Österreich: Nicht angeschnallt aus Tragesessel gefallen - Patientin fordert 50.000 Euro Schmerzensgeld

  • Eine 36-jährige, halbseitig gelähmte Patientin ist während eines Heimtransportes mit einem Fahrzeug des Grünen Kreuzes in Wien aus dem Tragesessel gefallen und hat sich dabei den Unterschenkel gebrochen. Die Patientin war nicht angeschnallt. Doch anstatt die Patientin in ein Krankenhaus zu fahren, transportierte die Besatzung die Frau wie geplant zu ihrer Mutter nach Hause. Dieser erklärten die Sanitäter, dass sie ihrer Tochter Umschläge machen solle, das würde dann "schon passen". Die Mutter fuhr mit ihrer nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmten Tochter anschließend selbst in ein Krankenhaus, wo ein Bruch des Unterschenkel diagnostiziert wurde.


    Die Familie hat nun einen Anwalt beauftragt und fordert 50.000 Euro Schmerzensgeld. Ein Sprecher des Grünen Kreuzes erklärte, dass bereits Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen wurden: ein Sanitäter wurde entlassen, der Fahrer des Transports stehe unter Beobachtung.


    Quelle: http://www.heute.at/news/oeste…0-000-Euro-;art931,527750

  • Das erklärt aber auch die von vielen als für unnötig angesehene Praxis von Alten- und Pflegeheimen, jeden gestürzten Patienten in einer Chirurgie vorzustellen.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski

  • Die Mutter fuhr mit ihrer nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmten Tochter anschließend selbst in ein Krankenhaus, wo ein Bruch des Unterschenkel diagnostiziert wurde.


    Zum heimkommen braucht man also noch nen KTW, mit einem gebrochenen Unterschenkel dazu gehts aber alleine? :pfeif:


    Zum Unfall an sich: Blöd gelaufen, aber selber Schuld (also die Besatzung).

  • Zum heimkommen braucht man also noch nen KTW, mit einem gebrochenen Unterschenkel dazu gehts aber alleine? :pfeif:


    Zum Unfall an sich: Blöd gelaufen, aber selber Schuld (also die Besatzung).


    Kepper: Hättest Du nach einer solchen Aktion als Laie und Patientenangehöriger noch Vertrauen in dieses System, um es zum Transport anzufordern?
    Ausserdem wird wohl kaum die Mutter das Fahrzeug für den Heimtransport ihrer Tochter bestellt haben.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Abwarten! In der Szene kursieren die verschiedensten Geschichten zu diesem Unfall. Zum genauen Unfallhergang schweigt sich das Gratisblatt 'Heute' aus. Was wirklich passiert ist kann kein Außenstehender sagen.

  • Nein, das tut es nicht.


    Aus Sicht eines Klinikers schon. Stürze können immer passieren, und wenn alles getan ist, um diese zu vermeiden oder die Folgen so gering wie möglich zu halten, dann ist ein solcher Sturz mit keinen Nachteilen für das Pflegeheim oder einzelne Personen verbunden. Eine unadäquate Reaktion bzw. eine fehlende fachliche Untersuchung dann schon.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski

  • Aus Sicht eines Klinikers schon. Stürze können immer passieren, und wenn alles getan ist, um diese zu vermeiden oder die Folgen so gering wie möglich zu halten, dann ist ein solcher Sturz mit keinen Nachteilen für das Pflegeheim oder einzelne Personen verbunden. Eine unadäquate Reaktion bzw. eine fehlende fachliche Untersuchung dann schon.

    Altenpflegerinnen gehen davon aus dass jedes Aua geröntgt werden muss. Die Selbstverständlichkeit, mit der diese Praxis heute von den Ärzten in der Klinik verlangt wird, grenzt durchaus an Dreistigkeit. Mit Einzelschicksalen ein therapeutisches Vorgehen zu begründen ist übrigens eher Domäne der Heilpraktiker.

  • Altenpflegerinnen gehen davon aus dass jedes Aua geröntgt werden muss.


