Helfer des DRK mit Steinen beworfen

  • Entscheidend ist nicht die Beurteilung des Verteidigers, sondern die Beurteilung des Richters, Ra-Wi.


    Unsere Justiz steht ja ständig unter dem Verdacht, zu lasch mit Straftätern umzugehen. Meine Frau ist Juristin, es ist ihr täglich Brot. Das Vertrauen gegenüber der Justiz ist gleich null. Ein Interesse daran, sich mit allen Fakten zu beschäftigen, gibt es nur wenig, stattdessen sind die Juristen alle nur Korrupt, von der Politik beeinflusst und natürlich (sind ja schließlich Beamte) faul.


    Was haben wir davon, die Leute, wie in den USA, ohne Resozialisierungsprogramm für Jahrzehnte wegzusperren? Zeigt uns das Amerikanische System, dass es funktioniert? Wenn ich mir die gesellschaftlichen Probleme dort drüben anschaue, muss ich das eindeutig verneinen. Unser System ist nicht perfekt. Ich finde aber nach wie vor, dass es eines der Besten ist.


    Ra-Wi, du siehst es als Allgemeinwissen an, dass ein geworfener Stein zum Tode führen kann. Willst du einen 15jährigen ohne Würdigung der Gesamtumstände wegen versuchten Mordes anklagen? Das ist absurd. Auch wenn an den Stammtischen Dinge wie "schwere Kindheit" gerne genervt davon gewischt werden, so sind sie am Ende sehr relevant und wichtig in der Betrachtung. Es geht nicht darum, das Leid des Opfers auch dem Täter zuzufügen. Aber wenn einem Kind niemals Werte und Moral beigebracht worden sind, er nur Gewalt erfährt und ggf. Rassenhass vorgelebt bekommt. Weiß er dann wirklich, was er anrichten kann, wenn er einen Stein wirft?


    Ich bin froh, dass sich zumindest unsere Gerichte hierzulande noch die Zeit nehmen, solche Umstände zu würdigen. Auch gegen den Widerstand unserer Gesellschaft. Das müssen die Gerichte aushalten.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • ...und wieder wünsche ich mir bei diversen Beiträgen zwei Mal auf "Bedanken" klicken zu können.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Falls jemand noch mehr kotzen will: http://perlen-aus-freital.tumblr.com/


    Ich kann mich noch an einen Mitschüler in der Grundschule erinnern, der in der zweiten Klasse ein Hakenkreuz an die Tafel gemalt hat und auch die gesamte Grundschulzeit bereits als Kind "Negerwitze" erzählt hat.
    Interessanterweise kam er aus einem gut bürgerlichem katholischen Elternhaus mit akademischen Hintergrund.
    Ich glaube aber nicht, dass er wusste was Völkermord in der Praxis bedeutet.


    Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich manche (Erwachsenen) Leute, ähnlich dem Grundschulkind, den Konsequenzen ihrer Worte nicht bewusst sind.
    Tod, Leid und Sterben sieht man glücklicherweise in unseren Breiten, außerhalb bestimmter Berufe, eher selten.


    Blut ist rot und Tränen schmecken salzig... überall auf dieser Welt, von jedem Menschen.

  • Ich hab es an anderer Stelle schon ausführlich geschrieben, diese zunehmende "Verbraunung" macht mir irgendwie Angst.
    Es scheint manchmal fast so, als würde Ausländerfeindlichkeit salonfähig werden, gilt vor allem für die entsprechend extremistischen Handlungen.


    Ich finde diese "Verbraunung" fürchterlich und verachtenswert, aber ich glaube (mit eigentlich zu kurzer Lebenserfahrung, um das beurteilen zu können) nicht, dass sie zunehmend ist. Bei allem Entsetzen darüber, dass es "Menschen" gibt, die Andere wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe benachteiligen oder gar angreifen, muss man deutlich feststellen, dass diese Ar...löcher kein Teil einer schweigenden Mehrheit sind! Von Verbrechen wie Anfang der 90er sind wir weit entfernt, in vielen Städten gibt es sehr aktive Initiativen für Flüchtlinge und Pegida bzw. ihre Ableger sind in fast jeder Stadt deutlich kleiner, als die jeweiligen Gegendemonstranten.

