Bayern will Notfallsanitätern rechtssicheres Handeln ermöglichen

  • Mir ist die ZB NM schon geläufig - aber es ist eben nicht so, dass du sie nur erlangst wenn du AiW oder gar FA eines notfallversorgenden Faches bist- sondern nur die von dir ja vollkommen richtig angemerkt die Tätigkeiten.

    An den Beispielen die ich im Kopf hatte:

    Die betreffende NAin hat 2 Jahre als Kardiologin in einem sehr kleinen KH gearbeitet, da die 6 Monate ZNA Notaufnahme und etwas IMC mitgenommen, sich dann zum Wechsel in die Humangenetik entschlossen und dort ihren FA gemacht. Nun arbeitet sie 50% in einer Praxis für Humangenetik und dem Rest vagabundiert nun durch das deutsche Notarztsystem da sie fachlich wie menschlich etwas zweifelhaft ist.

    Anderes Beispiel: 3 Jahre lang UC gemacht, fachlich damals schon vollkommen untragbar gewesen, von der Klinik auf das NEF abgeschoben, mittlerweile den FA ganz aufgegeben und wo hauptamtlich seit einigen Jahren als NA angestellt.

    Von den hunderten Fällen der nicht-notfallversorgenden Fächer die ihre Fachkunde Rettungsdienst quasi kommentarlos übernommen bekommen haben müssen wir an der Stelle gar nicht reden.


    Hier hat das System einfach eine Lücke. Punkt.


    Mein Kommentar bezüglich Freelancer bezog sich auf die NotSan, nicht die NA, falls das unklar war, sorry.

  • Der Unterschied zur Luftfahrt liegt auch darin: Eine Fehleranalyse nach erfolgtem Fehler erfolgt blameless und ohne rechtliche Konsequenzen außerhalb des groben Fehlverhaltens. Das ist gerade im Hinblick auf die NotSan nicht der Fall. Ebenso erfolgt die Rezertifizierung und Überprüfung angekündigt und nicht "ohne Wissen" des Mitarbeiters.


    Und hier ist die Schere im Rettungsdienst noch sehr sehr groß. Ich habe Kollegen erlebt, mit denen es ein Traum war, Einsätze gründlich nachzubesprechen. Und andere haben alles als persönliche Kritik aufgefasst.


    Ich hatte kürzlich ein riesen Ärger, weil ich nach einem "VU klemmt" über einen RD-Kollegen eine Rückfrage gestellt habe. Bis ich endlich mal meine Antwort hatte, musste ich mit drei zutiefst beleidigten Sanis telefonieren, weil ein Feuerwehrmann (ich) sich erdreistet, beim Rettungsdienst mal nachzufragen.

    Und was ich dann am Ende als "lesson learned" mitnehmen sollte, war: Lieber die Klappe halten und sich um seinen eigenen Kram kümmern". Nur, dass letztlich die Antwort auf meine Rückfrage - nach all den Widerständen - tatsächlich sehr wichtig und aufschlussreich war. Daher ist meine tatsächliche "lesson learned" sich bloß nicht von Befindlichkeiten entmutigen zu lassen und immer nachzufragen.


    Aber mal weg von den Anekdoten:

    Viel von den positiven Dingen aus der Luftfahrt schwappt ja über die Rettungs - und Intensivhubschrauber in die Notfallrettung. Wie das in den Kliniken läuft, kann ich überhaupt nicht beurteilen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich finde es tatsächlich aus meiner "Luftfahrt" Brille total unverständlich, dass ein Arzt grundsätzlich für immer Arzt ist und als solcher behandeln darf.

    Ich nicht, weil es in Deutschland der Standard ist, dass man einen einmal erworbenen Beruf nicht wieder verliert, wenn man sich nichts zu Schulden lassen kommt. Das gilt vermutlich für 99,x% der Berufe in Deutschland. Warum das ausgerechnet beim Arztberuf anders sein soll, erschließt sich mir nicht.



    Egal ob nicht-ärztliches oder ärztliches Personal sollte sich regelmäßig fortbilden müssen und es muss überprüft werden. Mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Mir ist bewusst, dass das in der Praxis natürlich ein riesen Aufwand ist.