    Ärzte gehen davon aus, dass alle Altenpflegerinnen dumm sind. Die Selbstverständlichkeit mit der Du hier Unfug rausposaunst grenzt durchaus an Überheblichkeit. ;)
    Mal ungedreht: Pat. stürzt, die Altenpflegerin denkt sich: "die armen Klinikärzte, wir kühlen das Knie erstmal und stellen es ruhig, das wird schon". Im Endeffekt stellt sich raus, war doch was. Wie groß wäre der Aufschrei - auch unter der Ärzteschaft - wie sich die Altenpflegerin anmaßen könne, über Diagnose und Therapie zu entscheiden.
    Dass heute so viel geröngt wird liegt nicht an der Altenpflegerin, sondern an der Ärtzeschaft. Aber, dem jungen Assistenzarzt in der Chirurgie, der Nachts alleine ist kann man gar keinen Vorwurf machen. Er geht einfach auf Nummer sicher. Lässt er nämlich mal nicht röntgen und übersieht was, wird sein OA, der gemütlich zuhause im Bett lag, in der Regel nicht seinen Kopf für ihn hinhalten.

  • Tatsächlich mag es Altenpflegerinnen geben, die sehr grosszügig mit der Indikationsstellung sind.
    Aber warum ist das so?
    Die Ausbildungsinhalte sind im Vergleich zum Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegebereichs anders; medizinische Inhalte dominieren nicht in der Ausbildung.
    Alle bisher erfolgten Versuche, die Ausbildung zu verbessern, am besten eine Vereinheitlichung der Ausbildung -wie im gesamten europäischen Ausland üblich - scheitert am Wiederstand der Bundesländer.
    Ein Bundesland, welches als Einzahler vehement gegen den Länderfinanzausgleich klagt, ist da übrigens an vorderster Front.


    Die Fachkräftequote in stat. Altenpflegeeinrichtungen ist extrem niedrig.
    Grund hierfür ist schlicht und einfach die Finanzierung.
    Folge: Jeder Heimbetreiber, der (finanziellen) Schaden von sich weisen möchte, erlässt leichtverständliche Dienstanweisungen, die eine klin. Versorgung inkl. RD-Alarmierung vorschreiben ab "Schnittlerletzung Fingerkuppe" aufwärts

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Die Ausbildung ist meiner Meinung nach nicht nur bei den Fachkräften ein Problem. Ich habe neulich einen Erste Hilfe Kurs in einer Pflegeschule gehalten. Neben Altenpflegern werden dort auch Altenpflegehelfer ausgebildet. Die Klasse der Altenpflegehelfer stand in der Woche vor dem Abschluss und hat den EH-Kurs quasi als "wir haben eh noch Zeit, also machen wir einen Erste-Hilfe-Kurs" angeboten.
    KEINER der Anwesenden konnte mir sagen, wie man einen Schlaganfall oder auch einen Herzinfarkt erkennt. Klar kamen ein paar Antworten, aber die sind in einem Kurs für Führerscheinanwärter auch nicht weniger adäquat.
    Es kann doch nicht wahr sein, dass jemand, der ab nächsten Montag täglich mit vielen vielen älteren und alten Menschen arbeitet und in gewisser Art und Weise sogar Sorge für sie tragen soll, nicht einmal die wirklich einfachsten und gleichzeitig lebensbedrohlichsten Krankheitsbilder erkennt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, in wiefern da die Schule Schuld trägt, weil ich die Ausbildungsinhalte nicht kenne. Dennoch war ich mehr als schockiert- und dieser Kurs hat mir einige Fragen beantwortet, die ich mir im Bezug auf einen Teil des Altenpflegepersonals schon lange gestellt hatte...

  • Nach dem Beitrag von Ribosom erfolgten bisher drei Stellungnahmen; auch von mir.
    Diese Beiträge haben jedoch nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun, welches sich zudem gar nicht in -D- abgespielt hat.
    Wäre es nicht sinnvoll, diese Beiträge in einem neuen Thema zu separieren?

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ärzte gehen davon aus, dass alle Altenpflegerinnen dumm sind. Die Selbstverständlichkeit mit der Du hier Unfug rausposaunst grenzt durchaus an Überheblichkeit. ;)
    Mal ungedreht: Pat. stürzt, die Altenpflegerin denkt sich: "die armen Klinikärzte, wir kühlen das Knie erstmal und stellen es ruhig, das wird schon". Im Endeffekt stellt sich raus, war doch was. Wie groß wäre der Aufschrei - auch unter der Ärzteschaft - wie sich die Altenpflegerin anmaßen könne, über Diagnose und Therapie zu entscheiden.
    Dass heute so viel geröngt wird liegt nicht an der Altenpflegerin, sondern an der Ärtzeschaft. Aber, dem jungen Assistenzarzt in der Chirurgie, der Nachts alleine ist kann man gar keinen Vorwurf machen. Er geht einfach auf Nummer sicher. Lässt er nämlich mal nicht röntgen und übersieht was, wird sein OA, der gemütlich zuhause im Bett lag, in der Regel nicht seinen Kopf für ihn hinhalten.

