Womöglich nur noch Rettungsfachpersonal mit Führerschein auf Rettungsmittel in SH laut Zeitung-droht sonst die Kündigung? Weiß wer mehr?

  • Unsere Wache zB hat Notstrom und eine Vereinbarung mit der nächsten Tankstelle über deren Liefer- bzw Betriebsfähigkeit im Stromausfall-Fall. Die Wache erfüllt alles was damals (~2002) in den Standards gefordert bzw empfohlen wurde. Ist ja auch nicht gerade klein mit derzeit ca. 3 RTW, 1 ITW, 10 KTW, 2 NEF in Spitze im Dienst plus Verwaltung. Mittlerweile gibt es auch Dinge die unserer Wache fehlen an Normstandards...

    Interessehalber: Was ist denn mit der Tankstelle besprochen? Die haben Notstrom um die Zapfsäulen zu betreiben und geben Kraftstoff nur an euch aus, während die halbe Stadt hupend und mit leerem Tank an der einzigen Tankstelle mit funktionierenden Zapfsäulen wartet?


  • Und dann fährt der NFS, während der RS betreut?

    Ich kann nicht widerstehen:
    Wenn aufgrund länger Schichtzeit und hoher Auslastung der Fahrer so ermüdet ist, dass er eine Pause braucht, dann wird auch der Beifahrer eine Pause brauchen.


    Wie soll das sonst gehen? Sagt der RettSan fürs Fahren ist er zu müde, aber Patienten versorgen geht? Und der NotSan, der bisher hinten genau so gearbeitet hat wie der vorne, der ist plötzlich fit zum fahren?
    Ich finde es ernsthaft gut, wenn wir lange Schichtzeiten bei hoher Auslastung in Frage stellen. Aber dann bitte auch mit einer vernünftigen Lösung, statt einem Tausch von zwei ermüdeten untereinander.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Es sind nicht immer beide gleichermaßen müde, im Patientenraum wird nicht nonstop hochkonzentriert "gearbeitet", die Tagesform ist nicht immer gleich und so ganz nebenbei funktioniert das in der Praxis schon viel zu lange vollkommen problemlos als dass man da jetzt ein Problem herbeidiskutieren müsste.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ich konzentriere mich hinten durchaus während der Fahrt. Nicht immer bis zur Auslastung, aber auch das Fahren verlangt vermutlich nicht ständig höchste Konzentration.


    Ob das „in der Praxis problemlos funktioniert“ wissen wir auch nicht. Es gibt kein nationales CIRS, wir wissen nicht wieviele VU durch konzentrationsfehler entstanden sind. Wir wissen auch nicht, welche Fehler bei Therapie und Dokumentation gemacht worden sind, und ob diese auch an Müdigkeit des Kollege liegen könnten.


    Ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass um 5 Uhr morgens der 13. Einsatz sowohl fahrerisch wie auch medizinisch sicher an der Grenze zu gefährlich verläuft. Und ob ich dann gefährlich fahre, oder gefährlich versorge (etwa durch inadäquate Anamnese und Untersuchung, und nicht erkennen von „Red Flags“) ist auch egal.

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  • Von welchen Schichtzeiten und welcher Einsatzauslastung reden wir denn, wenn es erforderlich erscheint, häufiger die Positionen innerhalb des Teams zu tauschen?

  • Meine Frage ist auch einfach, ob das de jure geht. Ich dachte, jeder Patient hat Anspruch auf Betreuung durch NFS, wenn es einen RTW-Einsatz gibt. Klar ist der dann auch irgendwo im Auto, aber wer sagt, dass der RS den Zustand erkennt, der dann einen NFS benötigt und das entsprechend kommuniziert?

