Die Lobby des RA´s in der "freien" Welt

  • Wollte von euch mal wissen wie es mit der Berufslobby des Rettungsdienst aus sieht?
    Unsere Beruf ist ja relativ jung im Vergleich zu anderen.


    Ich hatte jetzt letzens im Einsatz mal wieder ein AH-Erlebnis:


    Ich fahre mit einem Zivi seines Zeichens RS zu einem Hausunfall. Der Zivi hatte auf einem Namenschild Rettungssänitäter stehen, beim mir steht nur Rettungsassistent nun glaubt mal nicht das ich in dem Einsatz für voll genommen wurden! Die Anwesenden erzählten die Gesamte Geschicht dem RS. Als ich eine Frage stellen wollt, kam der Kommentar:"Jetzt fragt auch schon das Assitentspersonal". Der Zivi leistet daraufhin erstmal Aufklärungsarbeit.


    Wie sieht es bei euch aus, habt ihr vielleicht ähnliche Erlebnisse? Wie arbeitet Ihr dagegen an?

  • Was war in Deinem Einsatz so schlimm daran, dass man den RS "bevorzugte"?
    Auch wenn es so manchen Kollegen ärgert, dass er/sie als RA im Vergleich zum RS nicht für "voll" genommen wird. Letztendlich zählt doch nun wirklich nur eines: Teamarbeit zum Wohle des Patienten!
    Da ist es dann völlig egal, wem die Patientengeschichte erzählt wird, solange jedes Teammitglied mitbekommt worum es geht und die Patientenversorgung Hand-in-Hand verläuft.


    Das man dem "gemeinen Bürger" nicht immer vermitteln kann, wer die (auf dem Papier) bessere Qualifikation hat, ist ein alter Hut. Und nun wirklich nicht so extrem schlimm. Ihm/ihr während eines Einsatzesgeschehens die Unterschiede zwischen RS und RA erklären zu wollen, halte ich für nicht unbedingt angebracht. In dem Moment zählen andere Dinge mehr.
    Für die Aufklärung des Bürgers über die Unterschiede der RD-Ausbildungen, die berufliche Situation im RD und die Ansätze zur weiteren Verbesserung der Ausbildungen eignen sich da schon eher (aber nicht unbedingt) Krankentransporte oder EH/LSM Kurse.

  • Ich habe keine Probleme mit RS oder bestehe auf meine Berufsbezeichnung! Mir ist nur unser Ruf in der Öffentlichkeit wichtig. Solange wir noch für die Bevölkerung die Krankenwagenfahrer sind, werden sich meiner Meinung nach weder die Bezahlung, das Ansehen oder Maßnahmen in unserem Beruf ändern!Wie oft hört man den Satz und wer ist von ihnen Arzt? Sicherlich sind in dem thread


    Ein Tag beim Malteser-Rettungsdienst in Dresden auch Beispiele für andere Berufsgruppen und deren Bezeichung Beispiele, da brauchen wir doch nicht mitziehen.

  • Das sehe ich nicht so verbissen.
    Mir ist es vollkommen wurscht, ob ich Sani oder Rettungsirgendwas genannt werde. Man kann sich auch Probleme über Sachen reinreden, die nicht vorhanden sind.


    Ein Feuerwehrmann ist immer in aller Augen ein Feuerwehrmann, egal ob er in einer FFW ist, oder Dipl.Ing einer BF.
    Ein Polizist ist immer ein Polizist, egal ob Knöllchenverteiler in einem Dorf, oder Polizeipräsident, oder Spezialist im BKA.
    Eine Putzfrau ist immer eine Putzfrau, egal ob sie Kotze im Bahnhofsklo wischt, oder Kokain im Bundestag.
    Ein Bauarbeiter ist immer ein Bauarbeiter, egal, ob er angelernt ist, Geselle, Meister, Bautechniker, oder Dipl.Ing.
    Eine Hure ist immer eine Hure, egal ob sie es am Bahnhofsklo macht, im Puff oder als Edelnutte.
    Ein Wachmann ist immer ein Wachmann, egal ob er ein Angelernter ist, Fachkraft, Geselle, Meister oder Master.
    Ein Klempner ist und bleibt ein Klempner, auch wenn er auch seit Jahren einen pompösen Namen bekommen hat.


    Fazit:
    Ein medizinischer Mitarbeiter im Außendienst ist immer ein Sani, egal, ob er nur Ersthelfer ist, San-Helfer, Rettungsirgendwas oder Arzt. Bei der Bundeswehr hat man diese Diskussionen nicht, nur der Rettungsgott im Zivilbereich reitet auf das Thema rum.

