POL-PPRP: Polizeiinspektion Ludwigshafen 1 (Ludwigshafen) - Bedrohung, Körperverletzung


  • Seit wann interessieren den gemeinen Pöbler valide Zahlen? Am Ende erweist sich womöglich das bestehende Weltbild als falsch. Wobei... Ach was, dann sind die Zahlen oder deren Erheber schuld. Oder im Zweifel die Flüchtlinge.


    Wir leben eben in postfaktischen Zeiten. Ich könnt kotzen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Das typische Problemklientel lacht doch über die deutsche Polizei.


    Ja. Aber nur, wenn Publikum dabei ist.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ich finde, das Thema wird zu einseitig bzw. zu undifferenziert diskutiert.


    Wann könnte sich auch fragen, ob es einsatztaktisch, medizinisch und rechtlich klug oder geboten ist, einen intoxikierten Patienten, der mindestens subjektiv unter Beschwerden leidet, die Versrogung bzw. den transport zu verweigern. Diese Situation bzw. Entscheidung war nach dem Pressebericht der Eskalation vorausgegangen.


    Spätestens nach der Entscheidung des Kammergerichts sollte einem doch eigentlich klar sein, dass diese Art von Medizinpädagogik sehr geneigt ist, rechtlich schiefzugehen.

  • Wir hatten vor Kurzem eine Fobi Selbstverteidigung im Rettungsdienst, von den Kollegen in Eigeninitiative gewünscht und organisiert. Ein Rettungsassistent, der lange Jahre Kampfsport, Personenschutz und Eventabsicherungen gemacht hat, gab uns eine gute Übersicht über unsere Möglichkeiten - über die Kommunikation hinaus- ohne weitere Ausrüstung und besondere Handgriffe, die dauerhaft geübt werden müssten. Abgesehen davon, dass es mal etwas Anderes war als die 27. Rea-Fortbildung, war es einfach gut, mal über mögliche taktische Fehler in typischen Gefahrsituationen (Drogenmilieu, aggressive Betrunkene, Hallzuzinierende in Wohnung, Wohnwagen, Rtw) zu sprechen und diese nachzustellen. Also wo steht das Team, wie weit geht man an den Patienten ran, wielange macht Reden noch einen Sinn, wie und wann legt man den Rückwärtsgang ein. Ebenso haben wir Angriffe und Verteidigung sowohl im Wohnraum als auch im Rtw geübt und über Vor- und Nachteile von Sicherheitswesten, Pfefferspray u. Ä. gesprochen.

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Davon abgesehen, ist diese Pfefferspraysache keine ganz harmlose:


    Zitat von SpOn

    Todesfälle nach Pfefferspray-Einsatz


    Wie gefährlich ist Pfefferspray? In einem halben Jahr sind nach SPIEGEL-Informationen drei Menschen gestorben, nachdem die Polizei den Chili-Wirkstoff gegen sie eingesetzt hat. Alle standen unter Drogen oder Psychopharmaka - womöglich gibt es eine gefährliche Wechselwirkung.
    Quelle und weiterlesen.

  • Wir hatten vor Kurzem eine Fobi Selbstverteidigung im Rettungsdienst, von den Kollegen in Eigeninitiative gewünscht und organisiert. Ein Rettungsassistent, der lange Jahre Kampfsport, Personenschutz und Eventabsicherungen gemacht hat, gab uns eine gute Übersicht über unsere Möglichkeiten - über die Kommunikation hinaus- ohne weitere Ausrüstung und besondere Handgriffe, die dauerhaft geübt werden müssten. Abgesehen davon, dass es mal etwas Anderes war als die 27. Rea-Fortbildung, war es einfach gut, mal über mögliche taktische Fehler in typischen Gefahrsituationen (Drogenmilieu, aggressive Betrunkene, Hallzuzinierende in Wohnung, Wohnwagen, Rtw) zu sprechen und diese nachzustellen. Also wo steht das Team, wie weit geht man an den Patienten ran, wielange macht Reden noch einen Sinn, wie und wann legt man den Rückwärtsgang ein. Ebenso haben wir Angriffe und Verteidigung sowohl im Wohnraum als auch im Rtw geübt und über Vor- und Nachteile von Sicherheitswesten, Pfefferspray u. Ä. gesprochen.