  • Ehrlich gesagt, bei jeder Auslastung. Bei Berufskraftfahrern ist es vorgeschrieben, dass nach 4 Stunden eine Pause gemacht wird. Dass wir davon ausgenommen sind, bedeutet nicht, dass wir Gott gegeben so viel leistungsfähiger sind. Und auf vier Stunden am Stück kannst du mit einem einzigen Einsatz kommen, wenn es blöd läuft. Und spätestens beim Krankentransport (jeder einzelne RTW in SH ist ein MZF) ist es gänzlich unbedenklich, den RS zum Patienten zu lassen. Ansonsten plädiere ich für eine teaminterne Entscheidung, sowohl der RS als auch der RA/NFS muss es dem RS zutrauen - denn der RA/NFS trägt weiterhin die Verantwortung. Nur ist es in aller Regel eben nicht der RA / NFS der keinen Führerschein hat, sondern der RS. Und gerade deswegen ist die Regel gut und wichtig, auch wenn ich persönlich zwei RS kenne, die deswegen ihren Job verloren haben. Aber das geht so halt auch einfach nicht, meiner Meinung nach...


    henni: Laut RDG SH trägt der NFS die Verantwortung für die Patientenbeförderung. Nicht mehr, nicht weniger. Vom Sitzplatz steht da nichts, aber wie gesagt, es geht bei dieser Regelung gar nicht um nicht fahrende RA/NFS. Die gibt es in SH kaum, weil man bis vor kurzem fast überall ein 2-RettAss System gefahren ist, und damit nur mit Führerschein eingestellt wurde.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!


  • Ehrlich gesagt, bei jeder Auslastung. Bei Berufskraftfahrern ist es vorgeschrieben, dass nach 4 Stunden eine Pause gemacht wird. Dass wir davon ausgenommen sind, bedeutet nicht, dass wir Gott gegeben so viel leistungsfähiger sind. Und auf vier Stunden am Stück kannst du mit einem einzigen Einsatz kommen, wenn es blöd läuft. Und spätestens beim Krankentransport (jeder einzelne RTW in SH ist ein MZF) ist es gänzlich unbedenklich, den RS zum Patienten zu lassen. Ansonsten plädiere ich für eine teaminterne Entscheidung, sowohl der RS als auch der RA/NFS muss es dem RS zutrauen - denn der RA/NFS trägt weiterhin die Verantwortung. Nur ist es in aller Regel eben nicht der RA / NFS der keinen Führerschein hat, sondern der RS. Und gerade deswegen ist die Regel gut und wichtig, auch wenn ich persönlich zwei RS kenne, die deswegen ihren Job verloren haben. Aber das geht so halt auch einfach nicht, meiner Meinung nach...


    henni: Laut RDG SH trägt der NFS die Verantwortung für die Patientenbeförderung. Nicht mehr, nicht weniger. Vom Sitzplatz steht da nichts, aber wie gesagt, es geht bei dieser Regelung gar nicht um nicht fahrende RA/NFS. Die gibt es in SH kaum, weil man bis vor kurzem fast überall ein 2-RettAss System gefahren ist, und damit nur mit Führerschein eingestellt wurde.


    Da lobe ich mir andere Rettungsdienstgesetze, in denen klar formuliert, dass in einem RTW der NotSan (bzw. übergangsweise der RettAss) den Patient zu betreuen hat.


    Wenn ich ein Problem mit der Dienst- und insbesondere Lenkzeit habe, muss ich das Schichtmodell überdenken und eben 8-Stunden-Schichten machen, wenn die Auslastung zu groß ist. Natürlich kann man nach 8 Stunden Dienst (plus eventuelle Überstunden) auch arg an die Grenze kommen, aber es ist etwas anderes wie nach 12 oder gar 24 Stunden. Und selten sitzt man als Fahrer wirklich 4 Stunden am Stück hinter dem Steuer.

  • Da lobe ich mir andere Rettungsdienstgesetze, in denen klar formuliert, dass in einem RTW der NotSan (bzw. übergangsweise der RettAss) den Patient zu betreuen hat.


    Ich würde mal behaupten, dass ich nicht der einzige bin, der das deutlich anders sieht. In allen Rettungsdiensten, die ich kennengelernt habe, war tauschen insgesamt üblich. Meist in dem Teamabsprache Modell, wobei es natürlich einzelne gibt, die es grundsätzlich nicht machen. Und so finde ich es ok, wir erwarten als NotSan schließlich auch, dass andere Berufsgruppen (Ärzte, z.B.) Teile ihrer Verantwortung und Aufgaben übertragen.