  • Snoopy: Schön gesagt!


    Aber eine Frage habe ich noch: Wie nennt man eine Edelhure, die im Klo vom Bundestag mit dem Schlauch das Koks wegspritzt, nachdem der Wachmann vom BKA mal weggeschaut hat?
    Ich weiß es auch nicht, jedenfalls ist ihr Freier der einzige, der sich vor den Folgen dieser Dienstleistung durch Immunität schützem kann!


    J. :hot:

  • Besserwissermodus an:
    Im Bundestag sitzen keine Diplomaten, höchstens mal auf der Besuchertribüne.
    Allerdings geniessen Diplomaten (nach dem Wiener Abkommen von Achtzehnhundertschlagmichtot) eine Immunität, die heutzutage insbesondere bei Verkehrsverstössen gerne genutzt wird.
    Diplomaten sind zudem Arbeitnehmer des Auswärtigen Dienstes, wenn auch im höheren Dienst.


    Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags sind nicht dort angestellt.
    Sie geniessen ebenfalls eine Immunität, die allerdings auch aufgehoben werden kann.
    Besserwissermodus aus.


    Zum Kernthema:
    Vermutlich wird kein Patient bzw. Angehöriger die exam. Pflegekraft in einem Krankenhaus diese mit "Gesundheits- und KrankenpflegerIn" ansprechen.
    Es bleibt i.d.R. bei der Anrede "Schwester"


    Es mag ja sein, dass sich ungelernte Kräfte in der Pflege und mutwillige HelferInnen im RD gerne "adeln", in dem sie sich gerne mit Bezeichnungen anreden lassen, die ihnen nicht zustehen und die sie auch im lfd. Gespräch nicht korrigieren.


    Die Bezeichnung für die ausgeübte Tätigkeit ist das eine.
    Das wesentlichere besteht für mich in einer tariflich anerkannten, staatlich überwachten und berufspolitisch akzepzierten Arbeit des Rettungsfachpersonals.


    Das Verhalten von Fachkräften gegenüber Aussenstehenden dieses Metiers angesichts einer beruflichen Bezeichnung ist für mich verbissen und nicht (mehr) angemessen.
    Überspitzt formuliert, vermisse ich den öffentlichen Aufschrei sowie die Senderbelagerung durch rotbekleidete Menschen, weil es der Sender Pro7 gewagt hatte, die "Paramedics" stets mit "Rettungshelfer" zu übersetzen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Im Grunde liegt es doch an jedem selbst, wie er die Meinung der Bevölkerung beeinflußt.
    Wenn man gefragt wird, ob man Arzt sei, dies verneint und darauf hinweist, dass man ein sog. RA sei und dann auch noch gute Qualität abliefert, so bleibt evtl. auch die richtige Berufsbezeichnung hängen.
    Aber im Grunde genommen, ist es auch mir völlig egal, ob man mich fälschlicherweise als RS bezeichnet, meine Arbeit wird dadurch nicht schlechter und nicht besser.

  • @ Raphael:


    Stimmt. Die Übersetzung "Rettungshelfer" trifft es überhaupt nicht.
    Vielmehr bezeichnet Para Medic (so ist die richtige Schreibweise!) tatsächlich die aus Arbeitgebersicht offenbar angemessene Entlohnung des Personals: 1 serbischer Para = EUR 0,012.

    Einmal editiert, zuletzt von Medic5754 ()

  • Hallo Kollegen,


    also ich finde die Frage wie es um unsere Lobby im Moment steht ist erschreckend einfach zu beantworten: Wir haben keine! Zumindest keine die es wert wäre so genannt zu werden. Klar gibt es sicher hier und da mal Mitbürger die unsere Arbeit zu schätzen wissen und auch von der Notärzteschaft (Achtung: subjektiv) wird man im Großen und Ganzen nicht mehr als blöder "Fahrer und Träger" angesehen. Auch hat man mit dem DBRD endlich mal ein zentrales Organ für berufspolitische Belange, auch wenn der Verband noch in den Kinderschuhen steckt. :positiv:
    Aber machen wir uns nichts vor, der Großteil der Bevölkerung hat überhaupt keine Vorstellung was wir machen und wie wir das machen.
    Jeder von Euch hatte sicher schon genug Gelegenheit das am eigenen Leib zu spüren und kann da aus dem Nähkästchen plaudern. Nur kurz als Beispiel: Der berühmte Zuruf aus dem 5. Stock nachdem man grad mit dem RTW zum Notarzteinsatz vor dem Hochhaus vorgefahren ist: "Bringen Sie gleich die Bare mit, mein Mann is schlecht zu Fuß müssen sie wissen!" Oder: "Warum kommen Sie denn zu viert um meine Frau ins Krankenhaus zu fahren? Da gucken die Nachbarn doch wieder nur bei so einem Auflauf." :pfeif:



    Aber woran liegts? Schlechte oder gar keine Öffentlichkeitsarbeit? Desinteresse der Bevölkerung? Schlechtes / unprofessionelles Auftreten so mancher Kollegen? Sicherlich gibts mehr als genug Gründe die unserer Aussenwirkung nicht gerade dienlich sind. Nur was kann man dagegen oder besser: Was kann man für unser Berufsbild tun?


