Polizei durchsucht Rostocker Feuerwachen

  • Als freiw. Feuerwehrmann stehe ich in einem anderen Vertrauensverhältnis zu meinem Dienstherren als zur Zulassungsstelle mit ihren Blitzern auf der Strasse.


    Vertrauen ist aber immer eine Sache, die in beide Richtungen geht.... Und wenn das Vertrauen des Dienstherrn in einen freiwilligen Feuerwehrmann von diesem ausgenutzt wird.....
    Dummerweise trifft es bei solchen Sachen auch immer wieder Unbeteiligte bzw. Unschuldige, andererseits sind Freiwillige Feuerwehr meistens klein genug, dass entsprechendes Verhalten auch auffällt und durch die "Kameraden" auch (frühzeitig) unterbunden werden könnte.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Ich verstehe das Problem des Stadtwehrführers nicht. Wenn man nichts zu verbergen hat, dann muss man die Polizei nicht fürchten. So ein Aufspielen des Stadtwehrführers hat für mich immer den Beigeschmack, dass man selbst etwas zu verbergen hat.


    Und hätte die Feuerwehr das versucht Intern zu klären, wären jetzt mindestens so viele am schreien, dass die Chefetage was vertuschen wollte. Von daher finde ich den Polizeieinsatz bei den vorhandenen Anfangsverdacht nicht verkehrt.

  • Ich habe irgendwie das Bedürfnis, mich etwas unbeliebt zu machen. Ich stimme hier der Fraktion zu, die diese Handhabung völlig übertrieben und am Ziel vorbei findet. Es ist sicherlich möglich, dass gezielt Informationen an einen Journalisten weitergegeben worden sind und das wäre in der Tat nicht korrekt und bedarf einer Sanktionierung. Allerdings, sind wir ehrlich, es ist schlichtweg auch möglich, dass der Journalist einfach selbst den BOS Funk auswertet. Es ist technisch kein Problem, und wahrlich auch keine Seltenheit. Wenn wir uns gegen Abhörung schützen wollen, wäre der erste Schritt, verschlüsselte Kommunikation zu nutzen.


    Und jetzt mal ehrlich, ich kenne diverse Wachen, die mit vergleichbaren Programmen Wachgongsysteme installiert hat oder SEG / FF Mitglieder ohne Melder über einen solche Systeme durch Versenden einer Gruppen-SMS automatisch alarmieren lässt. Auch das ist ohne Frage nicht korrekt, aber liegt hier wirklich eine Straftat vor? Die Information wird zunächst einmal nicht an Dritte weitergeleitet und Intern genutzt. Da sehe ich, zumindest vom persönlichen Unrechtsbewusstsein, eine gewisse Grauzone. Wenn ich als Führung soetwas mitbekomme und dagegen etwas unternehmen möchte, dann wäre es doch simpel die üblichen Methoden zu nutzen (Rundschreiben, Dienstanweisung, Gespräche mit Führungskräften, Einberufen einer Dienstversammlung).


    Eine Durchsuchung wie diese halte ich für schlicht nicht verhältnismäßig. Warum? Weil die Privatssphäre der Mitglieder massiv beeinträchtigt wird und eben auch Staub aufgewirbelt wird, der vielleicht nicht aufgewirbelt werden muss. Bitte vergesst nicht, dass die Spinde auf Feuerwachen nicht selten "offene Schränke" sind und auch Persönliches für Dritte leicht sichtbar wird, was die wenigsten begrüßen dürften. Und ja, ich bin der Meinung, dass es bei eingeschworenen Truppen, wie sie die meisten Alarmeinheiten nunmal sind, etwas anderes ist, wenn die anderen Mitglieder das sehen. Juristisch gesehen mag die Aktion vielleicht korrekt sein, aber von gutem und gekonntem Helferumgang zeugt sie nicht. Ich finde den Aufschrei berechtigt und nachvollziehbar, auch wenn die meisten sicherlich nichts zu verbergen versucht haben. Und da verstehe ich auch den Stadtwehrführer, der sich vor seine Truppe stellt. Genau das wird von ihm auch (zu recht!) erwartet.


    PS: Wenn wir ehrlich sind, haben die meisten von uns kleinere Verstöße schonmal irgendwo irgendwann begangen. Sei es ein Fallbeispiel, eine Erzählung auf der Rettungswache oder gar so etwas Unvorstellbares wie ein Blog. Man sollte stets vorsichtig sein, warum man nach Steinigung ruft. Man sagt schlicht zu schnell "Jehova".

