Revolution im Rettungsdienst Hannover: zwei N-KTW in Dienst genommen

  • Zitat

    (...) das Pilotprojekt ist auf zwei Jahre angelegt. Die Fahrzeuge sollen weniger schlimme Fälle wie zum Beispiel nicht lebensbedrohliche Schnittverletzungen übernehmen. „Wir wollen schauen, ob die Fahrzeuge den Rettungsdienst etwas entlasten können“, sagt Hintz. Die Autos werden ohne Blaulicht und Martinshorn losgeschickt und haben ein Zeitfenster von maximal 30 Minuten, um beim Patienten einzutreffen.


    haz.de


    :applaus:

  • Nun ja, genau genommen müsste man 25 NKTW in Dienst nehmen und die RTW auf 5 reduzieren. Das wird sicher in jeder Großstadt so sein, was die Qualität der Einsätze betrifft.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ja, vollkommen richtig! Und nicht nur in Ballungszentren wäre die Einführung eines BLS- und ALS-Systems überlegenswert. Auf dem Land könnte man so auch den ein oder anderen Engpass aufgrund immer länger Fahrtstrecken wegpuffern.

  • Ja, vollkommen richtig! Und nicht nur in Ballungszentren wäre die Einführung eines BLS- und ALS-Systems überlegenswert. Auf dem Land könnte man so auch den ein oder anderen Engpass aufgrund immer länger Fahrtstrecken wegpuffern.

    Die Frage ist jedoch, ob aufgrund der Auslastung von ALS und BLS Fahrzeugen sich das auf dem Land überhaupt lohnt? Zwei Fahrzeuge bedeuten auch, dass zwei Besatzungen vorgehalten werden müssen. In Hannover werden die NKTW ganz normal wie RTW besetzt, was die Personalqualifikation betrifft. Man spart also nur etwas unterschiedliche Ausstattung. Einen wirklichen Spareffekt sehe ich da zur Zeit nicht. Zusätzlich hatten wir hier im Forum ja schon diskutiert, ob ein reiner RettSan so geeignet ist, um in der (subakuten) Notfallrettung tätig zu werden. Es gibt hier, u.a. auch bei den Praxisanleitern, dazu auch kritische Meinungen, den RettSan eigenverantwortlich in der Notfallrettung einzusetzen, was die Einsätze der NKTW sind. Denn Notfalleinsätze sind die trotzdem, auch wenn diese ohne Alarm gefahren werden und "subakut" sind. Grundsätzlich finde ich die Idee aber sympatisch, ein Drei-Fahrzeugtypen-System einzuführen.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich sehe überhaupt keinen Sinn in den NKTW, es sei denn sie würden abgestuft besetzt werden. Wenn die Besetzung aber gleich zum normalen RTW ist und der einzige Unterschied ist, dass die Fahrzeuge ohne Alarm unterwegs sind und Defi sowie Beatmung ein wenig abgespeckt sind, dan braucht das doch niemand. Da kann man gleich zwei RTW mehr in den Dienst nehmen und hat wenigstens vollwertige Fahrzeuge, sowas kann sich nur ein Schreibtischtäter ausgedacht haben.


    Und welcher NFS/RettAss hat denn eigentlich Lust so ein Fahrzeug zu besetzen, bei dem ich von vorneherein schon weiß, dass alles "subakut" ist ? Da wird die Personalsuche bestimmt auch spannend.

