Revolution im Rettungsdienst Hannover: zwei N-KTW in Dienst genommen

  • Weil die KTW mit Krankentransporten beschäftigt sind. Die sind quasi nie frei ...


    Dafür sind sie ja auch da. Aber wie oben bereits erwähnt gibt es ja drei mögliche Fahrzeuge für den Rettungsdienst: KTW, NKTW und RTW - wobei der klassische deutsche RTW ja eher der Intensivwagen ist, auch wenn wir uns im Alltag schon daran gewöhnt haben, diese ganzen Klamotten als normal anzunehmen und durch die Gegend zu fahren. Also staffelt man die Hilfsfristen neu, richtet die Fahrzeuge nach Notwendigkeit neu aus und passt das Personal an. Eine Flotte von KTW ist meistens einfach erforderlich, so lange wie jede Entlassung noch qualifiziert bedient wird, die NKTW sind zur Notfallrettung mit zwei RS besetzt und können in meiner Wahrnehmung durchaus die Kopfplatzwunde, die Sportverletzung, den kreislaufstabilen Apoplex etc. fahren. Die RTW mit RS und NotSan sind dann eben einfach für die tatsächlichen Notfälle da, wo es darum geht in 10 Minuten vor Ort zu sein und eine ordentliche Versorgung schon vor dem Krankenhaus anzufangen. Die NEF können ebenfalls von NKTW und RTW angefordert oder auch parallel disponiert werden. Ist doch echt einfach.

  • Ich glaube, dass Du da etwas durcheinander bringst. Unqualifizierte Krankentransporte, auch "Krankenfahrten" mit Sondermietwagen (SMW) oder Taxi genannt, brauchen keine medizinische Ausbildung und haben mit dem Rettungsdienst nichts zu tun. Das Problem mit diesen Fahrten ist, dass die privaten Anbieter über Dutzende verschiedene Telefonnummern erreichbar sind und keine bedarfsgerechte Vorhaltung betreiben, sondern sich die Vorhaltung und die Betriebszeiten sich an unternehmerischen Zielen orientiert (Gewinn). Das ist der bedeutsame Unterschied zum Rettungsdienst. Das Problem dabei ist, dass aufgrund des unternehmerischen Handels der Krankenfahrten-Unternehmen der Rettungsdienst oft die Lücke ausbügeln muss. Wenn ein Sondermietwagen nicht verfügbar ist, werden T-Scheine regelhaft auf KTW ausgestellt. Das ist ein Problem, das den Rettungsdienst belastet. Ich würde schätzen, dass ca. 40% bis 60% der Fahrten im qualifizierten Krankentransport, also mit KTW, keine medizinische Betreuung während der Fahrt benötigen. Nun ist aber das Problem, dass immer noch ein Gerichtsurteil wie ein Damoklesschwert über den Rettungsdienst schwebt, da alleine schon unterstützende Maßnahmen der Lagerung, usw., qualifizierte Krankentransporte notwendig machen. Hier sollte mMn angesetzt werden um diese Problematiken zu lösen.


    Ich bringe da nichts durcheinander, ich wollte nur etwas weiter greifen. Meine Meinung ist, dass der unqualifizierte Krankentransport nicht mehr in der Form durchgeführt werden darf, wie es derzeit getan wird. Das fängt schon damit ein, dass ein Tragestuhl bzw. eine Trage ein Medizinprodukt ist, welches nur von geschulten Personal bedient werden darf. Wird darauf ein Patienten in einem Fahrzeug transportiert, darf dies nur ein Sonder-Kfz Krankenkraftwagen sein (Trage und Stuhl entsprechen nicht den Anforderungen M1 für eine zum Personentransport genutzte Sitzgelegenheit). Ein solches Fahrzeug muss aber mit Sondersignal ausgestattet sein. Dies bedeutet wiederum, dass dieses Fahrzeug nur von einer geeigneten Organisation betrieben werden darf - damit fallen Taxi- und Busunternehmen raus. Dummerweise wagt sich aber keine Zulassungsstelle und keine Ordnungsbehörde an diese Thema ran - Hornissennest.


    Ich hätte die ideale Vorstellung, das die Beförderung von betreuungsbedürftigen Menschen von in irgendeiner Form geschultem Personal durchgeführt wird. Für den Großteil der Krankentransporte bzw. auch Krankenfahrten ist nach meiner Erfahrung die Qualifikation RettHelf sehr gut geeignet, um mit diese Menschen richtig umzugehen - Lagern, Erstmaßnahmen, empathischer Umgang, Wissen um die medizinische Infrastruktur vor Ort, etc.

