Notfallsanitäter - ein attraktives Berufsbild?

  • Sie sind dort gut einsetzbar, der Begriff "besser" ist m.E. subjektiv.
    Von Vorteil ist m.E. die praxisbezogene Ausbildung für diese Bereiche.
    Schon heute suchen viele KH für Funktionsbereiche auch Rettungsfachpersonal - offensichtlich ist der Mangel an Pflegekraftmangel auch hier angekommen.


    Vorrangig sehe ich aber die bessere/leichtere Umstiegsmöglichkeit vom ambulanten zum stationären Arbeitsplatz.
    Das an bd. Arbeitsbereichen viel pille-palle anfällt ist mir klar.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Schon heute suchen viele KH für Funktionsbereiche auch Rettungsfachpersonal - offensichtlich ist der Mangel an Pflegekraftmangel auch hier angekommen.


    Nein, die suchen die vor allem, weil sie billiger sind als Krankenschwestern. Und medizinisch fitter als Arzthelferinnen. Aber diese Diskussion hatten wir schon woanders.

  • Und auch hier wieder.
    Es gibt einen Grund warum es Intensivpflegende auf der ITS gibt und RettAss im Rettungsdienst.

  • Und auch hier wieder.
    Es gibt einen Grund warum es Intensivpflegende auf der ITS gibt und RettAss im Rettungsdienst.

    Und sogar die Intensivfachkräfte sind auf einer Intensivstation immer seltener anzutreffen. Ist nämlich relativ unattraktiv.

    "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!"
    Astrid Lindgren

  • Na ja, die meisten Pflegekräfte mit Fachweiterbildung sind dennoch auf der Intensivstation oder in der Anästhesie anzutreffen. "Attraktive" Alternativen sind nämlich äußerst spärlich und so unattraktiv ist das auch eigentlich überhaupt nicht. Also, jetzt im Vergleich innerhalb der Pflegebranche.


    Davon abgesehen und das ist der Grund warum man RettAss in der Klinik antrifft (und zukünftig auch NotSan dort antreffen wird): es ist für Klinik (weniger Geld!) und RettAss (mehr Geld!) attraktiv.

  • Also zu den Konditionen zu denen mir damals die Fachweiterbildung angeboten wurde, waren grottig. Zwei Jahre Privatleben und Freizeit opfern, sich für fünf jahre an eine Klinik binden, ein neuer Vertrag mit höherem Bruttogehalt aber zu wesentlich schlechteren Zuzahlungen und das alles um danach die gleiche Arbeit zu machen wie vorher auch.

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    Astrid Lindgren

  • Du magst recht haben, regelmäßig brachte einem die FWB monetär nicht wirklich was. Viel Freizeit habe ich für die FWB jedoch nicht geopfert und in der heutigen Zeit sind irgendwelche Verpflichtungen ja kein Hindernis mehr das Haus zu wechseln.
    Es wird ja darauf hinauslaufen, dass Krankenkassen irgendwann eine Fachpflegequote fordern und dann ist die Urkunde bei Stellensuche und Gehaltsverhandlung noch mehr wert als heute, da man mit ihr ja durchaus Intensiverfahrung objektiv nachweisen kann. Dadurch ist man dann in der Position, auch z.B. monetäre Vorzüge zu genießen.
    Abgesehen von der fachlichen Qualifikation, welche man für sich dadurch erlangt und doch durchaus zur Arbeitszufriedenheit beiträgt.


    Aber ich hatte Deine ursprüngliche Aussage missverstanden. Ich hatte es so verstanden, dass Du meintest, viele Fachpflegekräfte würden nicht mehr auf Intensiv arbeiten, weil es dort unattraktiv sei. Du meintest aber, dass viele Pflegekräfte trotz ihrer Tätigkeit auf der Intensivstation keine FWB mehr machen, weil dies unattraktiv ist, oder?

  • Da haben wir in der Tat aneinander vorbei geredet^^
    Ich hab die FWB aus oben genannten Gründen nicht gemacht. Wäre ich länger auf ITS geblieben hätte ich wohl nochmal drüber nachgedacht. Allerdings wirklich nur für mich und mein persönliches Bedürfnis an Backroundwissen.
    Ich hab damals an meinen Kollegen gesehen, dass die teilweise wirklich nicht mehr wussten ob sie Männchen oder Weibchen sind. Aber der Anspruch scheint auch sehr unterschiedlich gelagert zu sein. Und die Qualität steht und fällt halt mit den Lehrern und Praxisanleitern.

