Baden-Württemberg plant neue Hilfsfristen

  • Ich gehe davon aus, dass damit die Telefonreanimationen gemeint sind. Dadurch eine Erhöhung der primären Überlebensrate!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich auch. Allerdings hat die Tatsache einer telefonisch unterstützten Reanimation ja nun wirklich nicht sonderlich viel mit einer standardisierten Abfrage zu tun. Wir reden ja auch nicht von einer vollständigen, standardisierten Patientenbehandlung, nur weil wir nach ERC reanimieren. Das wäre schließlich Augenwischerei.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Das ist so nicht ganz richtig. Man erkennt schon, dass wenn bestimmte Schlüsselfragen (Bewusstsein,Atmung,Hautfarbe) abgefragt werden, dass dann öfters HKS bereits am Telefon rausgefunden werden. Natürlich sollten diese Fragen immer kommen, aber das ist noch nicht überall der Fall und deswegen ist eine grundstrukturierte Abfrage ein gutes Mittel dafür.
    Leider stellen nur wenige Leistellen ihre Zahlen zur Verfügung, dass liegt aber ehr daran, dass denen gar nicht ganz bewusst ist, wie wichtig die Zahlen sind.

  • Ich auch. Allerdings hat die Tatsache einer telefonisch unterstützten Reanimation ja nun wirklich nicht sonderlich viel mit einer standardisierten Abfrage zu tun. Wir reden ja auch nicht von einer vollständigen, standardisierten Patientenbehandlung, nur weil wir nach ERC reanimieren. Das wäre schließlich Augenwischerei.


    Mache ich es nicht standardisiert, entdecke ich weniger Reanimationen.Mache ich es mit einer Software, steigere ich die Rate der Transporte nach Reanimation ins Krankenhaus. Wie viele davon überleben ist bisher nicht gesichert ermittelbar gewesen. Diese Zahlen wurden unter anderem auf dem http://www.emergencydispatch.org/EURONAVIGATOR/ präsentiert. https://www.facebook.com/drkbos/posts/816948034993280

  • Mache ich es nicht standardisiert, entdecke ich weniger Reanimationen.


    Ich erkenne bei Einsatzzentralen mit fixen Abfrageschemen in der Praxis auch eine höhere Quote des Erkennens von Reanimationen.

  • Ich meine AMPDS und vergleichbare Strukturen.
    Ich kann das nicht mit Zahlen belegen, da ich aber regelmässig mit verschiedenen Leitstellen zusammen arbeite, erscheint mir das Erkennen von Rea's mit AMPDS höher als ohne Schema.

  • Zumindest in London stimmt das:
    http://emj.bmj.com/content/21/1/115.full



    Zitat


    Findings: AMPDS resulted in a 200% rise in the number of patients accurately identified as suffering from cardiac arrest. A relation was identified between identification and AMPDS compliance (r2 = 0.65, p = 0.001).


    Discussion: The implementation of AMPDS increased accurate identification of patients in cardiac arrest. Additionally, the relation between factors identified suggests compliance with protocol is an important factor in the accurate recognition of patient conditions.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

    Einmal editiert, zuletzt von M1k3 ()

  • Inwiefern? Synkope/ Bewusstlosigkeit vs. Reanimation?


    Es geht darum, die "Bewusstlosigkeit" vom HKS zu unterscheiden. Oft wird gefragt, ob der Pat. noch Atmet, aber leider wird dann genau so oft vergessen zu fragen, wie der Pat. Atmet. Wenn man allerdings diese Standart Fragen einfach immer abfragt, dann hat man es A: Einfach immer drin und B: Vergisst man nix.
    Synkope/Bewusstlosigkeit ist leider am Telefon meistens oft einfach nicht zu Unterscheidet. Es ist i.d.R wirklich so, dass die meisten Pat. während des Notruf weiterhin nicht auf Ansprache reagieren, das liegt zzt. auch an einer recht schnellen Abfrage.
    Und ganz ehrlich? Einmal Alarmiert ist Alarmiert... Meistens macht man keinen Rückzieher mehr, wenn die Fahrzeuge bereits S3 sind.

  • Zitat

    Die Notärzte sollen sich in Baden-Württemberg künftig etwas mehr Zeit lassen können

    Da können die Kollegen ja zukünftig in Ruhe die Zigarette fertig rauchen und den Kaffee austrinken... :eyeroll:


    Was für ein mieser Satz.

  • Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) kritisiert die aktuellen Planungen zu einer Gesetzesänderung im Land Baden-Württemberg, die Hilfsfristen bei einem Notfalleinsatz aufgrund von Personal- und Ressourcenknappheit von zehn auf zwölf Minuten zu verlängern.


    „Diese Entwicklungen sind rückwärtsgewandt. Wir müssen Überlebenschancen verbessern, nicht minimieren. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herz-Kreislauf-Stillstand unbeschadet zu überleben, nimmt ohne Therapie pro Minute um etwa zehn Prozent ab. Im Interesse der Patienten sollte die Hilfsfrist statt verlängert eher auf acht Minuten reduziert werden“, sagt Professor Reinhard Hoffmann, stellvertretender Generalsekretär der DGOU und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU).


    Unter „Hilfsfrist“ versteht man den Zeitraum zwischen Eingang des Notrufes und Eintreffen der Rettungskräfte am Einsatzort. Die Festlegung dieser Hilfsfrist ist Ländersache und damit in 16 unterschiedlichen Rettungsdienstzeitgesetzen geregelt. Tatsächlich reicht sie von acht Minuten in dicht besiedelten Gebieten Nordrein-Westfalens bis hin zu maximal 17 Minuten in ländlichen Gebieten Thüringens. In Baden-Württemberg gab es immer wieder Kritik, weil Retter und Notärzte nicht innerhalb der vorgesehenen zehn Minuten am Einsatztort waren.


    „Es wäre im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich, wenn man die strukturellen Probleme, die durch Geldmangel und Ressourcenknappheit eigentlich dahinter stecken, mit einer leichtfertigen Verlängerung der Hilfsfrist löst“, sagt Hoffmann, der als Ärztlicher Direktor an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Frankfurt am Main tätig ist.


    Seit mehreren Jahren leidet der Rettungsdienst an Geldmangel und verfügbarer Kompetenz – insbesondere in ländlichen Regionen können die Notarztstandorte häufig nicht mit einer ausreichenden Anzahl an Notärzten abgedeckt werden. Unter anderem diese Problematik führte nach langen Diskussionen 2013 zur Einführung des neuen Berufsbildes Notfallsanitäter. Er löst den bisherigen Rettungsassistenten ab und soll eigenverantwortlich Tätigkeiten auch im invasiven Bereich übernehmen – das schließt beispielsweise auch die intravenöse Medikamentengabe ein. Der Notarzt soll in Baden-Württemberg daher zukünftig bis zu 18 Minuten Zeit bis zum Eintreffen am Einsatzort haben (1). Die Zwischenzeit soll durch qualifizierte Notfallsanitäter überbrückt werden. DGOU und DGU begrüßen diese Qualifikationsmaßnahmen für ehemalige Rettungsassistenten, sehen aber die Gefahr, dass es durch eine Verlängerung von Hilfsfristen und einen zeitlichen Aufschub des Notarzteinsatzes letztlich zu einer schleichenden Substitution des bewährten Notarztsystems in Deutschland durch ein nicht arztgestütztes System (Paramedic-System) kommen könnte, wie es beispielsweise in den USA der Fall ist. Dies nicht zuletzt aus Kostengründen. Die medizinisch-qualitativen Vorteile eines Notarztes am Einsatzort insbesondere für Schwerverletzte sind hingegen in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt.


    Zudem hinken gegenwärtig die Bundesländer bei den neu zu gestaltenden Ausbildungsinhalten für den Notfallsanitäter hinterher – von einer bundesweit einheitlichen Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes ist man derzeit weit entfernt. „Das erfüllt uns mit Sorge“, sagt Hoffmann. Am Einsatzort ist eine qualifizierte Teamarbeit zwischen Notarzt und Notfallsanitäter erforderlich. Hier gilt: Zeit ist Leben. Eine weitere Verlängerung der ohnehin vielerorts schon zu langen Hilfsfristen sei nicht akzeptabel. „Die Argumentation mit einer, wenn auch zeitlich begrenzten, Substitution des Notarztes durch Notfallsanitäter ist eine leicht durchschaubare politische Mogelpackung und aus ärztlicher Sicht im vitalen Interesse der Patienten abzulehnen“, so Hoffmann.


