Wenn der Notarzt einen Herzinfarkt nicht erkennt

  • Die WELT nimmt sich anhand einer Berliner Studie der Frage an, wie der aktuelle Stand von Diagnosestellung und Behandlung des Herzinfarktes ist.


    Quelle


    Fazit: einmal mehr ein unsauber recherchierter Artikel, dessen Zahlen sich zudem nicht mit Ergebnissen aus dem bundesweiten FITT-STEMI Projekt decken.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Mal abgesehen von "der Blutgasanalyse beim Herzinfarkt" und "dem Diensthabenden Chefarzt der Kardiologie" macht der Artikel aber auf ein Problem aufmerksam, dass viele von uns im RD oder der NFA schon erlebt haben werden. Eine gute EKG-Analyse kann für den Pat. unter Umständen genauso lebensrettend sein, wie die Beherrschung des Atemweges im RTW. Böse Zungen sprechen schon von der internistischen Timmermann-Studie. Jede Fachdisziplin hat ihre Stärken und kann von der Anderen lernen. Insofern scheint der telemedizinische bzw. Fortbildungsansatz der richtige Weg zu sein.

  • Das kannte ich von früher noch in der "spitzen Version"...
    Man sagte die selben Worte beim Blick auf das Monitor-EKG.

  • Als jemand der in einem Haus mit mehreren internistischen Kliniken (Gastro/Hepatologie/Onkologie, Nephro, Diabetologie, Angiologie, Kardiologie) arbeitet und tagtäglich erlebt, dass Kollegen der internistischen Kliniken den Kardiologen zur Befundung eines EKG rufen, wundert mich gar nichts mehr.

  • Wenn du wüsstest wie oft Anästhesisten zur schwierigen Intubation auf andere Intensiv- und Interventionseinheiten rennen...


    Spricht genausowenig dagegen wie gegen EKG Mitbefundung durch nen Internisten (oder auch Anästhesisten!)
    Können halt nur wenig überall gleich geil sein...

  • Wenn du wüsstest wie oft Anästhesisten zur schwierigen Intubation auf andere Intensiv- und Interventionseinheiten rennen...


    Dass weiß ich wohl, ich bin ja auf einer anästhesiologischen Intensiv beschäftigt. Es geht nicht um Mitbefundung bei komplexen EKG-Bildern, sondern darum, dass die Befundung prinzipiell an die Kardiologie gegeben wird.
    Im übrigen hinkt der Vergleich mit der Intubation: diese ist nunmal Domäne der Anästhesie und Intensivmedizin. Ein EKG ist ein Routineverfahren in nahezu jeglicher Fachrichtung. Das sollte zumindest ein Internist hinbekommen.

  • :cray: Also, wenn ein Internist einen Anästhesisten zur EKG-Befundung rufen sollte, und das mehr, wie ein kollegiales Fragen ist, wäre dies ein Armutszeugnis. Genauso als wenn sich der Anästhesist den Internisten zum Intubieren ruft, was auch ein Armutszeugnis wäre. Die EKG-Kompetenz eines Internisten hat eigentlich höher zu sein wie die eines Anästhesisten allein schon aufgrund der Ausbildung.

    Einmal editiert, zuletzt von kobe222 ()

  • Leute: die Internisten rufen zuweilen zur Intubation, Chirurgen fragen öfters Internisten oder Anästhesisten bezüglich des EKG usw..., das war in den Krankenhäusern, in denen ich bisher gearbeitet hab (Grundversorger, universitärer Maximalversorger) eigentlich immer möglich. Von "regelhaft" habe ich nicht gesprochen, sondern davon dass ich es gut finde, wenn man eben nicht Standes- oder Disziplindünkel in besagter Situation verspürt, sondern das möglichst gut für den Patienenten löst. So hab ich Analyse_drücken verstanden.
    Da muss ich keine markigen Sprüche über die Unfähigkeit der Anderen ablassen. Oder Armutszeugnisse verteilen.


    Das nervt mich im klinischen Alltag zwar auch zuweilen, grundsätzlich musste ich mein Mütchen an jemanden, der mich um etwas gebeten hat, soweit ich mich erinnere noch nicht kühlen. Wer weiß schon wann er das nächste Mal selbst Unterstützung braucht.


    By the way: wenn ich als Anästhesist den Atemweg nicht gemanagt bekäme, kein "besserer" Betäuber da wäre und ein intensivmedizinsch bewanderter Internist grade greifbar wäre: dann ruf ich als Anästhesist auch den Internisten- oder soll ich dem Patienten sagen, dass er morgen wieder Luft bekommt...?

  • Die EKG-Kompetenz eines Internisten hat eigentlich höher zu sein wie die eines Anästhesisten allein schon aufgrund der Ausbildung.


    Es gibt Leute, die das EKG im Studium gelernt haben.
    Das kann man im Gegensatz zur Intubation auch. :-)


    Übrigens schauen sich Anästhesisten mehrmals bis täglich pro Woche 12-Kanal-EKGs im Rahmen der Prämedikation an. Eigentlich wäre es aus forensischen Gründen für jeden Kollegen ratsam, sich entsprechende Kenntnisse anzueignen, um Pathologien zu erkennen.


    Allerdings:


    Auf einen Befundungs-Battle mit einem Kardiologen würde ich mich nicht einlassen. :-D

  • Bevor das Bashing der ärztl. Disziplinen weitergeht:


    wenn jemand vom RD (egal ob NA oder RA/NFS) den Patienten bei Nichtvorhandensein relevanter Infarktzeichen darüber informiert
    "daß das schon einmal kein Infarkt ist"...
    kann dies einfach als beruhigende und damit auch kreislaufstabilisierende Wirkung zu verstehen sein.


    Es bedeutet m.E. nicht, daß Rhythmusstörungen, ein VHF, Lagetypen usw. nicht erkannt werden.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich verstehe, ra-wi, worauf du abzielst. Aber eine solche Aussage ist eventuell auch einfach falsch. Ich kann dem Patienten sagen, dass das EKG im Moment unauffällig ist, dass das schon mal ein gutes Zeichen ist, man aber auf jeden Fall zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus muss. Eine Aussage, wie "Sie haben keinen Infarkt" bringt im Zweifel den Arzt im KH in eine blöde Situation, wenn es am Ende doch einer ist

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Hauke:
    Da hast Du auch wieder recht!

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?


  • Und genau darum ging es in meiner Anekdote: die anderen internistischen Kliniken fordern für jedes EKG ein kardiologisches Konsil zwecks Befundung an. Den Direktoren der kardiologischen Klinik gefällt das natürlich.



    Ok Bodo, touche. Das ist tatsächlich ein höchst sonderbarer Zustand...

  • Dass das Ärzte nicht-internistischer Fachrichtungen machen ist ja verständlich, aber dass es andere die als Internisten subsumiert werden auch tun, verdient wirklich die Bezeichnung sonderbar.