Ampullen verwechselt: Patient mit Anaphylaxie erhielt versehentlich Succinylcholin

  • der 39-Jährige musste einen Tag lang beatmet werden


    pseudocholinesterasemangel?! *klugscheissmode/off*

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • NaCl ? Sicher das du nicht Aqua ad iniectabilia Wasser f. Injektionszwecke als universales Verdünnung/Lösungsmittel meinst?


    Nacl hat diverse Inkompatibilitäten - bitte die Fachinfos der Hersteller beachten.


    Ich meine schon NaCl und der Unterschied zu Aqua ist mir durchaus bekannt. Ob man Dinge aber nun mit Aqua oder NaCl aufzieht macht in der Praxis keinen Unterschied.

  • Mal ein ganz anderer Aspekt in diesem Zusammenhang, nämlich das Managment des Zwischenfalls: Das war, zumindest laut dem Pressebericht, gar nicht so schlecht aus meiner Sicht:
    - wurde es offenbar sehr schnell erkannt (auch das es Succi war) und richtig reagiert.
    - es wurde nicht versucht, es zu vertuschen, sondern es wurde, egal ob vom RFP oder vom NA offen, auch an die Klinik und den Patienten, kommuniziert.


    Andererseits ist hier auch wieder eine nette Übertreibung zu Lesen: Die (Neben)wirkungen von Succi... Das alles ist zwar theoretisch möglich, relevant davon ist aber nur die Atemlähmung. Aber so kann man natürlich mehr Aufmerksamkeit generieren.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Auch wenn es als Arrogant angesehen werden kann, aber den überschaubaren Krams den ich als RettAss bzw. NotSan eigenverantwortlich und ohne NA appliziere ziehe ich auch selber und eigenverantwortlich auf. Würde ich gut finden wenn jeder auch selber das richtet was er auch selber appliziert.

  • Ich finde schon, dass der Notarzt das Aufziehen eines Medikamentes delegieren kann und sollte. Ansonsten kann er zum einen auch vom Taxifahrer gebracht werden und zum anderen muss man sich ja nicht an der Einsatzstelle häuslich niederlassen, weil der NA alles selbst machen muss.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Auch wenn es als Arrogant angesehen werden kann, aber den überschaubaren Krams den ich als RettAss bzw. NotSan eigenverantwortlich und ohne NA appliziere ziehe ich auch selber und eigenverantwortlich auf. Würde ich gut finden wenn jeder auch selber das richtet was er auch selber appliziert.


    das hast du jetzt aber nicht ernst gemeint, oder?? :shok:

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • doch das meine ich ernst und wenn man es nicht macht dann soll man sich gefälligst davon überzeugen das einem auch das richtige gereicht wird.


    Mittlerweile ist es kein Geheimnis das nicht jeder RettAss in der Lage ist eine 15ml=15mg Verdünnung von Dormicum 15mg=3ml herzustellen, erstaunlicherweise zeigen immer mehr Kollegen diese Defizite.

  • Aber um eine falsche Verdünnung ging es ja nun nicht gerade.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
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    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • doch das meine ich ernst und wenn man es nicht macht dann soll man sich gefälligst davon überzeugen das einem auch das richtige gereicht wird.


    Was man sich eigentlich von Fachpersonal wünschen würde ist, dass man sagt: gib mal 250 mg Prednisolon bei V.a. Anaphylaxie.
    Daraufhin kommt die Antwort: Jawohl, 250 mg Prednisolon bei V.a. Anaphylaxie, verstanden.
    Danach nach Applikation: 250 mg Prednisolon i.v. gegeben.
    Danach die Antwort vom Notarzt: Verstanden, du hast 250 mg Prednisolon i.v. gegeben.


    Wenn man sich darauf nicht verlassen kann, dann kann man gleich mit einem Taxifahrer an die Einsatzstelle fahren.

  • Warum werden bestimmte "gefährliche" Medikamente nicht konsequent gesondert gelagert - und von den Herstellern auffälliger gekennzeichnet? Das Problem gibt es ja nicht erst seit gestern: Über die Artenvielfalt bei Midazolam könnte man Bücher schreiben.

  • und von den Herstellern auffälliger gekennzeichnet?

    Diese Idee finde ich gut! Es gibt sicher unendlich viele DIN/EN, so könnte man hier auch Vorgaben bezüglich Ampullenform/-größe sowie der Art der Kennzeichnung (z.B. Farbe des Etiketts) machen, je nach Wirkstoff/Verwendungsgruppe.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Diese Idee finde ich gut! Es gibt sicher unendlich viele DIN/EN, so könnte man hier auch Vorgaben bezüglich Ampullenform/-größe sowie der Art der Kennzeichnung (z.B. Farbe des Etiketts) machen, je nach Wirkstoff/Verwendungsgruppe.


    Gruß

    Nach dem Vorfall (der sich - wie ich gestern erfahren habe - wohl im Kreis Erding ereignet haben soll) hat man beim "Christoph München" die Succi-Ampullen mit einem orangenen "Lebensgefahr"-Aufkleber versehen.

