Mit Technischen Rettungssanitätern gegen den Fachkräftemangel

  • Dazu kam auch noch, dass es ein so massives Überangebot an RettAss gab, dass viele mit RS-Vertrag gearbeitet haben.

    Eben, es gab sie. Nun sucht man händeringend RS, weil das ja kaum noch einer machen will in Zeiten von Vollbeschäftigung (BaWü). Mir ist in meinem Umfeld kein RettAss bekannt, der auf einer RS-Stelle sitzt. Und falls doch, dann hat das sicher Gründe......

  • Richtig...es gab sie....
    Jetzt gibt es sie nicht mehr-und qualifiziertes Personal zu finden ist ja grade ein Ding der Unmöglichkeit im deutschen RD.


    Ich kannte vor ca 10Jahre und davor sehr viele RettAss im Süden der Republik, die um wenigstens überhaupt eine hauptamtliche Stelle zu haben auf einem RA Vertrag gefahren sind. Das gibt es jetzt nicht mehr....sowohl juristisch unterbunden worden, als auch durch den NFS/RettAss Mängel kommt es halt einfach nicht mehr vor, dass dies notwendig sei, um überhaupt eine hauptamtliche Stelle zu haben.


    So änderen sich die Zeiten ;-)

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Die Putzfrau muss immer noch Toiletten schrubben, auch wenn ich sie nun Fachkraft für Weiß-Keramik-Hygiene nennen würde......


    Eine Putzfrau kann das sein was du in ihr siehst und schreibst. Ich kenne eine Dame im mittleren Alter, welche eine Familie, mit Eltern die beide 100% arbeiten, unterstützt. Sie kümmert sich einmal die Woche um die Grundreinigung im Haus, bügelt einen Teil der Wäsche und ja "schrubbt" auch eine Toilette. Zu Ihrem Geburtstag hat Sie einen Blumenstrauß bekommen und auch zu Weihnachten und Ostern gibt es eine Aufmerksamkeit. Im Gegenzug hat die Dame dafür auch schon mal selbstgemachtes Essen mitgebracht und zu den Kindern hat sie ein tolles Verhältnis. Sie ist für die Familie aber keine "Putze" sondern eine gute Fee.


    Warum das Beispiel? Weil es zeigt das bestimmte Tätigkeiten (und deren Niveaus) zu bestimmten Jobs gehört. Trotzdem kann man Mitarbeiter auf das niedrige Niveau reduzieren und Sie nur die doofen Sachen machen lassen. Man kann die Mitarbeiter aber auch wertschätzend behandeln und ihnen die Möglichkeit geben sich innerhalb ihrer Möglichkeiten zu entfalten. Wenn ein RS statt nur KTW zu fahren auch das Lager betreuet oder als Desinfektor tätig ist, so sind das (je nach Neigung und Interesse) ja tolle Sachen. Und wenn man jetzt doch Personalnot hat, wäre es doch sinnvoll das man die Zusatzaufgaben die nicht unbedingt an den RA/NFS gebunden sind (zB Praxisanleiter) auch an RS übertragt. Dadurch könnte man langfristig wieder mehr RA/NFS Stunden auf dem RTW/NEF haben statt im Lager, der Apotheke, ....


    Ich habe eher den Eindruck du findest es doof das es überhaupt RS gibt. Zum einen finde ich, dass ein RS eigentlich ganz gutes Geld verdient wenn man sich die Dauer seiner Ausbildung anschaut. Außerdem kenne ich persönlich min. 3 RS die einfach die Theorie des RA nicht lernen konnten. Als RS sind Sie aber spitze und machen tolle Arbeit. Im RTW arbeiten Sie einem super zu und im KTW können Sie unglaublich gut mit den Patienten umgehen und haben schon viel auf dem kleinen Dienstweg gelöst, da sie alle Schwestern in den Pflegeeinrichtungen und der Aufnahme im KH kennen.