  • Die Frage ist jedoch, ob aufgrund der Auslastung von ALS und BLS Fahrzeugen sich das auf dem Land überhaupt lohnt? Zwei Fahrzeuge bedeuten auch, dass zwei Besatzungen vorgehalten werden müssen. In Hannover werden die NKTW ganz normal wie RTW besetzt, was die Personalqualifikation betrifft. Man spart also nur etwas unterschiedliche Ausstattung. Einen wirklichen Spareffekt sehe ich da zur Zeit nicht. Zusätzlich hatten wir hier im Forum ja schon diskutiert, ob ein reiner RettSan so geeignet ist, um in der (subakuten) Notfallrettung tätig zu werden. Es gibt hier, u.a. auch bei den Praxisanleitern, dazu auch kritische Meinungen, den RettSan eigenverantwortlich in der Notfallrettung einzusetzen, was die Einsätze der NKTW sind. Denn Notfalleinsätze sind die trotzdem, auch wenn diese ohne Alarm gefahren werden und "subakut" sind. Grundsätzlich finde ich die Idee aber sympatisch, ein Drei-Fahrzeugtypen-System einzuführen.


    Gruß


    Am Personal sollte man in keinem Falle sparen!
    Schaut man sich die paramedizinischen Systeme im englischsprachigen Raum an, gibt es dort eine Unterscheidung. In GB z.B. zwischen EMT und Paramedic, entsprechend werden die (identisch ausgestatteten) Fahrzeuge disponiert. In den USA gibt es auch bei den Fahrzeugen eine Trennung in BLS- und ALS-Ambulance bzw. Type I und Type III.
    Für mich stellt sich auch die Frage, was mit dem RettAss passiert. Mir ist jedenfalls noch nicht wirklich klar, was nach der Etablierung des NotSan mit ihm passieren soll - das ist aber vielleicht auch nur an mir vorbeigegangen.
    Für meine Vorstellungen ließe sich mit einer grundsätzlichen Neuordnung mehr Qualität und auch eine bessere Auslastung generieren:


    "Unqualifizierten" Transport: Zwei RettHelf (oder wie auch immer geschultes Personal), welche Pat. angemessen betreuen können, richtige Erstmaßnahmen einleiten können, richtig lagern und Situationen erkennen können. Das für alle Pat. - sagen wir es mal plump - die nur das Händchen gehalten brauchen.
    Krankentransport: Ein RettSan und ein RettAss mit einem N-KTW
    Notfallrettung: Ein RettSan/RettAss und ein NotSan mit einem RTW


    Voraussetzung dafür eine bessere und klare Disposition und natürlich entsprechend befähigtes Personal - vorallem seitens der ärztlichen Leiter.


    Hinsichtlich Kosten ließe sich da schon was tun: Die gesamten Beatmungsgeräte kannst du dir bei Notfall-KTW sparen. Sind schon mal gut 5.000,- - 12.000,- pro Fahrzeug. Das auch, weil das Thema Beatmung ja wohl immer "nachrangiger" wird. Wie oft wird bitte in der Wirklichkeit das Ding aus der Halterung genommen?


    Und ganz nebenbei ist der bei uns als Notfall-KTW/Typ B bezeichnete Fahrzeugtyp in der Urversion der EN1789 eine Emergency Ambulance , also der eigentliche RTW. Was wir als RTW/Typ C nutzen ist eine Intensiv Care Unit.

  • Für mich stellt sich auch die Frage, was mit dem RettAss passiert. Mir ist jedenfalls noch nicht wirklich klar, was nach der Etablierung des NotSan mit ihm passieren soll - das ist aber vielleicht auch nur an mir vorbeigegangen.


    Was soll mit ihm passieren? Er stirbt aus.

  • "Unqualifizierten" Transport: Zwei RettHelf (oder wie auch immer geschultes Personal), welche Pat. angemessen betreuen können, richtige Erstmaßnahmen einleiten können, richtig lagern und Situationen erkennen können. Das für alle Pat. - sagen wir es mal plump - die nur das Händchen gehalten brauchen.
    Krankentransport: Ein RettSan und ein RettAss mit einem N-KTW
    Notfallrettung: Ein RettSan/RettAss und ein NotSan mit einem RTW


