Risiko Krankenhaus - sind Patienten an Wochenenden schlechter versorgt?

  • Neue Studien zeigen, wie gefährlich es am Wochenende im Krankenhaus ist. Insider schildern in "Plusminus" wie Unterbesetzungen immer wieder zu riskanten Situationen führen. Doch auch unter der Woche kommt es zunehmend zu Problemen: http://www.ardmediathek.de/tv/…d=28544388&bcastId=432744

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Neue Studien zeigen, wie gefährlich es am Wochenende im Krankenhaus ist. Insider schildern in "Plusminus" wie Unterbesetzungen immer wieder zu riskanten Situationen führen. Doch auch unter der Woche kommt es zunehmend zu Problemen: http://www.ardmediathek.de/tv/…d=28544388&bcastId=432744


    Glaube ich sofort wenn ich sehe wie es bei unserem Zentralkrankenhaus in der ZNA immer zu geht. Da meinst du bist in Dreharbeiten zu einer amerikanischen Klinik Soap geraten. Fehlen nur noch die schwarzen Sheriffs. Aber das kommt sicherlich auch noch....
    (Mit schwarzen Sheriffs meine ich bei uns im Volksmund Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste die bevorzugt in schwarzer Dienstkleidung in Erscheinung treten)

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

    Einmal editiert, zuletzt von Manne ()

  • Die personelle Besetzung ist am Wochenende in den Kliniken einfach deutlich schlechter.
    Für den Rettungsdienst würde es bedeuten: Samstag und Sonntag gibt es den RTW ohne Beifahrer.

  • Die Besetzung wäre vermutlich ausreichend, wenn man tatsächlich nur Notfälle behandeln müsste, oder meinste nicht?


    Ich finds richtig am Wochenende personell runterzufahren, schließlich haben auch Beschäftigte im Gesundheitswesen ein Interesse an freien Wochenenden.

  • Wenn man ein Interesse an freien Wochenenden hat, dann geht man nicht in die Pflege...


    Es gibt genug Bereiche in denen die Personalbesetzung am Wochenende genau so ist wie unter der Woche auch. Auf meiner alten Intensivstation zB....

    "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!"
    Astrid Lindgren

  • Am Wochenende sollte aber einfach weniger los sein: Weniger geplante Aufnahmen, keine geplante Funktionsdiagnostik, keine geplanten OPs. Auf einer Intensivstation ist die Arbeitsbelastung wohl gleich werktags wie am Wochenende.


    Geht man an die Sache mit der Aussage" Dann hastw den falschen Beruf gelernt" ran, kann man auch gleich alle Arztpraxen an Samstagen und Sonntagen öffnen.


    Wochenende ist und bleibt für mich reiner Notdienst - wenn ich auf der Rettungswache Dienst tue mache ich neben der Einsatzabwicklung nur das nötigste, genau wie nachts.

  • Aber grade in Notaufnahmen ist am Wochenende meistens sogar mehr los. Arztpraxen haben geschlossen, Apotheken haben geschlossen, der Frisör hat zu...

    "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!"
    Astrid Lindgren

  • Aber grade in Notaufnahmen ist am Wochenende meistens sogar mehr los. Arztpraxen haben geschlossen, Apotheken haben geschlossen, der Frisör hat zu...


    So lange das alles Notfälle sind ist es ja gut... ;)

  • In den Funktionsbereichen ist tatsächlich der Personalbedarf geringer, da eben keine "geplante" Diagnostik und/oder Therapie durchgeführt wird.
    Im stationären Umfeld ist dies aber nicht so. Die Leute, die Freitags operiert werden, sind am Wochenende immer noch da und brauchen Hilfe. Aber was heißt das im Umkehrschluss? Bei uns zum Beispiel gibt es dadurch auch weniger Personal im Patiententransport, also fährt man die Patienten selbst. Dadurch, dass zum Beispiel in größeren Häusern von mehreren Standorten nur ein Röntgen am Wochenende offen ist, werden die Wege weiter.


    Wie oben bereits durch Arielle geschrieben, sind die Aufnahmezahlen sogar größer. Dazu kommt, dass Teamassistenten, Stationssekretäre etc. in der Regel frei haben. Auch ein Stationsarzt ist eher im Bereitschaftsdienst oder Ambulanz oder OP, als auf Station. Auch das bleibt als zusätzliche Arbeit (und wenn es nur das Hinterhertelefonieren ist) beim Pflegepersonal hängen. Dazu kommt der erhöhte Betreuungsaufwand der Angehörigen, die am Wochenende in die Kliniken strömen und Patienten besuchen wollen.


