Exkurs: Ist der RS als Assistent des NotSan ausreichend? Und wenn ja, warum ist er es dann nicht als Assistent des NA?


  • Welche Geräte sind das beispielsweise?

    Beatmungsgeräte in diversen Ausführungen (Herr Milton, Oxylog 3000/2000+, Medumat Transport). Dem gemeinen Feld-,Wald- und Wiesen-RS sagen ja noch nicht mal die Abkürzungen der Beatmungsformen was.


    EKGs, die immer komplexer werden. Den Pacer korrekt zu bedienen können die wenigsten RS.
    Arterie nullen noch weniger.


    Videolaryngoskop: Trotz Einweisung war man gerade nicht in der Lage, die Spatel trotz Aufdruck zu unterscheiden.....


    Spritzenpumpen, am besten noch für 2 Spritzen. Schrecken von vornherein ab.


    Beckenschlingen, Tourniquet, etc......


    Bei uns ist das NEF regelmäßig zuerst vor Ort, da RTW von Auswärts oder mit verzögerter Anfahrt.


    Die durchschnittliche "Berufserfahrung" von 70 % unserer RS liegt unter einem Jahr.


    Das kann nur in die Hose gehen.


    Strukturiertes Einarbeiten geht nicht, wird von den Kassen nicht refinanziert. Die RS müssen ab dem ersten Tag nach Prüfung volles Besatzungsmitglied sein. Das ist RD in Baden Württemberg.

  • Nochmal: Mir ist das NEF mit RettAss oder NotSan als Fahrer auch lieber. Aber ich glaube einfach, dass wir dafür in Zukunft vielleicht nicht genügend Personal haben werden. Und dann finde ich die Lösung mit einem RS als Fahrer des NEF besser, als RTW still zu legen.


    Aber wenn genügend NoSan zur Verfügung stehen können diese gerne auch das NEF besetzen.


    Eddy


    Nein da muss ich dir widersprechen: ...wenn genügend NoSan zur Verfügung stehen müssen diese das NEF besetzen.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Welche berufspolitischen Gefahren siehst du hier konkret?


    Abwärtsgruppierung der restlichen RAs auf RS Niveau..


    dass dann wieder aus der Ausnahme der Regelfall für lange Zeit wird...


    dass den gegenwärtigen Bestrebungen die RS Ausbildung anzuheben entgegen gewirkt wird...

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."


  • Nein da muss ich dir widersprechen: ...wenn genügend NoSan zur Verfügung stehen müssen diese das NEF besetzen.


    Also nochmal, da ich mich wohl doch zu undeutlich ausdrücke:


    Mir ist es auch am liebsten, dass wir auch in Zukunft so viel Fachpersonal haben werden, dass alle vorhandenen RTW-Schichten und auch alle NEF-Fahrerdienste verbindlich und immer mit RA/NotSan besetzt werden können. Dafür muss auch berufspolitisch alles gemacht werden, dass dies klappt. Das soll dann so auch im Gesetz stehen.


    ABER:


    Wenn alle ernsthaften Anstrengungen doch nicht gereicht haben, was machen wir dann?


    Lassen wir dann lieber RTW-Schichten ausfallen, oder überlegen wir, ob der NEF-Fahrer auch nur RS sein kann? Das ist doch das Ziel dieser parlamentarischen Anfrage. Zu klären, ob dafür die Qualifikation RS ausreichend wäre.


    Eddy

  • Wer ist denn „man“? Nur weil dieselben drei Leute hundert Mal das Gleiche fordern, ist das noch lange keine allgemeine Forderung „des Forums“.


    Man sind in dem Fall sicher mehr als drei Leute. Das kann man in betreffenden Themen ganz gut nachlesen. Gerade den großen Dissens des überdurchschnittlich informierten Fachpublikums hier finde ich halt zynisch. Ich hoffe, ich habe es dir nun genau genug erklärt.


    Eddy: Wenn man zu wenige RA und zu viele RS hat, könnte man RTW ausfallen lassen und stattdessen KTW besetzen - und beide Fahrzeuge bestimmungsgemäß einsetzen. Das kann man vielerorts sehr, sehr lange machen, bis man an das NEF überhaupt denken müsste.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Eddy: Wenn man zu wenige RA und zu viele RS hat, könnte man RTW ausfallen lassen und stattdessen KTW besetzen - und beide Fahrzeuge bestimmungsgemäß einsetzen. Das kann man vielerorts sehr, sehr lange machen, bis man an das NEF überhaupt denken müsste.


    Das ist korrekt. In der ganzen Diskussion wird ja auch gar nicht berücksichtigt, dass es auch bei weitem nicht genügend RS gibt, insofern würde man ja nur ein Loch stopfen, in dem man ein anderes noch größer macht. Aber die Situation spitzt sich gerade auch hier vor Ort so weit zu, dass es keine einfachen Lösungen geben wird. Personal fällt so oder so nicht vom Himmel und es wurde einfach viel viel viel zu lange nichts getan. Und jetzt wird immer noch mehr gejammert, als das gehandelt wird. Und damit meine ich nicht die User dieses Forums.


