DBRD Kritisiert ÄLRD System in Bayern

  • Schreibt ihr eigentlich immer nur so, dass es passt, dass ihr mir widersprechen könnt?

    Vielleicht solltest Du beachten, dass Du mit verschiedenen Personen schreibst. Vielleicht können wir uns immerhin darauf einigen, dass es zumindest unangenehm sein kann, wenn man Ärger bekommt wegen korrekt und legal durchgeführter Maßnahmen. Oder auch nicht. Deine Polemik hilft jedenfalls nicht weiter.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Vielleicht können wir uns immerhin darauf einigen, dass es zumindest unangenehm sein kann, wenn man Ärger bekommt wegen korrekt und legal durchgeführter Maßnahmen.

    Diese Gefahr besteht immer. Ich habe auch schon mehrere Anzeigen sowohl zivil- als auch strafrechtlich an der Backe gehabt. Deswegen sollte man aber nicht die aktuelle Rechtslage mit der vor 30 Jahren vergleichen. Ärger wegen Unterlassen ist mindestens genauso unangenehm.

  • Anderswo wird betont, dass die Ausbeute in der Klinik kaum vermeidbar ist, weil man auf Rotationen oder Eingriffe angewiesen ist (also davon profitiert, wenn der AG einen nicht hasst), aber hier soll plötzlich der AN darauf sch... das es stress mit dem AG (und dem ÄLRD des ganzen Bereichs) geben kann. Warum nicht einfach eingestehen, dass der Umstand , den NotSan eigenverantwortlich Maßnahmen durchführen zu lassen, aber danach punitiv zu agieren, schlecht ist.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • die aktuelle Rechtslage mit der vor 30 Jahren vergleichen.

    Meinst Du vor acht Jahren? Ansonsten kann ich Deinen Beitrag zu 100% unterschreiben.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Warum nicht einfach eingestehen, dass der Umstand , den NotSan eigenverantwortlich Maßnahmen durchführen zu lassen, aber danach punitiv zu agieren, schlecht ist.

    Wer verneint das denn?


    Ich bin wirklich echt erstaunt, wie hier die Positionen gewechselt werden. Wenn ich sage, Antiemetika gehören nicht zu einer Notfallversorgung und bei einer zehnminütigen verzögerten Analgesie bildet sich kein Schmerzgedächtnis aus, werde ich übelst angegangen, dass ich einem veralteten Standesdünkel anhänge. Jetzt schreibe ich, dass in einem Notfall der NFS völlig problemlos und gesetzeskonform alle erlernten Maßnahmen anwenden soll oder muss, unabhängig, was ein NA, ein ÄLRD oder AG dazu sagen, weil ihnen diesbezüglich die Kompetenz zu fehlt, heißt es nun, wenn arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen könnten, dann ist eine abwartende Haltung zu tolerieren. Ich dachte, der Patient stünde im Vordergrund?

  • Das NotSanG ist 2014 in Kraft getreten und hat das RettAssG von 1989 abgelöst. Wobei zu beachten ist, dass beide Gesetze nur die Berufsausbildung regel(te)n und nicht die Berufsausübung. Ein tatsächlicher Wechsel der Rechtslage ist erst 2021 eingetreten mit § 2a NotSanG. Die Delegation gab es ja auch schon zu RettAss-Zeiten. Die Rechtsgrundlage für die Delegation ist bei beiden (RettAss und NotSan) identisch, würde ich sagen.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Anderswo wird betont, dass die Ausbeute in der Klinik kaum vermeidbar ist, weil man auf Rotationen oder Eingriffe angewiesen ist (also davon profitiert, wenn der AG einen nicht hasst), aber hier soll plötzlich der AN darauf sch... das es stress mit dem AG (und dem ÄLRD des ganzen Bereichs) geben kann.

    Es dürfte einen Unterschied machen, ob ein AN Überstunden in Kauf nimmt oder einem Patienten eine lebenswichtige Maßnahme vorenthält, um nicht beim AG anzuecken.

  • Ich bin wirklich echt erstaunt, wie hier die Positionen gewechselt werden. (...)

    heißt es nun, wenn arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen könnten, dann ist eine abwartende Haltung zu tolerieren. (...)

    Nochmal:

    du schreibst hier mit verschiedenen Menschen, die verschiedene Meinungen vertreten. Es mag dich sehr verwundern, aber wir sind nicht die Borg.


    Und nirgendwo habe ich geschrieben, dass eine abwartende Haltung toleriert werden soll. Wo liest du das? Mit wem hast du da diskutiert?


