S+K-Verlag: Deutschland ist ein notfallmedizinisches Entwicklungsland

  • Es gibt in Österreich keinen Facharzt für Notfallmedizin. Und in den anderen Ländern arbeiten ebenfalls nicht nur Fachärzte für Notfallmedizin in den ER.


    Ups... diese blöden Abkürzungen. Ich meinte natürlich CH=Schweiz.
    Ist ja auch nicht schlimm oder schlecht, dass andere Fachrichtungen auch in den ZNAs arbeiten. Im Gegenteil ich denke das ist für eine nahtlose Fachversorgung/Übergabe/Ausbildung/Weiterbildung sogar sehr gut. geht ja auch nicht darum irgend jemanden aus dem Geschäft zu verdrängen - auch wenn das scheinbar von vielen so empfunden wird. Gerade deshalb wieß ich ja auf die Parallelen zur Geburt des Fachs Anästhesie hin.

  • Es gibt auch in der Schweiz keinen Facharzt für Notfallmedizin. Sowohl in Österreich und in der Schweiz handelt es sich um Zusatzqualifikationen. Und daß sich jemand aus dem Geschäft verdrängt fühlt, ist die subjektive Meinung eines Außenstehenden, die für mich keine große Relevanz hat. Für Insider ist diese Kontroverse deutlich differenzierter.

  • Es gibt auch in der Schweiz keinen Facharzt für Notfallmedizin.


    Das ist richtig. Der angesprochene "Facharzt klinische Notfallmedizin" beruht auf einem Interpretationsfehler der Abkürzung "FA". Das was in Deutschland der "Facharzt" ist, ist in der Schweiz der "Spezialarzt FMH für ..." !
    Das "FA" steht für "Fachausweis" oder "Fähigkeitsausweis" und ist in vielen med. Bereichen anzutreffen, nicht nur bei Ärzten.


    Der FähigkeitsAusweis für klinische Notfallmedizin ist eine Zusatzausbildung, die sich an die ärztlichen Leiter von Notaufnahmen richtet.

  • aka "neuer Notarztschein" ;-)


    Na ja, die Weiterbildung um diese Zusatzbezeichnung führen zu dürfen ist ja doch umfangreicher als der ehemalige Fachkundenachweis Rettungsdienst.

  • Es gibt auch in der Schweiz keinen Facharzt für Notfallmedizin. Sowohl in Österreich und in der Schweiz handelt es sich um Zusatzqualifikationen. Und daß sich jemand aus dem Geschäft verdrängt fühlt, ist die subjektive Meinung eines Außenstehenden, die für mich keine große Relevanz hat. Für Insider ist diese Kontroverse deutlich differenzierter.


    Zum einen gebe ich wieder was ich von den Insider u verschiedenen Interessens/Berufsverbänden bisher gehört habe, es handelt sich also wohl kam um das Empfinden eines Außenstehenden und zum anderen würde ich dich dann doch darum bitten auch mal für uns alle zu differenzieren. Schließlich wollen wir was lernen und nicht nur hören was wir falsch machen.

  • Na ja, die Weiterbildung um diese Zusatzbezeichnung führen zu dürfen ist ja doch umfangreicher als der ehemalige Fachkundenachweis Rettungsdienst.


    Sicherlich, aber jeder junge Arzt, der nun Notarzt fahren möchte, muss jetzt die Zusatzbezeichnung erwerben.

  • Zitat

    Sicherlich, aber jeder junge Arzt, der nun Notarzt fahren möchte, muss jetzt die Zusatzbezeichnung erwerben.


    Das stimmt so nicht - Rettungsdienstgesetz ist Ländersache, und zu allem Überfluss kommen auch noch die föderalistischen Landesärztekammern dazu.


    Einige Bundesländer begnügen sich mit einem "geeigneten Arzt", andere Bundesländer forden die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, selten reicht auch noch der Fachkundenachweis Rettungsdienst.



    Zitat

    Na ja, die Weiterbildung um diese Zusatzbezeichnung führen zu dürfen ist ja doch umfangreicher als der ehemalige Fachkundenachweis Rettungsdienst.


