Region Hannover: Notaufnahmen melden sich immer öfter ab

  • In meinen Augen wird der Druck auf die Verantwortlichen durch solche Pressemeldungen erhöht und der Peter wird als erstes in der Klinik gesucht, also meldet man sich lieber erstmal nicht ab.


    Zum zweiten:
    Ich habe es auf der Leitstelle regelmäßig damit zu tun gehabt, dass trotz "Abmeldung" zich Patienten in genau diese Klinik gebracht wurden, entweder weil Notfall oder Pat ist dort bekannt.
    Gehäuft passierte das Nachts und in der Klinik gabs die Anweisung von "Oben" keinen weg zu schicken.


    Wenn ich weiss, dass Klinik A kein Bett mehr hat, dann fahr ich auch nicht in Klinik A.

  • Ich auch nicht.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Wenn ich weiss, dass Klinik A kein Bett mehr hat, dann fahr ich auch nicht in Klinik A.


    Das ist ja oft die Frage: Stimmt das überhaupt? Oder haben die z.B. nur vergessen, Kapazitäten wieder anzumelden? Oder absichtlich "vergessen"? Und was bedeutet es, wenn die Neurologie abgemeldet ist? Sind dann nur die eigenen Betten belegt und kann man auf andere Abteilungen ausweichen? Ist das den Mitarbeitern zuzumuten? Ich finde das alles zunehmend schwierig und es nervt mich. Da lobe ich mir Städte wie Paderborn, wo alle drei Krankenhäuser im Tageswechsel Aufnahmedienst haben. Das geht natürlich nur, wenn die Häuser annähernd gleiche Kapazitäten und Behandlungsmöglichkeiten haben. Mit den hochspezialisierten Krankenhäusern diverser Verbünde (z.B. Kreis Coesfeld) ist das gar nicht praktizierbar.

  • Das ist ja oft die Frage: Stimmt das überhaupt?

    Ich glaub das naiverweise meistens einfach. Im Problemfall (räumliche Nähe bei vital bedrohtem Patienten) lasse ich das abklären und fahre nicht einfach hin.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Zitat

    Mit den hochspezialisierten Krankenhäusern diverser Verbünde (z.B. Kreis Coesfeld) ist das gar nicht praktizierbar.



    Jedes Mal wenn ich Nachts eine Notverlegung vom K20 ins K10 gemacht habe, hab ich mich gefreut jung und gesund zu sein...



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Da lobe ich mir Städte wie Paderborn, wo alle drei Krankenhäuser im Tageswechsel Aufnahmedienst haben. Das geht natürlich nur, wenn die Häuser annähernd gleiche Kapazitäten und Behandlungsmöglichkeiten haben.


    Ist in Stadt Aachen auch so... super Sache. In der Krankenpflegeausbildung hab ich aber die Kehrseite gesehen:


    Frühzeitige (teils verfrühte) Entlassungen vor Aufnahmetagen/-wochenenden, picke-packe volle Zimmer (regelhaft 4-5 Bett-Zimmer bei Z.n. Aufnahme), mehrere versorgungsintensive Patienten in der NOTA und ICU - da wurde es schnell knapp mit ärztlichen Ressourcen...
    Aber wie condorp schon sagte, ein in allen Ebenen funktionierendes System ist nicht bezahlbar...


    Find die Lösung aber trotzdem gut, man kann sich schon auf solche Tage vorbereiten (und der RD auch: der fährt spezielle Patienten in andere Häuser BEVOR aufnehmende aus allen Nähten platzt... zB unkomplizierte Sachen a la Platzwunde/da muss nur kurz mal ein Doc drüberschauen o.ä.).

  • Es bleibt festzuhalten, dass ein Abmelden grundsätzlich sinnvoll sein kann. Man hört hier aber schon den Tenor raus, dass es an unterschiedlichen Orten häufiger missbraucht wird und teilweise auf recht niedrigen Verantwortungsebenen entschieden wird, wo vielleicht auch innerklinisch einfach mal der Überblick fehlt. Anders wären Verbote "von oben" und ein dramatischer Rückgang der Abmeldung durch die Pflicht einer oberärztlichen Genehmigung wohl auch nicht recht erklärbar. Bei allem Verständnis für den wirtschaftlichen Druck seit der Privatisierung der meisten Krankenhäuser, es gibt genügend Regionen in denen ein Abmelden grundsätzlich überhaupt nicht möglich ist.


