FFW im LK Augsburg will nicht zur Reanimation alarmiert werden

  • Die Frage ist halt: wie würde man es ohne FW / FR / Laien-Ersthelfer schaffen, den RD in nützlicher Frist zur Rea (oder den sonstigen wenigen wirklich zeitkritischen Notfällen) zu bringen. Wenn es nach mir ginge, wäre der RD genauso verbreitet wie die FWn (also an jeder Milchkanne zumindestens ein Sani). Nur wie will man das gewährleisten. Ein Parallelsystem zu den FWn wird nicht flächendeckend funktionieren. Ein hauptamtliches FR / RR System mit z.B. Motorradstreifen oder PKW die Streife fahren wird nicht zu finanzieren sein (schon gar nicht auf dem Land). Was bleibt denn übrig als die vorhandenen Ressourcen, also FFW und lokale Ersthelfer zu nutzen (das kann dann aber auf die wirklich zeitkritischen Fälle beschränkt bleiben, weil viele FR fahren halt auch zu jedem Mist raus).

  • Bei uns im Dorf (1500 Einwohner) hat die FFW mit der Leitstelle vereinbart, nicht auf VU´s auf die 5km entfernte Bundesstraße alarmiert zu werden. Könnte grauslig sein. Sollen andere machen...

  • Aber wie Sebastian es schon sagt: Die Feuerwehr - gerade die FFw - sollte nicht zum Notnagel schlechter Vorhaltungen und/oder fehlerhafter Dispositionen werden.

    Das muss auch so nicht sein, wie ich nun mehrmals schon beschrieben habe. Die Notwendigkeit eines First-Responder-Systems ist nicht zwingend mit einer schlechten Vorhaltung oder Disposition gleichzusetzen. Die gesetzlichen Vorgaben können erfüllt sein sowie der RTW der ersten Abrückefolge da sein und trotzdem wird es für den kritischen (Peri-) Arrest-Patienten zu spät sein, wenn dieser innerhalb der Hilfsfrist eintrifft. Es geht nicht um die Einhaltung von gesetzlichen Hilfsfristen, sondern um die Verkürzung des therapiefreien Intervalls sowie um die Entlastung der oft psychisch und physisch überforderten Ersthelfer bei einer T-CPR und der damit möglichen effektiveren BLS-CPR mit AED. Es können in einem Rettungswacheneinsatzbereich auch dreimal so viele RTW wie im notwendigen Bedarf stationiert werden und trotzdem werden die viel zu vielen RTW bei einigen dieser kritischen Patienten einfach zu spät kommen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich würde die FW gar nicht als Notnagel sehen, mitnichten. Sondern als Ergänzung. Genauso wie sie es an ganz vielen anderen Punkten auch tut (Stichwort Türöffnung, Tragehilfe, etc.). Die FW kann hier einfach zur sinnvollen Ergänzung des RD werden ohne sich selber einen Zacken aus der Krone zu brechen.
    Denn nix anderes tut sie jetzt schon bei ganz vielen anderen Einsätzen bei denen dies schon seit Jahren etabliert ist - und bei denen der Faktor "Zeit und Manpower" nicht so entscheidend ist.


    Wenn man in die Anfangszeit der technischen Rettung schaut wurde da eine sehr ähnliche Diskussion geführt.
    Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es auf so manchem NAW Schneidesätze und Werkzeug.Begründung war: Die Feuerwehr ist zum Löschen da, was anderes wollen die nicht machen. So mancher Lokalfürst hat sich bitter dagegen gewehrt.

  • Ein hauptamtliches FR / RR System mit z.B. Motorradstreifen oder PKW die Streife fahren wird nicht zu finanzieren sein (schon gar nicht auf dem Land).


    Wozu braucht es ein hauptberufliches System? Ehrenamtliche Motorradstaffeln halte ich gerade auf dem Land für eine sinnvolle Geschichte.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Wozu braucht es ein hauptberufliches System? Ehrenamtliche Motorradstaffeln halte ich gerade auf dem Land für eine sinnvolle Geschichte.

    Wenn es aber ehrenamtlich wäre, dann hätten wir vielleicht wieder die gleiche Diskussion wie jetzt. Nach dem Motto: Das ist Aufgabe des Rettungsdienstes!