    Ich erwarte das NotSan gute Performance im Sinne ihrer Patienten leisten. NotSan agieren (wie alle AN) innerhalb eines Systems, und wie das System aufgebaut ist und agiert hat Einfluss auf die AN, das kann man nicht negieren

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Übrigens muss man auch beachten, dass hier Menschen aus verschiedenen Bundesländern diskutieren. Ich kann die Kolleg*Innen aus anderen Ländern verstehen, habe selbst aber das Problem ja gar nicht, da ich in Baden-Württemberg arbeite. Hier gibt es ja keine Handlungsempfehlungen. Deshalb kann sich bei mir auch niemand darüber beschweren, dass ich davon abweiche.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Man fragt sich wie ein Arzt die ex-ante Betrachtungsweise des NotSan nachvollziehen können soll, wenn er/sie selbst nie in der Situation war. [...]


    Das Medizinstudium alleine wird zu beantworten dieser Fragen sicher nicht ausreichen. [...]


    Man fragt sich, wie du die Eignung der Ärzte zur gutachterlichen Tätigkeit nachvollziehen können möchtest, ohne selbst ein Medizinstudium abgeschlossen zu haben.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ist das ernst gemeint, oder ne einfache rhetorische Aktion?






    EDIT: Meinst du denn, der frisch approbierte Arzt ist ein geeigneter Gutachter für notfallmedizinsiche Maßnahmen in der Präklinik? Wenn nein, sind wir uns doch einig?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

    Einmal editiert, zuletzt von M1k3 () aus folgendem Grund: Mehr Sachebene versucht.

  • Und warum wissenschaftlich arbeitende Notfallsanitäter nicht geeignet sein sollen um medizinische Wissenschaft bedienen zu können erschließt sich mir nicht.

    Klar, der wissenschaftlich arbeitende Betonbauer kann auch Brücken planen. Üblicherweise verlässt man sich stattdessen aber dennoch auf Architekten und Statiker.

    Man fragt sich wie ein Arzt die ex-ante Betrachtungsweise des NotSan nachvollziehen können soll, wenn er/sie selbst nie in der Situation war.

    Es wäre etwas schwierig, wenn sich nur Situationen beurteilen ließen, die man schon selbst erlebt hat. Insofern reicht es völlig aus, wenn die Situation - Anamnese, Untersuchungsergebnisse, Diagnose - und die Maßnahmen bekannt sind; dann lässt sich die medizinische Frage, ob die Maßnahme richtig oder vertrebar war, beantworten, ohne jemals in dieser Situation gewesen zu sein.

    Warum nicht einfach eingestehen, dass der Umstand , den NotSan eigenverantwortlich Maßnahmen durchführen zu lassen, aber danach punitiv zu agieren, schlecht ist.

    Es würde mich überraschen, wenn Aufforderungen zu Stellungnahmen oder gar Abmahnungen dort erfolgen, wo die Vorgabe ist, Notfallsanitäter sollten eigenverantwortlich agieren. Ich würde das vielmehr regelmäßig dort erwarten, wo es Vorgaben zum Agieren gibt, und zwar dann, wenn gegen diese verstoßen wird. Und selbstverständlich kann der Arbeitgeber dem Notfallsanitäter auch für seine eigenverantwortliche Tätigkeit einerseits medizinisch begründete Handreichungen und Ablaufschemata zur Verfügung stellen und andererseits Vorgaben machen.

  • Es würde mich überraschen, wenn Aufforderungen zu Stellungnahmen oder gar Abmahnungen dort erfolgen, wo die Vorgabe ist, Notfallsanitäter sollten eigenverantwortlich agieren. Ich würde das vielmehr regelmäßig dort erwarten, wo es Vorgaben zum Agieren gibt, und zwar dann, wenn gegen diese verstoßen wird. Und selbstverständlich kann der Arbeitgeber dem Notfallsanitäter auch für seine eigenverantwortliche Tätigkeit einerseits medizinisch begründete Handreichungen und Ablaufschemata zur Verfügung stellen und andererseits Vorgaben machen.

    Dann sei mal überrascht, und lies bspw. Novaxains Beitrag dazu. Meint ihr eigentlich, ich denk mir das alles aus?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Dann sei mal überrascht, und lies bspw. Novaxains Beitrag dazu.

