Kritik der Stuttgarter Ärzteschaft: Rufnummer 116 117 – "Patienten kommen nicht durch"

  • Erinnert mich daran, dass meine Frau in Brandenburg zum Arzt musste. Ein Termin - in drei Wochen. Auf dem Hinweis, dass sie bedauerlicherweise Touristen aus der Schweiz wäre und ausserdem erhebliche Schmerzen hätte: „Können Sie in einer Stunde bei uns sein, bitte vergessen Sie ihre Kreditkarte nicht!“

    Daheim den Beleg bei der Kasse eingereicht und komplett bezahlt bekommen.

  • Die (O-Ton eines Chefarzt einer Uniklinik) "Medizintouristen" spülen viel Geld in die Kasse, die dann aber auch wieder - anteilmäßig - anderen hilft, da Technik beschafft werden kann.

    Nicht nur, oftmals ist es für das Personal lukrativ. In ein kleines Spital hat ein Herrscher seine ganze Entourage, inklusive Leibwächter, für einen Eingriff auf Grund einer dort weit verbreiteten Erbkrankheit, geschickt. Aufenthalt ca. 3 Tage. Jeder von der Pflege hat ein Trinkgeld von 1000 Franken erhalten.

  • Nicht nur, oftmals ist es für das Personal lukrativ. In ein kleines Spital hat ein Herrscher seine ganze Entourage, inklusive Leibwächter, für einen Eingriff auf Grund einer dort weit verbreiteten Erbkrankheit, geschickt. Aufenthalt ca. 3 Tage. Jeder von der Pflege hat ein Trinkgeld von 1000 Franken erhalten.

    Ja, das sind die EInzelfälle von denen dann immer wieder ezählt werden. Der Alltag sieht leider anders aus. Die armen Kriegsversehrten (wobei das meist auch schon Oberschicht ist) sind ja meist noch ganz dankbar und ihrem Rahmen nett, aber halt vollkommen anders sozialisiert. Die wirklich Reichen, dh die nicht auf Staatskasse sondern auf eigene Kosten kommen, sind imm Allgemeinen eine andere Nummer (und wir hatten bis vor nicht all zu langer Zeit aufgrund der Aquise eines ehemaligen Chefarztes wirklich sehr viele von denen). Absolut unhöflich (unverschämt bis beleidigend wäre der korrekte Terminus) - und das sage ich als männlicher Arzt mit Doktortitel (also in ihrer Rangordnung gar nicht so weit unten). Mit weiblichen Ärzten reden die normalerweise gar nicht (bzw die reden eh nicht mir dir und sind auch an dem was der Dolmetscher sagt normalerweise nicht interessiert) und das Pflegepersonal wird behandelt wie Leibeigene. Auch ja.. und auch wenn die im Cafe mit 100ern im Bündel bezahlen, Trinkgeld ist eher die Ausnahme.

    Und die Klinik achten, wie hier bereits angesprochen, sehr genau darauf was wann bezahlt wird und das die entsprechenden Sicherheiten bestehen, denn sowas wie Zahlungsmoral gibt es da nicht. Sobald die weg sind, ist auch das Geld weg. Und zu holen ist das nichts, in den entsprechenden Ländern interessiert sich niemand dafür.

    Keine Ahnung was der Klinik an Geld druch die Lappen geht seit die nicht mehr in Scharen zu uns pilgern, aber ich kann für das gesamte Personal sprechen - wir sind nicht unglücklich ;-)

  • Der Unterschied ist jedoch die Bedeutung für die Gesellschaft; also ob der "freie" Unternehmer Teil des Systems der Daseinsvorsorge ist oder ob dieser nur Tische und Stühle zusammen bastelt. Die Daseinsvorsorge umfasst nun mal die Verfügbarkeit von Dienstleistungen und Gütern, für die ein besonderes öffentliches Interesse besteht.

