Bundesrat: bis zu zwei Jahre Haft für Gaffer

  • http://www.tagesschau.de/inland/bundesrat-gaffer-103.html


    „Gaffer, die bei schweren Unfällen Videos oder Fotos von Opfern machen, sollen dafür künftig bis zu zwei Jahren ins Gefängnis. Eine entsprechende Gesetzesinitiative verabschiedete der Bundesrat.„

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Das halte ich für unverhältnismäßig.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das halte ich für unverhältnismäßig.


    Die zwei Jahre stellen natürlich eine Höchststrafe da. Nicht jeder, der erwiesenermaßen gafft, geht direkt ins Gefängnis. Aus der Erfahrung meiner Freundin (Juristin), ist der Weg bis zu einer Höchststraße bei "Geldstraft oder Gefängnis bis zu X Jahren" sehr weit.
    Es wird also in den allermeisten Fällen auf Geldstrafen hinauslaufen. In den zwei Jahren sehe ich eher den Versuch einer abschreckenden Wirkung.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • ... Aus der Erfahrung meiner Freundin (Juristin), ist der Weg bis zu einer Höchststraße bei "Geldstraft oder Gefängnis bis zu X Jahren" sehr weit. ...


    Als Laie kenne ich natürlich nur die Urteile aus der Tagespresse und da frage ich mich ob die Höchststrafe wohl schon jemals in einem Urteil überhaupt erreicht wurde... ;)

  • Das Problem haben viele Laien. Trotzdem wollen viele den Juristin erklären, wie sie ihren Job machen sollen. :-D

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Das halte ich für unverhältnismäßig.


    Wieso? Findest Du eine tätliche Beleidigung so viel schlimmer?


    (Diebstahl und Körperverletzung werden mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren bestraft. Die wenigsten Ladendiebe sitzen allerdings fünf Jahre ab ...)


    Als Laie kenne ich natürlich nur die Urteile aus der Tagespresse und da frage ich mich ob die Höchststrafe wohl schon jemals in einem Urteil überhaupt erreicht wurde...


    Selten. Der Strafrahmen muss ja auch den Fall abdecken, dass die denkbar schlimmste Tatbegehungsweise mit den denkbar schlimmsten Folge aus den übelsten vorstellbaren Motiven von einem denkbar oft vorbestraften, vielfach unter einschlägiger Bewährung stehenden Täter in Tateinheit mit einer Vielzahl anderer Straftaten begangen wurde.


    In Einzelfällen kommt eine solche Verhängung aber durchaus einmal vor.

  • Vor einer Verurteilung braucht es eine Anklage.
    Das ist m.E. die erste relevante Hürde - oder gibt es in der Justiz tatsächlich freie Kapazitäten in den Staatsanwaltschaften?


    Mir wäre es auch neu, daß es im Gerichtswesen auf einmal zeitnah gehen sollte.
    Alleine die langen Zeiten bis zu einer Verhandlung sind oft ein Ärgernis und auch hier ist die Frage nach freien Kapazitäten.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Das Problem haben viele Laien. Trotzdem wollen viele den Juristin erklären, wie sie ihren Job machen sollen. :-D

    Na und? Wie erklären uns ja auch unseren. :ironie:

  • Das Problem haben viele Laien. Trotzdem wollen viele den Juristin erklären, wie sie ihren Job machen sollen. :-D


    Eigentlich ist es auch erstrebenswert, dass die Justiz einer Demokratie Urteile spricht, die das Rechtsempfinden der Bevölkerung treffen. Deswegen ergehen Urteile bei uns im Namen des Volkes und in den USA ist Richter ein Wahlamt.

  • Zitat

    Eigentlich ist es auch erstrebenswert, dass die Justiz einer Demokratie Urteile spricht, die das Rechtsempfinden der Bevölkerung treffen.


    Ich weiß nicht, ob das in der realen Welt so sonderlich erstrebenswert ist.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Wieso? Findest Du eine tätliche Beleidigung so viel schlimmer?
    .


    Ja, find ich. Und unterlassene Hilfeleistung finde ich auch schlimmer.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.


  • Eigentlich ist es auch erstrebenswert, dass die Justiz einer Demokratie Urteile spricht, die das Rechtsempfinden der Bevölkerung treffen. Deswegen ergehen Urteile bei uns im Namen des Volkes und in den USA ist Richter ein Wahlamt.



    Unsere Gerichte fällen ihre Urteile nicht nach einem flüchtigen Gefühl, dass wir als Laien oftmals mit einem Fall verbinden, sondern nach Würdigung aller Fakten. Wenn man mal wirklich regelmäßig Urteilsbegründungen liest, wird man feststellen, dass die Urteile sehr differenziert sind. Der Weg dahin ist natürlich aufwendig und dem ein oder anderen auch viel zu kompliziert („Ach, einfach wegsperren.“). Aber jeder wünscht sich genau so ein Umgang, wenn er selbst mal Beklagter sein sollte.


