Wegfall des Zivildienstes schafft neue Arbeitsplätze im Rettungsdienst

  • Durch den Wegfall des Zivildienstes, kaum Nachfrage nach dem neu eingeführten Bundesfreiwilligendienst und einer begrenzten Anzahl an Freiwilligen für das Soziale Jahr (FSJ) sind inzwischen viele Rettungsdienste gezwungen, auf hauptamtliches Personal zurückzugreifen. So wurden im Rettungsdienst des DRK-Kreisverband Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) im Januar sechs Arbeitsplätze hauptamtlich besetzt, die zuvor durch Freiwillige oder Zivildienstleistende besetzt wurden.
    Der Pressesprecher des DRK-Kreisverband erklärte gegenüber der "Rhein-Zeitung", dass der Rettungsdienst auch Teilnehmern des Bundesfreiwilligendienstes offenstehe: "Allerdings nur, wenn die Leute auch zwölf Monate bleiben". Überspitzt erklärte er zudem, sich auch vorstellen zu können, einen "35-jährigen Bergmann einzustellen, der zehn Jahre arbeitslos war und durch die Ausbildung zum Rettungssanitäter weiterkommen will."


    Quelle: http://www.rhein-zeitung.de/re…s-Leere-_arid,260061.html

  • Recht haben die.
    Zivis waren ja so gut wie Gratis und fallen weg, wurden aber die letzten Jahre schon extrem stark gegen FSJ ausgetauscht. Manch Rettungsdienstleiter und sein Geschäftsführer haben es Verschlafen und nun Stehen die da mit dem Problem, das zwar recht problemlos Hauptamtliche eingestellt werden können, aber dieser Kostenfaktor in den Transporttarifen noch nicht vorgesehen ist.
    Mir macht eher Sorgen, das aus Kostengründen mein Fahrer immer öfters nur eine geeignete Person ist mit EH-Kurs. Sitze ich links besteht die Gefahr nicht weil es dann ein RA ist.


    Quereinsteiger mit 35? Warum nicht?

  • Es gibt eine interessante sozialwissenschaftliche Examensarbeit zum Thema "Zivildienst und Sozialer Bereich", die allerdings schon einige Jahre auf dem Buckel hat und sich Zahlen aus dem Jahr 1993 bedient. Dennoch dürfte sich am grundsätzlichen Mechanismus nichts geändert haben: http://www.ohne-uns.de/archiv/95_5/ersatzdi.shtml

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Mit den billigen Zivildienstleistenden hat der Staat den Kostenträgern jahrzehntelang viel Geld gespart - oder genauer gesagt, den Leistungserbringern, die den Vorteil aber über entsprechend kalkulierte Gebühren weitergaben. Der Wegfall des Zivildienstes bedeutet bei (sicher) steigenden Personalkosten (hoffentlich) eine Professionalisierung. Doch alle, die so menschlich gestrickt sind, dass sie sich über neue Arbeitsplätze für neue Kollegen freuen, müssen bedenken, dass das ohnehin bescheidene Lohnniveau für RS dadurch mittelfristig eher noch sinken wird. Wenig echte Arbeitsplätze, dafür niedrige Tarifabschlüsse, Aushilfen und ähnliche kostendrückende Murkslösungen.


    Edith sagt: Die von Daniel Grein verlinkte Arbeit weist dagegen in die andere Richtung. Nämlich dass der Wegfall der ZDLs einen Störfaktor vom Arbeitsmarkt wirft, so dass das Lohnniveau sich nach oben hin bewegt. Schwierigschwierig. Ich wünsch allen hauptberuflichen jedenfalls das Beste. :S

  • Der Wegfall von ZDL wird aus meiner Sicht zwei Konsequenzen haben:
    a) Es werden vermehrt Aushilfen eingesetzt und
    b) werden die RS-Stellen, die dadurch unbesetzt sind, durch RettAss besetzt - Mit entsprechendem RS-Gehalt.

  • Oder es werden Rettungsassistenten eingestellt die nach dem jeweils gültigen Tarifvertag bezahlt werden.


    Rettungsdienst funktioniert auch ohne ZDL, FSJ und Ehrenamtliche.


    Edit: Wort vergessen


  • Rettungsdienst funktioniert auch ohne ZDL, FSJ und Ehrenamtliche.


    Ich fürchte es wird noch viele viele Monde dauern bis das hier in Bayern auch mal bei den Verantwortlichen ankommt. :-D


    Bei uns sind durch den Wegfall von Zivis ebenfalls neue Stellen Beantragt worden, 10 Stück an der Zahl. Für mich ist das ganz gut, ich sitze ohnehin nur auf nem Befristeten RS-Vertrag, immerhin die Vertragsverlängerung ist erstmal soweit gesichert.

