Bayern will Notfallsanitätern rechtssicheres Handeln ermöglichen

  • Ich sehe da weder Repression, noch Druck, sondern die Überprüfung der Qualität meines Handelns.

    Aber auch das ist natürlich oft genug sehr subjektiv geprägt und von allen möglichen Faktoren beeinflusst.


    In meinem Berufsfeld war ich darüber hinaus (leider) bei mehr schlechten als guten Fortbildungsveranstaltungen und der größte qualitative Fortschritt in meinem Tun ging vermutlich tatsächlich mit zunehmender Routine einher. Inclusive dem Gefühl dafür, was von bestimmten Fortbildungsinhalten und aktuellen „Trends“ tatsächlich gut ist und was nur „hip“.


    Von daher kann ich beide hier vertretenen Tendenzen nachvollziehen.

  • Ich sehe da weder Repression, noch Druck, sondern die Überprüfung der Qualität meines Handelns.

    Die Qualität des Handelns bei einer Prüfung sagt aber nichts aus zu der Qualität, die bei der regulären Arbeit gezeigt wird. Diese kontinuierlich zu beurteilen, wäre deutlich sinnvoller, als kurze Momentaufnahmen, die durch allerlei Faktoren sowohl zum positiven als auch negativen, verfälscht werden. Was hat man denn davon, einen sehr guten Mitarbeiter rauszuprüfen, der schlicht in Prüfungen versagt, aber einen "Hallodrio" weiter im Team zu halten, der sich einmal im Jahr anstrengt und damit formal alle Qualitätskriterien erfüllt?

  • Hilope - da hast du vollkommen recht, die von mir angesprochene Handlungsqualität bezog sich nicht nur auf eine einzelne Prüfung, sondern vielmehr auf eine generelle Auswertung der Skills.

  • Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woher dieses ständige Misstrauen kommt, dass davon ausgeht, dass alle Menschen nach Abschluss ihrer Ausbildung in ihren Berufen nicht das können, was sie zu können haben und sich niemand ohne Kontrolle auf dem aktuellen Stand hält. Und dass nur mit ständiger Kontrolle und Repression ausreichend Druck ausgeübt werden kann, damit alle diesen Pflichten nachkommen. Wenn jemand seine Prüfung besteht und anschließend tadellos arbeitet, dann gehe ich erst einmal davon aus, dass er seinen Job beherrscht.


    Jetzt ist es halt mal so, dass eine Fluglotsenausbildung weder von der Länge noch vom Volumen mit einem Medizinstudium und anschließender Facharztweiterbildung vergleichbar ist. Ich würde es daher als übertrieben ansehen, dass jemand, weil er fünf Jahre aus dem Beruf raus ist, erneut 6 Jahre studiert und 5 bis 6 Jahre Weiterbildung oder auch nur erneut die Weiterbildung macht.


    Da hast du einen Denkfehler: Es hat nichts mit Misstrauen zu tun. Es ist über die jahrzehnte Entstanden als Folge vieler Vor - und Unfälle, bei denen hinter her Fragen gestellt worden, wie das passieren konnte. Und wie wir es verhindern können.


    Wenn ich 10 Jahre nicht als Lotse gearbeitet habe, darf ich erst wieder als solcher tätig werden, wenn ich gewisse Nachweise erbringe. Das ist nicht die ganze Ausbildung, aber zumindest der Lizenzerwerb im betreffenden Sektor, das On The Job Training. Erst danach darf ich wieder arbeiten.


    Wenn ich dich richtig verstanden habe, könntest du ebenfalls 10 Jahre was völlig anderes machen und dann sofort wieder als Arzt arbeiten. Klar, du hast die Pflicht, die auf den aktuellsten Stand zu bringen, aber überprüfen tut das keiner, oder? Es würde erst auffallen, wenn du reihenweise Leute falsch behandelst und jemand anfängt fragen zu stellen. Und ich würde als Angehöriger dann auch die Frage stellen, wie wir sowas zukünftig verhindern können.


    Und ja, das gilt bei sehr vielen Berufen so, da hast du Recht. Aber wir sind uns ja schon einig, dass es beim Arzt um deutlich mehr geht, als beim Tischler oder Betriebswirt.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Wenn ich dich richtig verstanden habe, könntest du ebenfalls 10 Jahre was völlig anderes machen und dann sofort wieder als Arzt arbeiten.

    Nein, dürfte ich nicht, da ich erst einmal die 250 Stunden Fortbildung nachweisen müsste. Außerdem ist es mehr als fraglich, welcher Arbeitgeber mich ohne Auffrischungskurs oder "Wiedereingliederung" anstellt und alleine arbeiten lässt. So jemanden gab es tatsächlich vor einigen Jahren in meiner eigenen Abteilung, der über mehrere Jahre im Controlling war (wobei er währenddessen immer noch als NA und beim ÄBD unterwegs war). Der ist die ersten zwei oder drei Wochen auch erst einmal wieder mit jemandem mitgelaufen.

