Verändert sich denn die Denkweise von ltd. Ärzten bzw. Chefärzten ?
Meine ersten Fußstapfen im med.-pfleg. Bereich wurden von Chefärzten im Sinne "Herrrscher aller Reussen" begleitet, die "ihre" Abteilung als Eigenbesitz und Gelddruckmaschine betrachteten und stets neidisch auf die Fachkollegen anderer Disziplinen schielten.
Dann kam die nächste Generation.
Die hatte bereits verinnerlicht,. daß Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen (der Internist wurde zunehmend "blutig" tätig bei SM-Implantationen etc. - der Chirurg schnitt die Galle nicht einfach heraus, sondern machte eine ERCP bzw. erlernte das Handwerk des Ultraschalls.
Im Bereich der klin. Notfallmedizin hingegen gab es nur selten echte Zusammenarbeit; schliesslich kamen (angeblich) die Einnahmen aufgrund von Einweisungen niedergelassener Kollegen, die stets gehätschelt wurden.
Allerdings ging die Generation der alten Verwaltungsleiter in die Rente.
Neu waren Krankenhausbetriebswirte, EDV-Fachleute etc.
Diese hatten stets den neuesten Ausdruck und hielten ihn den Chefdoc's unter die Nase - deren "Gefühl" für die Lage war nicht mehr gefragt.
Dagegenhalten konnten sie auch nicht - denn das war wohl nie gelehrt worden.
Jetzt etabliert sich die Generation der Chefärzte, die wissen, wie wichtig Marketing ist.
Sie holen sich dieses Wissen selbstverständlich, denn sie wollen ihre Abteilungen belegt sehen.
Das zeigt sich in Pressearbeit, Veranstaltungen für Laien u.a.m.
Auch der Notfallbereich wird jetzt interessant - weil die Kundschaft eben selbst entscheidet und nicht mehr einem Einweisungsformular vertraut bzw. dieses abwartet.
Folge sind die rasanten Zunahmen der Selbsteinweiser, die auch grosse Kliniken an ihre Grenzen bringen können.
Diese Chefärzte haben aber (nach meinen subjektiven Erfahrungen, die auf Gesprächen mit Medizinern im Assistentenstatus beruhen) noch nicht Personalführung gelernt.
Halbtags- oder Teilzeitstellen, Schichtdienste usw. - all dies gab es zu deren Zeit nicht und mit Unverständnis wird auf derartige Forderungen von der Basis reagiert.
Es sind nicht nur die Frauen - auch Männer verlangen heutzutage bessere Konditionen, weil "Karriere" eben nicht alles im Leben ist.
Mit dem PC und Rentabilitätsberechnungen hingegen sind diese Chefs schon vertraut; die Betriebswirte sind keine "Gegner" mehr, sondern liefern Totschlagargumente bei berechtigten Forderungen.