Der Schulsanitätsdienst

  • Ich wollte mal ein kleines Update schreiben.
    DIe ersten paar Wochen sind nun ins Land gezogen, und ich komme gut vorwärts. Ich habe das Krankenzimmer nach meinen Wünschen einrichten dürfen und stoße generell bei der Schulleitung auf offene Ohren. Ich habe auch 8 sehr motivierte Schüler gefunden, die mit Feuereifer bei der Sache sind. Außerdem hab ich eine Kooperation mit einer Hiorg angeleiert, und die kommt jetzt auch so langsam ins Rollen. Der gute Start ist also gemacht. Jetzt gilt es, das alles mit Leben zu füllen. Ich freu mich drauf:-)

    We are the pilgrims, master; we shall go always a little further.

  • Klingt doch sehr gut! Freut mich, dass es einen guten Start hat. Hab bitte keine Hemmungen nach Ratschlägen zu fragen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wie sieht es bei euch mit supraglottischen Atemwegshilfen aus?


    Welche?
    Wozu?
    Wer schult?
    Wer wird geschult?
    Mit welchem Aufwand wird geschult?
    Einmalig oder regelmäßg?
    Wer bezahlt?

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Ich weiß nicht genau, was hier das Thema ist. Im Schulsanitätsdienst sollen Schüler (!) Erste Hilfe leisten bis der Rettungsdienst eintrifft. Das beschränkt sich auf einfache Maßnahmen. Der SSD stellt nicht den ärztlichen Begleittrupp auf Ausflügen noch führt er ein Feldlazarett in der Schule.


    Daher sollten auch nur einfache Materialien vorgehalten werden, so dass der einzelne weder in die Versuchung gerät, unbeherrschbare Sachen "auszuprobieren" noch unter Druck gesetzt wird, diese im Falle eines Falles auch anwenden zu müssen.


    Ich finde den SSD eine tolle Sache, aber über rechtfertigenden Notstand bei, zumindest meistens, minderjährigen Jugendlichen zu diskutieren, führt etwas zu weit. In meiner Schule gab es zu meiner Zeit bedauerlicherweise keinen, trotzdem ist in dieser Zeit niemand gestorben.

  • ihm-al: Es ging um den von Harris-NRÜ angesprochenen Rettungsdienstbereich und wie es dort mit Larynxtubus, Maske etc aussieht
    Da zB beim BRK ab SanH am Larynxtubus geschult wird.

  • Zitat

    [...] Im Schulsanitätsdienst sollen Schüler (!) Erste Hilfe leisten bis der Rettungsdienst eintrifft. [...] Daher sollten auch nur einfache Materialien vorgehalten werden, so dass der einzelne weder in die Versuchung gerät, unbeherrschbare Sachen "auszuprobieren" noch unter Druck gesetzt wird, diese im Falle eines Falles auch anwenden zu müssen. Ich finde den SSD eine tolle Sache, aber über rechtfertigenden Notstand bei, zumindest meistens, minderjährigen Jugendlichen zu diskutieren, führt etwas zu weit. [...]

    Hilope hat es von uns mMn sehr gut zu Papier gebracht! Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Auch ich finde einen Schulsanitätsdienst eine sehr gute Idee, aber man sollte nicht zu viel erwarten, zu mindestens nicht mehr wie eine gut organisierte Erste Hilfe. Mehr muss auch nicht sein...


    Zu Deiner Frage dens: Ich habe mit dem Schulsanitätsdienst nicht so viel am Hut, kenne jedoch einige Schulen die einen betreiben, auch die Schule meiner großen Tochter gehört dazu. Dort kümmert sich ein Lehrer, der auch in einer HiOrg-Ortsvereinigung tätig ist, um den SSD. Ich stehe seit einigen Jahren mit dem Ehrenamt auf Kriegsfuß, daher habe ich da auch keine Ambitionen tätig zu werden (Was nicht heißen soll, dass ich das nicht gut finde. Sagte ich ja schon!). Die Antwort bezüglich Larynxtuben kann ich daher nicht beantworten. Ich weiß aber, dass zur Zeit meiner Aufgabe aller ehrenamtlichen Tätigkeiten vor vielen Jahren bei der Sanitätshelferausbildung über den Einsatz von Larynxtuben nachgedacht wurde. Was daraus geworden ist weiß ich jedoch nicht. Mit Mitgliedern bzw. Schülern von Schulsanitätsdiensten habe ich jedoch regelmäßig, beruflich bedingt, natürlich Kontakt. Diese konzentrieren sich allerdings auch "nur" auf Maßnahmen der Ersten Hilfe. Und das machen sie auch sehr gut! Der Altersdurchschnitt ist auch eher so, wie durch Hilope schon beschrieben, dass ich auch nicht wirklich mehr Maßnahmen erwarten würde. Erste Hilfe ist schon sehr gut und wichtig genug für den Erstkontakt und um die Rettungskette ins Rollen zu bringen.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • ihm-al: Es ging um den von Harris-NRÜ angesprochenen Rettungsdienstbereich und wie es dort mit Larynxtubus, Maske etc aussieht
    Da zB beim BRK ab SanH am Larynxtubus geschult wird.


