Qualitätsbericht der Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW) veröffentlicht

  • das bayerische rettungsdienstgesetz schreibt zB vor, dass notfalleinsätze dokumentiert werden müssen. in den anderen bundesländern sind juristen aber der auffassung, dass zumindest bei notfalleinsätzen eine dokumentationspflicht aus dem behandlungs- bzw. beförderungsvertrag resultiert (sog. vertragliche nebenpflicht).

  • Ich würde zunächst einmal die Frage stellen, worum es sich bei einem qualifizierten Krankentransport, welcher nur bei medizinischer Notwendigkeit verordnet werden darf, letztlich handelt. Ist es rechtlich eine reine Transportleistung ? Handelt es sich aber um die Fortführung einer medizinischen Leistungserbringung, meinetwegen Patient wird vom KH zur Diagnosefindung in eine CT-Praxis gefahren und wieder zurück, müsste der Patient doch Anspruch auf eine lückenlose Dokumentation haben. Und sei es nur die Notiz, das der Transport keine Vorkommnisse hatte.


    ich musste mich mal einer kleinen operation unterziehen, die mit einer stationären aufnahme von wenigen tagen verbunden war. die meiste zeit stand kein protokollant neben mir. trotzdem wurde ich die ganze zeit über medizinisch betreut. will sagen: ein rettungssanitäter, der neben dem patienten sitzt, betreut diesen ja auch, wenn er nichts davon aufschreibt. und, wie gesagt - grundsätzlich aufzuschreiben, dass ein patient während der fahrt GCS 15 und vital stabil ist, finde ich bei einem KTP übertrieben. das ist doch langweilig.

  • Wie werden Krankentransporte dann dokumentiert? Nur im Fahrtenbuch?


    wir verwenden dazu DIN-A-5 große fahrterfassungsbögen, die die eckdaten erfassen wie zeiten und kilometerleistung. daraufgibt es auch ein feld für bemerkungen. produziert werden die bei uns im haus mittels PC-drucker. das ist wesentlich kostengünstiger als ein DIVI-protokoll und erfüllt seinen zweck.

  • Bei meinem (bald) ehemaligen AG war es eine Dienstanweisung bei jeder Blaulicht und Primärfahrt ein DIVI Protokoll zu führen, also auch bei der BMA (kein Pat) etc.


    @ Daniel Grein Da gibt es schon eigene Protokolle von der SQRBW?

  • Daniel: Ich dachte, die Protokollpflicht gibts nur bei einem RTW Transport?


    Der Patient wird ja mit einem RTW nach Hause/ ins Seniorenheim/ in die Dialyse / von der Dialyse zurück ins Krankenhaus gefahren. Und da dies Fahrzeuge der Notfallrettung sind, ist ein Notfallprotokoll auszufüllen ;)


    @ Daniel Grein Da gibt es schon eigene Protokolle von der SQRBW?


    Die Protokolle stammen nicht direkt von der SQRBW, entsprechen aber deren Vorgaben. Es handelt sich um dieses Protokoll: http://www.nadok.de/nadoklive-mind3/
    Eigentlich sollte das inzwischen von allen Rettungsdiensten in Baden-Württemberg verwendet werden.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Der Patient wird ja mit einem RTW nach Hause/ ins Seniorenheim/ in die Dialyse / von der Dialyse zurück ins Krankenhaus gefahren. Und da dies Fahrzeuge der Notfallrettung sind, ist ein Notfallprotokoll auszufüllen ;)

    Aha, ja ne ist klar, ich verstehe. :mauer:


    Mich würde nur interessieren, was die Kostenträger dazu sagen, wenn ihre Patienten plötzlich mit RTW anstatt mit KTW Scheinen nach Hause gebracht werden.

  • die meiste zeit stand kein protokollant neben mir. trotzdem wurde ich die ganze zeit über medizinisch betreut. will sagen: ein rettungssanitäter, der neben dem patienten sitzt, betreut diesen ja auch, wenn er nichts davon aufschreibt. und, wie gesagt - grundsätzlich aufzuschreiben, dass ein patient während der fahrt GCS 15 und vital stabil ist, finde ich bei einem KTP übertrieben. das ist doch langweilig.