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    Astrid Lindgren

  • Hatte die Möglichkeit im Ausland (Schweiz) zu hospitieren. Dort gab es bereits die Fachweiterbildung Notfallpflege. Es machte schon einen Unterschied, da die dortigen Kollegen das in Deutschland in der Notaufnahme übliche ALLEINIGE "learning on the job" durch fundiertes Hintergrundwissen ergänzen. Dadurch konnte ein Mindeststandard definiert werden.

  • Hatte die Möglichkeit im Ausland (Schweiz) zu hospitieren. Dort gab es bereits die Fachweiterbildung Notfallpflege.


    Rein informativ möchte ich ergänzen, dass die von dir genannte Fachweiterbildung (Nachdiplomstudiengang) nicht nur Pflegekräften offensteht, sondern auch Rettungssanitätern (und Hebammen). Das gilt für das NDS Notfallpflege und Anästhesie ebenso, wie für Intensivmedizin.

  • Ich möchte zu dem Thema Abitur und Studium noch etwas ergänzen.


    Es hängt in erster Linie nicht von der Art des Abschlusses ab, wohin sich eine Person entwickelt. Zu meiner Abizeit (2007) wurde den Abiturienten leider ausschließlich eingetrichtert, dass sie mit ihrem Abschluss studieren müssten, weil einem sonst das Abi ja nichts bringt. Ich habe mich noch nie für das studieren interessiert und mich ebenfalls nach praxisorientierten Ausbildungen umgeschaut. Pilot, Fluglotse, Polizei, Berufsfeuerwehr, Rettungsdienst.


    Am Ende ist es aber nicht der Abschluss, der darüber entscheidet, wie lange jemand in seinem ursprünglich gelernten Job bleibt, sondern 1. der Typ Mensch und 2. die Arbeitsbedingungen. Wir Fluglotsen sind alle Abiturienten. Inzwischen haben sogar die wenigstens studiert oder etwas anderes gelernt. Nur bei den Älteren gibt es noch Seiteneinsteiger. Es gibt viele, die sind mit dem, was sie haben, vollständig zufrieden. Arbeit macht Spaß, Geld stimmt, Freizeit stimmt, sie machen teilweise seit 20 Jahren den gleichen Beruf, ohne große Abstecher, aus denen sie relativ schnell wieder zurückgekehrt sind. Ich bin seit 5 Jahren Fluglotsen und kann jetzt schon sagen, dass mir das auf Dauer eben nicht reicht. Ich habe Lust noch andere Sachen zu machen. Ich habe bereits meine Ausbilderlizenz erworben und möchte auch gerne noch weitere Karriereschritte gehen, dabei allerdings meine Fluglotsenlizenz erhalten. Vorstellbar ist es also irgendwann, z.B. 50% Fluglotse und 50% Lehrer zu sein.


    Warum ich das erzähle? Genau so sieht es doch auch im Rettungsdienst aus. Man erlernt einen Beruf, fängt an Erfahrungen zu sammeln und kann sich erst mal nicht mehr vorstellen, irgendwas anderes zu machen. Dann ist man 25, hat schon einiges erlebt und denkt sich: Mensch, in meinem Kopf sind aber noch Kapazitäten frei für mehr. Und das führt zu der logischen Konsequenz, dass diese Leute, völlig unabhängig von ihrem Abschluss, sich nach Alternativen oder Weiterbildungsmöglichkeiten umschauen. Nur bietet der Rettungsdienst bzw. der eigene AG einem das i.d.R. nicht. Und dann ist der Arbeitnehmer leider irgendwann weg. Wenn aber ein AG z.B. seinen Leuten anbieten würde, sich nach 5 Jahren Berufserfahrung betriebsintern auf berufsbegleitende Studiengänge bwewerben zu können, durch die man später in besseren Positionen in der Firma eingesetzt werde kann, sind die Leute auch motiviert, in der Firma zu bleiben. Das sind eben die Aufstiegsmöglichkeiten, die derzeit im Rettungsdienst fehlen oder die einem RA so eben nicht zur Verfügung gestellt werden können. Dieser müsste schon seinen Job niederlegen oder per Fernstudium studieren, was auch wieder Geld kostet.