    Edit: Witterungsunabhängigkeit?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Inwieweit ist das System aber flächendeckend analog der FFWn zu etablieren. Das wirst Du einfach nicht schaffen, dass in jedem Dorf so ne Streife on tour ist. Der Vorteil der FFWn ist ja, dass sie vor Jahrhunderten bald schon einen Bedarf geschaffen haben, der heute noch nachwirkt (ohne eine Diskussion anstossen zu wollen könnte man diesen Bedarf ja bei schwindenen Mitgliederzahlen und geänderten Bedingungen der Brandbekämpfung ja tatsächlich auch hinterfragen). So eine Struktur wird ein RD niemals schaffen können, obwohl der Bedarf an schneller medizinischer Hilfe wahrscheinlich deutlich häufiger nötig wäre, als ein Löschfahrzeug zum Brand löschen. Also nochmal: was machen? Oder einfach sagen: „Schicksal, aufm Land sterben die Leut‘ halt...“.

  • Bei uns im Dorf (1500 Einwohner) hat die FFW mit der Leitstelle vereinbart, nicht auf VU´s auf die 5km entfernte Bundesstraße alarmiert zu werden. Könnte grauslig sein. Sollen andere machen...

    Ich darf das jetzt einfach mal kommentarlos nebeneinanderstellen...



    https://youtu.be/mEJHR-ucf20

  • Wenn es aber ehrenamtlich wäre, dann hätten wir vielleicht wieder die gleiche Diskussion wie jetzt. Nach dem Motto: Das ist Aufgabe des Rettungsdienstes!


    Edit: Witterungsunabhängigkeit?


    Ich denke mir das halt einen Schritt weiter: Wenn ich ein Zeit - und Versorgungsprolem bei Reanimation habe, habe ich das auch bei jedem anderen zeitkritischen Einsatz. Nur, dass die Reanimation natürlich die höchste Priorität hat. Wenn ich mir dieses Problem vor Augen halte und es damit löse, dass ich für Reanimationen die FFw hole und sonst der Patient halt warten muss, finde ich das unbefriedigend. Ich komme immer wieder auf ein HvO / FR System zurück, das unabhängig von der FFw läuft. Ob man das eventuell trotzdem gemeinsam mit der FFw macht, weil die z.B. bereits nutzbare Räumlichkeiten hat, etc. steht ja zunächst auf einem anderen Blatt. Und mit dieser HvO Einheit kann man dann auch weitere zeitkritische Einsätze beschicken. Ob das nun mit Morrädern, Quads, Dienst - oder Privat-PKW mit bereit gestellten Notfallrucksack läuft, muss man sich dann mal anschauen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Die Feuerwehr - gerade die FFw - sollte nicht zum Notnagel schlechter Vorhaltungen und/oder fehlerhafter Dispositionen werden.


    Ich sehe hier keinen Notnagel! Faktisch wird der Rettungsdienst nicht in jeder Gemeinde, schon gar nicht ANUS MUNDI, einen RTW vorhalten können. Und gerade im ländlichen Bereich sind nun mal Anfahrtszeiten üblich, die einer erfolgreichen Reanimation entgegenstehen.


    Bis sich wirklich ein System etablieren kann, welches durch First- und Rapid-Respondern (oder auch die bei uns teilweise eingesetzten First-Responder-PLUS) stellt die Feuerwehr eine adäquate Hilfe sicher. Meiner Erfahrung nach kommen die (organisierten) First-Responder oftmals nicht nur aus der Ecke der Hilfsorganisationen, sondern auch aus der Feuerwehr.

  • Ich denke mir das halt einen Schritt weiter: Wenn ich ein Zeit - und Versorgungsprolem bei Reanimation habe, habe ich das auch bei jedem anderen zeitkritischen Einsatz. Nur, dass die Reanimation natürlich die höchste Priorität hat. Wenn ich mir dieses Problem vor Augen halte und es damit löse, dass ich für Reanimationen die FFw hole und sonst der Patient halt warten muss, finde ich das unbefriedigend. Ich komme immer wieder auf ein HvO / FR System zurück, das unabhängig von der FFw läuft. Ob man das eventuell trotzdem gemeinsam mit der FFw macht, weil die z.B. bereits nutzbare Räumlichkeiten hat, etc. steht ja zunächst auf einem anderen Blatt. Und mit dieser HvO Einheit kann man dann auch weitere zeitkritische Einsätze beschicken. Ob das nun mit Morrädern, Quads, Dienst - oder Privat-PKW mit bereit gestellten Notfallrucksack läuft, muss man sich dann mal anschauen.