    Ich glaube, dass unsere Gesellschaft insgesamt einen ziemlich guten Weg eingeschlagen hat, der natürlich Manchen zu schnell, Vielen aber auch eher zu langsam ist. Wenn ich heute durch eine (zumindest west)deutsche Großstadt oder über den Campus der Uni gehe, dann habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft multikulturell und vielfältig geworden ist, in der die allermeisten Menschen gut miteinander leben können und in der (zumindest im Grundsatz) Jeder Chancen und Perspektiven hat.


    Was ich damit sagen will: Kein, auch verbaler, Angriff auf Andere ist durch irgendetwas zu rechtfertigen, bei den Stammtischparolen mancher Politiker möchte ich im Strahl kotzen und nichts ist so gut, dass man es nicht verbessern könnte. Aber insgesamt ist diese Gessellschaft(liche Entwicklung) nicht so schlecht, wie sie gerne dargestellt wird. Bemühen wir uns darum, dass das so bleibt!

  • Als jemand der lange und offen in der linken Szene aktiv ist glaube ich auch nicht, dass die Tendenz zum Rassismus zugenommen hat bzw. es mehr "Rechte" gibt.
    Der Unterschied ist ein anderer: Man fühlt sich sicherer. Man glaubt sich mitunter in der Mehrheit bzw. innerhalb einer relevanten Masse. Und dann ist man auf einmal deutlich mutiger, deutlich mehr bereit sein wahres Ich zu zeigen.

  • Mit jetzt 57 Jahren kann ich sagen: die generelle Ausländerfeindlichkeit hatte abgenommen.
    Rechtsradikale Tendenzen waren kaum wahrnehmbar; Anfang bis Mitte der 60-er-Jahre flog die NPD überall aus den Parlamenten heraus und der FDP starben die liberal gewaschenen Altbraunen weg (wer nachlesen will: BHE = Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten, mit der FDP später eine Partei bildend).


    Parolen/Anfeindungen gegenüber Nichtdeutschen habe ich in meiner Kindheit und Jugendzeit immer wieder gehört: Kanacken, Itaker, Spagettifresser, Dreckstürken...
    In den 70-er Jahren hat es abgenommen, in den 80-er-Jahren war es nicht mehr zu hören.
    Stattdessen kamen die Parolen der Linken gegen "das System".
    Betrachtet man die damaligen Reaktionen von Polizei und Politik bei den dt. Studentenunruhen, bspw. zum Schahbesuch und der BLUT-Zeitungsreaktion bzw. die Erschiessung eines Studenten durch einen Berliner Polizeibeamten (der sich Jahrzehnte später als Stasispitzel entpuppte) kann man sagen:
    wer Wind sät, erntet Sturm.


    Eine neue Dimension erreicht wurde aber mit dem Beitritt von Neufünfland.
    Abgestimmt wurde mit den Füssen, dem Drang nach Mallorca und einem VW-Golf.
    Die vorherigen Proteste -bspw. in Leipzig- waren aus und vorbei.


    Alle ostdeutschen Menschen waren bis 1945 braun angehaucht - so wie im Westen auch.
    Während im Osten aber die braune gegen die tiefrote Farbe ratzfatz ausgetauscht wurde (und beide Farben behindern das eigenständige Denken) gab es im Westen einen stetigen Prozess des demokratischen Denkens.
    Er war nicht einfach, hätte sicher anders laufen können, hatte Rückschläge...
    Doch Demokratie bedeutete u.a. eben auch freien Tourismus - und die Entdeckung, daß anderswo völlig normale Menschen leben, mit den gleichen Problemen und Lösungen.
    Das Umdenken setzte ein.
    In Ostdeutschland war die Völkerfreundschaft lediglich Parteiprogramm.
    Russen, Vietnamesen, Kubaner, Angolaner wurden nie gemocht geschweige denn integriert.