    Das ist so nicht korrekt. Im Krankenhaus werden die Visiten, Krankheitsverläufe und selbstverständlich auch die pflegerischen Maßnahmen in der Krankenakte dokumentiert. Dies geschieht sicher nicht halbstündlich, aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Woher kommen wohl die Klagen, dass mehr Zeit für "Schreibkram" als für den Patienten aufgewendet wird. Findet der MDK bei einer Aktenprüfung über mehrere Tage keinerlei Einträge, kann die Rechtfertigung für einen stationären Aufenthalt schnell in Zweifel gezogen werden.

  • wir verwenden dazu DIN-A-5 große fahrterfassungsbögen, die die eckdaten erfassen wie zeiten und kilometerleistung. daraufgibt es auch ein feld für bemerkungen.


    Dann verbrauchen die aber genau jene Aktenmeter, welche du den Protokollen unterstellt hast.


    Wir hatten die zweiseitigen Notarzt- und die einseitigen Rettungsdienstprotokolle. Auf diesen wurden auch Zeiten, Besatzung und km erfasst, so dass wir euren Fahrtenzettel im Gegenzug nicht mehr benötigten. Da hab ich halt mein Kreuz bei KTW gemacht, im Freitextfeld o.b.V. eingetragen und war damit insgesamt vermutlich nicht länger befasst als du mit deinem A5-Zettel. Ihr hingegen macht anscheinend doppelte Buchführung, sobald ihr auch noch ein Protokoll ausfüllen müsst, oder?

  • Und da dies Fahrzeuge der Notfallrettung sind, ist ein Notfallprotokoll auszufüllen


    Heißt das jetzt auch, dass ich jeden Patienten im Rettungsdienst intubieren muss, weil ich Anästhesist bin? 8-o

  • Heißt das jetzt auch, dass ich jeden Patienten im Rettungsdienst intubieren muss, weil ich Anästhesist bin? 8-o


    Dieser Logik folgend: ja, selbstverständlich.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Mich würde nur interessieren, was die Kostenträger dazu sagen, wenn ihre Patienten plötzlich mit RTW anstatt mit KTW Scheinen nach Hause gebracht werden.


    Werden sie ja nicht. Es wird ein KTW-Transport abgerechnet. Aber für diesen Einsatz ist - wenn er mit einem RTW durchgeführt wird - ein Notfallprotokoll auszufüllen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ich hätte bei einer entsprechenden Dienstanweisung keine Probleme damit, mich nach jedem KTW-Transport noch weitere 10min ins Auto zu setzen und ein Protokoll auszufüllen.Ich peronsönlich kann während der Fahrt nicht schreiben. Entweder mein Arbeitgeber räumt mir also die Zeit ein, oder er muss drauf verzichten.
    Und wie oben ja bereits erwähnt, muss ja nicht jedes Feld detailliert bearbeitet werden. Ein kurzes "n.e." für "nicht erhoben" reicht ja in der Regel...


    Gruß, Christian

  • Dann darfst du bei uns nicht arbeiten. Wenn du bei jedem Transport zusätzlich 10 Minuten brauchst, ist dir die "Liebe" der anderen Fahrzeuge, die "deine" Einsätze übernehmen gewissen. :-D :pardon:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Siehste, ich hab mir schon am Anfang meines Beruflebens angewöhnt, dass ich nicht für meine Arbeitskollegen arbeite, sondern für meinen Arbeitgeber. Und wie der die Arbeit verteilt, ist sein Problem. Nicht meins, und auch nicht das meiner Kollegen.
    Das gilt im Übrigen auch für Krankmeldungen.

  • Ich hätte bei einer entsprechenden Dienstanweisung keine Probleme damit, mich nach jedem KTW-Transport noch weitere 10min ins Auto zu setzen und ein Protokoll auszufüllen


    Das ist etwas, was mich gerade auch bei uns stört: es wird mit den Achseln gezuckt und gesagt "dann schreib ich halt irgend was drauf und fertig". Es kann niemand wirklich begründen, weshalb für diese Transporte ein Notfallprotokoll ausgefüllt werden muss. "Ist halt so" ist für mich keine befriedigende Begründung - ich kann darüber nur den Kopf schütteln.