    Wer diese First-Responder-Einheiten stellt ist mir auch erst einmal völlig egal. Kann gerne Feuerwehr, SEG/KatS-Einheiten aber auch das THW sein. Völlig wurscht. Hauptsache schnell und kurze Anfahrtzeiten. Wichtig ist nur das es sie gibt. Die flächendeckende Versorgung wird nur ehrenamtlich zu stemmen sein. Wir haben hier ja schon einmal angesprochen, dass eine Verkürzung der Hilfsfrist 1) zu einem deutlichen Anstieg der Kosten im Gesundheitswesen führen wird und 2) dem Arrest-Patienten letztendlich immer noch nicht helfen wird, wenn der RTW anstatt 15 Minuten nur noch 10 oder 12 benötigt.

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  • Bis sich wirklich ein System etablieren kann, welches durch First- und Rapid-Respondern (oder auch die bei uns teilweise eingesetzten First-Responder-PLUS) stellt die Feuerwehr eine adäquate Hilfe sicher. Meiner Erfahrung nach kommen die (organisierten) First-Responder oftmals nicht nur aus der Ecke der Hilfsorganisationen, sondern auch aus der Feuerwehr.

    Ja.
    Also ich weiß nicht, ob man es merkt, Feuerwehr ist wahrlich nicht meine Welt und oft finde ich das WIE sie manches machen echt völlig daneben.... Aber ok....


    Bei uns im Kreis gibt's eine FFW die eine spezielle First-Responder-Gruppe unterhält. Und ich muss neidlos zugeben dass die das richtig richtig gut machen, viel besser wie die DRK-HVO-Gruppen im restlichen Kreis. Und das ist deswegen so, weil die es auf Feuerwehr-Art machen. Schnell, straff organisiert, militärisch.

  • .... zumal das Personal für die heute erforderliche Hilfsfristlandschaft schon nicht zu bekommen ist.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

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  • Ausser dem Atemstillstand (also Rea oder Ersticken im weitesten Sinne) gibt es mMn kaum einen Notfall, der in kürzerer Hilfsfrist als der vorgegebenen erreicht werden muss. Für diesen Fall muss aber irgendwie sicherhestellt werden, dass Hilfe wirklich in Minuten auf dem Platz steht. Da bleiben aber nur die Leute, die in der Nähe des Notfalls sind (Nachbarn, Angehörige der Dorffeuerwehr). Auch einen FR kann ich nur regional einrichten und nicht in jedem Dorf und damit fehlt genau diese Reaktion in Minuten oft.
    Das ideale wäre mMn eben die genannte App-Lösung flächendeckend zu installieren. Da wäre aber auch die Politik in deder Pflicht. Hier müsste evtl. auch mal ein entsprechender Vorstoss z.B. durch den Berufsverband gemacht werden.

  • Das dröge FW Bashing, dass hier -nur wenige- User an den Tag legen (jenseits der Meinungsäußerung,die ja jeder machen kann) bringt uns zum einen nicht weiter in der Sache, fördert das überholte und überspitzte Bild von Feuerwehr und bringt mich als Feuerwehrmann auch eher zum Gähnen.


    Ich habe in meiner Feuerwehr ähnliche Resentiments schon gehört. Die Vorbereitung zur Einführung der Mobilen Retter in unserem
    Landkreis hat mir aber auch schon einige Kameraden angespült, die sich genau dafür interessieren. Ebenfalls zeigt sich in der relativ neuen Aufstellung einer reinen Feuerwehr - FR - Truppe eine Verbandsgemeinde weiter, dass das sogar super funktionieren kann.


    Ich vertrete die Auffassung, dass jeder FW-Mann einen ordentlichen BLS durchführen können muss und sollte. Ich weiß aber auch, das gerade in der Feuerwehrwelt sowas eben nicht eine selbstverständliche Routine wie ein Löscheinsatz nach FwDV ist. Und in den Führungsebenen habe ich auch schon einige Argumente gegen eine solchen gefürchteten „Weissanstrich“ der FW gehört: von zu großer Einsatzbelastung über den psychologischen Faktor bishin zu „Eigentlich ist doch bei uns der RTW immer recht schnell da...?“
    Da gehört eben nicht nur eine Regelung oder eine gefühltes Aufzwingen dazu, sei es auf Landes- oder Landkreisebene, sondern einfach auch mal ne Erklärung dazu inwieweit sowas wichtig und sinnvoll sein kann. Dann macht vermutlich nämlich die Mehrzahl auch mit und es kommt nicht sonein Quark wie bei Augsburg raus.