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

    Einmal editiert, zuletzt von Johannes D. ()

  • Vor vielen vielen Jahren war ich Mitglied in einem DRK-Ortsverein, der regelmäßig für Fortbildungen die Räumlichkeiten der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr nutzte. Nun kam es im Feuerwehrgerätehaus wiederholt zu Gelddiebstälen aus der Kaffeekasse. Zur Aufklärung setzte die durch den FF-Kommandanten eingeschaltete Polizei eine sogenannte Diebesfalle ein, in dem Fall "kontaminierte" Geldscheine, um den Täter zu überführen, der in den Reihen der Feuerwehr bzw. des DRK vermutet wurde. Die Falle schnappte zu, nach kurzer Zeit war die Kasse (mit dem präparierten Geld) wieder geleert worden. Kurz darauf stand (natürlich unangemeldet) die Polizei auf dem Hof und hat sowohl bei Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr als auch des DRK-OV nach entsprechenden Spurenträgern gesucht.
    Ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, mich dadurch in eine Opferrolle gedrängt zu sehen oder wegen eines "Generalverdachts" beleidigt zu sein. Die Polizei hat einfach nur ihren Job gemacht und eine Straftat aufgeklärt. Nicht zuletzt wurden durch diese Aktion alle Betroffenen (naja, außer einem) von dem Verdacht des Kameradendiebstahls befreit. Im Gegenteil: ich war froh, als die Sache aufgeklärt war und man endlich wusste, wem man zukünftig misstrauen sollte.
    Ich finde diese kleine Geschichte im Prinzip vergleichbar zu der hier dskutierten Aktion. Der (vermeintliche?) Korpsgeist, der hier teilweise propagiert wird, befremdet mich persönlich eher.


    J.


    P.S. Der Täter war damals (pikanterweise) der jugendliche Sohn des FF-Kommandanten. Wenn der das gewusst hätte, hätte er vielleicht doch nicht die Polizei ins Boot geholt... :pardon:

  • Geld diebstal aus der Getränkekasse gab es be uns in der Feuerwache auch, auch wurden Getränke verzehrt ohne zu bezahlen oder einen Deckel zuschreiben. Es waren immer sehr geringe Geldbeträge da regelmässig geleert wurde. Die Komzequenz war nicht das wir die Polizei gerufen haben sondern der Zugang zur Kasse und zu den Getränken wurde drastisch eingeschränkt, die Preise erhöt und das Problem war gelöst und der frieden gewahrt da keiner sein Gesicht verloren hat, denn es war sicher nciht nur einer.
    Natürlich kann man nicht immer so eine milde Linie fahren, aber es zeigt das es für alles Alternativen gibt.

  • Zitat

    Und jetzt mal ehrlich, ich kenne diverse Wachen, die mit vergleichbaren Programmen Wachgongsysteme installiert hat oder SEG / FF Mitglieder ohne Melder über einen solche Systeme durch Versenden einer Gruppen-SMS automatisch alarmieren lässt. Auch das ist ohne Frage nicht korrekt, aber liegt hier wirklich eine Straftat vor?


    Wenn mit dieser Anlage nicht für sie bestimmte Mitteilungen aufgefangen werden: ja.


    Zitat

    Wenn ich als Führung soetwas mitbekomme und dagegen etwas unternehmen möchte, dann wäre es doch simpel die üblichen Methoden zu nutzen (Rundschreiben, Dienstanweisung, Gespräche mit Führungskräften, Einberufen einer Dienstversammlung).


    Kann man, muss man ändert nicht. Zwischen dem Vertuschen und der Verfolgung von Straftaten gibt es einen weiten Raum.


    Zitat

    Eine Durchsuchung wie diese halte ich für schlicht nicht verhältnismäßig. Warum? Weil die Privatssphäre der Mitglieder massiv beeinträchtigt wird und eben auch Staub aufgewirbelt wird, der vielleicht nicht aufgewirbelt werden muss.


    Abgesehen davon, dass ich eine "massive Beeinträchtigung der Privatsphäre" eher bei einer Wohnungsdurchsuchung als bei einer Durchsuchung von Arbeitsräumen sehen würde: verantwortlich ist dafür nicht die Strafverfolgung, sondern der Straftäter - oder derjenige, der unterhalb der Schwelle strafbaren Handelns gegen Regeln verstoßen hat und so den Verdacht einer Straftat aufkommen ließ.


    Zitat

    Und da verstehe ich auch den Stadtwehrführer, der sich vor seine Truppe stellt. Genau das wird von ihm auch (zu recht!) erwartet.


    Man sollte immer den feinen Unterschied zwischen "sich vor seine Truppe stellen" und falsch verstandenem Korpsgeist bis hin zur Vertuschung strafbaren Handelns beachten.


    Unabhängig davon erscheint mir das Handeln des Stadtwehrführers hier völlig unangemessen - und auch taktisch unklug.