    Unterm Strich ist es also so, dass sowohl pflegerisch als auch ärztlich das Personal reduziert ist, gleichzeitig die üblichen Hilfs- und Assistenzpersonen fehlen und die Ressourcen für eine zeitnahe Diagnostik und Intervention deutlich reduziert sind. Da brauche ich keine Studie um festzustellen, dass die Patientenversorgung am Wochenende schlechter ist.


    Es ist also nicht nur so, dass auf dem RTW der Fahrer fehlt, man muss auch die Dokumentation selbst im Zentralrechner eingeben, beim Auffüllen in ein entfernteres Lager fahren, die Hälfte der Schubladen ist verschlossen und in der Regel fehlt eins der vier Räder. Und neben der Notfallrettung muss auch noch der komplette Taxiverkehr übernommen werden.


    Gruß, Christian

  • Wenn man ein Interesse an freien Wochenenden hat, dann geht man nicht in die Pflege...


    Aber auch "in den schönsten Berufen der Welt" hat man trotzdem ein Anrecht auf regelmäßig freie Wochenenden - nicht jedes, aber regelmäßig und vor allem planbar.
    Das ist bzw. wäre durchaus machbar mit einer ausreichend dicken Personaldecke, die dann sogar Springer umfasst, wenn jemand wegen Krankheit etc. kurzfristig ausfällt, so dass geplante freie Tage/Wochenenden auch wirklich frei bleiben.

  • Aber auch "in den schönsten Berufen der Welt" hat man trotzdem ein Anrecht auf regelmäßig freie Wochenenden - nicht jedes, aber regelmäßig und vor allem planbar.
    Das ist bzw. wäre durchaus machbar mit einer ausreichend dicken Personaldecke, die dann sogar Springer umfasst, wenn jemand wegen Krankheit etc. kurzfristig ausfällt, so dass geplante freie Tage/Wochenenden auch wirklich frei bleiben.

    Ich kenne kein Krankenhaus welches über Springerdienste verfügt.

    "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!"
    Astrid Lindgren

  • Es ist also nicht nur so, dass auf dem RTW der Fahrer fehlt, man muss auch die Dokumentation selbst im Zentralrechner eingeben, beim Auffüllen in ein entfernteres Lager fahren, die Hälfte der Schubladen ist verschlossen leer / unvollständig und in der Regel fehlt eins der vier Räder. Und neben der Notfallrettung muss auch noch der komplette Taxiverkehr übernommen werden.

    Also alles ruhig an der western Front?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich kenne kein Krankenhaus welches über Springerdienste verfügt.

    Das ist auch nicht nötig, weil man sich darauf verlassen kann, dass sich immer jemand findet, der einspringt, weil man die Patienten oder Kollegen ja nicht hängen lassen kann...

  • Ich kenne kein Krankenhaus welches über Springerdienste verfügt.


    Bei uns gibt es durchaus Poolsschwestern oder Springer, die am Wochenende, bzw Nachts von Station zu Station hopsen und dort zB durch einen Transport o.vgl. gebundenes Personal kurzfristig "ersetzen". Verbessert an der absolut desolaten Personalsituation allerdings gar nichts...

  • Bei uns gibt es durchaus Poolsschwestern oder Springer, die am Wochenende, bzw Nachts von Station zu Station hopsen und dort zB durch einen Transport o.vgl. gebundenes Personal kurzfristig "ersetzen". Verbessert an der absolut desolaten Personalsituation allerdings gar nichts...


    Das habe ich nicht gemeint, sondern Kollegen, die als Springer im Plan stehen, wenn jemand ausfällt. Also Kollege X hat Springerdienst, wird niemand krank hat er frei, ansonsten muss er einspringen.
    Finde ich sinnvoll, da man sich wenn man Springerdienst hat, darauf vorbereiten kann (man kann sich ja was vornehmen, was man leicht absagen kann) und die anderen werden nicht dauernd angerufen, ob sie einspringen können.
    Aber natürlich, das muss die Personaldecke natürlich erstmal hergeben...

  • Verbessert an der absolut desolaten Personalsituation allerdings gar nichts...


    meist im Gegenteil: Personalausfall wird eher akzeptiert mit den Worten "Ihr könnt ja den Springer anrufen!"

  • meist im Gegenteil: Personalausfall wird eher akzeptiert mit den Worten "Ihr könnt ja den Springer anrufen!"


    Dann geht es aber in der Regel bereits um den zweiten Ausfall in diesem Zeitraum, da man sonst ja wirklich bereits den Springer angerufen hätte und kann das auch so kommunizieren.