    Ich glaube, dass Du da etwas durcheinander bringst. Unqualifizierte Krankentransporte, auch "Krankenfahrten" mit Sondermietwagen (SMW) oder Taxi genannt, brauchen keine medizinische Ausbildung und haben mit dem Rettungsdienst nichts zu tun. Das Problem mit diesen Fahrten ist, dass die privaten Anbieter über Dutzende verschiedene Telefonnummern erreichbar sind und keine bedarfsgerechte Vorhaltung betreiben, sondern sich die Vorhaltung und die Betriebszeiten sich an unternehmerischen Zielen orientiert (Gewinn). Das ist der bedeutsame Unterschied zum Rettungsdienst. Das Problem dabei ist, dass aufgrund des unternehmerischen Handels der Krankenfahrten-Unternehmen der Rettungsdienst oft die Lücke ausbügeln muss. Wenn ein Sondermietwagen nicht verfügbar ist, werden T-Scheine regelhaft auf KTW ausgestellt. Das ist ein Problem, das den Rettungsdienst belastet. Ich würde schätzen, dass ca. 40% bis 60% der Fahrten im qualifizierten Krankentransport, also mit KTW, keine medizinische Betreuung während der Fahrt benötigen. Nun ist aber das Problem, dass immer noch ein Gerichtsurteil wie ein Damoklesschwert über den Rettungsdienst schwebt, da alleine schon unterstützende Maßnahmen der Lagerung, usw., qualifizierte Krankentransporte notwendig machen. Hier sollte mMn angesetzt werden um diese Problematiken zu lösen.


    Für den Bereich des qualifizierten Krankentransportes und der Notfallrettung bleibt zu sagen, dass der RettAss, wie Jörg das schon richtig gesagt hat, aussterben wird. Also was soll mit den RettAss passieren? Es wird sie irgendwann einfach nicht mehr geben. Ein ganz großer Teil ist bereits zu NotSan weiterqualifiziert worden (wie z.B. ich auch). Daher hat die Anzahl der RettAss schon ordentlich abgenommen. Alle anderen werden durch Alter und Studium ohnehin von alleine aussortiert. Sicher, einige wenige bleiben dabei ggf. auf der Strecke. Aber das ist nun halt mal so. Mit dem RettAss zukünftig noch zu planen ist daher nicht zielorientiert.


    Was die Besetzung von Fahrzeugen des Rettungsdienstes betrifft, so haben wir in einem anderen Thread bereits diskutiert, ob die generelle Erweiterung der RettSan Ausbildung Sinn machen würde, oder ob eine Art Zusatzqualifikation für einen RettSan, zum RettSan+ beispielhaft, für den Einsatz in der "Subakut-Rettung" mit einem N-KTW, besser wäre. Ich bin mir da uneins, halte aber den reinen RettSan für die "Subakut-Rettung" nicht geeignet. Dafür fehlt zu viel theoretisches Wissen.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

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  • Völlige Zustimmung, ich kann nur vom Segment der Krankenhausentlassungen aktuell sprechen, aber fast niemand braucht einen qualifizierten KT. Daher wird immer der Patiententransfer bestellt, leider hat der nur sehr eingeschränkte Betriebszeiten oder eine sehr hohe Auslastung und dann fällt der ein oder andere Transport einfach hinten runter, was man dann daran merkt, dass einfach keiner kommt...


    Ende vom Lied, die Station bestellt entnervt einen echten KTW für den Patienten der einen Tragestuhl oder die Trage benötigt und legt dir den T-Schein zum Unterschreiben hin. Du selbst unterschreibst natürlich, weil du 1. deinen Frieden willst und 2. der Patient ja auch nach Hause muss... zack, Fahrzeug aus dem Regelrettungsdienst gebunden, war ganz einfach :-(

  • Gerade ein 12-Kanal-EKG (oder mindestens 4 Kanal und Drucker) halte ich bei einem solchen Fahrzeug für unabdingbar.