    Die Masse an Fragen sollte dir verdeutlichen, dass hiermit ein deutlich höherer Aufwand einhergeht, als mit der klassischen EH. Damit ist die Verhältnismäßigkeit meiner Meinung nach infrage zu stellen.


    Ein guter SSD ist der, der grundsätzliche Erste Hilfe leistet und darin so sicher ist, dass man nicht derartig unter Stress gerät, dass das Wichtigste -die Betreuung- zu kurz kommt. Einen guten SSD zeichnet nicht eine allumfassende intensivmediznische Versorgung aus. Wenn ihr das, was in einem EH-Kurs vermittelt wird beherrscht, seid ihr schon echt gut. Ich bin jedesmal begeistert, auf diese jungen,motivierten und möglicherweise angehenden Kollegen zu treffen. Aber seid euch klar darüber, was ihr wirklich leisten könnt und wollt. Das schwächste Glied bestimmt am Ende die Stärke der Kette.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Ich bin relativ sicher, dass die Versorgung mit Tubus an etwas ganz anderem scheitert. Genauso wie ich verpflichtet bin, minderjährige TN eines Sanitätsdienstes beiseite zu nehmen, sobald es hässlich wird, würde ich als Lehrperson auch SSDler beiseite nehmen, wenn es hässlich wird. Ansonsten verletzte ich einem Minderjährigen gegenüber meine Aufsichtspflicht und darf mich anschließend mit dessen Schuldkomplexen auseinandersetzen, weil der Mitschüler Schaden erlitten hat. Die Kombination minderjährig/ rechtfertigender Notstand halte ich vom pädagogischen Standpunkt für ein absolutes Nogo.

  • Aber wenn wir das G9 wieder einführen, dann haben wir wieder mehr volljähige Schulsanitäter und dann wird sicher alles besser!
    Nein, im Ernst... Ich betreue seit vielen Jahren Schulsanis und war auch selber mal einer- zu meiner Anfangszeit hatten wir eine NaCl zum Spülen, selbst damit konnte aber keiner umgehen (ist regelmäßig abgelaufen oder stand geöffnet teils mehrere Wochen rum).
    Meine Schulsanis haben als "Advanced"-Material einen Beatmungsbeutel, SamSplints(R) und ein Blutdruckmessgerät... In Zeiten, in denen man mit den Schulen regelmäßig diskutieren muss, ob die BZ-Messung an minderjährigen Schülern durch minderjährige Schüler rechtens ist, gibt es auch eine solche an unseren Schulen nicht mehr. Ehrlich gesagt war mir die Diskussion mit den Schulen - mit Verlaub - zu doof und die Schulsanis können dann zwar einen Wert erheben, eine direkte Handlungskonsequenz gibt es dann aber trotzdem nicht, der Bewusstlose kommt ja trotzdem in die Seitenlage...
    Ich würde behaupten, dass unsere Schulsanis gut bis sehr gut ausgebildet sind (Ersthelfer können höchstens in den Pausen und zur Unterstützung des "normalen" Teams zum Schnuppern eingesetzt werden, wer offiziell Schulsanitäter sein will, braucht einen "Schulsanikurs" mit knapp 40 UE, viele machen im Laufe der Zeit ihren San A / B und sie werden regelmäßig fortgebildet).
    Trotzdem erlebe ich auf der einen Seite immer wieder Schulsanis, die eben gerade mit dem erweiterten Material nicht umgehen können (fängt bei der RR-Messung an), sich häufig aber in ihrer Anwendung sicher fühlen und sie auch relativ unbedacht einsetzen. Wir dürfen einfach nicht vergessen, dass wir es in der Regel heute mit 14-18-jährigen SchülerInnen zu tun haben, die gerade eine relativ schwierige Lebensphase beschreiten, in der es auch viel darum geht, sich eine eigene Identität zu bilden und sich auch mal zu profilieren.
    Aus meiner Sicht muss man deshalb bei der Ausbildung der Schulsanis sehr genau aufpassen, was man wie verpackt und wie man die Schulsanis auch an ihre Aufgabe heranführt. Faktisch ist für mich der Schulsanitätsdienst zum einen da, um Erste Hilfe zu leisten, erweitern bzw. in diesem Zusammenhang hervorheben sollte man aber aus meiner Sicht die Aufgabe, die Erste Hilfe organisiert zu leisten - und das bedeutet für mich in erster Linie eine differenzierte Einschätzung, wie mit dem Betroffenen zu verfahren ist, ob er mit RTW und NA behandelt werden muss oder ob es ausreicht, wenn ihn Oma Lieschen in zwei Stunden abholen kommt, ggf. die Orga von Einweisern bis zum Betroffenen und eine ordentliche Übergabe der "geleisteten Arbeit".