    Ich finde die Lösung über einen Dienstvorgesetzten sehr gut. Es vermeidet überschwänglichen Missbrauch und fügt eine Kontrollinstanz ein. Und ein Oberarzt ist in der Regel auch Arzt und wird medizinischen / organisatorischen Argumenten, die wirklich zwingend sind, im Regelfall wohl auch zugänglich sein. Natürlich kann man dann nicht mehr nach eigenem Gusto für eine günstige Pausenverteilung abmelden. Idealerweise noch mehr oder minder namenlos und ohne, dass es jemand außerhalb der Leitstelle und des RDs mitbekommt.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • @//stefan84


    Danke für den Beitrag. Da habe ich nicht weit genug gedacht. Jetzt, wo ich die andere Seite kenne, sehe ich das nicht mehr so euphorisch. :-(

  • Wenn ich als Notarzt ein Bett für einen Patienten benötige, egal ob Normal-, Überwachungs- oder Intensivbett, dann telefoniere ich nach wie vor altmodisch die in Frage kommenden Krankenhäuser ab, angefangen beim sinnvollsten. Das kostet im ersten Moment vielleicht etwas mehr Zeit, aber im persönlichen Gespräch lässt sich meistens doch noch etwas managen. Schildert mir jedoch ein Kollege eindringlich, dass er bereits den Schockraum mit Intensivpatienten belegen musste, dann vertraue ich erst einmal darauf, dass ich nicht angelogen werde und fahre ein anderes Haus an. Aber wie schon gesagt, wenn alle voll sind und eine zu weite Strecke nicht zu vertreten ist, dann trifft es eben eins.


    Im Übrigen muss ich mit dem ein oder anderen Kollegen am nächsten Tag durchaus auch noch zusammen arbeiten (vor allem im eigenen Haus), so dass ich mir teilweise schon erlebte ins Persönliche gehende Streitereien verkneife.

  • Aus Neugier: Wenn setzt ihr denn bei den Blutabhnahme-Teams ein ? Meine letzten Blutabnahmen wurden alle durch Pflegekräfte durchgenommen (abgesehen vom Hausarzt, der stach selber).

    Arrgh :fool2: Ein wunderschönes Beispiel, warum man auf die Rechtschreibung achten muss.

    • Wann fragt nach dem Zeitpunkt von etwas
    • Wenn ist das Substantiv zu wenn
    • und wen ist das Wort was Ich benutzten wollte.


    Und jetzt nochmal richtig: Hilope, welches Personal setzt ihr für die Blutabhnahme-Teams ein ?

    gerne auch mit Anbrüllen des Disponenten

    DISCLAIMER: Ich bin kein Disponent. Sofern das Brüllen nicht nach der Aufforderung erfolgt, sprechen Sie (bitte) lauter, hört die Person am anderem Ende nur noch das Freizeichen! Oder kriegst du dafür ne Zulage ?
    condorp4
    Wenn es keinen Zeitmangel gibt, braucht es auch keine Schicht-Anpassung. Allerdings frage Ich mich wieviel Information in der 0h bis 6h-Schicht auf Normalstation zusammenkommt.

    100% Auslastung bedeutet, dass jedes Bett belegt ist. Wenn es sich dabei nur um junge, halbwegs sich selbstversorgende Patienten geht, dann ist das eventuell besser machbar, als eine 60% Auslastung (Belegung) nur mit dementen Vollpflegefällen.

    Moment, hier liegt mMn ein Fehler vor. Station A hat X Krankenhauskräfte mit dehnen max. 10 "Betten" mit selbstversorgenden Patienten betreut werden können. Station B beherbergt die Menschen mit höherem Pflegebedarf (dement/körperlich behindert/etc.) entweder B hat dann mehr Personal als A oder weniger "Betten".

    Krankenhäuser dürfen (und müssen damit!) lt. SGB nur Patienten aufnehmen, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen und/oder bei denen alle ambulanten Massnahmen ausgeschöpft sind

    Müsste dann die "Laufkundschaft" nicht auch an der Tür abgewiesen werden ?