    In Baden-Württemberg sollen künftig auch die Notfalleinsätze, welche ohne NA-Beteiligung durchgeführt wurden, ausgewertet werden können. Hierzu müssen entsprechende Notfallprotokolle durch die RTW-Besatzung ausgefüllt werden. So weit, so gut. Dies betrifft aber nicht den Krankentransport. Es ist doch völlig absurd, für einen Heimtransport ein Notfallprotokoll auszufüllen, selbst, wenn ich nur die Patientendaten, eine Auftragsnummer und unter "Akute Anamnese" oder "Erstbefund" "Heimtransport" eintragen würde.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ich nehme mir übrigens am Krankenhaus auch die Zeit, damit ich das Notfallprotokoll abschließend zu Ende schreiben kann. Während des Transportes geht das oftmals nicht, entweder weil die Bewegungen während der Fahrt ein leserliches Protokoll nicht ermöglichen oder der Patient eine vermehrte medizinische oder betreuerische Aufmerksamkeit benötigt. Einige abschließende Daten kann man ja ohnehin erst in der Notaufnahme zu Papier bringen. Wenn diese Zeit am Krankenhaus ein Problem ist (während ich noch schreibe ist der Kollege ja schon dabei das Fahrzeug wieder einsetzbereit zu machen), dann stimmt ganz sicher etwas mit dem Bedarfsplan nicht!


    Rückwärts sitzen und schreiben geht bei mir übrigens auch nicht. Das liegt dann aber an mir...weil mir dann kotzübel wird!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Dies betrifft aber nicht den Krankentransport. Es ist doch völlig absurd, für einen Heimtransport ein Notfallprotokoll auszufüllen, selbst, wenn ich nur die Patientendaten, eine Auftragsnummer und unter "Akute Anamnese" oder "Erstbefund" "Heimtransport" eintragen würde.


    Bestehst du bei einem Heimtransport aus einem Krankenhaus auf eine Übergabe?

  • Bestehst du bei einem Heimtransport aus einem Krankenhaus auf eine Übergabe?

    Ich tue das! Nicht falsch verstehen, ich stehe nicht da rum wie ein Schockraumteam. Aber bevor ich bei einem Krankentransport (oder einer Verlegung) den Patienten umlagere und mitnehme, spreche ich die zuständige Pflegekraft an, lasse mir die Papiere geben, prüfe diese auf Vollständigkeit und Richtigkeit, kläre organisatorische Dinge (z.B. wird man am Zielort erwartet?) und erfrage dann kurz bei der Pflegekraft die Dinge "um wen geht es?", "weshalb war der Patient bei euch?", "irgendwas besonderes zu beachten wie Vorerkrankungen, Infektionen, persönliche Befindlichkeiten, etc.?". Ich finde, dass das zu einem qualifizierten Krankentransport dazu gehört. Ich bin ja kein Taxi...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich tue das! Nicht falsch verstehen, ich stehe nicht da rum wie ein Schockraumteam. Aber bevor ich bei einem Krankentransport (oder einer Verlegung) den Patienten umlagere und mitnehme, spreche ich die zuständige Pflegekraft an, lasse mir die Papiere geben, prüfe diese auf Vollständigkeit und Richtigkeit, kläre organisatorische Dinge (z.B. wird man am Zielort erwartet?) und erfrage dann kurz bei der Pflegekraft die Dinge "um wen geht es?", "weshalb war der Patient bei euch?", "irgendwas besonderes zu beachten wie Vorerkrankungen, Infektionen, persönliche Befindlichkeiten, etc.?". Ich finde, dass das zu einem qualifizierten Krankentransport dazu gehört. Ich bin ja kein Taxi...


    Gruß


    So sehe ich das auch. Und aus demselben Grund habe ich bei solchen Fahrten auch immer ein Protokoll geschrieben. Je nach Patient stand da halt entsprechend wenig drin.