  • Dann bitte ich natürlich um Entschuldigung. Aber genau das ist natürlich das, was ich im vorletzten Satz mit dem Symbol des Damoklesschwert nett umschrieben habe. Daher bleibt auch jeder Nonsens am qualifizierten Krankentransport kleben. Im übrigen wüsste ich nicht, warum man Taxifahrern oder Sondermietwagenfahrern das nicht auch bei bringen kann, wie diese empathisch mit Patienten Personen umgehen und diese bei körperlichen Gebrechen / fehlender Mobilität zu entsprechender Mobilität verhelfen können (sprich, wie man diese in den Tragestuhl bekommt oder die Treppe herunter trägt). Das klappt mit den Dutzenden Sondermietwagen hier ganz gut. Ich denke, dass wir sonst anstatt knapp 40 KTW sicher um die 70 KTW bräuchten. Eine Horrorvorstellung, wie ich finde. Und das denken auch viele andere HiOrg-Kollegen, die von den Stadtwachen, wo es viele RTW-Einsätze gibt und mehrere KTW zu besetzen sind zu den Wachen im Landkreis flüchten, wo es deutlich mehr RTW und weniger KTW (oder gar keine sind) gibt. Ist dort für das gleiche Geld nämlich um einiges angenehmer. Was lernen wir daraus? Irgendwas stimmt mit den Arbeitsbedingungen nicht, wo viele KTW zu besetzen sind. Wir haben ja schon öfters hier diskutiert, dass viele Kollegen oft den Sinn von Einsätzen bezweifeln. Da muss ja was dran sein. Und Kollegen haben hier u.a. deswegen gewechselt, damit sie nicht mehr so viel KTW fahren müssen.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Dafür sind sie ja auch da. Aber wie oben bereits erwähnt gibt es ja drei mögliche Fahrzeuge für den Rettungsdienst: KTW, NKTW und RTW - wobei der klassische deutsche RTW ja eher der Intensivwagen ist, auch wenn wir uns im Alltag schon daran gewöhnt haben, diese ganzen Klamotten als normal anzunehmen und durch die Gegend zu fahren. Also staffelt man die Hilfsfristen neu, richtet die Fahrzeuge nach Notwendigkeit neu aus und passt das Personal an. Eine Flotte von KTW ist meistens einfach erforderlich, so lange wie jede Entlassung noch qualifiziert bedient wird, die NKTW sind zur Notfallrettung mit zwei RS besetzt und können in meiner Wahrnehmung durchaus die Kopfplatzwunde, die Sportverletzung, den kreislaufstabilen Apoplex etc. fahren. Die RTW mit RS und NotSan sind dann eben einfach für die tatsächlichen Notfälle da, wo es darum geht in 10 Minuten vor Ort zu sein und eine ordentliche Versorgung schon vor dem Krankenhaus anzufangen. Die NEF können ebenfalls von NKTW und RTW angefordert oder auch parallel disponiert werden. Ist doch echt einfach.


    Grundsätzlich eine interessante Idee, wie ich finde. Ich stehe dem NKTW-System durchaus offen gegenüber. Aber sehe da noch, wie Du auch schon sagtest, Anpassungsbedarf beim Personal, wenn RettSan die NKTW besetzen sollen. Eine Staffelung von Hilfsfristen könnte ich mir so vorstellen:


    Ist-Stand:
    - Notfallrettung 15min
    - qualifizierter Krankentransport 30min


    Soll-Stand:
    - Notfallrettung (akut) 10min
    - Notfallrettung (subakut) 30min
    - qualifizierter Krankentransport 120 min


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wird darauf ein Patienten in einem Fahrzeug transportiert, darf dies nur ein Sonder-Kfz Krankenkraftwagen sein [...]Ein solches Fahrzeug muss aber mit Sondersignal ausgestattet sein.


    Wer sagt denn sowas? Nebenbei ist ein "So.Kfz" ein "sonstiges Kraftfahrzeug".

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Und wenn man dann auf diesen Fahrzeugen die erfahrenen RS einsetzt, ........


    Eddy

    Wo gibt es denn so etwas??? Bei uns machen die RS entweder ne Ausbildung zum NFS, gehen studieren oder machen eine andere Ausbildung. Es bleibt doch fast keiner als RS jahrelang im RD........

  • Es gibt schon ein paar davon und die gab es schon immer. Ich bin auch nicht der größte Freund davon, obwohl es darunter natürlich gute Kollegen gibt. Demnächst wird es aber mehr erfahrene RS geben - denn letztlich sind die Ausbildungsstellen zum NFS sehr dünn gesäht und es gibt durchaus ein Alterssegment, das es sehr schwer haben wird, zur Ausbildung einen Zugang zu finden.