    Ein wichtiger Punkt meiner Meinung nach das diese ewigen Streiterein innerhalb unserer Berufsgruppe mal aufhören. Wir brauchen uns nicht wundern das uns die Ärzteschaft, sei es der ÄLRD oder irgendein Dachverband, nicht mehr Kompetenzen zutrauen wenn manch "älterer" Kollege so Äusserungen bringt wie: "Defibrillieren??? Dafür werd ich net bezahlt, da warten wir schön auf den Notarzt!" Solang sowas in den Köpfen mancher Alteingessesenen herumgeistert brauchen wir gar nicht nach mehr Kompetenz schreien. Will sagen: Der erste Schritt zu einer "Lobby" wäre zunächst mal ein vernünftiges berufliches Selbsverständnis. Und dann auch bitte durch die Reihen. Denn was 10 gute Kollegen aufbauen kann ein schlechter kaputt machen.


    In diesem Sinne wünsch ich Euch allen einen tollen Tag ;)


    Max

  • der Großteil der Bevölkerung hat überhaupt keine Vorstellung was wir machen und wie wir das machen.


    Das trifft allerdings auf eine ganze Menge Berufe zu. Ganz persönlich habe ich zum Beispiel keine wirkliche Vorstellung davon, wie in einer Hotelküche, einem Flughafentower oder bei der Straßenmeisterei gearbeitet wird. Die Mehrzahl der Bevölkerung dürfte auch nur eine schwammige Idee davon haben, was ich den ganzen Tag über so mache und warum das so lange dauert.


    Ich weiß auch nicht, ob die Bevölkerung wissen muss, wie Rettungsdienst wirklich funktioniert.




    Aber woran liegts? Schlechte oder gar keine Öffentlichkeitsarbeit? Desinteresse der Bevölkerung? Schlechtes / unprofessionelles Auftreten so mancher Kollegen? Sicherlich gibts mehr als genug Gründe die unserer Aussenwirkung nicht gerade dienlich sind.


    Insbesondere die drei von Dir genannten Punkte unterschreibe ich allesamt.




    Nur was kann man dagegen oder besser: Was kann man für unser Berufsbild tun?


    Jeder Einzelne kann ab heute noch freundlicher und professioneller auftreten als gestern, sich als Dienstleister verstehen und ein Superprodukt abliefern.


  • Das trifft allerdings auf eine ganze Menge Berufe zu. Ganz persönlich habe ich zum Beispiel keine wirkliche Vorstellung davon, wie in einer Hotelküche, einem Flughafentower oder bei der Straßenmeisterei gearbeitet wird.


    Du hast da aber auch ganz hübsche Beispiele genannt, wo der Kunde mit dem eigentlichen Dienstleister - eher nur sekundär - über das Ergebnis ebendieser Dienstleistung in Berührung kommt und gar kein direkter Dienstleister/Kunde-Kontakt entsteht. Das ist im Krankentransport und Rettungsdienst dezent anders...

  • Im Ferienflieger wird es auch weiterhin Stewardessen geben, obwohl der Beruf Flugbegleiterin heisst.
    Der Mann, der in der Schule die Ordnung aufrecht erhält, ist weiterhin der Hausmeister, egal welchen Beruf er einmal gelent hat.
    Wenn Deine Freundin am Samstag eine neue Bluse kaufen geht, bekommt sie eine Beratung von einer Verkäuferin - und nicht von einer Textilkauffrau

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Trotzdem bleibt es dabei, dass der gewöhnliche Mensch in seinem 80 Jahre andauernden Leben vielleicht zwei Mal so engen Kontakt mit dem Rettungsdienst bekommt, dass es sich für ihn lohnt einen Gedanken daran zu verschwenden, wer diese Leute sind und was sie da machen. Wenn sich mein Großvater, Baujahr 1933, also mit 10 ein Mal den Arm gebrochen hat und mit dem Krankenwagen dem nächstgelegenen Hospital zugeführt wurde hat er wohl welche Vorstellungen und Erwartungen hinsichtlich jener Leute, die 60 Jahre später seinen nächsten rettungsdienstlichen Kontakt ausmachen, um ihn mit seinem Lungenödem professionell und adäquat zu versorgen?? Genau! Die gleichen Erwartungen, die er auch 60 Jahre zuvor hatte, selbst wenn er mitbekommen haben sollte, dass die Fahrzeuge inzwischen anders aussehen und die Bekleidung ebenfalls mit der Zeit gegangen ist.