    Wenn ein NFS Lehrling die Ausbildung erfolgreich abschließt, erwirbt er damit ebenfalls die Berechtigung, eine Fachhochschule zu besuchen. Von daher ist es, was das angeht, ebenfalls egal, welchen Abschluss ein Azubi mitbringt.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Nein, kann man nicht. Zum einen kann die Attraktivität des Berufsbildes gegenwärtig noch kein Faktor für die Bewerberzahl sein, weil eigentliche Berufsbild noch der Entstehungsphase ist und sicherlich nicht so weit, dass sich ein junger Mensch bereits jetzt über die Arbeitsbedingungen des Notfallsanitäters informieren kann. Dies ist sicherlich Ausdruck von Interesse am Arbeitsfeld Rettungsdienst und sicherlich auch von den ja nun erheblich verbesserten Ausbildungsbedingungen, gerade in monetärer Hinsicht. Allerdings ist der wohl wichtigste Faktor schlicht weg der dramatisch Rückgang von Ausbildungsplätzen im RD. Die letzten Zahlen, die mir bekannt sind (und die ich leider nicht mehr belegen kann) besagten, dass pro Jahr etwas zwischen 6000 und 7000 Rettungsassistenten ausgebildet wurden. Die gegenwärtig verfügbaren Ausbildungsplätze für Notfallsanitäter liegen vermutlich sehr weit unterhalb dieser Zahl, gerade wenn man bedenkt, dass viele Bundesländer es immernoch nicht hinbekommen, die Ausbildung zu ermöglichen. Bei allen merkwürdigen und juristisch wohl eher kritisch zu betrachtenen Modellen wie "wir zählen einen RS der letzten zwei Jahre als Ausbildungsbeginn für den Rettungsassistenten" übersieht man, neben den Problemen die man diesen Azubis schafft, dass mindestens ein ganzer Jahrgang gerade "hinten runterfällt".

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Damit ich nicht falsch verstanden werde - natürlich bedeutet ein Abitur nicht automatisch, dass man als Notfallsanitäter nicht glücklich und zufrieden sein kann; das mag es sicher auch geben. Mein Eindruck sowie meine Annahme ist jedoch (und Hauke hat das in seinem letzten Beitrag zwischen den Zeilen auch erwähnt), dass ein Abiturient sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen irgend wann die Frage stellen wird, ob sich sein Abitur für diesen Beruf gelohnt hat. Einem Abiturienten stehen sofort - im Vergleich zu einem Realschüler - viel mehr Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung offen. Insbesondere die Tatsache, dass das spätere Gehalt als Notfallsanitäter (nicht nur, aber insbesondere) für einen Abiturienten im Regelfall alles andere als reizvoll sein wird, wird irgend wann ein Umdenken bedingen - spätestens, wenn er sich Gedanken über die Gründung einer Familie und den Erwerb von Wohneigentum macht. Da kann der Beruf grundsätzlich noch so viel Spaß machen - spätestens, wenn man feststellt, dass sich viele Ziele im Leben nicht oder nur schwer umsetzen lassen, wird die Berufszufriedenheit darunter leiden.


    Der Rettungsdienst ist und bleibt nach meinem Dafürhalten im Vergleich mit anderen Berufen im Bereich BOS (vermutlich) unattraktiv, wenn es um eine ganzheitliche Betrachtung im Bezug auf gesetzte Lebensziele geht. Und das sind überwiegend hausgemachte Probleme.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Der Rettungsdienst ist und bleibt nach meinem Dafürhalten im Vergleich mit anderen Berufen im Bereich BOS (vermutlich) unattraktiv, wenn es um eine ganzheitliche Betrachtung im Bezug auf gesetzte Lebensziele geht. Und das sind überwiegend hausgemachte Probleme.


    Da stimme ich dir voll zu. Und dabei ist es eigentlich ein sehr schöner Beruf, der, wenn die Rahmenbedingungen besser wären, vermutlich ausgesprochen beliebt wäre. Damit meine ich primär gar nicht mal die möglichen Aufstiegschancen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Zitat

    Der in den letzten Jahren schon deutliche Trend der Beschäftigung von RA in klinischen Abteilungen (ZNA, Intensiv, Anästhesie...) wird sich m.E. künftig deutlich verstärken.
    Grund dafür ist einfach die jetzt dreijährige Ausbildung in Kombination mit dem weiterhin bestehenden Mangel an Pflegefachkräften.

    Zitat

    Grund ist in erster Linie eine kostengünstige Lösung. Man wird abwarten müssen, wie sich das mit einem möglicherweise gehobenen Lohnniveau eines Notfallsanitäters entwickeln wird.