    Meiner Meinung nach sollte (ja muss fast schon) die Feuerwehr auch zu solchen Einsätzen wie zur Reanimation gerufen werden. Sie verfügt über ein gut ausgebautes Netz von meist auch auf diesem Gebiet ausreichend ausgebildeten Einsatzkräften,gerade auch auf dem Land, wo es ja oft ein Zeitproblem mit dem RD gibt.
    Dieser Einsatz kann aber aus meiner Sicht auch gut auf freiwilliger Basis (aus dem Selbstverständnis als Feuerwehrmann/-Frau ) z.B. Wie von hauke vorgeschlagen mit separatem FR RIC oder per App geregelt und alarmiert werden. Damit kann man von vornherein einige Gegenargumente wunderbar entkräften und weckt für eine Rea nicht die komplette Ortswehr oder per Sirene noch das Dorf mit, wenn 2,3 Leute zum Drücken gebraucht werden. Und es sollte begleitet sein von Leuten, die sich damit auskennen, sei es ein ambitionierter NfS in derWehr oder ein Feuerwehrarzt oder, oder...


    Ich kann mir z.B. in meinem Setting zukünftig sehr gut eine interorganisationelle FR Gruppe aus DRK, DLRG und FW vorstellen, dann hält sich die Einsatzbelastung für den Einzelnen im Rahmen, man ist personell trotzdem ordentlich aufgestellt und es ist auch für den öffentlichen Auftritt der BOS sicher toll in Zeiten des Mitgliederschwunds, wenn man sowas hinbekommt. Und es fördert auch die Zusammenarbeit in anderen Feldern. Und am Ende profitiert der reanimationspflichtige Patient. Was will man mehr...

  • Sehe ich auch so.
    Grundsätzlich: Ich kann durchaus die Skepsis verstehen, wenn die FFw regelhaft für jede Reanimation (so selten sie auch sein mag) mitalarmiert werden soll. Andererseits lasse ich Ausreden von der Qualität wie "nicht die Kernaufgabe", "fachfremd", etc. überhaupt nicht gelten: Es handelt sich um eine Organisation, die mit Blaulicht zu jedem nur erdenklichen Einsatz fahren will, da kann es einfach nicht ernst gemeint sein, dass man sich doof stellen möchte, wenn da urplötzlich akut hilfsbedürftige Personen vorkommen.

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  • Zum Beispiel zum Abstreuen von Ölspuren, was anderswo der Bauhof regelt (ohne Blaulicht).


    Ich kenne keinen Feuerwehrmann, der das will. Es wird sicher eher daran gestört, dass dem Bauhof aus Kostengründen die Bereitschaftsdienste gestrichen worden sind, weil ... naja, kann ja die Feuerwehr machen. Die sind ja Ehrenamtlich. Und sowas meine ich mit Lückenfüller für Dinge, die eigentlich mal besser und vernünftiger geregelt waren.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich kenne keinen Feuerwehrmann, der das will. Es wird sicher eher daran gestört, dass dem Bauhof aus Kostengründen die Bereitschaftsdienste gestrichen worden sind, weil ... naja, kann ja die Feuerwehr machen. Die sind ja Ehrenamtlich. Und sowas meine ich mit Lückenfüller für Dinge, die eigentlich mal besser und vernünftiger geregelt waren.


    So ist das eben mit Notdiensten. Da gibt's kein Rosinenpicken.
    Ich will eigentlich auch nicht zu Besoffenen fahren, oder zu Leuten, die nur anrufen, weil der Hausarzt im Urlaub ist und sie die Nummer vom Vertreter nicht schnell genug aufschreiben konnten, oder zu Familienstreitigkeiten, oder oder oder


    Aber das gehört nun mal offensichtlich dazu. Wenn mir das keinen Spaß macht und ich das vermeiden will, muss ich was anderes machen beruflich. Bei Aldi an der Kasse verdient man jetzt nicht weniger als im Rettungsdienst.


    Und wer als FW-Mitglied keine Lust auf bestimmte Einsätze hat, hats noch viel leichter. Seit es diese Digitalmelder gibt, steht schon drauf, welches Stück heute gespielt wird. Dann bleibt man eben zu Hause. Und wenn man an "ganz oder gar nicht" glaubt... Der Gesangverein sucht auch immer Mitglieder.

  • maxx, hat es dich eigentlich sehr getroffen als dich die Feuerwehr nicht aufnehmen wollte?
    Oder woher kommt dieses ätzende Feuerwehrbashing aus deiner Tastatur? Klingt ein bisschen wie „Ich war zu blöd mitzumachen aber jetzt zeig ich‘s denen...“

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin