Rettungsassistenten schicken Ärztin weg weil sie keinen Arztausweis hat.

  • Hab gerade ein wenig in der StPO geblättert (für mich völlig neue Literatur...) und habe zwei neue Lieblingsparagraphen: § 26a I Nr. 3 sowie $ 49 StPO. Und da sage mal einer, Juristen hätten keinen Humor.

  • Aus einer heutigen Fortbildung, war eigentlich auf Patientenverfügungen gemünzt - Aber ich finde es passt auch zu Arztausweisen; sinngemäß:


    Nur weil man nicht von der Gültigkeit eines Dokuments überzeugt ist kann man es nicht per se als ungültig ansehen.

  • Sie gehen davon aus, dass die Verhandlung erst beginne, wenn man den Richter akzeptiert habe ...


    Hmmm, das muss ich mir mal für die nächste Strafverteidigung merken.... Wobei sich mir die Frage aufdrängt, wie sich die Schöffen ausweisen wollen...


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • Aber haben die Schöffen das Dokument dabei??


    :clapping:



    Und wie kann man sich sicher sein, dass das Dokument auch echt ist und nicht gefälscht!!!!
    :biggrin_1:


    Grüße aus PNG

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Zitat

    Hab gerade ein wenig in der StPO geblättert (für mich völlig neue Literatur...) und habe zwei neue Lieblingsparagraphen: § 26a I Nr. 3 sowie $ 49 StPO. Und da sage mal einer, Juristen hätten keinen Humor.


    Naja, das eine basiert auf Kenntnis der Praxis - ein für den unbefangenen Betrachter einer echten Besorgnis fehlender Unbefangenheit entspringendes Ablehnungsgesuch hat echten Seltenheitswert, in der Regel werden damit andere Zwecke verfolgt -, scheitert aber an der Anforderung der Offensichtlichkeit, das andere dürfte klare historische Wurzeln haben: der Bundespräsident ist das Staatsoberhaupt, und den König oder Kaiser vernimmt man natürlich an seinem Wohnsitz ...

  • Zitat

    Ein Notarzt wird in eine Heiligenhauser Firma gerufen – und die Rettungskräfte lassen ihn nicht sofort durch, weil er eben nicht als Notarzt im Einsatz kenntlich war

    Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/st…t-einsaetze-aid-1.4049245

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Finde ich nicht sonderlich verwunderlich - auch ohne Detailkenntnisse des genannten Vorfalls.


    Wir hatten in meinem letzten Landkreis auch an zwei Standorten nur Notärzte die über Notarzt Börse oder auf irgendwelchen anderen Wegen auf unseren Autos gelandet sind und da hat man alles erlebt.
    Birkenstocks, Jeans, Lederjacke, Jeansjacke, Jeans und T-Shirt ohne irgendeine Jacke usw.
    Durch das häufige Besetzen der Fahrzeuge mit "unbekannten" Notärzten halte ich es für nicht unwahrscheinlich das ich auch mal in eine solche Situation hätte kommen können.


    Stellt euch einfach mal vor ihr arbeitet an einem Patienten und dann kommt ein Typ mit Jesuslatschen, Jeans und T-Shirt der anfängt in eurem Koffer zu wühlen oder Dinge in den Patienten stecken zu wollen.
    Also ich hätte da ganz sicher interveniert.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Was ein grauenhaft geschriebener Artikel... :shok:


    Mir ist es auch schon passiert, dass ich an einer Einsatzstelle den dazugekommenen Notarzt nicht sofort als solchen erkannt habe. Habe mich nur gewundert, warum der NEF-Fahrer alleine kommt und wer der Typ neben mir im Hilfiger-Shirt ist. Einheitliche Bekleidung und ein Wäschepool können Abhilfe schaffen...

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!