    Meiner Meinung nach gehört eine Behandlung einer nicht dringlichen Erkrankung an einem Samstag nicht zur Daseinsführsorge. Dafür sollten die Sprechzeiten unter der Woche ausreichend sein. Und, wenn ich als eben nicht ganz freier Unternehmer samstags zusätzlich etwas verdienen möchte, empfinde ich das als nicht verwerflich, so lange die verpflichtenden Stunden für die GKV unter der Woche auch geleistet werden. Klar ist doch ebenso, dass ich für die zusätzliche Arbeit mir dann nicht die Patienten aussuche, die nur mit der 40 Euro Quartals-Flatrate abgerechnet werden können.


    Ja, die BG-Versicherung könnte man tatsächlich als außenstehende Versicherung, die einfach fast alles bezahlt, ansehen, die sowohl die GKV als auch die PKV deutlich an Leistungen übertrifft. Allerdings ist der Versichertenkreis auch sehr klein und eine Anerkennung als berufsbedingte Erkrankung mitunter sehr, sehr schwierig. Außerdem gilt bei ihr das Verursacher-Prinzip, was ich als richtig empfinde, dass derjenige, der einen Schaden verursacht, auch vollumfänglich für dessen Behandlung/ Beseitigung und Ausgleich aufkommen soll.


    Hier wurden jetzt in Folge x Fälle geschildert, bei denen GKV-Patienten sehr lange auf Behandlungstermine warten mussten. Diese Einschränkung im Vergleich zu denen der PKV habe ich doch schon zu Beginn ausdrücklich eingeräumt. Deswegen weiß ich nicht, warum weiter solche Fälle aufgezählt werden. Wichtig wäre eher zu wissen, wie viele von denen mit langer Wartezeit keinen Termin über die Vermittlungsstelle innerhalb von 4 Wochen erhalten haben. Das wäre dann nämlich nicht zulässig.


    Und nochmals, weil ich das viel zu wenig gewürdigt sehe: In Deutschland bekommt jeder Versicherte, egal ob in der GKV oder PKV, die selbe Chemotherapie für 200.000 Euro wie auch eine ähnlich teure Intensivbehandlung. Das selbe gilt für medikamentöse Therapien oder Untersuchungen. Auch wird jeder Patient in einem Krankenhaus mindestens von einem Fach- oder Oberarzt supervidiert (alles andere wäre überhaupt nicht erlaubt) und mitbehandelt. Selbstverständlich erfährt normalerweise auch der Chefarzt von jedem Patienten auf seiner Station. Dass das jetzt einen Klassen-Unterschied machen soll, dass der Chefarzt jeden Tag einmal kurz guten Morgen sagt, naja.

    Ich kann den Vorwurf einer Zwei-Klassen-Medizin weiter nicht teilen.

  • Meiner Meinung nach gehört eine Behandlung einer nicht dringlichen Erkrankung an einem Samstag nicht zur Daseinsführsorge.

    Das kannst Du gerne so sehen, die Politik sieht das wohl ein wenig anders.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Meiner Meinung nach gehört eine Behandlung einer nicht dringlichen Erkrankung an einem Samstag nicht zur Daseinsführsorge. Dafür sollten die Sprechzeiten unter der Woche ausreichend sein. Und, wenn ich als eben nicht ganz freier Unternehmer samstags zusätzlich etwas verdienen möchte, empfinde ich das als nicht verwerflich, so lange die verpflichtenden Stunden für die GKV unter der Woche auch geleistet werden. Klar ist doch ebenso, dass ich für die zusätzliche Arbeit mir dann nicht die Patienten aussuche, die nur mit der 40 Euro Quartals-Flatrate abgerechnet werden können.


    Das ist für mich grundsätzlich in Ordnung beim aktuellen System. Machen andere Branchen auch so.

    Aus meiner persönlichen Sicht gehört die Finanzierung und das Versicherungssystem grundlegend reformiert und damit auch das System der ärztlichen Grundversorgung für die Bevölkerung. Gerade auf dem Land wird es nämlich immer schwieriger.