    Aber er arbeitet doch in Bayern, und da gibt es doch genaue Vorgaben auch für die eigenverantwortliche Tätigkeit? (Oder nicht mehr?) Deshalb würde es mich da gerade nicht überraschen, wenn Abweichungen vom "Maßnahmenkatalog 1c Notsan" zu Nachfragen führen.

  • abweichungen von "1c" - btw. gibt es in bayern immer noch nur eine "empfehlung" zu 1c. welche übrigens älter datiert ist als das NotsanG2a.


    Mir kann jeder etwas empfehlen. Entscheident wird dann immer die IST-Situation vor Ort sein.


    dann gebe ich halt "Esketamin" abseits der Empfehlung. Na und? der Rettungsdienstausschuss empfiehlt mir etwas anderes. So what.


    Dann gebe ich eigenverantwortlich das für diese Situation besser passende. Der RDA / ÄLRD tritt hier nicht ein, denn ich handle eigenverantwortlich.


    Ich werde evtl. eine Stellungnahmeaufforderung erhalten. Na und? Die Konsequenz daraus wird nichts sein.

  • Aber er arbeitet doch in Bayern, und da gibt es doch genaue Vorgaben auch für die eigenverantwortliche Tätigkeit? (Oder nicht mehr?) Deshalb würde es mich da gerade nicht überraschen, wenn Abweichungen vom "Maßnahmenkatalog 1c Notsan" zu Nachfragen führen.

    Schau dir mal die “Checkliste” zu 1c an.

    Es ist in Bayern klar geregelt, dass 1c eben keine Delegation ist (eigenverantwortung des NotSan). Es gibt keine SOP zu 1c Maßnahmen aus diesem Grund. Es gibt eine grobe Checkliste der ÄLRD. Und dann gibts leider eben punitive Reaktionen. Das ist das Problem. Der Ansatz des DBRD ist es, das eben das Medizinische Team auch zu 1c konstruktives Feedback gibt, und damit medizinisches QM herstellt.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Schau dir mal die “Checkliste” zu 1c an.

    Es ist in Bayern klar geregelt, dass 1c eben keine Delegation ist (eigenverantwortung des NotSan).

    Ja, natürlich. Das ist nicht "in Bayern geregelt", das ist schlicht die Rechtslage.

    Es gibt eine grobe Checkliste der ÄLRD. Und dann gibts leider eben punitive Reaktionen. Das ist das Problem.

    Es gibt eine Vorgabe der ÄLRD: "Das sind die Maßnahmen, die aus unserer Sicht 'entsprechend dem erworbenen Kompetenzniveau der Notfallsanitäter' für bestimmte Notfälle in Betracht kommen, weil sie medizinisch geboten sind und nach der Ausbildung beherrscht werden."


    Wenn von dieser Vorgabe abgewichen wird, ist zu prüfen, ob die Maßnahme aus ärztlicher Sicht medizinisch geboten war und beherrscht wurde.


    Das ist doch logisch - ich muss keine Vorgaben machen, wenn ich Abweichungen davon nicht überprüfe. Ein Problem kann ich da nicht sehen.

  • Das widerspricht sich doch total. Entweder etwas ist eigenverantwortlich oder es gibt Vorgaben.

    Das sehe ich nicht so. In einer Reihe von Berufen scheint mir das im Gegenteil üblich zu sein. Das fängt in der Medizin an, wo der vorgesetzte Arzt den nachgeordneten Anweisungen zum Vorgehen gibt. Spontan durch den Kopf gehen mir aber auch Piloten, die eigenverantwortlich fliegen und trotzdem Anweisungen ihrer Airlines befolgen (und ohne das zu wissen vermute ich, dass an deren Erstellung "Chefpiloten" mitwirken). In Restaurants kochen vermutlich zumindest die hierarchisch höhergestellten Köche eigenverantwortlich und trotzdem nach Rezepten des Küchenchefs. Oder auch in meinem Fall: Mir nachgeordnete anwaltliche Kolleginnen und Kollegen arbeiten eigenverantwortlich, aber doch so, wie ich es möchte. Letztlich ist das die Frage danach, was mit "eigenverantwortlich" gemeint ist.


    Abgesehen davon ist es in der Regel natürlich ein Gebot der Lebensklugheit, zumindest einmal darüber nachzudenken, ob an der Einschätzung eines besser Qualifizierten mit längerer Erfahrung nicht etwas dran sein könnte. Das ist dann aber in der Tat nicht unbedingt das, was man mit "Vorgabe" meint, sondern eher eine "Empfehlung" - von der abzuweichen ich mir auch gründlich überlegen würde.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.