Bei Notfallversorgung in Baden-Württemberg besteht noch Verbesserungspotenzial

  • Man sollte auch nicht vergessen, dass eine hauptamtliche RD-Einheit, welche keine Patiententransportmöglichkeit besitzt, in Deutschland nur für wenig mehr als für First-Responder-Einsätze verwendbar ist, wenn diese Einheit allein durch nicht-ärztliches Personal besetzt ist.
    Man kann es nicht mit anderen Ländern wie zum Beispiel GB oder NL vergleichen. Dort werden diese Einheiten abseits eines "Rapid Responders" auch ohne RTW/KTW alarmiert, um eine etwaige Hospitalisierung zu umgehen (z.B. Hypoglykämie bei bek. DM, ggf. Krampfanfall bei bek. Epilepsie).


    Als RettAss bzw. NFS in Deutschland ist man ganz schnell in der Lage allein aus rechtlichen/forensischen Gesichtspunkten einen Kliniktransport anzustreben. Gerade da in vielen ländlichen und auch städtischen Gegenden eine zeitnahe Hausarzt-Konsultation nur selten möglich ist.

  • @Ani: Es war eines meiner Hauptfächer. Ich bin der Meinung es passt!


    Zitat von »Ani«
    Nicht alles ist sinnvoll innovativ, nur weil es out of the box ist.


    Wer hat das behauptet?



    Das war die Frage die noch gemeint war. Aber ich kann sie auch als rhetorische Frage stehen lassen!

  • Dann verstehst Du einen First Responder, wie wir ihn hier in Deutschland einsetzen grundsätzlich falsch. :-)


    Habe ja leider keinerlei Erfahrung mit dem System FR, d.h. ich weiß nicht, wie das derzeitige System läuft. Wie läuft denn derzeit der Einsatz von FR?

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Wie läuft denn derzeit der Einsatz von FR?


    In aller Kürze:
    normalerweise wird der FR (oder Helfer vor Ort etc.) parallel bei einem Notarzteinsatz alarmiert, in manchen Gegenden, in denen der RTW auch wirklich ewig braucht, auch bei jedem Notfall.
    Ausstattung reicht von "Notfallrucksack im eigenen PKW" bis "voll ausgestattetes Einsatzfahrzeug mit Sondersignal, Notfallrucksäcken, Schienungsmaterial, etc.
    In manchen Systemen gibt es einen Dienstplan (v.a. in denen mit einem Einsatzfahrzeug), in anderen Systemen werden alle Helfer alarmiert und der/die schnellste(n) machen sich auf den Weg.
    Angegliedert sind die FR oft bei Hilfsorganisationen oder der Feuerwehr, in einigen Fällen gibt es auch Kooperationen zwischen mehreren Organisationen.

  • Zitat


    Man kann es nicht mit anderen Ländern wie zum Beispiel GB oder NL vergleichen. Dort werden diese Einheiten abseits eines "Rapid Responders" auch ohne RTW/KTW alarmiert, um eine etwaige Hospitalisierung zu umgehen (z.B. Hypoglykämie bei bek. DM, ggf. Krampfanfall bei bek. Epilepsie).


    Oder die Kopfplatzwunde nähen, oder den Infekt therapieren, oder die AVNRT "Adenosieren" (Projekt in London), oder die TIA zuhause lassen, das Nasenbluten, den Sturz, Etc....


    All das geht nur, wenn ein Netz (Hausarzt) aktiviert werden kann. Dafür gibt es andere Strukturen als in De.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Zitat

    oder die AVNRT "Adenosieren" (Projekt in London),


    ??? Wie das? Also wie soll da alarmiert werden? Schickt der Anrufer vom potentiellen Patienten ein eiligst in den eigenen vier Wänden geschriebenes EKG per Fernschreiber? Also die Diagnosefindung in de Leitstelle würde ich gerne mal mitbekommen.....

  • Zitat


    ??? Wie das? Also wie soll da alarmiert werden? Schickt der Anrufer vom potentiellen Patienten ein eiligst in den eigenen vier Wänden geschriebenes EKG per Fernschreiber? Also die Diagnosefindung in de Leitstelle würde ich gerne mal mitbekommen.....


    Geil :-D


    Es fährt natürlich ein Paramedic hin, gibt ggf. Adenosin, und organisiert einen Termin bei dem HA, der ggf. einen EPU Termin ausmacht.


    Aufgrund der Fluktuation dort scheint das Projekt aber schleppend zu klappen...



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Für zwei hauptamtliche FR könnte man einen RTW besetzten, welcher dann aber auch transportieren kann. Ich glaube nicht, dass sich ein hauptamtlicher FR rechnet.


    Eddy

  • Es wird sich trotzdem nicht rechnen, völlig egal, wie der Rettungsdienstmitarbeiter bezahlt wird. Allein Materialkosten übersteigen wirdschaftlicht gesehen den Gewinn, da sich FR-Einsätze nicht mit der Krankenkasse abrechnen lassen und sie auch sonst in keinster Weise für die Fahrzeugplanung entlastend wirken.

  • Wenn ich mir überlege, zu welchen fragwürdig indizierten Einsätzen ich alleine in den vergangenen Tagen gerufen wurde...
    Normale Fahrt in ein Pflegeheim zum Hausunfall. Vor Ort am Boden eine Dame, die uns bei Betreten des Zimmers (gemeinsam mit der Pflegekraft) mit großen Augen ansah: "Helfen SIE mir denn jetzt mal hoch?" Beschwerdefrei. Dieser Einsatz um Nuancen abgewandelt mehrfach in den letzten Schichten.
    Stück Plastik vom Zuspritzkonus einer PEG-Sonde durch Pflegekraft abgebrochen. Muss neu. Jetzt. Dienstagmorgen 02:00 Uhr. Schwierig in einer Krankenhauslandschaft ohne 24h-Endoskopie und in Verbindung mit einem isolationspflichtigen Patienten.


    Für diese Art von Einsätzen -Nichtnotfälle mit fraglicher Transportindikation- sehe ich ein System wie von Mav83 vorgeschlagen als durchaus sinnvoll an. Gab es an einigen Stellen Deutschland auch einmal. Hieß KV-Notdienst. Die Maxime "Kein Transporstschein, kein Transport" ist aber eben bei der heutigen Dienstleistermentalität dem Bürger gegenüber schwierig zu vertreten.
    Hat aber auch mit einem klassischen FR, dessen Intention die Verkürzung des therapiefreien Intervalles bei Notfällen ist, nichts zu tun.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.