    Eddy

  • Man kommt dann nur leider immer wieder schnell zu dem Punkt, dass man so furchtbar viele Rettungssanitäter nun auch wieder nicht hat bzw. findet.


    Ich hatte das sehr wohl schon in meiner Argumentation angeführt...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich habe eine ganz andere Wahrnehmung. In meinem Bereich gibt es sehr viele RS, mehr als man eigentlich benötigt. Jedes Jahr verlassen eine Handvoll RS den Kreis um wo anders zu arbeiten, da hier die RS Stellen voll sind. Dabei handelt es sich überwiegend um ehemalige FSJler welche im KV ausgebildet wurden.
    Und ein RS Mangel kann ich formal gesehen nach 3 Monaten abstellen - wenn man möchte.

  • Ich habe eine ganz andere Wahrnehmung. In meinem Bereich gibt es sehr viele RS, mehr als man eigentlich benötigt. Jedes Jahr verlassen eine Handvoll RS den Kreis um wo anders zu arbeiten, da hier die RS Stellen voll sind. Dabei handelt es sich überwiegend um ehemalige FSJler welche im KV ausgebildet wurden.

    Ich glaube, dass das regional unterschiedlich sein kann. Wir haben beispielhaft kaum, naja eigentlich überhaupt keine FSJ/BFD. Daher auch keinen Überschuss.


    Und ein RS Mangel kann ich formal gesehen nach 3 Monaten abstellen - wenn man möchte.

    Dazu muss man aber auch erst geeignete und dazu gewillte Personen finden. Wir mussten hier in meiner Ecke die letzten 12-24 Monate kämpfen um genug zu finden, die das wollten und die den RettSan auch geschafft haben. Ohne die Wartesemester bei den zukünftigen Studenten wäre das nichts geworden. Aber das Problem ist damit nur verschoben, weil es großer Teil davon frische Abiturienten waren (sind).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ja, das ist regional sehr unterschiedlich. Ich dachte bis zu einem anderen Beitrag hier in einem Thema, dass es bei uns besonders wenige sind. In SH wird nur in sehr eingeschränkten Ecken mit dem Ehrenamt gearbeitet, FSJler sind auch selten im RD und die meisten großen Anbieter haben bis vor einiger Zeit keine Rettungssanitäter (200 / E) beschäftigt, sodass die Jobs überwiegend im weniger attraktiven Bereich der privaten Krankenbeförderung zu finden waren. Obendrein gab es weit weniger Plätze um die 200 Einsätze - jetzt 100 Notfälle - sammeln zu können, da dies von den meisten Anbietern ohne RS auch nicht recht angeboten wurde. Schließlich werden die Praktikanten gemäß der meisten Tarifverträge auch entlohnt und das lohnt sich defakto nur, wenn man sie auch übernehmen möchte. Ergo gab es weniger RS als man ad hoc einstellen wollte und damit einen Mangel. Dafür wäre der NotSan / RettAss Mangel weit weniger dramatisch, wenn man die möglichen RS Stellen wirklich mit RS besetzen könnte.


    Und das Ausbilden von RS hat ein Problem. Der RS ist einfach kein Ausbildungsberuf und das nimmt ihm viel Attraktivität. Es gibt hier wenige Programme mit finanziertem Kurs und Führerschein, sodass für eine recht geringe Qualifikation viel selbst aufgewandt werden muss. Obendrein ist es für die allseits verteufelten Studienwarter weit weniger attraktiv RS zu werden im Vergleich zum früheren RA bzw. anderen medizinischen Ausbildungsberufen. Wer auf das Auswahlverfahren der Hochschulen zielt, wird eher eine vollwertige Ausbildung benötigen, weil nur die relevant Bonuspunkte bringt. Wer auf Wartezeit setzt hat genug Zeit für zwei Vollzeitausbildungen und wird eher eine machen und Berufserfahrung sammeln wollen. Den Warter, der glaubt, dass er nach 2 Jahren drin ist und nur ein bisschen Geld verdienen will und die Zeit mit ein paar Erfahrungen rumkriegen ist ausgestorben oder hat das System so gar nicht verstanden. Und als Langzeitperspektive bewirbt man sich deutlich eher auf eine Notfallsanitäterausbildung als auf einen RS Kurs, und wenn man die nicht bekommt, bleibt immer noch RS oder eben eine andere (medizinische) Ausbildung oder der Weg über eine Berufsfeuerwehr mit Rettungsdienst. Zu guter Letzt haben die Schulen ja auch gut zu tun und kriegen nicht endlos zusätzliche Kurse auf die Beine gestellt.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Also ich sehe denn RS mittelfristig nicht mehr als ausreichend auf dem RTW an. Diese Ausbildung sollte dringend auch auf eine mindestens einjährige Ausbildung aufgestockt werden. Ähnlich dem EMT in den USA... Da sollte man berufspolitisch hinwirken Oder aber sogar auf zwei NotSan auf dem RTW und einer als Fahrer des NEF. Und dann als weiteren Schritt den Notfall-Master oder Ingenieur als ersten auf dem RTW. So müssen die richtigen Visionen aussehen. Nicht in die andere Richtung...

