Stromausfälle in Mannheim: Betriebsstörungen in mehreren Krankenhäusern

  • Die Frage ist doch, was mit dieser Aussage gemeint ist. Dass bei einer Notstromversorgung zum Beispiel bis auf eine Notbeleuchtung die Stationsflurbeleuchtung o.ä. abgeschaltet ist, ist doch nachvollziehbar. Um hier zu argumentieren, müsste man wissen, worum es geht, ehe man den Kliniken in diesem Bereich Sparzwang vorwirft.

  • Die Frage ist doch, was mit dieser Aussage gemeint ist. Dass bei einer Notstromversorgung zum Beispiel bis auf eine Notbeleuchtung die Stationsflurbeleuchtung o.ä. abgeschaltet ist, ist doch nachvollziehbar. Um hier zu argumentieren, müsste man wissen, worum es geht, ehe man den Kliniken in diesem Bereich Sparzwang vorwirft.


    Gar keine Frage, jedoch war das nicht nur auf die Krankenhäuser gemünzt. Mir geht es vor allem auch um die Pflegeheime, die i.d.R. keine Vorsorge für ihre "kritische Infrastruktur" treffen. Diese haben regelhaft überhaupt keine Notstromversorgung. Beim großen Stromausfall war genau hier das Problem - alle Pflegeheime ruften plötzlich ganz schnell um Hilfe, weil ihre Patienten plötzlich nach Luft japsten oder auf dem nackten Metall lagen, weil die Luftpumpen der Antidecubitusmatratzen ihre Arbeit einstellten, usw. Dutzende RTW, HLF und RW waren durch das fehlen einer Notstromversorgung gebunden, ohne das wirklich eine "Notlage" vorlag. Die RTW handelten sogar sinnvoll und plünderten vorm ausrücken aus den Reserve-FZG die O2-Flaschen und Oxyloge, damit man mehrere Patienten auf einmal mit O2 versorgen konnte. Natürlich hat das zu einem akuten Rettungsmittelmangel geführt, der mit einer sinnvollen Vorsorge vermeidbar gewesen wäre. Ich erwarte keine 100% Absicherung gegen den Weltuntergang, jedoch wäre dieses Problem einfach zu lösen. Und wenn ich das aktuelle Geschehen in Mannheim richtig verfolgt habe, haben u.a. ja auch Pflegeheime für Arbeit gesorgt.


    Bezüglich der Krankenhäuser stimme ich Dir zu. Das Krankenhaus braucht im Falle der Notstromversorgung keine Festbeleuchtung, Fernseher zur Bespaßung der Patienten, usw. Wichtig sind die kritischen Bereiche, die unbedingt am laufen gehalten werden müssen, wie z.B. die Intensivstationen, Notaufnahme, OP-Bereiche, wichtige Diagnostik, Kommunikation sowie eine reduzierte (Not-)Beleuchtung.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • häusliche Dialyse. häusliche Dauerbeatmung bzw. Dauerinhalationssysteme, Ernährungspumpen...
    die Liste der heutigen Möglichkeiten auch ausserhalb einer Intensivstation ist lang.


    Es spricht einerseits für die Zuverlässigkeit der Infrastruktur, dennoch sollten sich Produzenten und Endanwender auch die Frage nach dem worst case stellen.


    Auf einem Usertreffen hörten einige aus dem Forum hier ja auch einen Vortrag über ein RD-Projekt in einem Andenstaat.
    Da hat der Paramedic-Kurs (nach der Schilderung des Vortragenden) einen klin. Beatmungspatienten über lange Std. ausschl. über den Beutel versorgt :pfeif:

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Auf einem Usertreffen hörten einige aus dem Forum hier ja auch einen Vortrag über ein RD-Projekt in einem Andenstaat.
    Da hat der Paramedic-Kurs (nach der Schilderung des Vortragenden) einen klin. Beatmungspatienten über lange Std. ausschl. über den Beutel versorgt


    Deutschland ist aber gar kein Andenstaat.

  • Auf der anderen Seite wäre ja auch Vorsorge getroffen, wenn jede Feuerwehr eine gewisse Anzahl an NEA vorhält und die Heime sich nur um Einspeisemöglichkeiten kümmern müsen. Man könnte dann ja in einem gewissen Umkreis alle Neas zusammenziehen und wäre auch handlungsfähig.


