Spiegel Online: " Personalnotstand - Spahn fordert bis zu 3000 Euro im Monat für Pflegekräfte"

  • Im internationalen Vergleich müsste in Deutschland der Pflegeschlüssel um 150% angehoben werden.
    Das ist nicht nur über das Gehalt zu schaffen, wäre aber ein Anfang.

  • In der Tat relativ kompliziert und Geld ist nur eine und vllt nicht mal die wichtigste Stellschraube. Oft wird Schweden als gutes Beispiel in der Pflege genannt. Bessere Ausbildung, mehr Gehalt, besser organisiert...aber wirklich glücklicher sind die Damen und Herren dort trotzdem nicht. Siehe hier.

  • Oder aber die Schließung von Stationen bis der entsprechende Personalschlüssel eingehalten werden kann. Damit würde sich die Attraktivität des Berufs erhöhen.

    Das würde die Versorgungsstrukturen in den Kliniken noch mehr an die Wand fahren. Komm mal vorbei und schau in unseren täglichen IVENA-Wahnsinn rein. Pflege: Pflegebedürftige haben es bereits heute schon schwer einen Heimplatz oder auch nur einen ambulanten Pflegedienst zu bekommen. Das ist in den letzten Wochen auch mehrmals in den Medien zu finden gewesen. Auch hier würde es das Problem noch verstärken. Letztendlich müssen die Stationen sowieso irgendwann geschlossen werden, wenn kein Personal mehr da ist. Das passiert ganz von selbst, ohne das man noch was dazu tun muss.


    Mehr Geld ist sicher nicht verkehrt, was hier sicher vor allem auf die Pflegeheime zutrifft. Personal in Krankenhäusern wird in der Regel besser bezahlt (Tarifverträge). Genau so wie im Rettungsdienst müssen jedoch auch in der Pflege die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Auch ich habe die Pflege verlassen - nicht ohne Grund (oder besser: Gründe). Die Frage ist jedoch, wo man so viel dreijährig ausgebildetes examiniertes Pflegepersonal herbekommen möchte? Gezielte Zuwanderung von Fachkräften ist sicher nicht so falsch. Aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung (und Berichten aus meinem Bekanntenkreis), dass das nicht immer die Lösung ist. Hier ist man schon einige Male mit Ärzten auf die Schnauze gefallen, die außerhalb der EU studiert haben (Afrika oder arabischer Raum). Man sollte daher genau überprüfen, was man sich da einkauft. Die Qualität darf darunter nicht leiden. Als Nächstes sollte man überlegen, ob immer voll examinierte Pflegekräfte vonnöten sind? Eine dreijährig ausgebildete Krankenschwester muss nicht (zwingend) Betten machen, Patienten waschen oder Essen servieren bzw. abräumen. Sie sollten sich auf die fach-pflegerischen Inhalte konzentrieren, während die Grundpflege zum größten Teil von Pflegehilfskräften (die ein- bis zweijährig ausgebildeten) und Stationsassistenten übernommen werden sollte. Das verhält sich hier ähnlich wie mit der Aussage im Rettungsdienst: Auf dem NEF fährt man ja auch nicht mit zwei Notärzten los, daher braucht ein RTW auch keine zwei NotSan. Ja, da ist was dran. Gilt auch für die Pflege.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Mehr Geld ist sicher nicht verkehrt, was hier sicher vor allem auf die Pflegeheime zutrifft.

    In diesem Zusammenhang muss man aber auch noch beachten, dass die Pflegebedürftigen und die Angehörigen schon jetzt unter einer enormen Kostenlast für die Pflege leiden. Mehr Geld bedeutet auch gleichzeitig ein Anstieg der Pflegekosten und wahrscheinlich auch der Beitragssätze bei den Sozialabgaben in der Gehaltsabrechnung. Das muss irgendwie auch noch bezahlbar bleiben. Nur wie machen?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Weder die Angehörigen noch die Steuerzahler zahlen zu wenig. Die Beiträge müssen sich auch in Qualität umsetzen, die privaten Pflegeträger machen Millionen-Gewinne. Nicht Umsatz, sondern Gewinne. Ein Intensivpflegeplatz kostet 6000€ im Monat, je mehr die Angehörigen verdienen, desto mehr müssen sie davon tragen. Kenne einen Fall eines mit-30iger Motorradunfalls. Die ganze Familie legt zusammen um die 3000€ im Monat für einen Pflegeplatz zu bezahlen. Der ist dann 200km entfernt und als Person mit grober Pflegeahnung würde ihn niemals nicht-dienstlich betreten. Maximal verkeimt, Dekus, ständig wechselndes Personal, fragwürdigsten Ärzte etc. etc.