    Der reine Kurs ist der gleiche, das "drumherum" ist etwas umfangreicher (etwas längere klin. Tätigkeit), die Anzahl der mitgefahrenen Einsätze hört sich zwar mehr an (50 statt wie bei der Fachkunde 10 lebensrettende), in der Summe aber recht ähnlich. Und bei dem Fachkundenachweis fehlt eine abschließende Prüfung

  • (etwas längere klin. Tätigkeit)


    Was ja absolut sinnvoll ist und dafür spricht, dass die Zusatzbezeichnung nicht nur die Fachkunde RD ersetzen soll, sondern z.B. auch für die Arbeit in der ZNA qualifiziert.

  • Man sollte nicht vergessen, dass ein Assistenzarzt in der Notaufnahme in der Regel kein Problem haben wird den respiratorisch/hämodynamisch instabilen Patienten zu erkennen. Die Schwierigkeit ist den Patienten rauszufiltern, welcher trotz (noch) fehlender eindeutiger Klinik eine lebensbedrohliche Erkrankung/Verletzung hat.
    Schwierig sind ebenfalls die möglichen DD bei vielen Krankheitsbildern zu erkennen. Man denke da beispielsweise nur an alle möglichen Erkrankungen, welche primär erst einmal als AKS einsortiert werden. Hier ist ein strukturiertes Arbeiten, aber vor allen Dingen auch eine hohe klinische Erfahrung notwendig.
    Nicht alle Patienten werden durch den Rettungsdienst mit einer entsprechenden Verdachtsdiagnose eingeliefert und der RD liegt bei weitem nicht immer richtig......kann er gar nicht. Ein funktionierendes Triagesystem ist sicherlich eine Hilfe.


    Schaut man sich große deutsche Kliniken mit einer modern organisierten ZNA an (z.B. Klinikum Fulda, UK Aachen) ist doch schon sehr viel machbar. Sicherlich habe solche Einrichtungen andere Resourcen zur Verfügung. So hat das UK Aachen 6 Oberärzte allein für die ZNA und man arbeitet nach Algorithmen, sodass z.B. ein akutes Abdomen eine sofortige OA-Indikation darstellt und bestimmte Untersuchungen wie Ultraschall sehr zeitnah erfordert (innerhalb von Minuten).
    Ein interdisziplinärer FA für Notfallmedizin ist eine Alternative, um eine entsprechende klinische Erfahrung auch in kleine Häuser zu bringen.


  • Ein interdisziplinärer FA für Notfallmedizin ist eine Alternative, um eine entsprechende klinische Erfahrung auch in kleine Häuser zu bringen.


    Das mag sein.
    Es ist jedoch auch eine Finanzierungsfrage.
    Würden die Kassen es akzeptieren, wenn auch "kleine Häuser" 5 Facharztstellen (rotierender Schichtdienst) schaffen?
    Schliesslich könnte der FA Notfallmedizin nicht zu Lasten der Fachabteilungen gehen.
    Der normale stationäre Betrieb benötigt ebenso diensth. Mediziner, ebenso operiende Abteilungen.


    Selbst wenn diese Stellen geschaffen und finanziert würden: sie müssten auch besetzt sein.
    Ein "kleines Haus" hat ca. 200 Betten.
    Multipliziere ich das mit jeweils 5 FA-Stellen...woher nehmen ?-(

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • Was spricht für ein kleines Haus dagegen das der "Hausdienst" z.B. der Internisten durch den Notfallmediziner ersetzt wird und dieser ggf. einen Internisten auf "Rufbereitschaft" und für telefonische Rücksprachen zur Verfügung hat?
    Eine Erstversorgung aller internistischer Notfallereignisse/Komplikationen ist dem Notfallmediziner ja sowieso sein "ureigen".... Und 200 Bettenhäuser betreiben selten PCTA, usw...

  • Weil der Patient dann keine fachärztliche internistische Behandlung erhalten würde...
    Davon mal abgesehen beschreibst du ein tolles Berufsbild:
    Der Notfallmediziner soll die ganzen Dienste im Krankenhaus machen. :positiv:
    Da würden sich andere Fachdiszipline sicherlich freuen.
    "Ah, du hast am Wochenende Dienst. Aber da mach ich mir keine Sorgen. Du bist ja Notfallmediziner. Du kriegst den Dienst schon hin. Ich wünsch dir dann ein schönes Wochenende. Ich geh mal nach Hause. Also Ciao! Ruhigen Dienst noch. Vielleicht kannste nachts ja mal schlafen, wenn du Glück hast. Aber das macht dir ja nix aus. Du hattest schon die letzten 3 Wochenenden Dienst. Aber was schwätz ich hier rum, meine Frau hat gekocht, ich muss jetzt wirklich los. Also ciao!" :rofl:
    Der könnte dann übrigens noch die Dienste der chirurgischen Assistenten mit übernehmen.
    Und das Beste: Alles für ein Facharztgehalt....



    Klasse Idee:
    Aber glaubst du ernsthaft irgendwer wäre freiwillig so blöd und würde in einem Krankenhaus den Notfallmediziner spielen?
    (Und wir reden hier nicht von Eierschaukel-NEF-Diensten..)

  • VK-Retter: Von "es gibt Schnittstellenproblematiken und Personalengpässe in verschiedenen ZNA kreuz und quer in der BRD" auf "Deutschland ist ein notfallmedizinisches Entwicklungsland" zu kommen, um dann nach einem (deutsch) FA für Notfallmedizin zu rufen, ist im Kern ein unzulässiger Kausalschluss und damit grober Unfug!


    Es dient weder einer sachlichen Diskussion, noch befördert es die aus meiner Sicht durchaus wünschenswerte Optimierung und Weiterqualifizierung des Bereiches ZNA. Damit hat sich Fr. Dr. Hogan ein Eigentor geschossen. Darüber hinaus konnte man in der Vergangenheit bei dem Sendeformat in welchem der dieser Diskussion zu Grunde liegende Beitrag dargeboten wurde eine beunruhigende Tendenz zur "Angstmache" sehen; nicht nur im Bereich medizinischer Themen...


    Das Thema ist doch weder neu, noch bringt es etwas, dies in der genutzten Form in der breiten Öffentlichkeit zu diskutieren, weil die breite Öffentlichkeit keine Ahnung von den finanziellen, logistischen, medizinischen und juristischen Grundlagen hat. Wir werden in der näheren Zukunft genau die Medizin bekommen, die wir uns leisten wollen/können. Das zeichnet sich schon seit 10 Jahren ab, aber als die fetten Kühe da waren, hat man sie ohne Not geschlachtet und verfüttert (Sowas nennt man Wahlgeschenk). So ist das nunmal mit Politik. Gedacht wird immer nur in Vierjahreszyklen und Medizin-/Sozialleistungen zu kürzen hat halt noch jede Wahl verloren. Dann in einer Reportsendung nach dem Verbrennen von noch mehr Geld an der falschen Stelle zu rufen ist Populismus vergleichsweise billiger Machart und sonst nix...


    Schönen Tag noch

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Es wurde ja bereits darauf hingewiesen:

    Das Beste ist vor allem, daß die Überschrift, auch des Artikels, die Aussage verfälscht. Es war nicht die Rede von der Notfallmedizin im allgemeinen, sondern "Ich halte Deutschland für ein Entwicklungsland was die notfallmedizinische Qualifikation angeht." - und das ist durchaus ein Gesichtspunkt der diskutiert und gerne verbessert werden kann.


    Es ging - bezogen auf den Kontext - um die notfallmedizinische Qualifikation der Ärzte in den deutschen Notaufnahmen. Und über diese kann gerade bei jungen, unerfahrenen Assistenzärzten diskutiert werden.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Es ging - bezogen auf den Kontext - um die notfallmedizinische Qualifikation der Ärzte in den deutschen Notaufnahmen. Und über diese kann gerade bei jungen, unerfahrenen Assistenzärzten diskutiert werden.


    Das sollte aber nicht unbedingt unsere Baustelle als RD-Forum sein. Wir haben eigene Probleme.


    J.

  • Es ist auch nicht unsere Baustelle, dennoch dürfen wir als "Schnittstelle" darüber diskutieren.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.