    Allerdings kommt es wie so oft auf die Definition von "erfahren" an. Das kann man natürlich beliebig eng oder weit fassen. Nimmt man es wie das Land SH, das 100 Notfalleinsätze als Dritter fordert, wird man sehr viele haben, sagt man, man benötige 25 Jahre Diensterfahrung in Vollzeit, werden es sehr wenige - aber in dem Segment gibt es auch gar nicht so viele RettAss / NFS.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Bei der Personalsituation wird das mittelfristig leider viel häufiger vorkommen. Wir hatten auch immer nur zwei oder drei hauptamtliche RS (bei mittlerweile dreistelligen Mitarbeiterzahlen), aber das wird sich ändern.

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  • Ich habe 6 Jahre lang mit hauptamtlichen RS gearbeitet. Ich kann da nix pauschal negatives berichten.


    Da gabs genau so Trottel und genau so top Leute, wie auch bei den RettAss, NotSan, oder NA.


    Ich würde diese Kollegen nicht so herabwürdigen im Forum.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ist (zumindest von meiner Seite aus) auch nicht so gemeint. Ich beschreibe nur das Phänomen. Hauptberufliche RS waren hier die Ausnahme.


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  • Zitat

    Wo gibt es denn so etwas??? Bei uns machen die RS entweder ne Ausbildung zum NFS, gehen studieren oder machen eine andere Ausbildung. Es bleibt doch fast keiner als RS jahrelang im RD........


    Das gibt es in Berlin und Brandenburg zuhauf.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • In den mir bekannten KVs in BaWü (Süden) sind erfahrene RS praktisch unbekannt.


    Beim Nachdenken fallen mir in einem KV 3 von 80 Hauptberuflichen ein, in einem anderen 0 von 45.


    Da gewiinste keinen Krieg mit.

  • Das ist dann aber eher ein lokales Phänomen. Selbst in den großen schleswig-holsteinischen Rettungsdiensten, die erst seit relativ kurzem überhaupt Rettungssanitäterstellen geschaffen haben, gibt es regelmäßig mehr als diese Zahlen. Zum einen läuft die RS Ausbildung ja meist wie gehabt weiter, nur Ausbildungsplätze zum Notsan sind sehr viel seltener als früher zum Rettungsassistenten. Zusätzlich ist die Wartezeit für das Medizinstudium ja in letzter Zeit gänzlich eskaliert, was die Abwanderung in diese Richtung reduziert hat. Man muss nun Konzepte schaffen, dieses Personal auch zu halten. Wenn die Verantwortlichen darauf hoffen, was ich aus Erfahrung einfach mal befürchte, dass sich das Problem der Abwanderung nun von selbst löst, da die Perspektivlosigkeit der jetzigen RS Generation sie zum bleiben zwingt, wird man auch hier die Chancen verpassen. Schließlich hat man Medizinwarter (das größte Übel nach oder vor dem NotSanG, wenn man den Verantwortlichen zuhört), die ihre Wartezeit vor der geplanten Abschaffung selbiger nicht mehr erreichen werden. Dass diese Leute sich eventuell zu anderen Berufen mit guter Perspektive orientieren könnten, wenn die Arbeitsbedingungen nicht passen, wird für viele sicher eine große Überraschung werden.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Genau das wurde seit Jahrzehnten verschlafen. Daher ist kaum zu erwarten, dass man gerade jetzt daran arbeiten würde.


    Das könnte ein böses Erwachen geben. Aber irgendwie hoffe ich auch ein bissel, das es zu dieser Personalinsolvenz kommt. Wenn es richtig knallt hilft das vielleicht mehr, als die halbherzigen Versuche, die ich bisher erleben durfte.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Laut einer Meldung beim SK Verlag wird der N-KTW mit RS, die eine Zusatzausbildung im Rahmen eines Modellprojekts, besetzt.
    So wird ein Schuh draus



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    Wir haben noch einmal nachgefragt: Derzeit gibt es die Zusatzqualifikation für den Rettungssanitäter noch nicht. Diese zu entwickeln, ist Teil des Projektes. Übergangsweise ist daher eine Funktion auf dem NKTW mit einem Rettungsassistenten besetzt.

  • In Frankfurt gibt es ein ähnliches Projekt. Hier werden die RS zum RS+ fortgebildet. Was sich allerdings hinter diesem Lehrgang versteckt, ist mir nicht bekannt.
    Das Ganze läuft unter dem
    Begriff " Die Rettung für den Rettungsdienst".

  • In Frankfurt gibt es ein ähnliches Projekt. Hier werden die RS zum RS+ fortgebildet. Was sich allerdings hinter diesem Lehrgang versteckt, ist mir nicht bekannt.
    Das Ganze läuft unter dem
    Begriff " Die Rettung für den Rettungsdienst".


    Laut Aussage einer Kollegin geht es in dem Lehrgang um: "Zusammenarbeit mit Feuerwehr( MANV, Terrorlage, etc) Trauma versorgung und sonstiges. In FFM sollen auch NKTW in Dienst gestellt werden, um die Notfälle ohne Signal abzuarbeiten.