  • Das Beispiel war langfristig. Intensivpflege für Patienten die nicht zu Hause geführt werden können, d.h. in der Regel mit einer Form von Beatmung, Absaugbereitschaft, PEG-Ernährung etc. Nicht immer komatös oder invasiv beatmet aber eben pflegeaufwändig. Neulich auf einer langen Verlegung mit so einem Patienten und einer der Pfleger hat begleitet. Sehr interessant was er alles berichten konnte. Einer seiner Patienten ist bereits seit 18 Jahren in der Einrichtung, hält den Rekord. Der Durchschnitt liegt aber bei unter 2 Jahren.


    Genauso wie die normalen Seniorenbetreuung wird sich ja auch die intensivpflege weiter in spezialisierte Zentren und nach Hause verlegen. Zum wohle der Patienten und der Angehöhrigen. Was ja "Plege" so vielfältig und komplex macht. Pflege im Krankenhaus ist anders als im Seniorenheim, im Seniorenheim anders als im betreuten wohnen und in der Tagespflege. Im Intensivpflegezentrum anders als in der 24h Plege in der Patientenwohnung etc. etc.


    Alle Missstände mit einem Drehen an der Gehaltsschraube zu lösen ist für mich eher ein Zeichen den ganzen Komplex der "Pflege" nicht wirklich begriffen zu haben...und das unterstelle ich nun mal unserem lieben Herrn Gesundheitsminister, von dem wirklich keiner weiß warum gerade er dieses Ressort führt^^

  • Er ist Minister geworden, um ihn ein bisschen "ruhig" zu stellen. Einer der größten Merkelkritiker in der CDU. Vielleicht auch der Versuch, ihn stolpern zu lassen und somit aus dem Weg zu schaffen... Herr Seehofer machts ja vor. Wer weiß.


    Ich kann mir aber vorstellen, dass es nicht unbedingt die Fachkenntnis braucht, um Minister zu sein, dafür gibt es ausreichend Ministerialbeamte, die Vorlagen zuarbeiten und die Richtung markieren.
    Wichtiger scheint mir Vernetzung, Durchsetzungsvermögen und Führungsqualität, um den Ministerposten zu bedienen. Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Spahn da durchaus der richtige Mann ist, diesbezüglich. Letztlich steht und fällt aber sicherlich das Ganze mit dem persönlichen Engagement und Bezug zum Gesamtthemenkomplex. Ob er den letztlich hat...

  • Phillip Rösler ist Arzt und hat als Gesundheitsministerium genauso viel Mist verbrochen. Man muss sich keine Illusionen machen, das Ministerposten irgendwie mit Fachkompetenz zusammenhängen.

  • Die Frage ist ja auch, wie weit man sich austoben kann? Man kann fachlich ja noch so gut geeignet sein, wenn einem doch die technischen (oder finanziellen) Mittel fehlen, schafft man trotzdem nicht viel.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Jein. Das Budget wird ja im Haushalt verhandelt. Da muss man sich auch reinhängen, gut argumentieren und auch mal laut werden. Kommt eben auch drauf an, wie man sich als Minister reinhängt bzw. wieviel grobe Ahnung man über seine Baustellen hat. Man kann schon argumentieren, dass wir im Sektor Gesundheit viele, große und gefährliche Lücken haben. Dann kanns auch mal nen Panzer weniger geben und ein Kleinstadtkrankenhaus bleibt noch n paar Jahre länger offen. Der Haushalt steht seit Jahren auf Bilanz 0, eigentlich sogar drunter weil wir Schulden abbauen. Is ja auch schön, wenn es nicht lebenswichtige Infrastruktur zu retten gebe^^


    Aber es gehen nun mal nicht alle Senioren wählen, Pflegefälle auch nicht, die zig Pflegehelferdamen ohne deutschen Pass dürfen nicht. Politiker sind privat versicht, bekommen Pension statt Rente, werden im Zweifel in der NA schnell durchgeschleußt damit der nervige VIP schnell wieder weg ist. Ihre Angehörige sind in den guten und nicht normalen Heimen untergebracht. So viele Alltagsprobleme gehen an Politikern vorbei, weil sie oft schon als welche geboren werden. Die meisten Politiker sind Kinder von Politiker. Um als Direktkandidat in den BT zu kommen muss man viel Geld und Zeit in den Wahlkampf stecken und Beziehungen haben. Geht als Pflegekraft nicht.