    Der RS ist einfach ein anderer Job als der NotSan - aber das ist per se nicht schlimm. Ich finde es gut das sich bemüht wird, über konkrete Inhalte kann man immer streiten. Da du aber ja genau weißt was an den genannten Modellen nicht gut ist, würde mich mal interessieren wie du dir denn so ein Modell wünschen würdest?

  • Um der Gefahr vorzubeugen, dass Du mich falsch verstanden hast: Es geht mir ganz einfach darum, dass die Tätigkeit, diejemand ausführt, sich nicht ändert, nur weil man den Namen dafür ändert (Putzfrau), oder die "Ausbildung" öffentlichkeitswirksam mit Selbstverständlichkeiten aufblustert (hier RS).


    Bei der Bezahlung gebe ich Dir recht. Das Verhältnis zwischen RS und RettAss/NotSan stimmt nicht.



    Zum Thema Praxisanleiter: Das verstehe ich nun gar nicht. Praxisanleiter kann man nur als NotSan werden.

  • Zum Thema Praxisanleiter: Das verstehe ich nun gar nicht. Praxisanleiter kann man nur als NotSan werden.

    Das hat er wohl auch so gemeint. Zu mindestens lese ich das so raus.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Praxisanleiter kann man sehr wohl auch als RettAss werden, den Kurs muss man nämlich nur machen und bezahlen. Nur in den Eingruppierungen findet man diese Möglichkeit oft nicht, da muss man ein wenig tricksen und das anders nennen.

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Ich kenne auch Arbeitgeber, da kann man mit der zusätzlichen Ausbildung zum Praxisanleiter auch in den gehobenen Dienst durchstarten... :mauer:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zumindest ergibt ein Rettungssanitäter als Praxisanleiter für einen Notfallsanitäterazubi nun wahrlich keinen Sinn. Rettungsassistenten kann man vernachlässigen, da sie ein Übergangsphänomen sind. Ob man langfristig die Fortbildungsunwilligen mit der Ausbildung betrauen sollte, möchte ich aber auch vorsichtig in Frage stellen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Praxisanleiter kann man sehr wohl auch als RettAss werden, den Kurs muss man nämlich nur machen und bezahlen. Nur in den Eingruppierungen findet man diese Möglichkeit oft nicht, da muss man ein wenig tricksen und das anders nennen.

    In BaWü bekommt man die PAL-Urkunde erst mit dem Nachweis der bestandenen NotSan-Ergänzungsprüfung.

  • In anderen Bundesländern kam der Praxisanleiterkus zeitgleich mit der ersten Notfallsanitäterprüfungskurs auf, also ging das auch als RettAss. Denn genau die bilden ja übergangsweise die neuen Azubis aus.
    @ Johannes: ein Übergangsphanomen bis zum jahr 2023 würde ich nicht vernachlässigen...
    Und ich habe das Gefühl, nein, ich bin mir sicher, dass einige Leute die Aufgabe des Praxisanleiters verkennen. Denn dieser muss nicht unbedingt das Wissen eines Notfallsanitäters haben, sondern seine Lra /Mentoren /Ausbilder als Team anleiten und diesen sagen, was er wann, wie, wo sie ausbilden sollen, welche Abläufe wann für die Ausbildung wichtig sind und eine Schnittstelle zwischen Schule, Wache und KH sein und entscheiden wer ausgebildet wird, wie lernen kann und soll, welche Hilfestellungen bekommen muss etc.
    Das ist ein bisschen wie die Diskussion, ob ein RS Wachleiter sein kann. Natürlich ja, denn das sind verschiedene Voraussetzungen und Ziele.


    Und *fortbildungsunwillig* würde ich nun auch nicht all jene nennen, die im Laufe der Übergangszeit irgendwann ihren NotSan-Kurs machen werden, ihn aber noch nicht haben, weil sie ihn nicht selbst bezahlen können/wollen. Das so zu bezeichnen ist schon einigermaßen vermessen.