  • Trotzdem bleibt es dabei, dass der gewöhnliche Mensch in seinem 80 Jahre andauernden Leben vielleicht zwei Mal so engen Kontakt mit dem Rettungsdienst bekommt, dass es sich für ihn lohnt einen Gedanken daran zu verschwenden,(...)


    Das ist auch ohne weiteres zu akzeptieren! Allerdings rechtfertigt das in keiner Weise, dass sie sich im Falle des (Un)Falles dann eben doch Gedanken darüber machen und uns(SB) die Arbeitsweise vorschreiben wollen.
    Aus meiner Beobachtung sind diejenigen mit tasächlichen, akuten Notfällen auch meist problemlos im Umgang. Schwieriger sind eher "Stammkunden". Und wenn dann das soziale Level noch stimmt, wirds oft haarig, da unverschämt. Aber wie gesagt, nur meine Beobachtung.
    Richtig ist aber auch, dass es grundsätzlich eine Frage des Auftretens des RFP's ist. Ein(e) freundliche(r), (sozial) kompetente(r) Kollege(In) wird in der Regel wenig Probleme damit haben, Angehörigen die "neue" Arbeitsweise zu verkaufen...

  • Der "Sanitäter" und der "Rettungssanitäter" sind bei der Bevölkerung eingebrannt in den Köpfen. Und das wird auch noch ewig so weitergehen, solange die Medien nicht auch Aufklärungsarbeit leisten.


    Da bringt auch eine neue Berufsbezeichnung rein gar nichts. Es würde nur wieder für sehr viel Verwirrung sorgen.
    Deshalb wäre ich auch dafür das der Rettungsassistent wieder der Rettungssanitäter wird, weil der gemeine Patient in der Regel erwartet von Sanitätern ins Krankenhaus gebracht zu werden und nicht von "Assistenzpersonal".
    Und für Rettungssanitäter müsste man sich was einfallen lassen, vielleicht die Bezeichnung Rettungsassistent 8o


    Ansonsten werde ich auch oft genug mit Herr Doktor angesprochen oder aber auch als Krankenträger. Mir ist es nicht wurscht, ich versuche dann aufklärungsarbeit zu leisten und wenn ich merke es bringt nichts, dann lass ich es gut sein.


    Gruß Punki

  • Das Problem der (irrigen) Differenzierung zwischen RS und RA ist bei uns ganz einfach dadurch gelöst, dass auf den Rückenschildern der Einsatzjacken einheitlich "Rettungsdienst" drauf steht bzw. bei der Bekleidung für Aushilfen einfach nur das rote plus drauf ist. Die Qualifikationsbezeichnung wird ganz bewusst weg gelassen.


    Einige wenige Kollegen kompensieren das zwar durch ein zusätzliches Klettemblem mit Umschrift RA auf der Jacke vorne drauf oder am Ärmel, das fällt aber dem Laien eher nicht auf. Ich wüsste nicht, dass es dadurch schon mal Probleme gegeben hat.

  • Wir jammern immer, mich früher häufig eingeschlossen, über mangelndes Ansehen in der Öffentlichkeit,


    aber was sollen sich Menschen denken , wenn sie vor dem Krankenhaus Sanis sehen, die einen riesen Bauch haben, die mit der Zigarette im Mund die Trage frisch beziehen, die offene Sicherheitsstiefel haben in denen die Hose steckt.


    Ich schließe mich einigen Vorrednern an, wir haben so häufig die Möglichkeit positiv in Erinnerung zu bleiben. Man sollte auch nicht nur über die Medien schimpfen, sondern einfach auch seine Kollegen darauf ansprechen, dass wenn sie manche Dinge in der Dienstkleidung tun, dass es nicht nur um ihr Ansehen geht, sondern auch um uns im Ganzen.


    Außerdem ist es mir egal, wie mich die Leute bezeichnen. Ob sie sagen, der Krankenwagenfahrer hat mir gut geholfen und war freundlich zu mir oder der Rettungsassistent hat mir gut geholfen und war freundlich zu mir.


    Wenn mich einer gezielt frägt erkläre ich es ihm, sonst nicht.



    Grüße Rubi