    Jeder Arzt muss in 5 Jahren 250 Fortbildungsstunden erbringen. Werden diese nicht nachgewiesen, kann dies zu Konsequenzen führen (in der Klinik aber eher erst einmal für den AG als für den Arbeitnehmer). Außerdem sind alle Ärzte verpflichtet nach dem aktuellen Facharztstandard und dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu therapieren. Richtig ist, dass dies im Zweifel erst überprüft wird, wenn etwas vorgefallen ist, heißt aber gleichzeitig auch nicht, dass man sich auf der Approbation von 1975 ausruhen kann und darf.


    Mal anders gesagt: Wenn ich als Arzt einen älteren oder schwer verletzten Patienten behandele und diese einzelne Person stirbt, dann wird es grundsätzlich ja akzeptiert, dass sowas eben passiert. Alte Menschen oder schwer verletzte Menschen sterben eben, Unfälle passieren. Grobe Behandlungsfehler werden i.d.R. erst dann aufgedeckt, wenn einer aus dem Team spricht.

    Tatsächlich ist eben wirklich so, dass man in der Medizin keine relativ einfach gestrickten, von Menschen produzierten Maschinen bedient und versucht zu reparieren, sondern ein hoch komplexes und wahrscheinlich zum größten Teil immer noch unverstandenes biologisches System, welches sich nochmals in jeder einzelnen Person erheblich unterscheidet. Leider ist es in der Medizin nicht so, dass Maßnahme A in Ausführung B bei jedem Patienten berechenbar das selbe Ergebnis produziert. Das ist in der Luftfahrt deutlich einfacher.


    Ich räume ein, dass die Arbeitsumstände bzw. das Arbeiten selbst bzw. auch das Vermeiden von offensichtlichen Fehlern im Sinne von human factors oder einer guten Fehlerkultur immer noch nicht richtig in der Medizin umgesetzt sind und dringend verbessert gehören. Aber selbst , wenn alles korrekt läuft, werden in der Medizin weiter sehr viele Flugzeuge vom Himmel stürzen, was sich niemand erklären kann und die auch bei nach menschlichem Ermessen die bestmögliche Behandlung erfahren haben. Die vermeidbaren Abstürze gilt es aber in der Tat zu minimieren.

  • Mir ist die ZB NM schon geläufig - aber es ist eben nicht so, dass du sie nur erlangst wenn du AiW oder gar FA eines notfallversorgenden Faches bist- sondern nur die von dir ja vollkommen richtig angemerkt die Tätigkeiten.

    Das hatte auch niemand behauptet. Entscheidend für die Fachrichtung ist die Behandlung von Patienten. Der notfallmedizinische Aspekt wird über die Weiterbildungszeit in der Anästhesie, Intensivstation oder Notaufnahme abgedeckt.


    Die betreffende NAin hat 2 Jahre als Kardiologin in einem sehr kleinen KH gearbeitet, da die 6 Monate ZNA Notaufnahme und etwas IMC mitgenommen, sich dann zum Wechsel in die Humangenetik entschlossen und dort ihren FA gemacht. Nun arbeitet sie 50% in einer Praxis für Humangenetik und dem Rest vagabundiert nun durch das deutsche Notarztsystem da sie fachlich wie menschlich etwas zweifelhaft ist.

    Anderes Beispiel: 3 Jahre lang UC gemacht, fachlich damals schon vollkommen untragbar gewesen, von der Klinik auf das NEF abgeschoben, mittlerweile den FA ganz aufgegeben und wo hauptamtlich seit einigen Jahren als NA angestellt.

    Natürlich wird es immer Fälle geben, in denen die Ausbildung nicht sehr vorteilhaft absolviert wurde, das gilt ja aber für alle Berufe.

    Dass das "Vagabundieren durch das deutsche Notarztsystem" als negativ dargesetell wird, kann ich nicht nachvollziehen. Immerhin arbeitet sie damit doch dort, wo man als Notarzt halt arbeitet. Wenn das schlecht wäre, dürfte der NFS nicht auch ausschließlich in der Notfallrettung arbeiten? Das wird bei diesem doch aber immer als positivem Aspekt dargestellt:


    Von den hunderten Fällen der nicht-notfallversorgenden Fächer die ihre Fachkunde Rettungsdienst quasi kommentarlos übernommen bekommen haben müssen wir an der Stelle gar nicht reden.

    Ja, solche "Fälle" gibt es wohl immer noch, die werden aber abnehmen. In Deutschland besitzen über 50.000 Ärzte die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, da machen selbst ein paar Tausend "Fachkundler" nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz aus. Und, dass diese deswegen schlecht arbeiten, ist damit ja auch nicht gesagt. In meiner Gegend fahren übrigens nach knapp 10 Jahren NFS-Gesetz auch immer noch übergeleitete RettAss als Verantwortliche auf den RTW. Das scheint ja auch ok zu sein.