    Ich kann also zumindest für mich, als Teil des Volkes, sagen, dass ich grundsätzlich mit den Urteilen und der Art und Weise, wie sie zustande kommen, zufrieden bin.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich muss auch sagen, dass in vielen Bereichen die Strafmaße, die gesetzlich anwendbar sind, durchaus ausreichend. Klar manche Urteile könnten aus dem Bauchgefühl härter oder schwächer sein, aber man kennt eben nicht alle Fakten.
    Was eben wie angesprochen viel wichtiger ist: Die Politik sollte nicht Zeit darauf verwenden über die Erhöhung von Strafmaßen zu diskutieren, sondern unsere Judikative effektiver zu machen und das bedeutet vor allem mehr Geld und Personal. Wenn Gerichtsverfahren auch bei Kapitalstraftaten von Ermittlungsabschluss bis Beginn der Verhandlung teilweise noch lange warten, dann weiss man wie be- oder vielleicht schon überlastet unsere Justiz ist.
    Wir im Rettungsdienst wissen zu welcher Entscheidungsqualität Zeitdruck und Arbeitsverdichtung führt. Schlechte, gehetzte oder weniger überlegte Entscheidung sind in Bereichen in denen es um Menschen geht, egal ob Justiz oder Medizin, weder logisch noch ethisch noch gesellschaftlich akzeptabel.

  • Bin da ganz bei Hauke. Was einem in der Berichterstattung oft viel zu lasch, ungerecht oder gar als Fehlurteil vorkommt, ist bei genauerer Betrachtung (z.B. ausführlicherer Bericht inkl. Beleuchtung der Urteilsbegründung) dann doch nachzuvollziehen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ich muss auch sagen, dass in vielen Bereichen die Strafmaße, die gesetzlich anwendbar sind, durchaus ausreichend. Klar manche Urteile könnten aus dem Bauchgefühl härter oder schwächer sein, aber man kennt eben nicht alle Fakten.
    Was eben wie angesprochen viel wichtiger ist: Die Politik sollte nicht Zeit darauf verwenden über die Erhöhung von Strafmaßen zu diskutieren, sondern unsere Judikative effektiver zu machen und das bedeutet vor allem mehr Geld und Personal. Wenn Gerichtsverfahren auch bei Kapitalstraftaten von Ermittlungsabschluss bis Beginn der Verhandlung teilweise noch lange warten, dann weiss man wie be- oder vielleicht schon überlastet unsere Justiz ist.
    Wir im Rettungsdienst wissen zu welcher Entscheidungsqualität Zeitdruck und Arbeitsverdichtung führt. Schlechte, gehetzte oder weniger überlegte Entscheidung sind in Bereichen in denen es um Menschen geht, egal ob Justiz oder Medizin, weder logisch noch ethisch noch gesellschaftlich akzeptabel.


    Das Personaldefizit bezieht sich ja nicht nur auf die Judikative. Es gibt Fälle, die nicht angeklagt werden können, weil die Polizeiberichte derart kurz und ungenau formuliert sind, dass da am Ende nichts verwertbares mehr bei ist. Die Polizei wiederum hat aber auch kaum die Kapazität, ausführliche, detailreiche Faktenberichte zu tippen. Das Problem ist also leider auf vielen Ebenen. Dann ist es in der Tat frustrierend, wenn es in manchen Fällen einfach gar nicht zu einer Anklage kommt.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Eigentlich ist es auch erstrebenswert, dass die Justiz einer Demokratie Urteile spricht, die das Rechtsempfinden der Bevölkerung treffen.


    Das sog. "gesunde Volksempfinden", ja. :diablo:


    Ich verstehe schon, was Du meinst, habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass die Entscheidungen zumeist durchaus dem Rechtsempfinden "der Bevölkerung" entsprechen, vorausgesetzt, es handelt sich um einen informierten Teil der Bevölkerung, der sich auch um eine Bildung seines Rechtsempfindens bemüht hat: sein Urteil also in Kenntnis der Strukturen unserer Rechtsordnung und der konkreten Umstände des Falles trifft.


    Deswegen ergehen Urteile bei uns im Namen des Volkes und in den USA ist Richter ein Wahlamt.


    Nein, Urteile ergehen - ausschließlich - deshalb "im Namen des Volkes", weil "das Volk" in einer Demokratie der Souverän ist, von dem alle Staatsgewalt - und damit auch die Judikative - (abstrakt gesehen) ausgehen.


    Das bedeutet nicht, dass einzelne Urteile dem "Empfinden" des "Volkes" entsprechen müssen.