    Das wäre sicherlich der günstigere Weg. Und mehr Sachverstand für Wartung... Wäre bei Feuerwehrs / THW auch vorhanden.

  • Was ist denn eine "Batterieersatzversorgung" in einem Krankenhaus???


    RaWi hat das schon ganz gut erklärt.


    In einem Krankenhaus gibt es - mindestens - drei verschiedene Steckdosentypen bzw. Stromnetze. Sie sind unterschiedlich gekennzeichnet. Hier in der Uniklinik Heidelberg sind es die Farben weiß, grün und orange.


    weiß ist ganz normales Stromnetz. Wenn die Stadt keinen Strom stellt, sind diese Dosen stromlos. Hier sollten "normale" Verbraucher eingesteckt sein. Als Variante für die PCs gibts das auch als unterbrechungs- und stromspitzenfrei.


    grün sind die Dosen, die am Notstromdiesel hängen. Dieses Aggregat muss aber bei einem Totalausfall erst anlaufen und dann auch noch synchrnosisert werden (50 Hz = 3000 U/min). Da vergehen schon mal die ein oder andere Minute. Soweit nicht schlimm, viele Geräte in der Patientenversorgung (Infusionspumpen, Spritzenpumpen, Patientenmonitore) verfügen über Akkus. Dises Geräte sind hier angschlossen. der Dieselvorrat ist - wie obern bereits angedeutet - begrenzt. In der Regel ist das aber kein Problem, da man ja problemlos an Kraftstoff kommt (vorausgesetzt, der Strom ist das einzige Problem).


    orange sind die Dosen, die zusätzlich aus einer Batterieanlage gespeist werden. Sie schalten sich sofort bei einem Stromausfall um und werden dann vom Notstrom übernommen. Strom steht also unterbrechungsfrei und pausenlos zur Verfügung. Diese Batterieanlagen halten allerdings nicht so lange.


    Gruß, Christian

  • der Dieselvorrat ist - wie obern bereits angedeutet - begrenzt. In der Regel ist das aber kein Problem, da man ja problemlos an Kraftstoff kommt (vorausgesetzt, der Strom ist das einzige Problem).


    Ganz ehrliche Frage, ich kenne die Antwort nicht: sind die Tankstellen mit ihren Zapfsäulen nicht ebenfalls vom Strom abhängig? Also anders gefragt: kommt man bei Stromausfall tatsächlich so problemlos an Diesel ran?

  • Wenn der Ausfall so großflächig ist, dann sind auch die Pumpen aus.


    Die Feuerwehr (und bestimmt Bundeswehr) könnten mancherorts abpumpen. Aber auch das geht wohl nicht bei jeder Tankstelle



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ganz ehrliche Frage, ich kenne die Antwort nicht: sind die Tankstellen mit ihren Zapfsäulen nicht ebenfalls vom Strom abhängig? Also anders gefragt: kommt man bei Stromausfall tatsächlich so problemlos an Diesel ran?


    Ich erinnere mich vage an einen Bericht des BBK, der besagt, dass es bundesweit nur eine Handvoll Tankstellen mit Notstromaggregat gäbe (Handvoll = weniger als 50). Eine entsprechende Forschungsarbeit zu diesem Thema habe ich auf die schnelle wieder herausgesucht: http://www.bbk.bund.de/DE/Serv…ankNotStrom_Einstieg.html

  • Vor dem Hochwasser 2013 wurde manche Bereitschaftsleiter als paranoid verschrien die ein paar Kanister Diesel und Benzin gebunkert hatten. Dann ging den Tankstellen im Flutgebiet der Sprit aus, denn selbst wenn sie Strom hatten waren sie nicht beliefert worden, weil die Tankwagen durch die Strassen nicht durch kamen.


    Es ist also nicht nur das Problem der Verteilung Tankstelle zu Verbraucher ( auch RD etc.) sondern auch der Anlieferung.

  • Auf der anderen Seite wäre ja auch Vorsorge getroffen, wenn jede Feuerwehr eine gewisse Anzahl an NEA vorhält und die Heime sich nur um Einspeisemöglichkeiten kümmern müsen. Man könnte dann ja in einem gewissen Umkreis alle Neas zusammenziehen und wäre auch handlungsfähig.