    Von dem ganzen erweiterten Krimskrams halte ich im Übrigen gar nichts, a kann es keiner anwenden und b kann man nur auf blöde Ideen kommen, wenn man das Zeug auch da hat... Fängt damit an, dass einer unserer Schulen der AED frei zugänglich ist und im Sommer ca jede Woche zwei mal die Rasierer ausgetauscht werden müssen, weil sie plötzlich benutzt neben dem AED liegen (auch der Zugang zum Schulsaniraum ist wohl an einigen Schulen bis heute ein Problem) und führt bis zur Verantwortung für die Durchführung der erweiterten Maßnahmen...

  • Ein SSD soll doch einfach nur Erste Hilfe / BLS leisten und damit macht er schon das wichtigste in der Notfallversorgung: Druckverband, Seitenlage, BLS-AED, Lagerung allgemein, Verletzungsversorgung nach Bedarf und v.a. die Betreuung des Patienten.
    Wichtig ist doch, dass jemand da ist, der das kann, der das auch macht, der den Ablauf organisiert und gut. Nicht zu vergessen, dass es dem Helfer selbst ja auch was bringen soll (Stichwort Sozialkompetenz etc.).
    Und da wäre es falsch, die SSDler mit komplexeren Massnahmen zu überfordern (v.a. mit Massnahmen die auch mal schief gehen könnten).
    Ich freue mich jedenfalls, wenn ich mit dem RTW in ne Schule komme, wo ich am Eingang schon erwartet werde zum Pat. gebracht werde, der dann sauber betreut und versorgt ist, man uns ne gute Übergabe macht und dann noch die Mithilfe anbietet.
    Das ist für mich guter SSD!

  • Zitat

    . In meiner Schule gab es zu meiner Zeit bedauerlicherweise keinen, trotzdem ist in dieser Zeit niemand gestorben.


    Ich stimme grundsätzlich zu, SSD ist
    - SSL
    - Druckverband
    - HLW (mit Beutel? )
    - EH.


    Aber der Satz oben, ist immer so ein Totschlagargument. Wenn die Berliner Feuerwehr was erneuert, sagen die Alten auch immer: "früher hat's auch gebrannt. Ist doch alles gelöscht worden. Brennt nix mehr."



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Aber der Satz oben, ist immer so ein Totschlagargument. Wenn die Berliner Feuerwehr was erneuert, sagen die Alten auch immer: "früher hat's auch gebrannt. Ist doch alles gelöscht worden. Brennt nix mehr."


    Was seinerseits aber auch wieder ein Totschlagargument ist. Nicht alles was neu ist, ist zwangsweise erforderlich und ein Hinterfragen der Notwendigkeit auf Erfahrungsbasis kann schon zulässig sein. Ich persönlich halte Schulsanitätsdienste aber für sehr wertvoll. Allerdings sehe ich ihren Einsatzbereich eben auch nicht in dem Bereich, in dem man über den rechtfertigenden Notstand diskutieren muss. Hingegen finde ich das Messen eines Blutzuckers durchaus sinnvoll, gerade bei Bewusstseinsklaren, bei denen durchaus eine Konsequenz entstehen kann. Man darf den SSD-Patienten nicht verrettungsdienstlichen. Da werden auch häufig Kleinigkeiten versorgt, wo man eben mit simplen Mitteln viel erreichen kann.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Den Kindern fehlt sowohl der pathophysiologische als auch der praktische Hintergrund einer BZ-Messung. Der tatsächliche Nutzen ist im Vergleich zu möglichen Problemen wie Fehlmessungen und Fehlinterpretationen zu gering. BZ-Messungen gehören in die Hände von Fachleuten oder informierten und eingewiesenen Diabetikern.

  • Ein Haufen Material verleitet, weshalb ich ihn wegließe. Das Problem taucht ja nicht nur im Schulsanitätsdienst auf, sondern bei jedem Sanitätsdienst - was mache ich denn mit Personen, die nicht akut gefährdet sind, aber über Probleme klagen? Ich sehe nicht, welchen anderen Rat als "Wenn es schlimmer wird, gehen Sie zum Arzt" jede Art von Sanitätspersonal geben könnte.


    Eine BZ-Messung im SSD käme mir am ehesten als Beruhigungspflaster in den Sinn...

  • Vorsicht, Ani, beachte die Bandbreite! Schulsanitäter sind nicht immer Kinder mit EH-Kurs, da reicht de Bandbreite von 8 bis 20 Jahren Alter und EH-Kurs bis RS!

  • Ich beziehe das auf alle Ausbildungsstufen unterhalb des RH/RS. Und das dürften die wenigsten an einer deutschen Schule im SSD aktiven Mitglieder sein.

  • Dann ist es jetzt explizit geworden aber SSanDs mit RDH und RS sind hald eben doch eine nicht vernachlässigbare Ausnahme.