    Ich wohne ja in der ehem. US-Besatzungszone:
    hier rissen sich die weibl. Teenager darum, mit den "Boys" in die Disco zu gehen.
    Kam es zu einem Vergehen, stand das in der Zeitung als Prozessbericht.
    In der "Ostzone" hingegen wurden die Oberstufenschülerinnen zum Tanzen mit den "russ. Freunden" in die Kaserne befohlen.
    Unfälle (unter Alkohol) oder sons. kriminelle Aktionen (Diebstahl, Vergewaltigung) wurden vertuscht und standen nie in den "amtlichen Organen".


    Demokratie ist erlernbar, der Abbau von Vorurteilen und Rassismus ist möglich.
    Doch dazu benötigt es eigenständiges Denken und die grundsätzliche Bereitschaft dazu.
    Dies spreche ich persönlich den meisten der "aufrechten Deutschen" ab.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • dass diese Ar...löcher kein Teil einer schweigenden Mehrheit sind

    Interessant ist es jedoch aber auch, wie sich diese schweigende Mehrheit verhalten wird, wenn bestimmte Reizthemen sich verschlimmern (z.B. Griechenland, Flüchtlingspolitik, usw.)? Das kann auch Potenzial haben.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Alle ostdeutschen Menschen waren bis 1945 braun angehaucht - so wie im Westen auch.


    Wie kann man nur solche dämliche Sachen immer wieder öffentlich schreiben und sich gleichzeitig permanent als Welt-Erklärer gerieren?
    Ich halte das echt schwer aus, obwohl ich den naiven Unsinn eigentlich ignorieren wollte.

  • P.S.


    Demokratie ist erlernbar, der Abbau von Vorurteilen und Rassismus ist möglich.
    Doch dazu benötigt es eigenständiges Denken und die grundsätzliche Bereitschaft dazu.
    Dies spreche ich persönlich den meisten der "aufrechten Deutschen" ab.


    Fang doch mal mit deinen eigenen Vorurteilen an und behalte dein schwarz-weißes Weltbild für dich!

  • Da würde ich kein Geld drauf wetten. Es brennen doch schon alle paar Tage wieder Flüchtlingsunterkünfte. Ich würde das nicht verharmlosen wollen.


    Wer gerne mal etwas Gänsehaut bekommt, kann ja die Sprüche von damals und heute im O-Ton vergleichen:


  • Da würde ich kein Geld drauf wetten. Es brennen doch schon alle paar Tage wieder Flüchtlingsunterkünfte. Ich würde das nicht verharmlosen wollen.


    Ich sehe das wie Jörg.
    Die Qualität der Anschläge/Übergriffe mag (noch) anders sein, die Quantität ist aber erschreckend hoch.
    War das '91 auch so?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Ich hatte bislang den Eindruck, dass damals eher die Qualität "beeindruckte".
    Wieder was gelernt.
    Aber wie auch immer, da haben Gestalten wie Lutz Bachmann ganze Arbeit geleistet.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Da würde ich kein Geld drauf wetten. Es brennen doch schon alle paar Tage wieder Flüchtlingsunterkünfte. Ich würde das nicht verharmlosen wollen.

    Ich möchte das um Gottes Willen auch nicht verharmlosen und halte es deshalb für umso wichtiger, dass sich Zivilgesellschaft, Medien und Politik, aber auch Polizei und Justiz ihrer Verantwortung bewusst sind!


    Wenn ich die Stimmung von damals richtig verstehe (ich war damals noch nicht an Politik interessiert ;)), gab es Anfang der 90er einen gewissen Konsens in der Gesellschaft und Politik, der sich gegen Asylbewerber richtete. Meine Einschätzung ist, dass es heute einen gesellschaftlichen Konsens gibt, der (zumindest mehr oder weniger) pro-Asyl ausgerichtet ist. Ich denke, dass sich demokratische Partei heute manches nicht mehr trauen würden, wie dieses Plakat oder den "Beileidstourismus". Zumindest hoffe ich das.


    Wobei ich einschränkend dazu sagen muss, dass ich in einer für ihre Liberalität bekannten westdeutschen Großstadt lebe und sehr hoffe, dass meine Empfindung nicht nur die lokale, sondern die deutschlandweite Stimmung widerspiegelt...

