Interview mit M. König (DBRD) bei Sat 1 " Der Rettungsdienst wird zum Notfall"

  • Feuerwehr- und Rettungsdienste werden in Deutschland zunehmend mit Notrufen überlastet, die eigentlich gar keine Notfälle sind. Mitarbeiter fehlen und Besatzungen von Löschfahrzeugen müssen abgezogen werden, um Rettungswagen zu besetzen. Wie dramatisch die Lage wirklich ist, erzählt uns Marco K. König im Talk.


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    Alle getätigten Aussagen stellen meine private Meinung dar und stehen in keinem Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit.

  • Feuerwehr- und Rettungsdienste werden in Deutschland zunehmend mit Notrufen überlastet, die eigentlich gar keine Notfälle sind. Mitarbeiter fehlen und Besatzungen von Löschfahrzeugen müssen abgezogen werden, um Rettungswagen zu besetzen. Wie dramatisch die Lage wirklich ist, erzählt uns Marco K. König im Talk.

    Ja, der Rettungsdienst in Deutschland und angrenzenden Staaten hat ganz beachtliche Probleme.


    Allerdings kann ich die ewig gleichen Statements von Herrn König und Co. auch nicht mehr hören. Wer sagt denn eigentlich, sobald die unnötigen Einsätze tatsächlich mal wegfallen sollten, wird wieder alles gut bzw. besser? Nach meinem Eindruck fahren wir im Moment nur oftmals die ”falschen” Personen. http://www.fitt-stemi.com Aus den in diesem Projekt ist bekannt, lediglich 50% der ST-Hebungs-Infarkte erreichen mit dem Rettungsdienst eine entsprechende Klinik.

  • Ich bin ja bekannter Kritiker, aber mich würde schon interessieren wie es auf die ganzen Zahlen kommt.

    30% sinnlose Einsätze für den RTW und sogar 80% für das NEF finde ich interessant.

  • Die letzten 5 Frauen die man per RTW zu uns brachte nutzten den RTW als „Taxi“.

    "Frauen, die geboren haben und Hebammen, die Geburten begleiten, sind diejenigen, die uns am meisten über Geburt zu sagen haben.
    Gleichzeitig sind sie aber auch diejenigen, die am wenigsten gehört werden."
    Oja Ploil, Soziologin (1991)
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  • Die letzten 5 Frauen die man per RTW zu uns brachte nutzten den RTW als „Taxi“.

    Die letzten Frauen die ich als "Taxi" ins KH gefahren habe waren tatsächlich sozial nicht in der Lage anders in die Klinik zu kommen oder ihre Gyn/Hausärztin hat ihnen das so "empfohlen".

    :rolleyes:


    Bei ersterem bin ich mittlerweile der Erste der die Frauen auch mal mit nimmt. Du hast hier, am flachen Land, gerade wenn du wenig deutsch sprichst oder arm bist ein massive Problem nachts, in den Randzeiten oder am WE in die Klinik zu kommen.

    Taxi kriegst du nachts oft gar nicht oder nur mit mehreren Stunden (!) Wartezeit, wenn du z.B. weil doch nicht alles schick ist in der Schwangerschaft in ein Zentrum musst, sind die Fahrtkosten auch schnell dein halber Hartz4 Satz für den Monat - die du wenn überhaupt erst nach Monaten zurück kriegst.

    Das & Kinder sehe ich mittlerweile absolut entspannt.

  • 30% sinnlose Einsätze für den RTW und sogar 80% für das NEF finde ich interessant.

    Da dürfte es auch regionale Unterschiede geben. Ich kann seine Einschätzung teilen, würde bei den RTW-Einsätzen sogar von 50% ausgehen. Bei den NEF-Einsätzen sehe ich gerade in BaWü das Problem, dass die meisten Einsätze von NotSan abgearbeitet werden könnten, wenn wir die NotSan-Kompetenz systematisch implementieren und nutzen würden. Insofern finde ich auch die 80% durchaus realistisch.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • 30% sinnlose Einsätze für den RTW und sogar 80% für das NEF finde ich interessant.

    Die 30% "sinnlose" Einsätze für den RTW begegnen mir regelmässig bei den Datenauswertungen diverser Kreisverbände.

    Fraglich ist, wie man den "Sinn" definiert. Aus Ermangelung an Alternativen bleibt oftmals nur noch der RTW.

    In Oldenburg konnten die RTW Einsätze durch den Einsatz eines Gemeinde-NotSan um ca. 40 Prozent reduziert werden.

    Daten aus andern Länden weisen ähnliche Ergebnisse auf.


    Wenn man die Daten des European Data Projects (auch wenn dieses schon etwas älter ist) nimmt, kommt man auf ca. 25% der Einsätze, die möglicherweise die Intervention einer/s NA benötigen.


    Zumindest bei den RTW Zahlen, ist wenig "Gefühl" dabei.

  • Zumindest bei den RTW Zahlen, ist wenig "Gefühl" dabei.

    Solange Krankenkassen anschließend Dispositionsentscheidungen im Nachgang angreifen, sollte auch weiterhin lieber einmal mehr als zu wenig ”gepiept” werden (Stichwort Sicherstellungsauftrag).


    https://www.symposium-leitstel…erliner_Urteil_Rahder.pdf


    Die Entscheidung ist mittlerweile schon bei ”Schmerzensgeld-spezialisten.de” verlinkt:


    https://www.schmerzensgeld-spezialisten.de/wp-content/uploads/KG-Berlin-Beschluss-vom-20-März-2017-20-U-1-47-16.pdf


    LG Düsseldorf vom 11.03.2020 nicht zu vergessen:


    https://www.justiz.nrw.de/nrwe…2_17_Urteil_20200311.html


    Mir fehlt leider die Vorstellungskraft einer noch zu schaffenden belastbaren Rechtsgrundlage, die eine entscheidende ”Wendung” in bestimmten Dispositionsverhalten möglich machen könnte. Da spielt es auch keine wesentliche Rolle mehr, ob gefühlte oder echte Evidenz bei bestimmten Einsätzen vorliegt.

  • Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich das einmal sagen würde, aber ich kann Herrn König (fast) komplett zustimmen :D

    Das liegt vermutlich daran, dass er sich ausnahmsweise mal nicht zu Ärzten und Notärzten im Speziellen geäußert hat.


    Ich bin ja bekannter Kritiker, aber mich würde schon interessieren wie es auf die ganzen Zahlen kommt.

    30% sinnlose Einsätze für den RTW und sogar 80% für das NEF finde ich interessant.

    Für das NEF würde ich die Zahl so unterschreiben, bei durchschnittlich 10 Einsätzen komme ich tatsächlich auch nur auf ein bis zwei indizierte Einsätze. Das Schlimme dabei ist, dass das schon aus der Alarmierungsinfo hervor geht, dass das wieder nichts sein wird.

    Zu den RTW würde ich aus Erzählungen der Kollegen sagen, dass die Zahl eher höher liegt.