    Weitere Informationen unter http://www.dgu-online.de:
    Pressemitteilung vom 19.3.2013: Sicherheit von Notfallpatienten leichtfertig aufs Spiel setzen? Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) kritisiert geplantes Notfallsanitätergesetz (NotSanG)


    (1) Quelle: dpa/lsw-Meldung vom 8. Dezember 2014: Das Warten auf den Notarzt soll ein Ende haben: Das Land will die Rechte von Sanitätern und Ehrenamtlichen stärken. Und verlängert gleichzeitig die Hilfsfrist, an die Retter und Ärzte gebunden sind.


    Quelle: http://idw-online.de/de/news617944

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Was soll man da sagen? Vom Prinzip haben die ja recht wenn man es nicht selber besser wüsste das es in der Realität ganz anders aussieht. Ich bin nach wie vor der Meinung 12 Min. für den RTW bei 100% Erreichungsgrad stellen definitiv eine Verbesserung dar. Bei den Notärzten bin ich mir nicht ganz sicher mit den 18 Min. Bei 100%. Sicherlich müssten auch dann noch weitere NA Systeme eingerichtet werden in vielen ländlichen Bereichen. Bestehende Systeme sollen ja Bestandsschutz erhalten. Das wurde nur noch nicht kommuniziert. Weiterhin wird ja schon auch ein wenig der Eindruck vermittelt die Retter würden in Zukunft dann vor sich hin trödeln.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Ich bin nach wie vor der Meinung 12 Min. für den RTW bei 100% Erreichungsgrad stellen definitiv eine Verbesserung dar. Be


    Wenn das mal kein Papiertiger wird. Die Einhaltung müsste dann künftig tatsächlich kontinuierlich kontrolliert und bei regelmäßiger Überschreitung der Hilfsfristen entsprechend sanktioniert bzw. nachreguliert werden. Es nützt nichts, lediglich die neu definierte Hilfsfrist ins Rettungsdienstgesetz zu schreiben. Aber genau das befürchte ich aktuell.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wenn das mal kein Papiertiger wird. Die Einhaltung müsste dann künftig tatsächlich kontinuierlich kontrolliert und bei regelmäßiger Überschreitung der Hilfsfristen entsprechend sanktioniert bzw. nachreguliert werden. Es nützt nichts, lediglich die neu definierte Hilfsfrist ins Rettungsdienstgesetz zu schreiben. Aber genau das befürchte ich aktuell.



    Da hast du recht. Das Problem ist immer noch die Verfilzung zwischen Politikern und HiOrgs. Und die noch nicht gelöste Regulierung seitens der Aufsichtsbehörde gegenüber des Bereichsausschusses. Aber das soll ja auch in Angriff genommen werden.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Faktisch wird doch in der Gesamtheit mit 15 min. gerechnet. Da können die 12 min. schon eine Verbesserung darstellen.


    Hinsichtlich der planerischen Vorhaltung von Rettungswagen sicherlich.
    Sollten die Hilfsfristen tatsächlich geändert werden, müssten in allen Rettungsdienstbereichen neue Bedarfsgutachten erstellt werden. Spannend.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Was soll man da sagen? Vom Prinzip haben die ja recht wenn man es nicht selber besser wüsste das es in der Realität ganz anders aussieht. Ich bin nach wie vor der Meinung 12 Min. für den RTW bei 100% Erreichungsgrad stellen definitiv eine Verbesserung dar. Bei den Notärzten bin ich mir nicht ganz sicher mit den 18 Min. Bei 100%. Sicherlich müssten auch dann noch weitere NA Systeme eingerichtet werden in vielen ländlichen Bereichen. Bestehende Systeme sollen ja Bestandsschutz erhalten. Das wurde nur noch nicht kommuniziert. Weiterhin wird ja schon auch ein wenig der Eindruck vermittelt die Retter würden in Zukunft dann vor sich hin trödeln.


    Eine 100% Erfüllungsgrad ist unmöglich zu erreichen. Es wird immer Fälle geben, wo unwahrscheinliche und / oder unabwendbare Umstände zusammen kommen. Man müsste, so man wieder eine 90% oder 95% Regelung trifft, diese Quoten nur auch für ihren Zweck nutzen. Sprich eine unwahrscheinliche Häufung von Duplizitätsfällen, extremen Wetterlagen etc. pp. Wenn ich allerdings diese Quote von vorneherein fest verplane, dann missbrauche ich sie.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!