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Der EMT-B ist in den meisten Bundesstaaten ausbildungstechnisch deutlich unter dem RS angesiedelt, nur so als Einwurf.


    Auch UK setzt mit dem Ambulance Technician und z.T. 9 Wochen medizinischem Training auf sehr niedrig qualifizierte Kräfte.

  • Die Vision muss so aussehen, dass man ein Team zusammenstellt welches dem Patienten bestmöglich hilft. Ich finde der RS soll grundsätzlich genau so bleiben wie er ist (mit der Möglichkeit von Modularen Fortbildungsveranstaltungen im HA).


    Außerdem sollte die Vision so aussehen, das wir die Autos mit dem Personal schicken die ein Pat. braucht.


    Und Manne, deine Vision müsste Folgerichtig lauten: RTW Doppel NotSan, NEF Doppel NA Besatzung.



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  • Für was braucht es 2 NFS auf dem RTW? Das ist Perlen vor die Säue! Ich fände es gut, analog zum schweizer Transportsanitäter, dass es eine einjährige Ausbildung für den RS gibt.


    Ansonsten finde ich auch gut, dass der NFS weniger angehende Med. Studenten anzieht.

  • Also ich sehe denn RS mittelfristig nicht mehr als ausreichend auf dem RTW an. Diese Ausbildung sollte dringend auch auf eine mindestens einjährige Ausbildung aufgestockt werden. Ähnlich dem EMT in den USA... Da sollte man berufspolitisch hinwirken Oder aber sogar auf zwei NotSan auf dem RTW und einer als Fahrer des NEF. Und dann als weiteren Schritt den Notfall-Master oder Ingenieur als ersten auf dem RTW. So müssen die richtigen Visionen aussehen. Nicht in die andere Richtung...

    „Die“ EMT-(Basic)-Ausbildung in den USA hat ca. 160 bis 180 Stunden.

    Views and opinions are my own.


    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Ich finde es immer wieder fragwürdig, dass ein RS als Assistent des NotSan ausreichen soll, als Assistent eines Notarztes aber nicht?

    Die generelle Verwendung einer Person die auf dem Papier die Anforderungen RS + entsprechender Führerschein erfüllt, halte Ich auch auf dem RTW für fragwürdig. Hatte leider in letzter Zeit immer wieder Kollegen als Fahrer auf dem RTW, die zwar den RTW mit wenig Umweg und wenig Schaden von A nach B bringen, aber ansonsten wenig Hilfe waren.


    Für den erfahrenen RA/NFS wie auch NA ist das dann weniger ein Problem. Für den unerfahrenen umso mehr. Wenn man nun bedenkt, dass ein NEF (bei korrekter Indikationsstellung) deutlich mehr kritisch kranke Patienten sieht als ein RTW, finde Ich es schon korrekt zumindest das NEF mit RA/NFS als Fahrer zu besetzen.


    Für mich ist das Ganze auch eine Frage der Betrachtungsweise. Sehe Ich den Notarztdienst bzw den kompletten Rettungsdienst als Transportdienstleistung, kann Ich mir unerfahrene Hilfskräfter eher leisten als wenn Ich den Notarztdienst als präklinische Intensivmedizin respektive den Rettungsdienst als präklinische MEDIZINISCHE Dienstleistung sehe. Dann brauche ich adäquat ausgebildetes und entsprechend erfahrenes Personal. Und in weiterer Folge natürlich auch entsprechend ausgebildete Notärzte und einen sinnvollen Indikationskatalog für die jeweiligen Rettungsmittel...

  • EMT-B fahren in den USA alles, variiert stark von Staat zu Staat und County zu County. Grundsätzlich können EMT-B reine Transport-Ambulances analog KTW besetzen, eigenverantwortlich einen BLS-RTW stellen und auf einer ALS-Ambulance als Fahrer eingesetzt werden. EMT-I sind kaum verbreitet. Das ist aber doch off topic, können wir gerne per PM oder separat fortführen, falls gewünscht.

  • In meiner Wahrnehmung steht und fällt sehr vieles mit Erfahrung. Aus meiner Sicht hapert es bei den RS meist an zwei Dingen a) Einarbeitung und b) Erfahrung. Ein gut eingearbeitet RS der eine gewisse Erfahrung hat ist in meinem dafürhalten durchaus geeignet als Fahrer des RTW eingesetzt zu werden. Gerne kann sich dieser RS auch Modular noch weiterbilden um ein exzellenter Partner des NotSan zu werden. Habe ich ja hierschon beschrieben.