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  • In anderen Bundesländern kam der Praxisanleiterkus zeitgleich mit der ersten Notfallsanitäterprüfungskurs auf, also ging das auch als RettAss. Denn genau die bilden ja übergangsweise die neuen Azubis aus.
    @ Johannes: ein Übergangsphanomen bis zum jahr 2023 würde ich nicht vernachlässigen...
    Und ich habe das Gefühl, nein, ich bin mir sicher, dass einige Leute die Aufgabe des Praxisanleiters verkennen. Denn dieser muss nicht unbedingt das Wissen eines Notfallsanitäters haben, sondern seine Lra /Mentoren /Ausbilder als Team anleiten und diesen sagen, was er wann, wie, wo sie ausbilden sollen, welche Abläufe wann für die Ausbildung wichtig sind und eine Schnittstelle zwischen Schule, Wache und KH sein und entscheiden wer ausgebildet wird, wie lernen kann und soll, welche Hilfestellungen bekommen muss etc.
    Das ist ein bisschen wie die Diskussion, ob ein RS Wachleiter sein kann. Natürlich ja, denn das sind verschiedene Voraussetzungen und Ziele.


    Und *fortbildungsunwillig* würde ich nun auch nicht all jene nennen, die im Laufe der Übergangszeit irgendwann ihren NotSan-Kurs machen werden, ihn aber noch nicht haben, weil sie ihn nicht selbst bezahlen können/wollen. Das so zu bezeichnen ist schon einigermaßen vermessen.


    Deswegen bemerkte ich langfristig. Dass man derzeit nicht unbedingt den NotSan haben muss, ist je nach Arbeitsbedingungen sicher richtig. Dass man eine Möglichkeit finden kann, so man will, ihn in den sieben Jahren bis 2021 zu machen, halte ich aber auch für gesetzt.

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  • Und ich habe das Gefühl, nein, ich bin mir sicher, dass einige Leute die Aufgabe des Praxisanleiters verkennen. Denn dieser muss nicht unbedingt das Wissen eines Notfallsanitäters haben, sondern seine Lra /Mentoren /Ausbilder als Team anleiten und diesen sagen, was er wann, wie, wo sie ausbilden sollen, welche Abläufe wann für die Ausbildung wichtig sind und eine Schnittstelle zwischen Schule, Wache und KH sein und entscheiden wer ausgebildet wird, wie lernen kann und soll, welche Hilfestellungen bekommen muss etc.
    Das ist ein bisschen wie die Diskussion, ob ein RS Wachleiter sein kann. Natürlich ja, denn das sind verschiedene Voraussetzungen und Ziele.


    Das sieht der Gesetzgeber aber anders und hat deshalb für Praxisanleiter ganz konkrete Anforderungen festgelegt, unter anderem gerade den NotSan bzw noch RettAss.

  • Das sieht der Gesetzgeber aber anders und hat deshalb für Praxisanleiter ganz konkrete Anforderungen festgelegt, unter anderem gerade den NotSan bzw noch RettAss.


    Richtig, die Aufgabe des Praxisanleiters ist primär die praktische Ausbildung der Auszubildenden, er ersetzt den früheren LRA. Dass einige Rettungsdienste die Aufgaben eher in eine Ausbildungskoordination uminterpretieren ist zwar kreativ und sicherlich kostengünstiger (*), aber nicht im Sinne des Erfinders. Die Ausbildungskoordination sollte natürlich dennoch erfolgen, und damit derjenige weiß, wovon er spricht, wäre es sicherlich günstig, wenn derjenige ebenfalls Praxisanleiter ist. Allerdings liegt ein großer Teil der Ausbildungskoordination auch nicht beim Rettungsdienstbetreiber, sondern bei den Schulen, nach NotSanG.


    (*) = Neben der Ersparnis der tatsächlichen Qualifikation des Praxisanleiters, die ja vergleichsweise günstig ist, spart es je nach Tarifvertrag erhebliche Eingruppierungen und damit größere Beträge.