    Solche Trainingsbeispiele können durchaus Sinn machen. Ich rate aber mittlerweile immer mehr davon ab, wenn man es nicht Regelmäßig macht. Selbstverteidigung ( ich spreche jetzt einfach mal von Krav Maga) hat viel mit Reflexen zu tuen. Sowas muss man trainieren und das mehr als 8 Std im Jahr.
    Ansonsten halte ich sehr viel von einem guten Deeskalations-und Kommunikationstraining.

  • Ich zitiere mich mal frecherweise selbst: 'ohne weitere Ausrüstung und besondere Handgriffe, die dauerhaft geübt werden müssten.'


    Genau darum ging es ja, keine Hebelgriffe, Schlagfolgen etc, da wir das nur maximal einmal im Jahr üben werden. Es geht um die Überlegung, wann, wohin, wieso?

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Gerade erst letzte Woche war ich in einer unangenehmen Situation, in der ich quasi mit Eintreffen schon nach Fluchtmöglichkeit, Gefahrenquellen, „2. Rettungsweg“, Verteidigungsoptionen und dauerhaftem Neueinschätzen der Situation beschäftigt war. Letztlich begann es schon auf der Anfahrt, die Adresse war mir bekannt, meine Kollegin habe ich auch direkt darauf hingewiesen. Meine Jacke habe ich unüblicherweise geschlossen getragen und ihr gesagt, dass, wenn sie sich um einen Patienten kümmert, ich die ganze Zeit so hinter ihr stehe, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken frei hat. Das klingt jetzt möglicherweise noch dramatischer als es war, dennoch war es richtig.


    Die Wohnung oder das Zimmer war ca. 8qm groß, es war über drei Treppenstufen nach oben erreichbar und im Zimmer stand eine Toillette (da müssen sich die Bewohner nach ihrer Entlassung aus der JVA nicht umgewöhnen), ein Tisch mit einem Stuhl, eine Art Schrank, ein Fernseher (natürlich!) und ein Bett. Im Bett befand sich liegend der Patient, daneben auf dem Bett sitzend seine Freundin, am Tisch ein weiterer Herr, stehen und später auf der geschlossenen Toilette sitzend ein weiterer Herr. Die Wohnung war mit selbstgemachtem rutschfesten Boden ausgestattet, überall lagen leere Flaschen, durch den Zigarettenqualm konnte man anfangs nicht gut sehen und nur schwer atmen. Die Begrüßung war in befehlendem Ton: „Is krank, mitnehmen!“ Woraufhin alle vier Personen gleichzeitig ihre Ideen und Forderungen aufbrachten, dabei auch immer wieder den Körperkontakt zu meiner Kollegin und mir suchten. Also klassisches am Ärmel ziehen, auf die Schulter tippen etc.


    Der alte Mann im Bett wollte nicht mit, war aber auch davon ab nicht krank. Nachdem meine Kollegin dies kommunizierte, drohte die Situation etwas zu kippen. Ich stand die ganze Zeit hinter ihr und hatte die beiden Herren, von denen auch die gefühlte Aggression ausging, immer im Blick, redete auch immer ruhig mit ihnen und erklärte abwechselnd immer wieder den Sachverhalt. Ich hatte den Rucksack die ganze Zeit neben meinem linken Bein stehen und hätte diesen mit einer Bewegung hochheben und kreisen lassen können, alternativ hätte ich auch meine Kollegin (halb so groß wie ich) packen und zu mir und in Richtung Ausgang ziehen können. Aber ich habe es wie immer mit Reden versucht und war damit auch erfolgreich. Zweimal dachte ich kurz, dass es gleich umkippt, da habe ich mich jeweils deutlich vor dem Aggressor aufgebaut, so dass dieser nicht schnell aufstehen konnte, während ich vorher halbwegs sicher war, dass er keine Gegenstände in Reichweite hat, die gefährlich werden könnten. Ob das gut oder richtig war, weiß ich nicht, aber der Blick auf einen leuchtroten Berg hat offenbar gewirkt, zeitgleich habe ich ja auch ruhig erklärt, was wir warum tun und was wir warum gerade nicht tun.