  • Viel von den positiven Dingen aus der Luftfahrt schwappt ja über die Rettungs - und Intensivhubschrauber in die Notfallrettung.

    Das fürchte ich (hier) jedoch nicht. Die kleine Gemeinschaft der HEMS ist nicht wirklich mit dem fahrenden Rettungsvolk vermischt. Es gibt dort nur sehr wenig Interaktion. Leider muss man sagen. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum einer der beiden Hubschrauber auch über die Rettungsdienstbereichsgrenzen hinweg einen schlechten Ruf inne hat. Das geht soweit, dass weiter entfernte RTH einen Einsatzort anfliegen, obwohl der genannte ca. 5 min schneller gewesen wäre. Dutzende Male konnte ich dieses per Rescue Track beobachten, wie umliegende Leitstellen so handelten. Ist also kein Einzelphänomen. Das ist jedoch Semi-OT. Grundsätzlich sind die Dinge des Team Ressource Management aber auch hier bekannt. Das liegt definitiv aber nicht an den HEMS.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Viel von den positiven Dingen aus der Luftfahrt schwappt ja über die Rettungs - und Intensivhubschrauber in die Notfallrettung.

    Ich würde da die Rolle von HEMS nicht überbewerten. Ansonsten hätten wir ja schon vor 20-30 Jahren eine Veränderung feststellen müssen. Im Gegenteil, dafür, dass Luftfahrt und Medizin im RTH/ITH Hand in Hand arbeiten, dauert das schon echt lange, dass auch die Medizin sich dem Thema Human Factors mal annimmt. Die Luftrettung in Deutschland könnte insgesamt mehr Demut vertragen, und die kritische Selbstreflexion, was genau dessen Rolle ist 2023 im deutschen RD.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Dass das "Vagabundieren durch das deutsche Notarztsystem" als negativ dargesetell wird, kann ich nicht nachvollziehen. Immerhin arbeitet sie damit doch dort, wo man als Notarzt halt arbeitet.

    Du möchtest das doch ganz absichtlich falsch verstehen. Gemeint ist hier doch ganz offensichtlich eine Person, die aufgrund ihrer zumindest zweifelhaften charakterlichen und fachlichen Eignung nirgends vernünftig Fuß fasst.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Ich nicht, weil es in Deutschland der Standard ist, dass man einen einmal erworbenen Beruf nicht wieder verliert, wenn man sich nichts zu Schulden lassen kommt. Das gilt vermutlich für 99,x% der Berufe in Deutschland. Warum das ausgerechnet beim Arztberuf anders sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Die genannten 250 Stunden in fünf Jahren finde ich übrigens nicht auffallend viel. Erstens sagt das nichts darüber aus, wie man diese 250 Stunden zubringt und zweitens wird ja bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit betont, dass der Arztberuf so anspruchsvoll ist (was ich vom Grundsatz her auch nicht bestreiten möchte).

    Es geht ja auch nicht darum, jemandem die Grundqualifikation streitig zu machen. Aber wenn man in einem Bereich arbeitet, der spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten voraussetzt, die über die o.g. Grundqualifikation hinausgehen, dann muss doch die Frage erlaubt sein, warum man zugunsten der Sicherheit aller Beteiligten nicht hin und wieder darlegen muss, dass man da noch halbwegs (!) auf dem Stand ist.

    Ist bei mir übrigens auch so, auch wenn ich nicht an Menschen arbeite: Meine Fortbildungspflicht bewegt sich in vergleichbarem Umfang. Komme ich der nicht oder nicht vollständig nach oder weise ich die praktische Tätigkeit in einem Mindestumfang nicht nach, verfallen meine Befugnisse nach und nach. Im Extremfall kann ich dem Beruf überhaupt nicht mehr nachgehen, dann bin ich trotz 17jähriger Berufserfahrung und diverser (verfallener) Zusatzqualifikationen einfach "nur noch" Ingenieur. Möchte ich im gleichen Bereich wieder arbeiten, fange ich wie jeder Berufsanfänger wieder ganz von vorne mit allen Lehrgängen und Prüfungen an.