    Zitat

    Ja, die BG-Versicherung könnte man tatsächlich als außenstehende Versicherung, die einfach fast alles bezahlt, ansehen, die sowohl die GKV als auch die PKV deutlich an Leistungen übertrifft. Allerdings ist der Versichertenkreis auch sehr klein und eine Anerkennung als berufsbedingte Erkrankung mitunter sehr, sehr schwierig. Außerdem gilt bei ihr das Verursacher-Prinzip, was ich als richtig empfinde, dass derjenige, der einen Schaden verursacht, auch vollumfänglich für dessen Behandlung/ Beseitigung und Ausgleich aufkommen soll.

    Man sollte aber auch betrachten, warum die BG nach Arbeitsunfällen so viel bezahlt. Verkürzt: Das ist eine knallharte betriebswirtschaftliche Berechnung, dass diese Kosten teilweise sehr sehr deutlich niedriger sind als mögliche Rentenzahlungen.

    Zitat

    Hier wurden jetzt in Folge x Fälle geschildert, bei denen GKV-Patienten sehr lange auf Behandlungstermine warten mussten. Diese Einschränkung im Vergleich zu denen der PKV habe ich doch schon zu Beginn ausdrücklich eingeräumt. Deswegen weiß ich nicht, warum weiter solche Fälle aufgezählt werden. Wichtig wäre eher zu wissen, wie viele von denen mit langer Wartezeit keinen Termin über die Vermittlungsstelle innerhalb von 4 Wochen erhalten haben. Das wäre dann nämlich nicht zulässig.

    Vermittlungsstelle:

    1. Muss man überhaupt wissen, dass es die gibt. Sehr viele Versicherte kennen diese Stelle nicht. Allein dort fallen viele Menschen durchs Raster, was es überhaupt ermöglicht, dass die Vermittlungsstellen Termine vergeben können. Würde es jeder machen, würde - nach meiner Einschätzung - auch dieses System kollabieren.

    2. Zaubern kann die Vermittlungsstelle auch nicht. Man bekommt zwar relativ zeitnah (meistens in der vierten Woche) einen Termin, aber dann auch gerne sehr viele km weg vom Wohnort. Als älterer Mensch ein Kraftakt, als Elternteil oder Arbeitnehmer darf man sich mal wieder Urlaub bei AG nehmen und auf sein Verständnis hoffen. Und zum Beispiel mit starken Rückenschmerzen statt 10 km 100km durch die Gegen zu fahren ist kein Vergnügen.

    Zitat

    Und nochmals, weil ich das viel zu wenig gewürdigt sehe: In Deutschland bekommt jeder Versicherte, egal ob in der GKV oder PKV, die selbe Chemotherapie für 200.000 Euro wie auch eine ähnlich teure Intensivbehandlung. Das selbe gilt für medikamentöse Therapien oder Untersuchungen. Auch wird jeder Patient in einem Krankenhaus mindestens von einem Fach- oder Oberarzt supervidiert (alles andere wäre überhaupt nicht erlaubt) und mitbehandelt. Selbstverständlich erfährt normalerweise auch der Chefarzt von jedem Patienten auf seiner Station. Dass das jetzt einen Klassen-Unterschied machen soll, dass der Chefarzt jeden Tag einmal kurz guten Morgen sagt, naja.

    Ich kann den Vorwurf einer Zwei-Klassen-Medizin weiter nicht teilen.

    Ich stimme dir zu, dass wir in Deutschland bisher in einem sehr privilegierten Land leben und wir sehr hohe Standards haben. Oft auch mit Jammern auf einem hohen Niveau.


    Mehrere Klassen-Medizin:

    Es fängt doch schon damit an, wo ich überhaupt einen Arzttermin vereinbaren kann und welche Ausstattung dieser Arzt dann zur Verfügung hat, mit direkter Auswirkung auch auf die Diagnose.