    Ob bei einer plötzlichen Änderung dieser speziellen Lage etwas anderes als eine Flucht mittels kreisendem Rucksack/ C3 geholfen hätte, wage ich zu bezweifeln. Die Gegner waren zwar alle alkoholisiert (ich dachte C3 sticht C2), aber vermutlich auch kampferprobter. Ich führe auch keinerlei Verteidigungsoption mit, kein Spray, keine Schere, Messer etc. Trotzdem behaupte ich, dass einmal mehr eine beruhigende Wirkung auf die Aggressoren, keine Rechthaberei, keine Androhung von Polizei oder ähnlichem uns geholfen hat. Wenn man gewollt hätte, hätte man es ganz anders haben können und einmal mehr behaupte ich, dass mir mehrere Kollegen einfallen, die danach im Zeitungsartikel zum Vorfall Erwähnung gefunden hätten.

  • Trotzdem behaupte ich, dass einmal mehr eine beruhigende Wirkung auf die Aggressoren, keine Rechthaberei, keine Androhung von Polizei oder ähnlichem uns geholfen hat. Wenn man gewollt hätte, hätte man es ganz anders haben können und einmal mehr behaupte ich, dass mir mehrere Kollegen einfallen, die danach im Zeitungsartikel zum Vorfall Erwähnung gefunden hätten.


    Besser hätte man den ganzen Sachverhalt nicht zusammenfassen können, leider verwechseln manche Kollegen gerne ihren Aufgaben...

  • Natürlich, nichts deeskaliert mehr als gute Kommunikation. Zuhören, Empathiebekundung, Erklärung, Talking down. Jedes vernünftige Deeskalationstraining basiert fast ausschließlich darauf. Kann man lernen, kann man üben, muss man aber auch etwas Genetik dafür haben, manche Kollegen sind da schlicht besser, andere völlig ungeeignet. Meiner Erfahrung nach, reagieren die meisten in solchen Situationen eher falsch. Will da nichtmal jemand einen Vorwurf machen, passiert ja unbewusst und teilweise sogar mit guter Absicht. Aber uss eben leiser werden wenn das Gegenüber lauter wird und sich nicht anpassen. Es kann sonst niemals besser werden, Aggressionen machen einen Aggressoren nur aggressiver.


    Völlig sinnfrei irgendwelche Handgreiflichkeiten zu lernen, die weder regelmäßig geübt, noch in jeder Situation angewendet werden können. Völlig sinnfrei sich irgendwelches Gerät zu beschaffen, mit dem weder geübt wird, noch im Notfall rechtzeitig bei der Hand sein kann. Schon Versuche, Andeutungen oder schlichtes Mitführen verschlimmert doch die Lage. Die einzige alternative zu verbalen Deeskalation ist der Rückzug.

  • Jedes vernünftige Deeskalationstraining basiert fast ausschließlich darauf. Kann man lernen, kann man üben, muss man aber auch etwas Genetik dafür haben, manche Kollegen sind da schlicht besser, andere völlig ungeeignet.


    Manche Patienten sind ebenfalls dafür ungeeignet.


    Interessanterweise sieht "meine" Polizei die Deeskalationsstrategien zwar nicht ablehnend, aber durchaus kritisch.