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  • Ich verstehe nicht ganz, wo du da eine Lücke siehst. (Punkt.) Beide Beispiele haben ihre Weiterbildungzeit unter Aufsicht eines Weiterbildungsberechtigten absolviert. Und entsprechend wurde Beispiel 1 nicht als Fachärztin für Humangenetik, sondern als Weiterbildungsassistentin der Kardiologie Notärztin.


    Das im Einzelfall jemand alle Prüfungen absolviert ist, und man ihn dennoch für ungeeignet-schlecht hält kommt überall in wirklich allen Berufen vor. Es ist glaube ich auch unvermeidlich. Dennoch wurden eben etliche Prüfungen bestanden, und alle erforderlichen Tätigkeiten unter Aufsicht geleistet.


    PS: Ich werde vermutlich sogar zwei verschiedene Assistenzarzt-Zeiten vermischt einreichen, weil ich in der Anästhesie noch nicht ganz zwei Jahre habe, und in der Kardio anderthalb hatte. Auch das ist, mit entsprechendem Eignungs-Zwischenzeugnis statthaft. Wenn mein Chef sich zu viel Zeit mit den Papieren lässt, ist es allerdings hinfällig.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Du möchtest das doch ganz absichtlich falsch verstehen. Gemeint ist hier doch ganz offensichtlich eine Person, die aufgrund ihrer zumindest zweifelhaften charakterlichen und fachlichen Eignung nirgends vernünftig Fuß fasst.

    Ja, weil NFS die Zeit der Zeit erkannt haben, wenn sie als Freelancer unterwegs sind, eine NÄ aber natürlich durch Deutschland vagabundiert. Ihr Fachkönnen und ihren Charakter kann ich natürlich nicht beurteilen, jedoch empfinde ich den Wechsel von EINER Fachrichtung in eine andere, erst einmal nicht als ein Unvermögen, vernünftig Fußfassen zu können.



    Die genannten 250 Stunden in fünf Jahren finde ich übrigens nicht auffallend viel. Erstens sagt das nichts darüber aus, wie man diese 250 Stunden zubringt [...]


    Es geht ja auch nicht darum, jemandem die Grundqualifikation streitig zu machen. Aber wenn man in einem Bereich arbeitet, der spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten voraussetzt, die über die o.g. Grundqualifikation hinausgehen, dann muss doch die Frage erlaubt sein, warum man zugunsten der Sicherheit aller Beteiligten nicht hin und wieder darlegen muss, dass man da noch halbwegs (!) auf dem Stand ist.

    Ich dagegen finde 50 Stunden im Jahr nicht auffällig wenig, das sind fast 70 Prozent mehr als die in RLP für NFS vorgeschriebenen 30 Stunden.


    Die Inhalte könnte man konkretisieren, ist aber nicht unbedingt notwendig, weil die pauschal in den Berufsordnungen festgelegt sind:


    Zitat

    § 4
    Fortbildung
    (1) Ärztinnen und Ärzte, die ihren Beruf ausüben, sind verpflichtet, sich in dem Umfange beruflich fortzubilden, wie es zur Erhaltung und Entwicklung der zu ihrer Berufsausübung erforderlichen Fachkenntnisse notwendig ist.


    aus berufsordn_021022 (1).pdf


    Die Darlegung, dass man auf dem neusten Stand ist, findet durch die leitliniengerechte angewandte Therapie statt.

    Und auch Zertifikate schützen nicht vor Unsinn. Das sehe ich schon daran, dass Teilnehmer von ACLS-Kursen, die ich gehalten habe, hinterher genau so "individuell" therapieren werden wie zuvor. Dass sie auf dem neusten Stand sind, haben sie aber (widerwillig) schön dargestellt.

  • Ja, weil NFS die Zeit der Zeit erkannt haben, wenn sie als Freelancer unterwegs sind, eine NÄ aber natürlich durch Deutschland vagabundiert.

    Da liest Du Ärztebashing raus, wo keins ist. Ich mag den eigentlichen Punkt aber jetzt echt nicht wiederholen. Ich bin mir aus sehr sicher, dass Du mich nicht missverstanden hast.

    Zitat

    Ich dagegen finde 50 Stunden im Jahr nicht auffällig wenig, das sind fast 70 Prozent mehr als die in RLP für NFS vorgeschriebenen 30 Stunden.