  • dann müsste man das aber auch allen DRF/ADAC (weiss nicht von welcher gesellschaft der rth ist) stationen machen... sonst ist der benefit davon ja "lokal begrenzt".


    ich hab mal was ähnliches gepostet, dass damals bei uns in der anästhesie succi statt dipi einem patienten bei der ausschleusung gespritzt wurde. der chef hat danach ein rigoroses "spritzenbenutzungs-und beschriftungssystem" durch-/umgesetzt. daraus resultierte dann auch, dass die patienten zum ausschleusen bei schmerzen keine analgesie mehr erhielten. nicht immer ist also ein direkter benefit für den patienten erzielt (sicherheitstechnisch natürlich schon, allerdings auf kosten anderer faktoren - in diesem falle schmerz mit all seinen folgen).


    mir fallen neben succi auch noch andere medikamentenampullen ein, die ein "lebensgefahr"-label erhalten sollten... und dann sieht man den wald vor lauter bäumen nicht mehr. man muss sich einfach bewsusst sein, was man aufzieht, da hilft ein label auch nur temporär (es passiert eben nicht mehr bei jedem 100sten medikamenteneinsatz, sondern jedem 400sten...)

    "The end and aim of all medical practice is prevention; and, failing that, cure; and, failing that, amelioration." (J.W. Ballantyne, 1902)

  • Nach dem Vorfall (der sich - wie ich gestern erfahren habe - wohl im Kreis Erding ereignet haben soll) hat man beim "Christoph München" die Succi-Ampullen mit einem orangenen "Lebensgefahr"-Aufkleber versehen.


    Haben die diesen Aufkleber auch aufs Morphin, das Fentanyl, das Disoprivan und das nicht-depolarisierden Relaxans geklebt? Die machen ja auch alle eine Atemdepression, die zur Hypoxie und damit irgendwann zu Sterben führen kann...
    Mal wieder ein Beispiel für sinnlosen Aktionismus...


    Ja, Medikamente müssen so beschriftet sein, das klar zu erkennen ist, was (und in welcher Dosierung) in der jeweiligen Spritze und Ampulle drin ist. Und nein, grosse, orange Aufkleber lösen das Problem nicht.

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    James Elroy Flecker

  • Es kann doch auch keine Lösung sein, in einem von Fachpersonal bevölkerten Bereich auf Ampullen zu schreiben, dass man damit jemanden umbringen kann. Wenn ich soweit bin, habe ich ein ganz anderes Problem.


    Wenn zwei Ampullen sich optisch so stark ähneln, dass in eiligen Situationen (oder bei schlechtem Licht etc.) Verwechslungsgefahr besteht, muss man natürlich Kennzeichnungen vornehmen. Aber es kann doch bitte nicht sein, dass ich Fachpersonal prinzipiell nicht zutraue, verschiedene Medikamente auseinanderzuhalten. Wenn ich so etwas annehmen muss, brauche ich die entsprechende Assistenzperson nicht mehr, weil ich deren Aufgabe sicherheitshalber gleich selber übernehmen muss.


    Und selbstverständlich kann es trotz guten Personals zu Fehlern kommen. Wenn das passiert, muss ich fragen, ob das ein Einzelfall war; ist es einer, dann muss ich klären, ob aus irgendeinem Grund Wiederholungsgefahr besteht (und die muss ich dann abstellen). Wenn es sich nicht um einen Einzelfall handelt, kann ich die betreffende Person nicht mehr mit verantwortungsvollen Aufgaben betrauen.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • Nach dem Vorfall (der sich - wie ich gestern erfahren habe - wohl im Kreis Erding ereignet haben soll) hat man beim "Christoph München" die Succi-Ampullen mit einem orangenen "Lebensgefahr"-Aufkleber versehen.


    Auch wenn es etwas aufwendiger wäre, jemanden mit Sauerstoff zu töten, dürfte dies auf vermutlich alle Notfallmedikamente zutreffen.

  • Haben die diesen Aufkleber auch aufs Morphin, das Fentanyl, das Disoprivan und das nicht-depolarisierden Relaxans geklebt? Die machen ja auch alle eine Atemdepression, die zur Hypoxie und damit irgendwann zu Sterben führen kann...
    Mal wieder ein Beispiel für sinnlosen Aktionismus...


    Ja, Medikamente müssen so beschriftet sein, das klar zu erkennen ist, was (und in welcher Dosierung) in der jeweiligen Spritze und Ampulle drin ist. Und nein, grosse, orange Aufkleber lösen das Problem nicht.

    Ja, aber es gibt nur wenige Medikamente die so leicht verwechselt werden können und beim Patienten einen unmittelbaren Kreislaufstillstand verursachen wie z.B. Supra pur. BTMs sind ja ohnehin separat gelagert, Propofol kann aufgrund seiner Beschaffenheit eigentlich nicht verwechselt werden. Ketamin dürfte eher selten zum sofortigen Atem- oder Kreislaufstillstand führen. Spontan fallen mir eben nur Supra, Muskelrelaxantien und vielleicht noch Nor ein.
    In der Luftfahrt gäbe es solche Diskussionen nicht: Falls z.B. aufgrund zweifelhaft angeordneter Bedienelemente ein Unfall passiert, werden nach den Empfehlungen der BFU die Dinge einfach geändert.