  • Ich verstehe diesen Hype nicht und mir ist erst einmal vollkommen egal obsich jemand ausweisen kann oder nicht. Vor drei Wochen noch selber erlebt:


    Reanimation auf offener Straße ("Zucker" war gemeldet :eyeroll: ). Zwei Gerüstbauer mit einer Statur die selbst Arnie hätte vor NEid erblassen lassen hatten bereits mit der Laien-Rea gestartet. Wir waren Ersteintreffend und die Jungs meinten, dass sie gerne weiter drücken könnten und wechselten sich auch artig alle 2 MInuten ab. Derweil wurde einmal frühdefibrilliert und der Kollege schaute sich die Atemwege an und war beschäftigt mit absaugen und Masken-Beatmung. Ich versuchte nen Zugang zu finden. Da kam eine Frau an, sagte sie sei Ärztin, setze sich an den Kopf, übernahm die Absaugung und der Kollege richtete die Intubation. KUrze Zeit später kam unsere Notärztin, die beiden redeten noch 1 MInute und es ging nahtlos weiter.
    Vielleicht bin ich naiv, aber wieso sollte ich Hilfe ablehnen egal in welcher Form? Ich zumindest betrachte mich als so versiert, dass mir Fehler auffallen, die ein eventueller Betrüger da initiiert.

  • Das sind doch zwei völlig verschiedene Baustellen hier!
    1. Arzt, der zufällig vorbeikommt und netterweise Hilfe anbietet (frag ihn nach seiner Meinung, und an seinen Aussagen wirst du ihn erkennen),
    2. regulär diensthabender Notarzt, der scheinbar nicht viel von PSA hält (noch peinlicher: keine angeboten bekam) und dringend vom ÄLRD belehrt werden sollte (an seinem Assistenten wirst du ihn erkennen).

    Einmal editiert, zuletzt von der_Tobi ()

  • Tobi hat es im Prinzip schon gesagt, ich möchte es aber auch für meinen Beitrag noch mal klarstellen.
    Es geht mir hier nicht um den Fall das ein (Not)Arzt an "meiner" Einsatzstelle zufällig vorbeischaut und mir Hilfe anbietet.
    Ich will hier auch nicht (schon wieder) den pissing contest zwischen Arzt und RFP starten - finde ich albern.


    Mir geht es um den von Tobi beschriebenen Punkt 2:
    Der diensthabende Notarzt der aussieht als wäre er gerade auf einer Parkbank aufgewacht.
    Mir ist erstmal egal ob er Turnschuhe, S3 Sicherheitsschuhe oder Highheels trägt, aber ich finde es schon angemessen das er eine wie auch immer geartete Einsatzkleidung trägt (also Jacke und Hose, Hose und Polo-Shirt oder meinetwegen auch eine Einsatzweste).
    Ein Notarzt der es nicht schafft sich PSA zu beschaffen oder diese zu tragen darf sich (in meinen Augen) nicht beschweren wenn es u.U. zu initialen Missverständnissen kommt. Oder stell ich mich an?

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  • Ein Notarzt der es nicht schafft sich PSA zu beschaffen oder diese zu tragen darf sich (in meinen Augen) nicht beschweren wenn es u.U. zu initialen Missverständnissen kommt. Oder stell ich mich an?


    Man könnte sich ja auch kurz vorstellen.

  • Gab es nicht einmal eine Reportage über einen fahrenden Künstler Notarzt in roter Lederjacke? Es tut mir Leid, aber den Vogel hätte ich, so er mir nicht bekannt wäre, auch der Einsatzstelle verwiesen. Und ich muss gestehen bei seinem Outfit hätte ich ihm ein "ich bin Notarzt" auch nicht geglaubt. In Hamburg ist mir etwas ähnliches passiert, wir wurden zu einem Notfall alarmiert und es war nicht die Rede davon, dass irgendein Arzt vor Ort sein könnte. Eine ältere recht ungepflegt wirkende Person und augenscheinlich verschmutzter Kleidung meinte, er seie der KV Arzt und konnte sich auf Nachfrage nicht ausweisen. Eine Arzttasche hatte er ebenfalls nicht, keinerlei Schreibkram. Und er erzählte dazu noch irgendwas medizinisches, was so gar keinen Sinn ergeben wollte. Daraufhin waren mein Kollege und ich uns einig, dass es sich dabei um ein klassisches Hamburger Päckchen mit Aufmerksamkeitsbedürfnis handelt und haben ihn deutlich vor die Türe gebeten. Als er sich erneut Zutritt verschaffen wollte, haben wir ihm mitgeteilt, dass er einen Einsatz behindert und mein Kollege sprach ihm einen Platzverweis aus. Wir waren ernsthaft überrascht, als sein rot-minzgrün uniformierter Fahrer um die Ecke kam, was denn los sei...