    Ich hab nicht gesagt, dass das auffällig wenig ist. Aber den Umfang gibt's halt auch anderswo und ist deshalb kein Beleg für die herausstechend hohe Fortbildungslast bei Ärzten. Und ich möchte jetzt ganz bewusst keine Anekdoten aufzählen, was man da alles unter Fortbildung verkauft. Das weißt Du ohnehin besser als ich.

    Zitat

    Die Darlegung, dass man auf dem neusten Stand ist, findet durch die leitliniengerechte angewandte Therapie statt.

    Und das Feedback liefert der Patient?

    Zitat

    Und auch Zertifikate schützen nicht vor Unsinn.

    Zweifelsohne tun sie das nicht. Aber immerhin lassen sie hin und wieder den Rückschluss zu, dass derjenige, der da am Werk war, zumindest hätte wissen müssen, dass [...]

    They say God doesn't close one door without opening another.

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  • Ich hab nicht gesagt, dass das auffällig wenig ist. Aber den Umfang gibt's halt auch anderswo und ist deshalb kein Beleg für die herausstechend hohe Fortbildungslast bei Ärzten.

    Das habe ich auch nirgends behauptet. Das mit den 250 Stunden war lediglich eine Replik auf Haukes Forderung, dass auch ärztliches Personal sich verpflichtend fortbilden müsste. Das muss es aber offensichtlich schon seit längerer Zeit. Die 250 Stunden sind auch lediglich die nachzuweisenden Pflichtstunden. Benötigt jemand länger, den aktuellen Stand zu erreichen oder zu halten, muss er natürlich auch mehr Zeit dafür investieren.


    Und das Feedback liefert der Patient?

    Tatsächlich findet eine Kontrolle nur im "Bedarfsfall" nachträglich statt. Hatte ich aber auch schon weiter oben geschrieben.

  • Den Bedarfsfall zu vermeiden finde ich eleganter und zeitgemäßer.

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  • Die Maßnahmen, die ich als Notfallsanitäter ergreife, ergreife ich strafrechtlich voll eigenverantwortlich.

    Das gilt auch bei SOP's. Diese wurden vor 2a als Vorabdelegation verstanden (was es nicht gibt und nicht gab) und jetzt als Substitution.


    Wenn die "Einstiegskriterien" für die Behandlung im Rahmen einer SOP/SAA erfüllt sind (z. B. Verletzungshergang, RR, Schmerzen) ist der erhebliche Part Indikationsstellung schon mal aus der Verantwortung des NotSan.


    Die Aussage es gäbe keine Vorabdelegation ist in der Formulierung -sorry- schlicht falsch.


    § 2a NotSanG geht sogar implizit gerade davon aus, dass eine Vorabdelegation grundsätzlich möglich ist. Zum Einstieg: Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste "Anwendung von Standard Operating Procedures durch Notfallsanitäter bei Verfügbarkeit eines Telenotarztdienstes"

  • Das habe ich auch nirgends behauptet. Das mit den 250 Stunden war lediglich eine Replik auf Haukes Forderung, dass auch ärztliches Personal sich verpflichtend fortbilden müsste. Das muss es aber offensichtlich schon seit längerer Zeit. Die 250 Stunden sind auch lediglich die nachzuweisenden Pflichtstunden. Benötigt jemand länger, den aktuellen Stand zu erreichen oder zu halten, muss er natürlich auch mehr Zeit dafür investieren.


    Tatsächlich findet eine Kontrolle nur im "Bedarfsfall" nachträglich statt. Hatte ich aber auch schon weiter oben geschrieben.


    Zugegeben, ich war mir nicht bewusst, welche Fortbildungspflichten es für Ärzte gibt. Und wenn ein Arzt auf dem Stand von 1915 behandelt, dürfte das auch ohne Frage und zurecht angreifbar sein ;-)


    Mir ging es aber nicht nur um das Thema Fortbildung, sondern eben auch (Über)Prüfung. Ich weiß nicht, wie das im Krankenhausumfeld ist, also ob es Kliniken gibt, die das Wissen ihres Personal, ob nun Ärztlich oder nicht-ärztlich, auch überprüfen.

    Wie schon beschrieben, wir als Lotsen, aber auch Piloten, müssen das regelmäßig. Und das finde ich auch gut so.


    Fluglotse bin ich übrigens auch mein ganzes Leben, nur das nach und nach meine Lizenzen eben verfallen und ich nicht mehr eigenverantwortlich arbeiten darf. Je nachdem, wie lange ich nicht mehr auf meiner Lizenz gearbeitet habe, muss ich entweder eine bestimmte Anzahl von Stunden unter Aufsicht arbeiten, wahlweise mit oder ohne praktische Prüfung am Ende. Oder ich muss die komplette praktische Ausbildung wiederholen, inklusive Prüfung. In allen Fällen muss ich aber einen theoretischen Nachweis erbringen.