    [...]ist aber auf den zweiten weniger sinnvoll wenn man die Behandlung eines einzelnen Patienten betrachtet

    Du meinst den der in der "abgemeldeten" Notaufnahme auf der RTW-Trage liegt, bis jemand eins der anderen "abgemeldeten" Krankenhäuser telefonisch dazu bewegt hat, sich zu erbarmen diesen Patienten ausnahmsweise aufzunehmen, oder ?

    as hat dazu geführt, dass die Assistenten aus Respekt die Klinik einfach gar nicht mehr abgemeldet haben

    Bitte ??? Respekt vor was ? Angst um den eigenen Arbeitsplatz glaube Ich ja noch, aber entschuldigt wird das Verhalten davon auch nicht.

  • Arrgh :fool2: Ein wunderschönes Beispiel, warum man auf die Rechtschreibung achten muss.


    Wann fragt nach dem Zeitpunkt von etwas
    Wenn ist das Substantiv zu wenn
    und wen ist das Wort was Ich benutzten wollte.


    :scare3:


    Gib lieber keine Deutsch-Nachhilfe!


    J. :cool_1:

  • Wen denn? Dehnen tät das bestimmt gut.


    SCNR :prost:

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ah. Der Untergang des Abendlandes... ;)



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Diese Option wähle ich selbst sehr gerne, funktioniert nur nicht bei den üblichen Uhrzeiten dieser Einsätze: die finden nämlich meistens zwischen Freitag Nachmittag und Montag Morgen oder alternativ nachts statt und die ärztlichen Bereitschaftsdienste sind gerne selbst überlastet und verweisen im Zweifel einfach aufs KH... :-/


    Da ist es doch total goldig, wenn der Bereitschaftsarzt sein Quartier in oder an einem Krankenhaus beziehen muss. Dann gibt es keine Transporte und der Patient ist auch ruckzuck wieder beim ÄND, wenn dieser aus Bequemlichkeit den Patienten weiterschieben möchte.


    Mir zumindest hat es einige Male sehr geholfen, dass ein Notaufnahmearzt meine Auffassung "nix für uns" unterstütze und ich den Patienten einfach ein Stockwerk höher beim AND abgeben konnte statt in der Notaufnahme. Und übermäßige KTW-Gebühren spart man nebenbei auch noch ein.

  • Das kommt aber auf die strukturellen Voraussetzungen an. Wenn es neben dem Arzt in der KV-Praxis wie zum Beispiel in hiesigen Gefilden auch noch einen reisenden Heiler gibt, der mit der Praxis per se nichts zu tun hat, bringt das leider recht wenig.

    Hat nichts mit dem eigentliche Thema zu tun, aber irgendwie muss ich gerade daran denken: witzig, wenn der KV-Arzt den STEMI-Patienten nicht einfach in die fünf Meter (und eine automatische Glastür auf dem Flur) entfernte Notaufnahme des Krankenhauses mit Herzkatheterlabor schickt in das die Praxis sich eingemietet hat, sondern den Patienten zielsicher an das einzige (!) von drei Häusern des Landkreises ohne PTCA-Möglichkeit verweist - mit dem eigenen PKW. Die Notfallverlegung zurück in das ursprüngliche Haus war schon ein Highlight.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Hat nichts mit dem eigentliche Thema zu tun, aber irgendwie muss ich gerade daran denken: witzig, wenn der KV-Arzt den STEMI-Patienten nicht einfach in die fünf Meter (und eine automatische Glastür auf dem Flur) entfernte Notaufnahme des Krankenhauses mit Herzkatheterlabor schickt in das die Praxis sich eingemietet hat, sondern den Patienten zielsicher an das einzige (!) von drei Häusern des Landkreises ohne PTCA-Möglichkeit verweist - mit dem eigenen PKW. Die Notfallverlegung zurück in das ursprüngliche Haus war schon ein Highlight.


    Ein Meisterstück!

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • [...]welches Personal setzt ihr für die Blutabhnahme-Teams ein?

    In einem Klinikverbund hier werden dafür RettAss, RettSan und Medizinstudenten eingesetzt. Ich weiß jetzt gerade nur nicht mehr, ob das auf Honorarbasis oder 450€ Basis passiert?! Ich erinnere mich daran, vor einigen Monaten ein solches "Jobangebot" bekommen zu haben. Hab aber keine Lust dazu...


    Aber die Krankenhäuser hier können sich glücklich schätzen. Man stelle sich vor, dass die Blutsauger-Aushilfs-RettAss/RettSan aus bestimmten Teilen von NRW kommen würden. Oh je... :biggrin_1:


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.