    Und ja, es macht einen erheblichen Unterschied, ob ich zur Haus- oder Facharztpraxis um die Ecke gehe (ein Grundpfeiler unserer ärztlichen Versorgung), dort auf Grund der nicht vorhandenen Ausstattung oder Fachwissen nicht die notwendige Untersuchung durchgeführt wird / werden kann und ich die nächsten 4 Wochen (oder noch viel länger) auf die nächste Facharztpraxis warten muss oder ich direkt in die Privatpraxis gehe, wo sich Fachärzte in Leitungsfunktion eines großen Krankenhauses ein gutes Zubrot verdienen, die neuste Hightech-Ausstattung mit KI-Vernetzung zur Analyse der Messergebnisse steht und die Person immer auf den neusten Stand von Forschung und Wissenschaft ist.

    Und ja, ich kenne beides persönlich und ja, es macht einen enormen Unterschied, ob man beim Facharzt ist, der seit 25 Jahren seine Praxis hat, sehr hart und engagiert arbeitet, die Verantwortung für mehrere Mitarbeiter hat, aber deshalb gerade so auf seine Fortbildungspunkte kommt oder man in eine Privatpraxis darf, weil der Facharzt um die Ecke nicht entscheiden kann und in der Privatpraxis der gleichen Fachrichtung 3 Chefärzte aus Unikliniken sitzen und man sich bei der ganzen Technik fragt, ob man in einem Science-Fiction-Film gelandet ist. Und wenn der Herr Prof. Dr. Dr. dir dann sinngemäß sagt: "Kann der Fachkollege mit seiner Technik nicht sehen, aber mit der Ausstattung dieser Praxis ist das problemlos möglich und in der Uniklinik sehe ich das jährlich hundertfach, das ist normal in dem Alter und ungefährlich ..."

  • Das kannst Du gerne so sehen, die Politik sieht das wohl ein wenig anders.

    Das verstehe ich nicht. Die Stunden, die ein Kassenarzt zur Verfügung zu stellen hat, ist vorgegeben, an welchen Tagen jedoch nicht. Mir ist auch nicht bekannt, dass ein Kassenarzt eine gesetzliche Verpflichtung hat, Sprechstunden an einem Samstag zur Verfügung zu stellen.

  • Und ja, es macht einen erheblichen Unterschied, ob ich zur Haus- oder Facharztpraxis um die Ecke gehe (ein Grundpfeiler unserer ärztlichen Versorgung), dort auf Grund der nicht vorhandenen Ausstattung oder Fachwissen nicht die notwendige Untersuchung durchgeführt wird / werden kann und ich die nächsten 4 Wochen (oder noch viel länger) auf die nächste Facharztpraxis warten muss oder ich direkt in die Privatpraxis gehe, wo sich Fachärzte in Leitungsfunktion eines großen Krankenhauses ein gutes Zubrot verdienen, die neuste Hightech-Ausstattung mit KI-Vernetzung zur Analyse der Messergebnisse steht und die Person immer auf den neusten Stand von Forschung und Wissenschaft ist.

    Jeder Patient hat das Recht auf eine Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Entsprechend muss auch jeder Arzt dies auf seinem Gebiet das leisten können. Dass das nicht immer zutrifft, dürfte klar sein, ändert aber nichts an den vorgegebenen Voraussetzungen. Eine High-Tech-Ausstattung und ständig neue Geräte garantieren nicht gleichzeitig eine gute Versorgung und dienen häufig schlicht einer besseren Abrechnung. Von daher müssen schicke Arztpraxen im Raumschiff-Stil nicht unbedingt besser sein als ältlich wirkende.

    Es ist natürlich toll, wenn man in der Stadt einen Professor XY von einer Uni-Klinik hat, der nebenbei noch eine Praxis betreut. Auf ein solches Angebot werden aber nur die wenigsten Patienten zugreifen können, egal ob privat oder gesetzlich versichert. Das selbe gilt entsprechend für die stationäre Versorgung, da können auch nur die wenigsten Patienten in eine Uni-Klinik eingeliefert werden und müssen sich mit einem Kreiskrankenhaus zufrieden geben.