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  • Ich würde mal behaupten, dass ich nicht der einzige bin, der das deutlich anders sieht. In allen Rettungsdiensten, die ich kennengelernt habe, war tauschen insgesamt üblich. Meist in dem Teamabsprache Modell, wobei es natürlich einzelne gibt, die es grundsätzlich nicht machen. Und so finde ich es ok, wir erwarten als NotSan schließlich auch, dass andere Berufsgruppen (Ärzte, z.B.) Teile ihrer Verantwortung und Aufgaben übertragen.


    Wir wollen aber auch, dass unser Beruf nicht mehr als Hilfsarbeiter (aka Krankenträger, Transporteure, usw.) angesehen wird. Dann passt es m.E. nicht ins Bild, dass ein RS, der insgesamt 5 Wochen Lehrgang und 2 Monate Praktikum hat, die Verantwortung für die Patientenbeteuung in einem Notfallrettungsmittel übernimmt.


    Natürlich, in einem MZF-System ist das natürlich blöd, wenn man wirklich einen klassischen Krankentransport (Heimfahrt, Ambulanzfahrt, etc.) fährt, da ist ja in einem KTW/RTW-System auch der RS die verantwortliche Kraft, da mag der Positionentausch m.E. angehen. Ansonsten sehe ich das eher kritisch.


    Ganz zu schweigen davon, wenn wirklich etwas passiert, während der RS den Notfallpatienten betreut und nicht erkennt, dass es zu einer interventionsbedürftigen Verschlechterung kommt. Da brauchen wir uns dann auch nicht wundern, wenn die Kritiker wieder aufschreien, für was man jetzt den ganzen "Umstand" mit den Notfallsanitätern gemacht hat, wenn der sowieso hinter dem Lenkrad sitzt.


    Und ach ja, die Rettungsdienste, die ich kennengelernt habe, halten sich in aller Regel an die Gesetze und besetzen auch die Sitzplätze im RTW nach geltendem Recht. ;-)

  • Ich war auch großer Freund und bin immer noch Befürworter des Systems mit zwei RettAss auf dem RTW. Das ist im Regelfall ja hier aber auch noch gegeben. In jedem Fall bist du dann ja auf meiner Seite, dass die Verordnung des Ministeriums, welche den RS ohne Führerschein möglich gemacht hat, gut und sinnvoll ist.

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  • Ich begrüße es sehr, dass es nun klar formuliert worden ist.


    Wir haben mehrere Kollegen ohne LKW-Schein gehabt, unpraktischerweise waren die alle RS oder Notsan-Azubis, die schon als zweite fuhren.
    Sie MÜSSEN also die Patientenbetreuung übernehmen. Das finde ich bei den meisten Einsätzen überhaupt nicht schlimm, auch mit Führerschein wird hier fast nach jedem Einsatz getauscht und das ist auch gut so (und war auch auf allen anderen Wachen auf denen ich war so), ABER man nimmt damit dem RS (oder auch Notsan-Azubi, der schon als zweiter fährt) die Chance zu sagen, dass er sich diesen Patienten noch nicht zutraut. DAS finde ich schlimm.


    Ganz abgesehen von Situationen, bei denen ein Kollege den besseren Zugang zum jeweiligen Patienten hat, etwa Kindern, Alkoholisierten, psychisch Kranken etc. das ist ja nunmal manchmal nicht beeinflussbar.


    Und ja, eine ganze Schicht nur Fahrer zu sein ist auf Dauer nicht das was ich will und kann wirklich anstrengend sein.

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Ich war auch großer Freund und bin immer noch Befürworter des Systems mit zwei RettAss auf dem RTW. Das ist im Regelfall ja hier aber auch noch gegeben.


    Das ist natürlich ein Luxus, den ich auch gerne genieße, zumal das Arbeiten dann in vielen Fällen einfacher wird.




    In jedem Fall bist du dann ja auf meiner Seite, dass die Verordnung des Ministeriums, welche den RS ohne Führerschein möglich gemacht hat, gut und sinnvoll ist.