    Wahrscheinlich lebst du einfach in einer anderen Realität.

  • Die Röntgen-Indikationsstellung und Anordnung ist nicht Sache der Altenpflegerin.


    Die Heime verpflichten oftmals ihr Personal per Dienstanweisung, so bei jeder Art Sturz, und wars nur ein zu-Boden-Sinken am Bett entlang, zu verfahren.

    "Glück ists wenn man sich dort kratzen kann wos einen juckt" - L. Hirsch
    »Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind!« – Charles Bukowski

  • ra-wie hat recht was das separieren angeht...


    Was nun den Vorfall in Österreich betrifft: sollten die Kollegen die Patientin tatsächlich unangeschnallt imTragestuhl transportiert haben ist das grob fahrlässig und wahrscheinlich auch ein Verstoß gegen die dort gültige Straßenverkehrsordung, mithin ursächlich für den Vorfall und somit ein Kündigungsgrund. Was gibt's sonst noch dazu zu sagen?

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...


  • Kepper: Hättest Du nach einer solchen Aktion als Laie und Patientenangehöriger noch Vertrauen in dieses System, um es zum Transport anzufordern?
    Ausserdem wird wohl kaum die Mutter das Fahrzeug für den Heimtransport ihrer Tochter bestellt haben.


    Natürlich sinkt das Vertrauen in "das System" bzw die Mitarbeiter des Unternehmens.
    Und dass "einfach so" vom KH-Personal ein KTW zur Entlassung bestellt wird, glaube ich nicht. Es wird vielmehr als kostenlose Dienstleistung verkauft und nicht als Hilfe für Bedürftige: "Wollen sie ihre Mutter selbst abholen oder sollen wir sie bringen lassen?". Wie viele Entlassungen könnten wohl viel billiger (und bequemer!) mit dem Taxi fahren?

  • Es handelte sich bei dem Fahrzeug ja um das Grüne Kreuz und dieses ist wie auch die anderen Anbieter überwiegend "Taxi" und dies besonders in Wien wo die Rettung durch die MA-70 abgebildet wird. Das derartige Fehler passieren ist schlecht und die Sanktionen sind nur logisch, nur weiss ich nicht, ob dies schon in 2011 oder noch in 2010 geschah. Denn in dem damaligen System erhielt der Fahrer / RS ein Grundgehalt (kein normal üblicher 13 und 14 Monatsgehalt. Wir sind in Österreich) und eine Provision. Daraus ergab sich, das wenn er im Dienst statt 12 Fahrten 16 Fahrten machte, verdiente er 12 - 15 Euro mehr. Das sich daraus ergab, dass das Personal Akkord arbeitete ist wohl klar, wenn der Grundlohn bei 1.100 Euro liegt und man durch die Provision 200 - 300 Euro zusätzlich erhalten kann.
    Seit 01.01.11 gilt im gesamten österreichischen Rettungsdienst, der Kollektivvertrag das Roten Kreuz und dies ist auch der Grund, warum bis auf Wien das Grüne Kreuz (GK)alle Nachtdienste vorläufug eingestellt hat, weil das ÖRK verpflichtet ist die Leistung zu erbringen und hierfür Geld erhält, wehrend dies beim GK nicht ist. Somit verdient ein 18 jähriger RS (260 h Ausbildung + 40 h Berufsmodul) jetzt 1522 Euro Brutto also 1180 Euro Netto, + Gefahren und Erschwerniszulage sowie Nachtzulage.
    Dies nur einmal als Hintergrund zu Österreich.
    Zum Thema Sturz im Pflegeheim, da ich beide bzw. alle drei Seiten kenne. Die Rechtslage ist in Österreich, wenn ein Patient gestürzt ist muss ein Sturzprotokoll erstellt und in den meisten Häusern der Bewohner zum Arzt gebracht werden zu Röntgen. Darüber mag man denken wie man will, wenn ich in drei Tagen einen Patienten 5 mal in die Klinik bringe, aber das ist halt so. Denn wir hatten es auch in einer Woche 4 Mal und beim letzten sagten wir dann: Na jetzt hat er es geschafft und er hat seinen Bruch.