    Die medizinische Versorgung ist schon länger in einem deutlichen Wandel begriffen, die Versorgung über die Fläche kann schon länger nicht mehr konsequent aufrecht erhalten werden. Das betrifft aber GKV- wie auch PKV-Patienten, dass, gerade in ländlichen Gebieten, weitere Strecken zum nächsten (Fach-) Arzt zurückgelegt werden müssen.

  • Es ging darum, was Du unter Daseinsvorsorge verstehst und was die Politik (bzw. der Staat) sich darunter vorstellt. Da scheint es Unterschiede zu geben…

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es ging darum, was Du unter Daseinsvorsorge verstehst und was die Politik (bzw. der Staat) sich darunter vorstellt. Da scheint es Unterschiede zu geben…

    Die Versorgung nicht dringlicher Erkrankungen - bei denen es sich mithin weder um Not- noch um Akutfälle handelt - außerhalb der normalen Arbeitszeit gehört jedenfalls nicht zur Daseinsvorsorge.

  • Die Versorgung nicht dringlicher Erkrankungen - bei denen es sich mithin weder um Not- noch um Akutfälle handelt - außerhalb der normalen Arbeitszeit gehört jedenfalls nicht zur Daseinsvorsorge.

    Das würde ich auch so sehen und mir wäre nicht bekannt, dass das die Politik anders sieht.

  • Mir ging es um die Fixierung von Hilope auf die monetären Anreize des Arztes (oder in seinen Worten: als freier Unternehmer). Und wenn der Privatpatient auf einem Samstagnachmittag einen Behandlungstermin bekommt (aufgrund finanzieller Anreize), obwohl keine Dringlichkeit vorliegt (in der Woche hatte der Unternehmer eben keine Zeit dafür; das war mein ursprüngliches Erfahrungsbeispiel), dann steht das in der Tat in Konflikt mit der Daseinsvorsorge, wie thh das schon sagte. Und das Sozialstaatsversprechen war sicher (einmal) anders gedacht, nicht um bestimmte Mitglieder der Gesellschaft aufgrund ihres Versicherungsstatus zu bevorzugen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich hatte "frei" nicht unabsichtlich in Anführungszeichen gesetzt. Einerseits muss ein Praxis wie ein Unternehmen geführt werden und Gewinne erwirtschaften, weil sie sonst schlicht pleite geht, andererseits sind im Bereich der GKV sowohl die Gebühren für eine Behandlung vorgegeben sowie die Ausgaben an sich in einem Budget gedeckelt. Freies Unternehmertum sieht meiner Ansicht nach anders aus.


    Weiterhin werden, wie schon erwähnt, 25 verpflichtende Stunden für GKV Patienten vorgegeben, zudem, je nach Fachrichtung, mindestens 5 freie Stunden (für die Patienten über die Terminvermittlung). Damit wären bei 40 Stunden Sprechzeit deutlich mehr als die Hälfte für GKV-Patienten reserviert. Was gleichzeitig nicht bedeutet, dass nicht deutlich mehr Zeit für diese aufgewandt wird. Hier geht es nur um die gesetzlichen Vorgaben. Ich kann hier keinen Mangel an Behandlungszeit für GKV-Patienten erkennen.


    Und ich sehe nach wie vor kein Problem darin, zusätzlich Geld verdienen zu wollen, wenn mir die Bezahlung durch die GKV zu niedrig erscheint. Und im Schnitt kann vermutlich wirklich keine Praxis große Sprünge machen, wenn sie lediglich auf die Zahlungen der GKV angewiesen wäre. Ob das jetzt unter der Woche mit längeren Arbeitszeiten oder an einem Samstag erfolgt, ist doch erst einmal egal. Ich weiß auch nicht, was das mit einem Sozialstaatsversprechen zu haben soll.


    Wenn ich nebenher noch außerhalb der Klinik NEF fahre oder NFS nebenher woanders fahren oder Kurse geben, werden GKV-Patienten weder in meiner Klinik noch im Rettungsdienst schlechter versorgt oder der Sozialstaat unterminiert?