    Das wäre sicherlich der günstigere Weg. Und mehr Sachverstand für Wartung... Wäre bei Feuerwehrs / THW auch vorhanden.

    Du musst dann auch mal bedenken, wie viele Notstromgeneratoren dann erforderlich wären! Wie viele Pflegeheime gibt es in einer Großstadt oder in einem Landkreis? Wir reden hier ja von großflächigen Stromausfällen, die nicht einige Straßenzüge, sondern ganze Städte und mehrere Stadtteile einer Großstadt betreffen. Mit 20 oder 30 Notstromaggregaten kommt man da nicht hin! Alleine in meiner Großstadt (über 500.000 Einwohner) gibt es über 70 Pflegeheime. Zusätzlich war bei unserem großflächigen Stromausfall auch Teile des umliegenden Landkreises betroffen (nochmal so ca. 20 Pflegeheime).


    Zusätzlich ist zu bedenken, dass die Alarmierung, das heranführen und die Inbetriebnahme einige Zeit benötigt. In der Zeit fallen aber die O2-Generatoren, Antidecubitusmatratzen, ggf. auch Heimbeatmungsgeräte (die hier beim großen Stromausfall aufgrund fehlender Akkus oder falscher Akkuspflege nicht funktionierten) schon aus. Was in der Zeit tun?


    Unsere Notstromaggregate in den Feuerwachen werden übrigens auch von Fachfirmen gewartet. Macht die Feuerwehr nicht selbst (wohl auch nicht ohne Grund)...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich erinnere mich vage an einen Bericht des BBK, der besagt, dass es bundesweit nur eine Handvoll Tankstellen mit Notstromaggregat gäbe (Handvoll = weniger als 50). Eine entsprechende Forschungsarbeit zu diesem Thema habe ich auf die schnelle wieder herausgesucht: http://www.bbk.bund.de/DE/Serv…ankNotStrom_Einstieg.html


    Das ist korrekt. Es gibt nur einige wenige Tankstellen, die mittels Einspeisemöglichkeit mit einem NEA die Möglichkeit zum Notbetrieb haben. Ich würde vermuten, dass dieses u.a. noch ein Überbleibsel aus dem kalten Krieg / Zivilschutz ist. Irgendwelche Förderungen, Verordnung oder wo das früher mal "drin stand" sind mir nicht bekannt. Ich würde mal vermuten, dass diese auch weniger werden. Manche große Feuerwehren haben es schon bereut, dass diese ihre feuerwehreigenen Tankstellen auf den Feuerwachen eingemottet haben. Dafür sind nun einige Logistikkonzepte zur Treibstoffversorgung entstanden (z.B. Abrollbehälter "Tankstelle" mit 1000 Liter Diesel).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das man da große Mengen an Stromerzeuger bräuchte ist schon klar. Aber die braucht man in der Menge ja auch bei Festinstallation. Und zwar in ganz Deutschland. Das sind dann ja Zehntausende.


    Selbst bei großflächigem Stromausfall ist ja eher nicht ein ganzes Bundesland betroffen. Da könnten sich die Feuerwehrwn schon gegenseitig aushelfen. Und das THW dazu. Da bräuchte man sicherlich nur 10% Vorhaltung, müsste das aber vorher natürlich genau planen.

  • Was aber bedacht werden muss, ich sagte das ja schon, ist die Vorlaufzeit bis zur Inbetriebnahme an den jeweiligen Einsatzstellen. Wenn Du jetzt die NEA aus benachbarten Kreisen oder sogar aus dem gesamten Bundesland heranführen willst wird das sicher eine ganze Weile dauern.


    Der nächste Punkt ist, dass die Städte und Kreise die Kosten für die Beschaffung und Instandhaltung tragen müssen, während der Heimbetreiber mit seinen Patienten Geld verdient, aber für die sinnvolle Sicherung SEINER kritischen Infrastruktur kein Geld in die Hand nimmt.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Vielleicht ists ganz gut, dass die Leitstelle nach Heidelberg soll :P


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  • Da gebe ich dir in allem recht. Ich wollte damit nur sagen, dass es auch andere Konzepte geben könnte.

    Gar keine Frage, ich wollte meine "Lösung" auch nicht als "Welterklärpatent" aufdrängen!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.