    Gerade bei gefühlt subakuten Meldebilddrn wie Schwäche oder Schwindel, Übelkeit etc. habe ich die meisten schweren kardialen Fälle erlebt. Einen AED oder ein EKG ohne Drucker wie den C1 halte ich nicht für sinnvoll.
    Perspektivisch findd ich die Fahrzeuge sicher auch als Weiterqualifizierungsmöglichkeit für RS spannend, wenn man den NotSan durch einen Fortgebildeten "RS+" ersetzt.


    Ich glaube und hoffe dass mittelfristig eine Trennung in ALS/BLS kommen wird.

  • Die Notfallkisten haben ein EKG/Defibrillator an Bord, allerdings nur zur Ableitung von Extremitätenableitungen, kein 12-Kanal-EKG.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.


  • Hinsichtlich Kosten ließe sich da schon was tun: Die gesamten Beatmungsgeräte kannst du dir bei Notfall-KTW sparen. Sind schon mal gut 5.000,- - 12.000,- pro Fahrzeug. Das auch, weil das Thema Beatmung ja wohl immer "nachrangiger" wird.

    Unserer hat sogar das bessere Beatmungsgerät an Bord, da wir mit der Karre auch Intensivverlegungen fahren.
    Ansonsten hat das MZF die genau gleiche Ausstattung wie ein RTW, da das MZF in seinem früheren Leben ein RTW war.
    Der Dienst darauf ist auch sehr abwechslungsreich, da man die gesamte Bandbreite abdeckt von ÄBD Einweisungen bis zum Notarzteinsatz, von der KTW Heimfart bis zur Intensivverlegung.
    Dadurch hat man auch eine höhere Einsatzauslastung, was gerade Tags angenehm ist.

  • Ihr fahrt mit einem gepimpten KTW Intensivverlegungen? So richtige Intensivverlegungen?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Der Hauptteil der Kosten eines RTW sind aber doch die Personalkosten. Wenn man also Geld sparen will, geht das nicht über die Ausstattung, sondern am besten über die Qualifikation des Personals.

  • Nein, mit nem RTW, der ne MZF Kennung bekommen hat.

    Das war missverständlich zu verstehen. Danke.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was würde dagegen sprechen einfach normale KTW einzusetzen?
    Das hätte den Charme, dass auch im Krankentransportbereich Personal ist, das zumindest etwas Notfallerfahrung hat und mir bei einer MANV Lage sinnvoll helfen kann.

    »Wenn das deutsche Volk nur aus den tumben Idioten bestünde, die Angst vor einer Überfremdung und dem Aussterben des deutschen Volkes haben, wäre es ein Segen für die Welt, wenn ihre Ängste berechtigt wären«

  • Laut einer Meldung beim SK Verlag wird der N-KTW mit RS, die eine Zusatzausbildung im Rahmen eines Modellprojekts, besetzt.
    So wird ein Schuh draus



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  • Was würde dagegen sprechen einfach normale KTW einzusetzen?
    Das hätte den Charme, dass auch im Krankentransportbereich Personal ist, das zumindest etwas Notfallerfahrung hat und mir bei einer MANV Lage sinnvoll helfen kann.


    Weil die KTW mit Krankentransporten beschäftigt sind. Die sind quasi nie frei ...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Weil die KTW mit Krankentransporten beschäftigt sind. Die sind quasi nie frei ...


    Es müssen halt zusätzliche Fahrzeuge sein, von mir aus bekommen sie auch eine spezielle Kennung, so dass man sie eindeutig unterscheiden kann. Und wenn man dann auf diesen Fahrzeugen die erfahrenen RS einsetzt, die Ausstattung etwas modifiziert (AED mit Minitor und SpO2, etwas Schienungsmaterial... ) und vielleicht noch eine Woche Ausbildung in systematische Abarbeitung und Dokumentation steckt, dann wird doch ein Schuh draus. Immerhin sollen sie ja "nur" die nicht-kritischen Notfälle bedienen.


    Ach ja, vielleicht nimmt man den KTW wenigstens mit Hochdach.


    Eddy