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  • Wenn ich mir vorstellen würde, im Rettungsdienst arbeiten zu gehen, wäre für mich eine Sache das wichtigste: Die Perspektive. Ein schicker Name oder ein hübsches "technischer Rettungssanitäter" Rückenklett hält mich vielleicht ein Jahr bei Laune.


    Danach werde ich mich fragen, wo die Reise für mich weiterhin hingeht. Es gibt viele Bereiche, wo eine (t)RS eingesetzt werden könnte, wie z.B. im Lager, Fahrzeugepflege - und Wartung, Wachleitung, Ausbilder für neue RS, Verwaltungsaufgaben um einem Wachleiter zuzuarbeiten, usw.
    Nur muss das eben auch alles entsprechend vergütet werden, damit es sich lohnt, diese Zusatzmaßnahmen wahrzunehmen. Es geht also immer auch um die (nicht nur finanzielle) Anerkennung. Man darf nicht als "Arsch für alles" angesehen werden. Wir wissen alle, dass wir ohne Reinigungskräfte oder die Müllabfuhr relativ schnell alt aussehen würden.


    Ferner würde ich mir die Möglichkeit wünschen, als NfS aufzusteigen, ohne nochmal "ganz vor vorne" anfangen zu müssen. Am besten berufsbegleitend, damit ich weiterhin "auf dem Auto" bleibe. Für solche Stellen muss man sich dann eben auch durch Leistung qualifizieren.


    Ein RS, der neben seiner eigentlichen Tätigeit noch viele andere Positionen wahrnimmt und diese Ausfüllt, muss dabei Funktionszulagenbedingt gar nicht viel weniger verdienen als ein "reiner" NfS (ohne Zusatzfunktionen und entsprechender Zulage). Er ist am Ende genau so wichtig für das Team, aber eben aus technischer Sicht. Auch wenn es am Ende eine Aushilfs - und Anlerntätigkeit bleibt, so kann es ein interessanter Beruf werden. Mit dem man sich dann, wenn man entsprechende Zusatzpositionen gut ausgefüllt hat, garantiert auch mal woanders bewerben kann.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Das Problem in Bayern ist, dass Du für den RTW den C1 brauchst. Meine Erfahrung ist, dass bei uns im Ballungsgebiet die Zahl der Führerscheininhaber zurückgeht. D.h., die haben nicht mal den B, geschweige den C1. Bei der Ausbildung beim BRK ist daher auch der Führerscheinerwerb dabei (allein der kann für den einen oder anderen von Interesse sein). Es kann auch sein, dass hier der Grundstein für eine Zugangsmöglichkeit zum NotSan für Hauptschüler geschaffen werden soll, wie es beim Pflegehelfer in der Pflege der Fall ist. Nur muss man dabei beachten, dass dieser eine anerkannte Ausbildung ist. Auch ist der Theorieanteil mit 600 h größer, als der RettSan dauert. Dazu müsste dann auch das NotSanG geändert werden.


    Dass ein technischer Rettungssanitäter durch die Zusatzaufgaben analog dem NotSan bezahlt werden sollte, halte ich für eine gewagte Forderung (wenn man von P8 ausgeht). Man muss beachten, dass es sich um einen Tarif im öffentlichen Dienst handelt und da ist der NotSan hier kurz unter E9a zu finden ist, der letzten Entgeltgruppe vor dem sogenannten gehobenen Dienst, für den ein Bachelor und eine entsprechende Tätigkeit notwendig sind. Handwerker und auch Handwerksmeister (Elektro etc. auch mit Leitungsfunktion) werden schlechter eingruppiert. Da kannst Du dann keine RettSan, selbst mit einjähriger ergänzender Fahrerausbildung und Zusatzfunktionen, einwerten.


    Die fehlende Perspektive bei den nicht ärztlichen medizinischen Berufen ist ein generelles Problem. Wobei hier die GuKs noch die meisten Veränderungsmöglichkeiten haben. Durch immer mehr spezialisierte neue Berufe werden die Alternativen aber auch immer weniger.