    Typisch deutsch, das Problem erst dann anzugehen wenn es an die Wand gefahren ist. Ist ja auch nicht so, dass nicht auch im RD zig tausend Leute fehlen, Hilfsfristen nicht gehalten werden oder im Zweifel mal die Feuerwehr aus dem Umland kommen muss wenns brennt, weil die eben in der Stadt Rettung fahren muss. Wir werden noch erleben wie es irgendwann ordentlich kracht und man dann voller Aktionismus versucht alle Probleme gleichzeitig zu lösen^^

  • Jein. Das Budget wird ja im Haushalt verhandelt.

    Sicher, aber wenn er das nicht bekommt, dann kann er trotzdem nichts machen. Bei der Feuerwehr gibt es dazu ein Sprichwort: Technik ohne Taktik ist sinnlos, Taktik ohne Technik ist hilflos...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Phillip Rösler ist Arzt und hat als Gesundheitsministerium genauso viel Mist verbrochen. Man muss sich keine Illusionen machen, das Ministerposten irgendwie mit Fachkompetenz zusammenhängen.


    Jein.
    Er war in der (steuerzahlerfinanzierten) Facharztausbildung bei der Bundeswehr und hat diese abgebrochen.
    Dann beschloss er Politiker zu werden.
    Heute darf er seine Thesen zur Wirtschaft verbreiten und ist in einem chin. Mischkonzern tätig

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Naja , im Gegensatz zu Herrn Spahn hat Herr Rößler aber zumindest in der Tätigkeit als Arzt mal ein Krankenhaus von innen im Regelbetrieb gesehen. Das macht ihn für mich zwar nicht zwangsläufig zu einem guten Gesundheitspolitiker, ich würde aber unterstellen, dass er der Materie damit näher ist als ein gelernter Kaufmann mit Politikstudium, der der Pharmaindustrie als Lobbyist nahesteht.


    Aber da wir in den Krankenhäusern die „Macht“ an die Kaufmänner vergeben haben, ist es nur folgerichtig, das auch in der Polizik zu tun.


    Jein.
    Er war in der (steuerzahlerfinanzierten) Facharztausbildung bei der Bundeswehr und hat diese abgebrochen.
    Dann beschloss er Politiker zu werden.
    Heute darf er seine Thesen zur Wirtschaft verbreiten und ist in einem chin. Mischkonzern tätig


    Was soll das „steuerzahlerfinanziert“ in diesem Zusammenhang bedeuten?

  • Es ist für mich schon ein wenig amüsant, wenn die politische Vertretung der Unternehmer, Freiberufler und derjenigen die in allen möglichen Gesellschaftsbereichen "zuviel Staat" sehen ausgerechnet eine akademische Karriere bei der Bundeswehr beginnen.


    Nach meiner Beobachtung sind privatfinanzierte Universitäten bevorzugt da vertreten wo es kaum Geld für die Forschung und Entwicklung benötigt; also bspw. Jura und Wirtschaft.
    Für "teure" Naturwissenschaften sollen andere zahlen... :pfeif:

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • In diesem Zusammenhang muss man aber auch noch beachten, dass die Pflegebedürftigen und die Angehörigen schon jetzt unter einer enormen Kostenlast für die Pflege leiden. Mehr Geld bedeutet auch gleichzeitig ein Anstieg der Pflegekosten und wahrscheinlich auch der Beitragssätze bei den Sozialabgaben in der Gehaltsabrechnung. Das muss irgendwie auch noch bezahlbar bleiben. Nur wie machen?

    wenn man aber bedenkt, dass die größten Betreiber von Alten- und Pflegeheimen nicht etwa die Wohlfahrtsverbände oder kirchlichen Träger sind, sondern Konzerne, die u.a. von amerikanische und britischen Hedgefonds Investments bekommen, sollte klar sein, dass hier Geld verdient wird. Und zwar zu Lasten des Personals, das eingespart wird. Es sollte daher ohne Zusatzkosten möglich sein, Tarif zu zahlen und Personal einzustellen. Nur werden die Geldgeber damit ein Problem haben. Ist politisch aber so gewollt, als man den Gesundheitsbereich privatisiert hat. Kam mal ein Bericht im BR, in dem gezeigt wurde, dass mit der Pflegeversicherung als sichere Einnahmequelle um Geldgeber geworben wurde.

  • Hast Du da zufällig noch einen Link dazu? Würde mich interessieren, die Reportage.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hast Du da zufällig noch einen Link dazu? Würde mich interessieren, die Reportage.

    War, glaub ich, letztes Jahr oder im Frühjahr. Hab (noch) nichts gefunden. Dafür aber einen Bericht des Deutschlandfunks, mit einer ähnlichen Aussage:



    www.deutschlandfunk.de/reiz-fuer-investoren-renditeobjekt-pflegeheim.769.de.html?dram%3Aarticle_id=393481