetzigen Gesellschaft keine Faulheit unterstellen wollen.

  • Zwischen "Ansprechpartner sein und im Bedarfsfall helfen können" und "sich als Zielscheibe präsentieren" sehe ich schon einen Unterschied - Daher möchte ich für meinen Teil dem hier explizit genannten Feuerwehrmann (und das würde aus meiner Sicht auch Polizisten einschließen) in der heutigen Zeit mit der jetzigen Gesellschaft keine Faulheit unterstellen wollen.


    Das unterstelle ich ihm auch gar nicht.
    Er will nicht "den Streitschlichter spielen" und nicht ständig bei Problemen angesprochen werden. Man kann einem Polizisten oder sonstigem Uniformträger aber nicht ansehen, ob er gerade im Dienst ist oder nicht. Dementsprechend bedeutet: Uniform tragen = für den Bürger ansprechbar sein. Wenn ich in meiner Pause in Dienstkleidung durchs Krankenhaus laufe und mich jemand anspricht, ob ich helfen könne, tue ich das auch. Möchte ich das nicht, muss ich mich umziehen. Selbiges gilt für den Feuerwehrmann/Polizisten/usw. in der U-Bahn.

  • Der Zeitgeist ist ein anderer: Auf der einen Seite ist die Gesellschaft hilfloser, teilnahmsloser und desinteressierter geworden - Auf der anderen Seite aggressiver und verrohter.


    Und generell schwindet die gesellschaftliche Akzeptanz für Uniform-Träger. Ich habe zwar nicht gedient - Aber habe großen Respekt vor jedem Polizisten und Soldaten.

  • Hier geht es aber in erster Linie schlicht und einfach darum, dass er nicht ständig angesprochen werden will. Aber nur Rosinen rauspicken ist halt nicht.
    Entweder Uniform tragen und damit leben oder Ticket kaufen und nicht runheulen.

  • Hier geht es aber in erster Linie schlicht und einfach darum, dass er nicht ständig angesprochen werden will. Aber nur Rosinen rauspicken ist halt nicht.
    Entweder Uniform tragen und damit leben oder Ticket kaufen und nicht runheulen.


    Aber etwas anderes sagt der Mann doch gar nicht!?
    Er trägt keine Uniform mehr und kauft sich ein Ticket.

  • Und muss diese Belanglosigkeit der "Presse" mitteilen.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Was ich mir vor langer Zeit bei wirklich alt gedienten Kollegen abgeschaut habe, je mehr man sich in der jeweiligen Situation dem Milieu anpasst in dem man sich bewegt um so weniger Reibung und Konflikte, gar Aggressionen sind mir gegenüber entstanden. Das bedarf natürlich etwas Gespür und "echter" Empathie, dafür scheine ich ein gewisses Händchen zu haben. Das ist natürlich nicht allgemein und in jeder Situation gültig. Für mich aber eine Strategie die sich bis jetzt ausgezahlt hat.