  • Jeder Patient hat das Recht auf eine Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Entsprechend muss auch jeder Arzt dies auf seinem Gebiet das leisten können. Dass das nicht immer zutrifft, dürfte klar sein, ändert aber nichts an den vorgegebenen Voraussetzungen. Eine High-Tech-Ausstattung und ständig neue Geräte garantieren nicht gleichzeitig eine gute Versorgung und dienen häufig schlicht einer besseren Abrechnung. Von daher müssen schicke Arztpraxen im Raumschiff-Stil nicht unbedingt besser sein als ältlich wirkende.

    Es ist natürlich toll, wenn man in der Stadt einen Professor XY von einer Uni-Klinik hat, der nebenbei noch eine Praxis betreut. Auf ein solches Angebot werden aber nur die wenigsten Patienten zugreifen können, egal ob privat oder gesetzlich versichert. Das selbe gilt entsprechend für die stationäre Versorgung, da können auch nur die wenigsten Patienten in eine Uni-Klinik eingeliefert werden und müssen sich mit einem Kreiskrankenhaus zufrieden geben.

    Mal unabhängig von der Diskussion Universitätsklinik (war von mir nur ein Beispiel, gute Ärzte gibt es auch außerhalb von Uni-Kliniken).

    Fakt ist; als Privatpatient habe ich Zugriff auf auf Ressourcen, die der GKV-Patient nicht hat.


    Und nur für den Bereich den ich hier überblicken kann. Die technische Ausstattung hat in einigen Fachbereichen schon einen erheblichen Einfluss auf die Diagnostik. Die Ärzte, die eine Privatpraxis betreiben, sind zumindest hier in der Region - durch die Tätigkeit in der Klinik - regelmäßig deutlich besser aus- bzw. fortgebildet als der Facharzt, der alles noch neben seinem Praxisbetrieb machen muss.

    Wie gesagt, nur meine eigene Wahrnehmung, die sich mit der Wahrnehmung im Freundes- und Bekanntenkreis deckt.

  • Mal unabhängig von der Diskussion Universitätsklinik (war von mir nur ein Beispiel, gute Ärzte gibt es auch außerhalb von Uni-Kliniken).

    Fakt ist; als Privatpatient habe ich Zugriff auf auf Ressourcen, die der GKV-Patient nicht hat.

    Natürlich. Das ist ja auch nicht schlimm. Wichtig ist, dass jedermann Zugriff auf eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche medizinische Versorgung hat (und eine Wohnung, und Essen, und Kleidung, und ... und ... und ...). Daraus resultiert kein Verbot, sich eine bessere medizinische Versorgung (und eine größere Wohnung, und Delikatessen, und Markenkleidung und ... und ... und ...) leisten zu können und zu leisten.

  • Daraus resultiert kein Verbot, sich eine bessere medizinische Versorgung (und eine größere Wohnung, und Delikatessen, und Markenkleidung und ... und ... und ...) leisten zu können und zu leisten.

    Womit eine Klassen-Medizin ja gerechtfertigt wäre. So wie im ICE halt.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Bei jedem Gut und jeder Dienstleistung wird es eine qualitative Abstufung geben. Es ist völlig unrealistisch dass jedes Stück Fleisch und jedes Auto gleich gut ist. Es ist genauso unrealistisch dass jeder Notfallsanitäter oder jeder Arzt gleich gut ist. Ich würde behaupten, dass es innerhalb der Medizin hauptsächlich Zufall ist, wie gut die Versorgung ist, die man erfährt. Ob das eine sinnvolle Allokation ist, sei mal dahin gestellt. Hier und da mag es außerdem eine gewisse Abstufung geben, weil die extrem guten Anbieter höhere Preise aufrufen können. Dabei handelt es sich aber um absolute Ausnahmen. Und mir ist völlig schleierhaft, wie man das sinnvoll verhindern sollte.