    Geht ja nur in KTW/RTW-Systemen, in denen dann der führerscheinlose RS als Betreuer auf dem KTW eingesetzt ist.


    Ansonsten bin ich der Meinung, dass alle Kollegen, die auf dem entsprechenden Fahrzeug eingesetzt werden, mittelfristig die entsprechende Fahrerlaubnis haben sollten!

  • Wir haben mehrere Kollegen ohne LKW-Schein gehabt, unpraktischerweise waren die alle RS oder Notsan-Azubis, die schon als zweite fuhren.
    Sie MÜSSEN also die Patientenbetreuung übernehmen.


    Das würde hier im Süden aufgrund der m.E. klaren Formulierung im Gesetz zum Glück nicht gehen! Persönlich würde ich auch die Schicht verweigern, wenn ich mit einem RS, der keinen Führerschein für den RTW hat, auf diesem eingeteilt würde. Das ganze ist ja ein Organisations- und Übernahmeverschulden, wenn ich mit Ansage gegen geltendes Recht (RS im Patientenraum = Verstoß gegen RDG; RS auf dem Fahrersitz = Verstoß gegen FEV) verstoßen würde.

  • Genau da liegt doch der Hase im Pfeffer. Wenn du meinen früheren Beitrag liest, wirst du sehen, dass es hier so gut wie keine KTW gibt. RTW <3,51 Tonnen gibt es hier nicht. Und dennoch gab es ein paar Ecken, in denen einige Verantwortliche es für eine gute Idee hielten, RS / Azubis ohne geeigneten Führerschein als zweiten Mann auf dem RTW zu planen. Diese Praxis wurde durch die jetzige Regelung verboten. Das ganze Randgeplänkel um den RettAss / NFS ohne Fahrerlaubnis ist komplett an der Realität vorbei.

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  • Ich möchte noch kurz einwerfen, dass ein Wechsel des NFS/RA auf den Fahrersitz ja auch in den Leerfahrten eine so wie hier argumentierte Entlastung des RS darstellt, ohne dass der Patient nicht vom NFS betreut wird. (Status 1 und 3 fährt der NFS, Status 7 der RS, zum Beispiel)

  • Interessehalber: Was ist denn mit der Tankstelle besprochen? Die haben Notstrom um die Zapfsäulen zu betreiben und geben Kraftstoff nur an euch aus, während die halbe Stadt hupend und mit leerem Tank an der einzigen Tankstelle mit funktionierenden Zapfsäulen wartet?


    Ja, meines Wissens nach genau das; die Tankstelle hat ein entsprechendes Aggregat und wir bekommen Diesel von denen. Sollte die Kleintankstelle in der Polizeiinspektion unserer Stadt keinen Diesel mehr haben, meines Wissens nach auch die Pol.

  • Interessehalber: Was ist denn mit der Tankstelle besprochen? Die haben Notstrom um die Zapfsäulen zu betreiben und geben Kraftstoff nur an euch aus, während die halbe Stadt hupend und mit leerem Tank an der einzigen Tankstelle mit funktionierenden Zapfsäulen wartet?

    Dafür gibt es die Sheriffs, die mit ihren Meinungsverstärkern für Ruhe und Ordnung sorgen sollen. Damit muss sich das Volk nun einmal abfinden, dass bei einem längeren Stromausfall die BOS die Ressourcen sichern müssen. Es gibt aber durchaus andere Dinge, die mir bei einem längeren Stromausfall (mehrere Tage bis Wochen) mehr Sorgen machen als Benzin oder Diesel.


    Aus Sicht des Zivil- und Katastrophenschutz finde ich die Vorgabe des Landes SH bezüglich der Notstromversorgung sehr vorbildlich. Rettungsdienst ist eine kritische Infrastruktur, die am laufen gehalten werden muss. Zudem bilden solche Objekte gute KatS-Leuchttürme ab, die als Anlaufstellen für die Bevölkerung genutzt werden können (wie ebenfalls Feuerwachen, FF-Gerätehäuser, SEG-Unterkünfte, Behördenobjekte, usw.).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.