Ehrenamt im Rettungsdienst - Probleme für das Hauptamt

  • Zum Thema:
    Heute in der ZMB in der aktuellen Rettungsdienst gelesen (ja, die haben die da im Programm, im Gegesatz zu jeder anderen (echten) Fachzeitschrift).
    "Bei RD XY (eigentlich ging es um neue Fahrzeuge) arbeiten 220 festangestellte Mitarbeiter [..] und 200 ehrenamtliche..."
    Kann man sich ja denken wie da die FZGe besetzt werden und wie viele echte Stellen somit eingespart wurden...


    Immer wieder traurig zu lesen... :S

  • Weil ich gerade über diese aktuelle Meldung über das Bayrische Rote Kreuz gestolpert bin: Bestimmer und Helden für Rettungsdienst gesucht


    Zitat

    20% der BRK-Leistungen sollen von ehrenamtlichen Helfern erbracht werden, so Kreisbereitschaftsleiter Michael Behringer. Nur so könnten bundesweit Millionen Euro bei Krankenkassen und Versicherungen gespart werden, die diese Kosten sonst auf die Versicherten umlegen müssten, was höhere Beiträge bedeuten würde.


    Im Jahr 2010 betrugen die Gesundheitsausgaben etwas über 287 Milliarden Euro, davon waren knapp über 3 Milliarden Euro Ausgaben für die Rettungsdienste (Quelle: Statistisches Bundesamt). Damit waren etwa 1% der Gesundheitsausgaben in Deutschland Ausgaben für die Rettungsdienste. In den meisten Regionen Deutschlands spielt Ehrenamt im Rettungsdienst keine Rolle, dort wird durchweg hauptamtliches Personal beschäftigt. Wie viele Prozentpunkte beim Beitragssatz durch den Einsatz Ehrenamtlicher im Rettungsdienst dem Beitragszahler da wohl erspart blieben?
    Interessant wäre nun natürlich, die dadurch verloren gegangenen Einnahmen durch Sozialversicherungsbeiträge der hauptberuflich Beschäftigten als Vergleichswert zu haben.
    Aber das Argument "wir sparen Millionen" klingt natürlich erst einmal gut...

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Interessant wäre nun natürlich, die dadurch verloren gegangenen Einnahmen durch Sozialversicherungsbeiträge der hauptberuflich Beschäftigten als Vergleichswert zu haben.
    Aber das Argument "wir sparen Millionen" klingt natürlich erst einmal gut...

    Bleiben die verhinderten Hauptamtlichen denn arbeitslos oder kommen sie woanders unter und zahlen dort ihre Sozialversicherungsbeiträge?

  • Die Logik musst du mir erklären. Die Arbeitsplatzzahl ist doch unabhängig davon, wer wo unterkommt? Wenn es beim BRK 20% mehr Arbeitsplätze gibt, gibt es insgesamt mehr Arbeitsplätze...

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Nö es sollen doch nicht zu den derzeitigen 100 % 20 % dazu kommen und somit 120 % erbracht werden, sondern von den 100 % sollen 20 % ehrenamtlich erbracht werden. Dies bedeutet dass bei als Beispiel 100.000 h im Jahr jetzt 20.000 Ehrenamtlich sein sollen.
    Diese 20.000 h wären bei 15 Euro die Stunde Einsparungen von 300.000 Eruo und bei einer 42 h Woche mit 1 Monat Urlaub etwa 10 hauptamtliche Mitarbeiter. Das die Hauptamtlichen da etwas sauer werden verstehe ich. Nur sollen sie ihren Frust dann nicht an den Ehrenamtlichen ablassen, da die und ihr Idealismus auch nur mißbraucht werden!
    An diesem Punkt kritisiere ich die Hauptamtlichen auch wenn ich ihre Intention verstehe, weil wenn es keine EA's gäbe müßten sich die Betreiber und Kostenträger was anderes einfallen lassen und das würden sie!


  • An diesem Punkt kritisiere ich die Hauptamtlichen auch wenn ich ihre Intention verstehe, weil wenn es keine EA's gäbe müßten sich die Betreiber und Kostenträger was anderes einfallen lassen und das würden sie!


    Warum müssten sie das denn? Die vielen Arbeitgeber ohne rhrenamtliche "Angestellte" müssen/tun das ja auch nicht...

  • @ VKRetter schon einmal etwas von Wettberwerbsvorteil gehört? Wenn zwei Anbieter die selbe Leistung erbringen und für diese Leistung die selben Vorgaben haben, dann werden die Preise sehr nahe bei einander sein. Der Ausschreibende will aber seine Kosten und der Bieter seine Ausgaben reduzieren. Also stellt sich die Frage, wie mach ich das?
    Bei den Fahrzeugen kann ich die Nutzungsdauer erhöhen, damit steigen aber auch meine Wartungskosten und bei den Geräten sieht es ähnlich aus. Ich kann versuchen die Auslastung meiner Fahrzeuge zu steigern, aber der Haupteinsparungspunkt ist das Personal.
    Wie sehe es als Beispiel aus, wenn ein RettAss der keine hauptamtliche Stelle mehr erhält als BuFDi zugeteilt wird um seine staatlichen Zuschüsse nicht zu verlieren. Dieser führe dann um 336 â?? 40 h die Woche und die Arbeitsagentur unterstützt es und dem Betreiber gefällt es.

  • Moin!


    hk-um, du kannst manchmal auch auch einen Unfug zusammenschreiben, sorry. Es geht nicht darum, dass demnächst 120% Rettungsdienststellen nötig sind, das ist richtig. Es geht darum, dass derzeit 20% der vorhandenen 100% ehrenamtlich besetzt sind. Man muss nun kein Mathekünstler sein, dass 25% mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigte RDler beim BRK geben müsste, wenn man das Ehrenamt in der Form abschaffen würde. Das war Daniels Ansatz und es ist nunmal ein Fakt.


    Zu deinem letzten Post: Haha. Es ist in Deutschland völlig unmöglich, einen Arbeitssuchenden als "Bufdi zuzuteilen". Daher kannst du diese Theorie bitte gleich wieder verwerfen, danke. Es ist derzeit aber so, dass aufgrund fehlender ZDL / FSJler Stellen geschaffen werden müssen, dazu findest du hier im Forum etliche Beiträge. Eine heimliche Übernahme des Rettungsdienst durch diese ehemalige Pflichtdienstgruppen ist also nicht nur unwahrscheinlich, sondern illusorisch. Zu guter Letzt sei noch angemerkt, dass gerade in Bayern, was nun das Bundeslands mit den stärksten Ehrenamtsstrukturen im RD sein dürfte, gar nicht EU-weit ausgeschrieben wird oder werden darf. Schau dazu mal ins bayrische Rettungsdienstgesetz.


    Warum in Süddeutschland unbedingt mit EA gearbeitet werden muss, wenn es in großen Teilen der Republik sonst auch sehr gut ohne geht, konnte mir bislang auch noch keiner erklären. Übrigens finde ich nicht, dass das Hauptamt lieb und nett zum EA sein muss, weil sie ausgenutzt werden. Ich war nie in der Situation, würde aber meine Meinung dazu sicherlich offensichtlich kundtun. Immerhin würden diese Leute auch meinen Arbeitsplatz gefährden, da werde ich dünnhäutig. Aber darum ist es vielleicht ganz gut, dass ich im öffentlichen Dienst bin und es mir einfach nicht passieren kann.


    Viele Grüße,
    Johannes


    Edit: Nicht in ganz Bayern, sondern beim BRK. Hatte übersehen, dass sich die Zahlen lediglich auf das BRK beziehen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Die Logik musst du mir erklären. Die Arbeitsplatzzahl ist doch unabhängig davon, wer wo unterkommt? Wenn es beim BRK 20% mehr Arbeitsplätze gibt, gibt es insgesamt mehr Arbeitsplätze...

    Das BRK schafft eine neue Stelle, der Angestellte aus der Schreinerei wechselt zum BRK, die Schreinerei kann die freigewordene Stelle nicht besetzten. Somit gibt es zwar einen neuen Mitarbeiter beim BRK aber keinen neuen Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt. Das ist teilweise mein Eindruck aus der bayerischen Provinz. Ein neuer Arbeitsplatz bedeutet daher nicht zwangsläufig einen neuen Sozialversicherten.

  • @ VKRetter schon einmal etwas von Wettberwerbsvorteil gehört? Wenn zwei Anbieter die selbe Leistung erbringen und für diese Leistung die selben Vorgaben haben, dann werden die Preise sehr nahe bei einander sein. Der Ausschreibende will aber seine Kosten und der Bieter seine Ausgaben reduzieren. Also stellt sich die Frage, wie mach ich das?


    Mal eine Frage an die Recht(s)schaffenden hier:
    Für mich hört sich das sehr nach unlauterem Wettbewerb an. Eine Privatfirma ist es schließlich schlecht möglich mit EA-Mitarbeitern zu arbeiten (den Preis zu drücken). Außerdem Hört sich das für mich als nicht-Juristen/nicht-BWLer so an als würden dann eben nicht die gleiche Leistung erbracht werden....
    Was sagt ihr dazu?

  • Eine Privatfirma ist es schließlich schlecht möglich mit EA-Mitarbeitern zu arbeiten (den Preis zu drücken).


    Selbstverständlich kann sie das, wenn sie ehrenamtliche Mitarbeiter hat. Nichts anderes tun die Hilfsorganisationen.


    Außerdem Hört sich das für mich als nicht-Juristen/nicht-BWLer so an als würden dann eben nicht die gleiche Leistung erbracht werden....


    Wieso sollte die Leistung nicht die gleiche sein?

  • Ein kurzer Blick über das eigene Berufsfeld verschafft vielleicht AHA-Erlebnisse!


    So ziemlich alle ambulanten Pflegedienste - freigemeinnützige, also auch etab. Hiorg wie privatwirtschaftliche, haben ein Kontigent an 400,-- EUR-Kräften.
    OK, ehrenamtlich bedeutet nach strenger Definition "für lau" - aber Aufwandentschädigungen für die geleisteten Stunden, Fahrtkostenerstattung etc. sind im "ehrenamtlich" betriebenen RD/KTP ja auch üblich.
    Selbst eine tarifgerechte Entlohung dieser 'Hiwi's' (ich war auch einmal einer bzw. habe in AG-Funktion mit derartigen Kräften jongliert) bringt Einsparungen im betriebswirtschaftlichen Sinn, weil die Lohnnebenkosten wegfallen.
    Weil 400-EUR-Kräfte die Urlaubs- und Freizeitplanung durchaus erleichtern, sind sie im Bereich der amb. Pflege auch gerne von den Vollzeit- wie Teilzeitkräften sehr gerne gesehen.
    Dadurch, daß ihnen ein Tariflohn gezahlt wird, entsteht auch nie (nach meinen subjektiven Erfahrungen über zwanzig Berufsjahre) der Eindruck, daß diese Personen Planstellen einsparen helfen bzw. irgendeinen 'Druck' von Seiten des AG erzeugen.


    Es ist ehrenvoll, sich in der Gesellschaft ehrenamtlich zu engagieren.
    Es ist nichts verwerfliches, mit Eigeninitiative erworbene Kenntnisse + Fähigkeiten auch selbst zu vermarkten.
    Es ist ein "sich-selber-in-den-A....-gef....", wenn ich umsonst als 'barmherziger Samariter' meine Zeit investiere, während GeschäftsführerInnen u.a.m. mit einem Dienstwagen durch die Gegend kutschieren, den ich mir selbst niemals leisten könnte.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Es ist ein "sich-selber-in-den-A....-gef....", wenn ich umsonst als
    'barmherziger Samariter' meine Zeit investiere, während
    GeschäftsführerInnen u.a.m. mit einem Dienstwagen durch die Gegend
    kutschieren, den ich mir selbst niemals leisten könnte.

    :applaus: ....dem kann ich nur voll und ganz beipflichten!

    Zitat

    Zitat Schmunzel


    Selbstverständlich kann sie das, wenn sie ehrenamtliche Mitarbeiter hat. Nichts anderes tun die Hilfsorganisationen.

    :lol: ....nur welche Privatunternehmen bieten, Blaulicht und Tatütata - Fahrten, Provilierung auf höchster Ebene für kleine Würstchen? Wo kann man noch träumen, mit ein bisschen Sani einmal durch die City zu waven und einmal der Supermann zu sein, der die geilste Braut rettet die dann für viele Kinderchen sorgt. (Schöne und das Biest - Syndrom - muhahaha) Sicherlich nicht im Altenheim oder in der Wurstfabrik!


    Und Hand auf´s Herz, den HiOrgs selber ist es ja auch gar nicht so wirklich recht, das die Qualität im Rettungswesen tatsächlich steigt um eben ihren ehrenamtlichen Individualisten die Möglichkeit zu geben - vielleicht doch die geilste Braut zu finden! Echt ehrenvoll.

  • Ich schließe mich Raphael - Wiesbaden an. Denn in der Pflege wird häufig mit 400 Euro -Jobbern gearbeitet und alle sind es zufrieden und zum Teil gibt es ja auch dort noch Leute die es tatsächlich für lau machen, auch wenn es sehr wenige sind.
    Das natürlich so hübsche leuchtende Autos mit blitzenden Lichtern anziehender auf EA's wirken als eine Sucht oder Demenzstation ist wohl klar und ich habe mit denen die sich eher als "Rettungsgott" sehen egal ob HA oder EA schon meine Probleme und sein wir einmal ehrlich warum ist jemand RettAss geworden sichere und besser bezahlte Jobs hätte es auch in anderen Bereichen gegeben und ich kann in der Pflege ja auch nicht mich erregen, weil mein Chef sich gerade wieder eine Sonderzuwendung genehmigt hat,
    Ansonsten wöllte ich gerne einmal wissen wie viele RettAss EA gibt es eigentlich, weil bei 2 Jahren Ausbildung halte ich die Zahl für Marginal lasse mich aber gerne belehren.


  • Ansonsten wöllte ich gerne einmal wissen wie viele RettAss EA gibt es eigentlich, weil bei 2 Jahren Ausbildung halte ich die Zahl für Marginal lasse mich aber gerne belehren.


    Warum nur RettAss? RettSan sind vielerorts schließlich die anderen 50%.
    Und ich persönlich glaube nicht, dass es so marginal wenige sind. Schließlich kann man sich den RettSan, eine GuKPfl und Stunden anrechnen lassen und die Ausbildung für vergleichsweise wenig Geld locker in einem Jahr (oder weniger) berufsbegleitend machen...
    Bäcker, Metzger oder Elektroinstallateur wird man so (einfach) nicht...


  • Das natürlich so hübsche leuchtende Autos mit blitzenden Lichtern anziehender auf EA's wirken als eine Sucht oder Demenzstation ist wohl klar


    Fragezeichen. Die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den sog. "Besuchs- und Begleitdiensten" steigt vielerorts weitaus deutlicher als die Zahl der ehrenamtlichen RS/RA im Rettungsdienst.

  • Fragezeichen. Die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den sog. "Besuchs- und Begleitdiensten" steigt vielerorts weitaus deutlicher als die Zahl der ehrenamtlichen RS/RA im Rettungsdienst.


    Wenn ich nur die nackten Zahlen nehme, stimmt dies sicherlich.
    Unberücksicht dabei ist auch die Alterstruktur der HelferInnen und deren Qualifikation (Lehrgänge - nicht Lebenserfahrung!).
    Der typische ehrenamtliche Helfer bspw. einer Kirchengemeinde hat NICHT die Ausbildungsdauer eines RS durchlaufen.


    Meine Frau und ich haben einige Jahre ehrenamtliche HelferInnen (die später dann auch eine Aufwandentschädigung bekamen) der örtl. Alzheimergesellschaft begleitet.
    Darunter befanden sich zwar auch sozialarbeiterisch oder pflegerisch-medizinische Personen, doch das Gros (ca. 90%) waren schlicht und einfach Menschen, die etwas mit Sinn machen wollten - und sich dann durchaus darüber freuten, wenn sie ihre Spaziergänge oder Cafe`-Besuche bezahlt bekamen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?