    Persönlich finde ich, dass einem Arzt soviel Hygienebewusstsein zuzutrauen sein muss, dass er zumindest ein sauberes Erscheinungsbild hat. Ansonsten wenn jemand aussieht, als gehöre er zur RD Stammkundschaft, dann wird es schon schwer mich zu überzeugen, dass ich ihn an meinen Patienten lassen muss (in dem Fall muss, nicht möchte!). Von einem Notarzt erwarte ich auch irgendeine Art von erkennbarer Kleidung. Es reicht ja im Zweifel eine weiße Hose und weiße Oberbekleidung völlig aus, um in den groben Dunstkreis der Medizin eingeordnet zu werden. Von einem Dienstherren, der regelmäßig mit Honorarärzten arbeitet, würde ich allerdings einen angemessenen Vorrat an Poolbekleidung erwarten. Für unsere NA Stützpunkte ist das auch so geregelt. Regelmäßige Honorarärzte bekomen auch personenbezogene Einsatzkleidung.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Es tut mir Leid, aber den Vogel hätte ich, so er mir nicht bekannt wäre, auch der Einsatzstelle verwiesen.


    Mein Augenbrauen-Piercing wäre aber okay, oder?


    Ich finde es problematisch, jemand aufgrund seiner äußeren Erscheinung bezüglich seiner Qualifikation in Frage zu stellen. Wo soll man da die Grenzen setzen? Das legendäre "der Einsatzstelle verweisen" gehört übrigens auch zum Rettungsfachpersonal-Syndrom, findet aber glücklicherweise meistens nur in der Theorie (Forum, Kneipe, Rettungsdienstschule, Besprechungen) statt. Gelegentlich findet man das auch bei großspurigen Einsatzleitern der Feuerwehren ("Ohne Sicherheitsschuhe kommt mir kein LNA in die Einsatzstelle!"). Ich glaube, ein Notarzt würde nie auf die Idee kommen, einen tätowierten, mit Glatze und Piercings versehenen Rettungsassistenten zur Unterstützung abzulehnen. Im Regeleinsatz sowieso nicht: es obliegt anderen, solche Dinge in Frage zu stellen. Einzig fachliche Bedenken können zu so einer Maßnahme führen.


    Man darf nicht vergessen: man übernimmt eine Verantwortung, wenn man einen Arzt wegschickt, die man möglicherweise nicht tragen kann. Medizinisch, moralisch und auch juristisch.

  • Ani,


    ich gebe dir grundsätzlich recht. Es war auch nicht der Kleidungsstil, irgendein Piercing oder die Frisur. Es gibt einfach irgendwann ein Gesamtbild, was die Behauptung Arzt zu sein einfach unglaubwürdig erscheinen lässt. Um konkret zu werden, der Herr hatte länger keine Nagelschere oder Zahnbürste gesehen und seit wenigstens einer Woche nicht geduscht, und war seit sehr langer Zeit nicht beim Friseur. In Kombination mit deutlich verdreckter Kleidung ist das nicht das Erkennungszeichen eines Arztes im Dienst, zumindest ist es mir nicht alzu häufig untergekommen. Das fehlende Equipment und der Nonsens, den der Herr von sich gegeben hat, waren dann insgesamt einfach zu viel. Hättest du so jemandem ernsthaft geglaubt, dass er einer deiner Kollegen ist? Obendrein war das ja in HH sehr deutlich gekennzeichnete AEF der GARD auch nirgends zu sehen.


    Es war obendrein ein Problemviertel, wo man häufiger einsatzfremde Personen vom Ort des Geschehens entfernen musste.


    Viele Grüße,
    Johannes

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