    Zur Zeit ist da sicher noch etwas dran, weil RettAss im öD (TV-L und VKA-Bereich des TVöD) oft mit den Entgeltgruppen 5 oder 6 abgespeist werden. Wenn ich das von einem User hier recht in Erinnerung habe, so hat ein Bundesland die Notfallsanitäter im TV-L-Bereich (Land) des TVöD bereits in die Entgeltgruppe EG 8 eingruppiert. Für den kommunalen Bereich, also VKA des TVöD, laufen ja noch die Entgeltgruppenverhandlungen. Gefordert wird ja die Entgeltgruppe 9. Ich denke jedoch, dass hier auch die Entgeltgruppe 8 bei raus kommen wird (leider). Fakt wäre damit dann aber, dass diese dann besser entlohnt werden würden, wie viele examinierte Pflegekräfte in kommunalen Krankenhäusern (hier), die in der Funktions- und Fachpflege heutzutage bereits mit Entgeltgruppe 7 TVöD-VKA abgespeist werden. Zu meiner Pflegezeit hatten exam. Pflegekräfte der Normalstationen noch EG 8, die in der Funktions- und Fachpflege (nach Fachweiterbildung) noch EG 9 bekommen (umgerechnet aus der damaligen BAT-Zeit). Somit könnte der NotSan als "billiger pflegerischer Ausputzer" auch bald teurer sein als eine examinierte Pflegekraft selbst. Als Alternative bleibt dieser Bereich dann nur noch dem HiOrg-Retter, wenn die HiOrgs mit der Vergütung nicht auch mal langsam aus dem Knick kommen...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was ist denn bitte eine angemessene Bezahlung und warum das leider bei EG8?
    Ich frage mich was die 9 Rechtfertigt oder auch nicht. Wenn wir nicht mal aus dem Quark kommen mit Argumenten, dann wird es vll. auch nur die 6. Die Nummer mit Leben retten usw. zieht nicht immer bei Verhandlungen.

  • Was den pflegerischen Bereich betrifft empfand ich die bisherige Verfahrensweise zu den damaligen BAT-Zeiten durchaus angemessener als heute. Eine examinierte Pflegekraft (dreijährige Ausbildung) plus Fachweiterbildung A/I (zweijährige Weiterbildung) heutzutage mit Entgeltgruppe 7 TVöD abzuspeisen ist eine Frechheit. Gleiches betrifft die nun dreijährige Ausbildung im RD zum NotSan. Die Entgeltgruppe 9 ist zu mindestens bis zur Erfahrungsstufe 5 durchaus auch für dreijährige Ausbildungen als mögliche maximale Eingruppierung möglich, sofern uns unsere Verdivertreter die ganzen Jahre nicht angelogen haben. Sie ist nicht nur die Einstiegsentgeltgruppe für den gehobenen Dienst, sondern halt auch die maximal mögliche Entgeltgruppe für den mittleren Dienst mit einer dreijährigen Ausbildung. Warum also immer nur minimalistisch denken und einfordern? Von uns wird durch den AG auch maximale Leistung abgefordert! Ich habe mein "ich will Menschen helfen" schon seit einiger Zeit abgelegt, will nicht nur geben müssen, sondern will auch nehmen können...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Spreche nicht dagegen, trotzdem fehlen Argumente. Nur weil jemand etwas haben will, bekommt er es nicht. Wir müssen uns positionieren und schlüssige Argumente finden.

  • Dann schieß mal los, Kollege...


    Mir würden spontan einige einfallen, z.B.:


    - Ausbildungsdauer von drei Jahren, sowie ständige notwendige Aus- und Fortbildung (die in diesem Umfang i.d.R. nicht viele andere Berufe haben)
    - Verantwortung, inklusive mögliche Straf- und zivilrechtliche Forderungen
    - Stress bzw. Belastung durch Einsatzdienst, inklusive Dienst zu ungünstigen Zeiten
    - Gesundheitsgefahren, z.B. durch Verletzung und Erkrankung (Verkehr-, Patientenkontakte, Infektionsgefahren, usw.), gesundheitliche Abnutzung (u.a. durch Punkt 2), usw.
    - hoheitliche Aufgaben (Notfallrettung) [hier streiten sich ja die Geister, ich empfinde zu mindestens die Notfallrettung als eine solche]
    - ...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.