  • Was ich aktuell als sehr gefährlich ansehe, ist die Salonfähigkeit des Alltagsrassismus. Auf jeder Rettungswache, bei jedem Verein, auf jedem Geburtstag kommt irgendwann das Thema auf. JEDE "aber man wird doch wohl noch sagen dürfen" Parole, jeder "ich bin kein Rassist, aber" und alles in diese Richtung gehende muss entkräftigt werden und darf keine Unterstützung erhalten - auch nicht schweigend hingenommen werden. Sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist sehr bedeutend, gerade in normaler Umgebung und mit Freunden / Kollegen sollte man klar Stellung beziehen.


    Internetforen, Facebook und Co werden nicht besserer oder sauberer, weil man sich isoliert von Beiträgen dazu äußert, sondern indem man direkt bei unpassenden Einträgen offen Stellung bezieht, indem man in unserem Bereich aktiv hilft, aktiv aufklärt und damit seine Menschlichkeit demonstriert. Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen, aber schweigend abzuwarten hilft nicht. Die Aufklärungsarbeit der Regierung ließ und lässt leider zu Wünschen übrig, dennoch dürfen diese rassistisch agierenden Personen (natürlich nicht die Regierung!) nicht als so laut wahrgenommen werden, wie sie sich gerne darstellen. Solidarität, aktive Hilfe, Flagge zeigen und im Alltag dagegen zu argumentieren darf nie als zu aussichtslos gelten.

  • ...diesen beschriebenen Alltagsrassismus findet man - leider - auch quer durch Bildungsschichten/Berufsgruppen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin


  • Wenn ich die Stimmung von damals richtig verstehe (ich war damals noch nicht an Politik interessiert ;)), gab es Anfang der 90er einen gewissen Konsens in der Gesellschaft und Politik, der sich gegen Asylbewerber richtete.


    Den gibt es doch heute noch immer. Niemand will die Flüchtlingsunterkunft neben seinem Haus, Herr de Maizière geht es nicht schnell genug mit der Abschieberei, es gibt de facto kein wirkliches Asylrecht, zig tausend Tote im Mittelmeer interessieren keinen Schwanz und gegen die eigentlichen Skandale neben brennenden Asylunterkünften - also zZt. Frontex und Ungarn - unternimmt niemand etwas. Man geriert die weltoffene, aufgeklärte Gesellschaft, die aus Auschwitz und Hoyerswerda gelernt hätte, fühlt sich aber dennoch in seiner eigenen xenophoben Brühe am wohlsten. Der größte Teil - auch der hiesigen Userschaft - gehört zur weißen (männlichen) Mehrheit und sollte sich mal seiner Privillegien bewusst werden, die er dadurch genießt; was es bedeutet nicht dem Alltagsrassismus ausgesetzt zu sein. Nicht schräg vom Kaufhausdetektiv angeguckt zu werden, unbehelligt mit der Deutschen Bahn fahren zu können, sich im Restaurant seinen Tisch aussuchen zu können, ohne abwertende Blicke zu kassieren. Ganz abgesehen von alltäglichen verbalen und körperlichen Übergriffen und der einfachen Tatsache, dass man, weil man halt in Castrop und nicht Ouagadougou geboren wurde überall hinfahren kann.

  • Wenn ich die Stimmung von damals richtig verstehe (ich war damals noch nicht an Politik interessiert ), gab es Anfang der 90er einen gewissen Konsens in der Gesellschaft und Politik, der sich gegen Asylbewerber richtete. Meine Einschätzung ist, dass es heute einen gesellschaftlichen Konsens gibt, der (zumindest mehr oder weniger) pro-Asyl ausgerichtet ist. Ich denke, dass sich demokratische Partei heute manches nicht mehr trauen würden, wie dieses Plakat oder den "Beileidstourismus". Zumindest hoffe ich das.


    Nein, das stimmt nicht. In der Politik und der Gesellschaft war die Stimmung damals auch nicht grundsätzlich anders als heute.
    Vielleicht war man sogar noch etwas euphorischer, was die deutsche Einheit anging.