  • Hallo,


    Im übrigen steht nirgends vermerkt, dass weniger eingreifende Maßnahmen nicht (erfolglos) versucht wurden. Ohne die genauen Umstände zu kennen setze ich als Vorgesetzter verschiedene Eskalationsstufen fest. Beim Beschreiten einer solchen Eskalationstreppe muss man dann auch irgendwann drastische Maßnahmen ergreifen.


    Auch ich gehöre zur Gruppe derer die das Problem nicht sehen. Es gab vor einer Zeit (finde den Artikel nicht mehr) den Fall, dass ein FF-Mann im Dienst oberkörberfrei gearbeitet hat. Dabei sind Tattoos aufgefallen, welche verbotene Zeichen darstellten. Als die Lokalpresse über das daraus folgenden Ermittlungsverfahren berichtete kam es zu einem sozialmedialen Aufschrei, immerhin sei er ja ein Lebensretter. Ich bin froh darüber, aus einem Land zu kommen in welchem die Strafverfolgung wirklich weitestgehend beeinflussungsfrei funktioniert, und Feuerwehrleute (wie fast alle anderen) keine Immunität besitzen. Jeder haftet für den Mist den er anstellt, und dass die Weitergabe von Daten aus dem Funkverkehr verboten ist dürfte auch dem letzten FF-Mann in Hinterunterdupfing bekannt sein.


    Weiterhin hat jemand mit einer so geringen Frusttoleranz (Melder abgeben wegen einer Durchsuchung) meiner Meinung nach im aktiven Einsatzdienst nichts verloren.


    Viele Grüße,
    Thomas

  • Ja klar, ich lach mich kaputt natürlich bin ich so frustriert und innerlich zerfressen das ich sofort aus dem Einsatzdienst entfernt werden muss. Kannst du das bitte auch meinem Chef klar machen, dann ist evt. eine Früh- oder Erwerbsminderungsrente drin. Ich mache den pseudo paramilitärischen Egotripp mancher Führungskräfte in der FF eh schon lange nicht mehr mit, kommt mir nun noch die Verwaltung doof dann ist das halt meine Konsequenz das ich mit meiner Freizeit auch andere Dinge anfangen kann. Im übrigen habe ich ja auch geschrieben das wir über wenige und nicht unabhängige Infos verfügen was da wirklich los ist oder war. Aber es ist schon bezeichnend das du, der mich garnicht kennt persönlich urteilst das ich nicht einsatzfähig bin, weil ich gegen die allgemeinen Forumsströmung eine andere Meinung vertrete, kommt einem hier ja öfter unter die Augen, es wäre hier echt entspannter wenn diese persönlichen Sticheleien, Provokationen und Ignoranz aus bleiben würden...aber wahrscheinlich bin ich eh an allem schuld und leide unter irgendwelcher Neurosen/ Psychosen.

  • Wenn soll denn bitte der letzte Satz sonst ansprechen, ach egal ist seine Meinung und wenn er das so sieht soll es so sein.

  • Sag ich ja, aber der Einwand wurde bis jetzt hier im Thread völlig ignoriert. Mal wieder so ein Fall, in dem sich die Polizei die Welt macht, wie sie ihr gefällt - unabhängig der tatsächlichen Rechtslage.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

    Einmal editiert, zuletzt von Zoidberg ()

  • " Amtsgericht: Feuerwehr-Durchsuchung war rechtswidrig
    Nach Ansicht der Rostocker Richter konnte die Polizei-Razzia nicht mit „Gefahr im Verzug“ begründet werden."


    http://www.ostsee-zeitung.de/R…hsuchung-war-rechtswidrig



    :hallo: @ Schmunzel und Co. Also abwarten bevor man sich so fest legt mit seiner Rechtsauffassung und alles andere beiseite schiebt. Das ist nicht einmal böse gemeint.

  • ruhig bleiben und abwarten:



    Das Spiel hat die 90Minuten-Grenze offenbar noch nicht erreicht

  • Das behauptet ich auch gar nicht, nur haben sich einige schon wieder so fest gelegt obwohl keinerlei Fakten und Tatsachen auf dem Tisch gelegen haben. Noch immer ist viel offen und noch immer weiß keiner aus den zur Verfügung stehenden Infos um was es ganz genau geht.

  • Mich würde ja mal interessieren, um was für Bedingungen es sich da handelt, die die Freiwillige Feuerwehr da in ihrem Positionspapier gegenüber Stadt durchsetzen will. Eine Pflichtfeuerwehr wäre ja auch ganz nett... :biggrin_1:


    Gruß aus dem "ich-wünsch-mir-was-Land"...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.