  • Die Abschaffung des Zivildienstes führt zu einer Verbesserung der Arbeitsplatzsituation im Gesundheitswesen. Gut für den in diesem Bereich Arbeitssuchenden. Weiterhin führt die Abschaffung zu einer Kostensteigerung im Gesundheitswesen. Schlecht für denjenigen, der das finanzieren muss. Dass es zu einer Professionalisierung im Rettungsdienst kommt, wenn der 20 jährige, eine medizinische Ausbildung anstrebende, zivildienstleistende Rettungssanitäter durch den 35-jährigen Bergmann, der zehn Jahre arbeitslos war und durch die Ausbildung zum Rettungssanitäter weiterkommen will, ersetzt wird, vermag ich nicht zu erkennen.

  • Lieber Benutzername,


    das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn der 10 Jahre arbeitslose Bergmann, der eigentlich als Beispiel für den Bundesfreiwilligendienst fungierte, der ja aber eben nicht den gewünschten Zulauf findet, ist hier völlig deplaziert. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass diese Stellen nun nicht mit vorhandenem, gut ausgebildeten Fachpersonal besetzt wird, sondern Personal auf Kosten der Betriebe neu ausgebildet wird, so unterbleibt doch eine erhebliche Rotation. Der Zivildienstleistende ist nach einem beschränkten Zeitraum aus dem Beruf entlassen. Wenn er weiter im Rettungsdienst bleiben will, so nimmt er die Rolle eines Hauptamtlichen ein, und seine alte Stelle würde erneut mit einem ZDL besetzt werden. Daraus ergibt sich, dass die betrachteten Stellen alle 6-12 Monate neu mit unausgebildetem Personal aufgefüllt werden, das zusätzlich zu den eigentlichen Auszubilden keinerlei Berufserfahrung hat. Der unerfahrene Hauptamtliche wird in aller Regel wesentlich länger im Berufsstand bleiben und so Berufserfahrung gewinnen und weiterhin in diese Stelle einfliessen lassen. Dadurch wird die Rotation reduziert und die Qualität mittelfristig deutlich gehoben.


    Viele Grüsse,
    Johannes

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wegfall des Zivildienstes schafft neue Arbeitsplätze im Rettungsdienst


    Na dann hat man uns die ganzen Jahre doch belogen! Ich erinnere mich das immer erzählt wurde das Zivi´s und FSJ´ler KEINE hauptamtlichen Stellen blockieren bzw. ersetzen. Tja... :pillepalle:


    Der Wegfall von ZDL wird aus meiner Sicht zwei Konsequenzen haben:
    a) Es werden vermehrt Aushilfen eingesetzt und
    b) werden die RS-Stellen, die dadurch unbesetzt sind, durch RettAss besetzt - Mit entsprechendem RS-Gehalt.


    Das mit der Vergütung ist ja leider schon seit einigen Jahren ein Problem. Ich kenne einen LehrRettAss, der einen RS-Vertrag hat, aber als RettAss und Mentor eingesetzt wird und bereits seit einigen Jahren hauptamtlich beschäftigt ist, dafür aber mit knapp 1300 Netto nach Hause geschickt wird. Unverschämtheit... :thumbdown:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

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    Hast du den oben von mir verlinkten Artikel und die darin gemachten Ausführungen gelesen?
    Bei einem Rettungsdienst-Anteil von unter 2% an den Gesamtkosten im Gesundheitswesen würde das vollständige Ersetzen von Zivildienstleistenden/Freiwilligen im Rettungsdienst durch die Mehreinnahmen bei Sozialversicherungsbeiträgen der dann vollbeschäftigten Mitarbeiter nicht ins Gewicht fallen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

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    Hast du den oben von mir verlinkten Artikel und die darin gemachten Ausführungen gelesen?
    Bei einem Rettungsdienst-Anteil von unter 2% an den Gesamtkosten im Gesundheitswesen würde das vollständige Ersetzen von Zivildienstleistenden/Freiwilligen im Rettungsdienst durch die Mehreinnahmen bei Sozialversicherungsbeiträgen der dann vollbeschäftigten Mitarbeiter nicht ins Gewicht fallen.


    Aber die Zivis fallen ja nicht nur im Rettungsdienst weg, sondern auch in den Krankenhäusern, Pflegeheimen etc...

  • Aber die Zivis fallen ja nicht nur im Rettungsdienst weg, sondern auch in den Krankenhäusern, Pflegeheimen etc...