    Man kann bestimmt nicht immer alles eins zu eins übernehmen. Ich halte aber regelmäßige fachliche Überprüfungen (die ihrem Namen auch gerecht werden, also kein zahnloser Tiger sind) für richtig und wichtig.


    Machen Arbeitgeber, z.B. Krankenhäuser, Rettungsdienste, usw. das?

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Nein, das tun sie meines Wissens nach nicht. Dazu fehlt auch - für alle Berufe - erstmal die rechtliche Grundlage, soweit mein Verständnis reicht.


    Und ehrlich gesagt sollten wir da sehr vorsichtig sein, wem wir was erlauben sollen. Denn das Risiko, dass die Überprüfung des medizinischen Handeln eben nur offiziell unter Sicherheitsaspekten und faktisch unter Gesichtspunkten der Kostenoptimierung geschehen, ist wahnsinnig hoch in unserem gegenwärtigen System. Wir haben den Kaufleuten bereits jetzt viel zu viel Macht übertragen.


    Für die fachliche Überprüfung der Ärzte ist letztlich nach den ärztlichen Vorgesetzten (in gewissen Grenzen, je nach Konstellation) ist die Ärztekammer zuständig. Und das hat schon auch gute Gründe.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Völlig klar. Die bei uns Überprüfenden sind Kollegen, also ebenfalls Fluglotsen. Je nach Art der Prüfung sogar aus meinem Sektor, weil kein anderer das sonst bewerten könnte.

    Und klar: Auch dieses System hat Schwächen, zB einen eigenen langjährigen Kollegen und vielleicht sogar Freund zu grounden, weil es nicht mehr geht. Sowas fällt allen Beteiligten unglaublich schwer - dass es aber passiert zeigt auch, dass es funktioniert.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Mir ging es aber nicht nur um das Thema Fortbildung, sondern eben auch (Über)Prüfung. Ich weiß nicht, wie das im Krankenhausumfeld ist, also ob es Kliniken gibt, die das Wissen ihres Personal, ob nun Ärztlich oder nicht-ärztlich, auch überprüfen.

    Wie schon beschrieben, wir als Lotsen, aber auch Piloten, müssen das regelmäßig. Und das finde ich auch gut so.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woher dieses ständige Misstrauen kommt, dass davon ausgeht, dass alle Menschen nach Abschluss ihrer Ausbildung in ihren Berufen nicht das können, was sie zu können haben und sich niemand ohne Kontrolle auf dem aktuellen Stand hält. Und dass nur mit ständiger Kontrolle und Repression ausreichend Druck ausgeübt werden kann, damit alle diesen Pflichten nachkommen. Wenn jemand seine Prüfung besteht und anschließend tadellos arbeitet, dann gehe ich erst einmal davon aus, dass er seinen Job beherrscht.


    Fluglotse bin ich übrigens auch mein ganzes Leben, nur das nach und nach meine Lizenzen eben verfallen und ich nicht mehr eigenverantwortlich arbeiten darf. Je nachdem, wie lange ich nicht mehr auf meiner Lizenz gearbeitet habe, muss ich entweder eine bestimmte Anzahl von Stunden unter Aufsicht arbeiten, wahlweise mit oder ohne praktische Prüfung am Ende. Oder ich muss die komplette praktische Ausbildung wiederholen, inklusive Prüfung. In allen Fällen muss ich aber einen theoretischen Nachweis erbringen.

    Jetzt ist es halt mal so, dass eine Fluglotsenausbildung weder von der Länge noch vom Volumen mit einem Medizinstudium und anschließender Facharztweiterbildung vergleichbar ist. Ich würde es daher als übertrieben ansehen, dass jemand, weil er fünf Jahre aus dem Beruf raus ist, erneut 6 Jahre studiert und 5 bis 6 Jahre Weiterbildung oder auch nur erneut die Weiterbildung macht.

  • Und dass nur mit ständiger Kontrolle und Repression ausreichend Druck ausgeübt werden kann, damit alle diesen Pflichten nachkommen.

    Ich sehe da weder Repression, noch Druck, sondern die Überprüfung der Qualität meines Handelns.