OVG Magdeburg: Erzieherinnen müssen Notfallmedikamente geben

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    Auch ein guter Punkt, hier aber vermutlich nicht zutreffend da es ja bereits ein gleichlautendes erstinstanzliches Urteil des Verwaltungsgerichtes Halle gab. Wenn das ein Urteil zur Erlangung höherer Rechtssicherheit gewesen sein sollte, wäre der Schritt eins höher zum Oberverwaltungsgericht ja irgendwie Makulatur...

    Ob sinnvoll kann man sicher diskutieren. Sie haben den Rechtsweg aber komplett ausgeschöpft.


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  • Also abgesehen davon dass diese Fahrstuhlschlüssel-Begründung lächerlich ist, kann die Integration von Kindern deren Behinderung ausschliesslich die Motorik betrifft (lies: Hals aufwärts kein Unterschied zu allen andern Schülern) doch wirklich nur am Willen (auch dem Willen der Geldgeber) scheitern.
    Bei Kindern mit Einschränkungen der Sensorik (Hör- oder Sehbehinderung) wird es zwar schwieriger aber auch nicht unmöglich, da ja das was im Unterricht eigentlich zählt bzw zählen sollte, nämlich das was Schultern aufwärts passiert uneingeschränkt ist. Zur Integration von Schüler*innen mit geistigen Einschränkungen erlaube ich mir kein Urteil was ich nur kurz begründen müsste.




    (Disclaimer: Ich hoffe meine Unterscheidung in Kindern mit Einschränkungen des Geistes, der Motorik oder der Sensorik ist soweit klar, dass es rein der Argumentation dient und keinen der betroffenen Menschen ausgrenzen soll.)

  • Das sollte der Auftrag sein. Art 24 der UN-BRK sieht eine gleichberechtigte Teilnahme am Unterricht vor. Eine Ausgrenzung oder Ablehnung wegen fehlender Fahrstuhlschlüssel darf nicht vorkommen.


    Jein. Man hat ein Recht auf zielgleiche Beschulung an einer Regelschule. Aber nicht an einer bestimmten. Das heißt, der Schulträger kann sich durchaus darauf beschränken, nur einzelne Schulen pro Bereich barrierefrei zu gestalten.
    Aber jetzt sind wir schon ziemlich weit vom Thema weg.

  • Als Vater werfe ich -ohne den Kasus, der dem ganzen hier zugrunde liegt, en detail zu kennen- auch mal in den Raum, ob ich mein Kind, welches mit hinreichender Wahrscheinlichkeit auf die eine oder andere doch zumindest komplexere Hilfeleistung angewiesen ist, guten Gewissens auf eine Schule schicken würde, die sich offenbar mit Händen und Füßen gegen die Sicherstellung dieser Versorgung wehrt.


    Ist aber nur ein Gedanke.
    Ich weiß dass es drölf Gründe geben kann, warum es diese Schule sein musste...

  • Zitat

    Diese Rechtssicherheit bestand auch vorher.


    Nun ist zum Glück klar, dass sie sich strafbar machen, wenn sie die Medikamente nicht verabreichen.

    Richtig. Und wenn das Personal unsicher ist, muss es durch den AG geschult werden.


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  • Das entscheiden zum Glück keine Verwaltungsgerichte, aber ansonsten ... ja.


    Dann wären die Entscheidungen zwar peinlich korrekt, aber Ihr würdet mit dem ganzen Kram nicht hinterherkommen :biggrin_1:

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • Wenn man Artikel über Pädagogen an Kitas und Schulen liest, geht es eigentlich meist um eine Sache: Dass die Belastungen steigen, die Klassen im größer werden, Erziehung, Integration, Inklusion und Wertevermittlung geleistet werden soll, alles aber bitte immer fair und sachlich. Dass jedes Kind doch bitte individuell nach seinen Fähigkeiten gefördert werden soll, aber bitte auch ja nicht zu sehr unter Druck stehen darf, etc.


    Unterm Strich: Pädagogen pfeifen aus dem letzten Loch und werden dafür teilweise auch noch ziemlich schlecht bezahlt. Das wiederum kriegen wir ja mit, wenn diese mal für ihre Rechte eintreten und ihre Arbeit niederlegen und verzweifelte Eltern im Fernsehen bekunden, dass die das noch nicht einfach machen können.