    Auch eine KV würde vermutlich keinen Kassensitz einfach so an jemanden vergeben, der die letzten zehn Jahre als Tischler unterwegs war.


    Allerdings bin ich auch Arzt, wenn ich nirgendwo angestellt bin und nicht "arbeite", so lange ich die Approbation habe. Ich dürfte damit aber kein Einkommen erzielen bzw. offiziell praktizieren, weil ich dafür wieder bei einer Ärztekammer gemeldet sein und entsprechend die Fortbildungen nachweisen müsste.

  • Inwiefern ist sie das?

    Satzungsgemäße Aufgabe der Ärztekammer ist u.a. der Erlass der Berufsordnung, Aufsicht über die Berufspflichten der Ärzte, Organisation der ärztlichen Fortbildung, sowie Schlichtung bei Konflikten zwischen Ärzten und Arzt und Patienten.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
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  • Satzungsgemäße Aufgabe der Ärztekammer ist u.a. der Erlass der Berufsordnung, Aufsicht über die Berufspflichten der Ärzte, Organisation der ärztlichen Fortbildung, sowie Schlichtung bei Konflikten zwischen Ärzten und Arzt und Patienten.

    Ja, schon. Aber wo und wie überprüft die Kammer da fachliche Leistungen oder Kompetent ihrer Mitglieder?


    Die Aufsicht über die Erfüllung der Berufspflichten erfolgt in ihrer schärfsten Weise durch die Berufsgerichtsbarkeit. Diese ist zwar dem Straf- bzw. Disziplinarverfahren vergleichbar, die tatsächlichen Ermittlungsmöglichkeiten erscheinen mir aber hinreichend beschränkt; eine fachliche Überprüfung findet nach meinem Eindruck eher nicht statt.


    Ärztliche Fortbildungen enthalten nach meinem Eindruck allenfalls sehr selten Leistungsüberprüfungen.


    Die Schlichtung zwischen Arzt und Patient erfordert regelmäßig die Zustimmung beider Parteien für das Schlichtungsverfahren, oder?


    Genauso gut könnte man sagen, dass die Anwaltskammer für die fachliche Überprüfung der Anwaltschaft zuständig sei ...

  • Die Ärztekammern führen die Facharztprüfungen, wie auch die für Zusatzbezeichnungen/Sachkunden durch.

    Und die CME Punkte/Fortbildungsnachweise sammelt (prüft) die LÄK auch...


    Aber ja, ich bin auch der Meinung, dass mehr ärztliche Fortbildungen nur nach einer bestandenen Wissenstandsüberprüfung gelten sollten..

  • Wenn die "Einstiegskriterien" für die Behandlung im Rahmen einer SOP/SAA erfüllt sind (z. B. Verletzungshergang, RR, Schmerzen) ist der erhebliche Part Indikationsstellung schon mal aus der Verantwortung des NotSan.


    Die Aussage es gäbe keine Vorabdelegation ist in der Formulierung -sorry- schlicht falsch.


    § 2a NotSanG geht sogar implizit gerade davon aus, dass eine Vorabdelegation grundsätzlich möglich ist. Zum Einstieg: Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste "Anwendung von Standard Operating Procedures durch Notfallsanitäter bei Verfügbarkeit eines Telenotarztdienstes"

    Der TNA übernimmt den Part der Entscheidung, was ein wesentliches Kriterium der Delegation ist.

    Dann arbeite ich aber auch nicht mehr nach meiner Entscheidung, sondern nach der Entscheidung eines Arztes.

    Wenn ich ohne Arzt nach SAA arbeite, muss ich den Patienten untersuchen, die Indikation stellen, Kontraindikationen prüfen, usw.

    In diesem Entscheidungsprozess ist kein Arzt involviert.

    Wäre es tatsächlich eine Delegation durch den ÄLRD, würde dieser neben mir auf der Anklagebank sitzen und müsste auch mit anhören, was der Staatsanwalt zu sagen hat.

  • Dazu kann ich wenig sagen. Meine Erfahrungen mit der Ärztekammer beschränken sich derzeit auf Fragen der Weiterbildung, von Zusatzbezeichnungen, Fachkunden und durch Teilnahme an von ihr durchgeführten Fortbildungen. Daher fehlen mir hierzu die Erfahrungswerte. Meine einzige Bekannte bei der Kammer ist auch in den o.g. Bereichen tätig.


    Mein Kontakt zur Strafgerichtsbarkeit und Staatsanwaltschaft war bislang aber auch nicht vorhanden, sodass ich auch über deren Arbeit nichts sagen kann. Aus meinem Unwissen ist daher nicht abzuleiten, dass irgendeine der Organisationen untätig ist. Es ist lediglich gute Führung. ;-)

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