    Dort gelten ja die selben Bedingungen. Die in der oben verlinkten Examensarbeit gemachten Berechnungen beziehen sich auf alle Einrichtungen, in welchen Zivildienstleistende eingesetzt werden/wurden.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • @ Daniel: Deinen verlinkten Artikel habe ich überflogen, mir fehlt allerdings der Sachverstand, zu beurteilen, ob die darin enhaltenen Aussagen sich mit der überwiegenden Expertenmeinung decken.
    Ich kann mir allerdings nicht wirklich vorstellen, dass ein bettenschiebender Zivi, in welchen keine Ausbildungskosten investiert werden mussten, durch einen tariflich bezahlten Hauptamtlichen ersetzt wird, der seine Lohnmehrkosten einfach durch seine Sozialversicherungsbeiträge ausgleicht.


    Johannes D.: Deine Theorie kann ich aus meiner Erfahrung über die letzten 14 Jahre nicht bestätigen. Meiner Meinung nach steigt die Qualität mit der Qualifikation, nicht mit dem Arbeitsvertrag und auch nicht unbedingt mit der Dauer der Anstellung.

  • @ Daniel: Deinen verlinkten Artikel habe ich überflogen, mir fehlt allerdings der Sachverstand, zu beurteilen, ob die darin enhaltenen Aussagen sich mit der überwiegenden Expertenmeinung decken.
    Ich kann mir allerdings nicht wirklich vorstellen, dass ein bettenschiebender Zivi, in welchen keine Ausbildungskosten investiert werden mussten, durch einen tariflich bezahlten Hauptamtlichen ersetzt wird, der seine Lohnmehrkosten einfach durch seine Sozialversicherungsbeiträge ausgleicht.


    Leider scheint es kaum diesbezügliche Modellrechnungen zu geben. Der Verfasser der Examensarbeit (die hier ja leider auch nur in Auszügen zu lesen ist) konnte sich bei seinen Überlegungen lediglich auf zwei zuvor durchgeführte Berechnungen stützen. Durch insgesamt geänderte Bedingungen (die Arbeit stammt aus 1995) dürften die einzelnen Ergebnisse heute vermutlich anders aussehen, aber insgesamt ihre Gültigkeit behalten.
    Der bettenschiebende Zivi ist vielleicht ein schlechtes Beispiel, da es sich bei dieser Tätigkeit im Regelfall um eine unterstützende Tätigkeit handelt - so wie Zivildienstleistende oder künftig Freiwillige auch eingesetzt werden sollten. In die Berechnung der Examensarbeit sind nicht nur die reinen "Lohnkosten" der Zivis mit einbezogen, sondern beispielsweise auch die Kosten, welche durch deren Verwaltung entstehen. Mit eingeflossen sind auch Beträge für Arbeitslose, welche durch die Zurückführung in ein Arbeitsverhältnis wegfallen würden. Ein lesenswerter Artikel, dessen Ergebnisse aber auch ich nicht auf rechnerische bzw. betriebswirtschaftliche Korrektheit bewerten kann. Plausibel sind die Ausführungen allemal.

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  • Johannes D.: Deine Theorie kann ich aus meiner Erfahrung über die letzten 14 Jahre nicht bestätigen. Meiner Meinung nach steigt die Qualität mit der Qualifikation, nicht mit dem Arbeitsvertrag und auch nicht unbedingt mit der Dauer der Anstellung.


    Und deiner Meinung nach erwerben Zivis dann die selbe Qualifikation für ihre 6-12 Monate Dienstzeit, die ein langfristig angestellter Hauptamtlicher durchschnittlich erwirbt? Das halte ich nicht für plausibel. Sicherlich wird nicht jeder, der als Rettungssanitäter angestellt wird, sich selbstständig zum RettAss weiterbilden, aber ich denke der Prozentsatz ist bedeutend höher als 0 - denn im Zivildienst ist es schon rein zeitlich unmöglich. Und ich finde Berufserfahrung ist nicht vollständig zu unterschätzen. Sicherlich bringt Erfahrung ohne Qualifikation nichts, aber Qualifikation ohne Erfahrung ist auch nicht unkritisch.

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  • Und ich finde Berufserfahrung ist nicht vollständig zu unterschätzen


    Sie ist nicht nur nicht vollständig zu unterschätzen, sondern von großer Bedeutung.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ich werde dir da nicht widersprechen, ich habe diesen Punkt ja weiter oben schon angebracht. Ich habe damit lediglich Benutzername widersprochen, dass es lediglich auf die Qualifikation ankommt. Für mich ist Erfahrung durchaus Teil der Qualifikation. Ich möchte da auf keinen Fall falsch verstanden werden.

    Land zwischen den Meeren,
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  • Da habe ich dich schon richtig verstanden. Und wollte nur deine Aussage noch einmal verstärken.

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