    Naja, in so einer Atmosphäre muss man sich nun vorstellen, dass man selber Erzieher ist, es eigentlich alles schon viel zu viel wird und eine Besserung nicht in Sicht ist. Und dann heißt es auf einmal: Hey, da kommt jetzt (noch) ein ein krankes Kind in deine Gruppe, da kommt es eventuell zu lebensbedrohlichen Anfällen oder potentiell tödlichen, allergischen Reaktionen. Aber da musst nur einfach nur zwei Medikamente geben. Und dann sagt sich der Erzieher oder aber auch sein Chef: Das jetzt auch noch? Jetzt reichts.


    Wenn man sich dann vielleicht in Ruhe hingesetzt hätte ... mit dem Eltern, dem Kind, dem Erzieher, vielleicht auch einem Arzt und das mal in Ruhe durchgesprochen hätte, wäre das Thema vielleicht gar nicht so hochgekocht. Zumindest wäre das der Weg gewesen, den ich eingeschlagen hätte. Dass sowas wieder vor Gericht landen muss, finde ich genau so symptomatisch für das heute Anspruchsdenken.


    Ich kenne nicht mehr Details zu dem Fall, als aus dem Artikel. Aber grundsätzlich versuche ich immer Verständnis für alle Streitparteien zu haben. Warum könnten sie es ablehnen, warum die Eltern klagen, etc.


    Wenn dann natürlich zufälligerweise maxx gerade der Papa von dem Kind ist und mir vorwirft, ich wäre ein feiger Versager, während ich einfach nur jeden Tag versuche, allen Ansprüchen gerecht zu werden und alles unter einen Hut zu kriegen, dann bin ich wiederum ganz schnell geneigt, kein weiteres Gespräch mehr zu führen.


    Es würde uns allen - auch dir maxx - gut tun, wenn wir mal wieder etwas leiser miteinander reden könnten. Es ist jetzt der x-te Thread, in dem du mit einer riesen Bugwelle ankommst und in diversen Beiträgen zurück ruderst.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

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  • Zitat


    Naja, in so einer Atmosphäre muss man sich nun vorstellen, dass man selber Erzieher ist, es eigentlich alles schon viel zu viel wird und eine Besserung nicht in Sicht ist. Und dann heißt es auf einmal: Hey, da kommt jetzt (noch) ein ein krankes Kind in deine Gruppe, da kommt es eventuell zu lebensbedrohlichen Anfällen oder potentiell tödlichen, allergischen Reaktionen. Aber da musst nur einfach nur zwei Medikamente geben. Und dann sagt sich der Erzieher oder aber auch sein Chef: Das jetzt auch nicht? Jetzt reichts.


    Man muss sich auch vor Augen führen, dass es einfach Menschen gibt, die (aus welchen Gründen auch immer) Angst vor der Pennutzung haben. In meiner RettAss Klasse waren Mitschüler, denen die erste BZ Messung Überwindung gekostet hat und das waren Menschen, die das als Beruf machen wollten.
    Sollte die Angst dann größer als die Bindung zum AG werden, bekommt dieser ein Problem. Und der Fachkräftemangel bei den Erziehern ist aktuell größer als bei den Pflegekräften oder RD (Anspruch auf Betreuungsplatz, Betreuungsschlüssel Erzieher-Kinder, streitbare Eltern).
    Daher muss man die AN mitnehmen. Evtl. auch durch Schulungen o.ä.



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  • Ganz offen gefragt: Was spricht gegen eine entsprechende Nachschulung der betroffenen Personals?
    Also an meiner damaligen Schule eine Allergikerin mit Notfallset eingeschult wurde, wurden auch die Lehrerschaft in einem Eintageskurs von einem Arzt geschult.
    Bei solchen dauerhaften Massnahmen der Behandlungspflege wie der Diabetestherspie mag ich mir eher Schwierigkeiten vorstellen. Aber bei Notfallmassnahmen bei denen zwei Medikamentengruppen unterschieden werden müssen, verstehe ich zumindestens den Komplexitätseinwand nicht.


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    Weil das System es einfach nicht vorsieht....
    Nein, 112 und alles wird gut......

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    Aktuelle "Patient bleibt zu Hause Quote": 67% :stop_1:

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