Falsche Erstdiagnose des Notarztes führt zur fahrlässigen Tötung

  • Und die Darstellung in dem Artikel rechtlich unverständlich.

    Warum? Willst Du darauf hinaus, dass laut Rechtsdepesche.de nicht geklärt werden konnte, ob der Patient bei einem Transport in den Schockraum überlebt hätte? Dazu sagt das verlinkte Urteil: "Diese Behandlung hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dafür gesorgt, dass der Geschädigte mindestens zwei Stunden länger gelebt hätte. Ob er überlebt hätte, kann im Hinblick auf mögliche Folgeerkrankungen nicht sicher gesagt werden."

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Mir vollkommen unverständlich, wie es zu so einem Einsatzablauf kommen kann. Ebenso, dass ein Psychiater so einen Patienten aufnimmt oder auch die weiteren Rettungsteam-Mitglieder nicht stärker interveniert haben. Schließlich hat die Rettungsassistentin des RTW eine Minderbeweglichkeit des einen Beines angegeben sowie, dass dieses nicht mehr gespürt werden konnte.

  • Warum? Willst Du darauf hinaus, dass laut Rechtsdepesche.de nicht geklärt werden konnte, ob der Patient bei einem Transport in den Schockraum überlebt hätte?

    Ja.

    Dazu sagt das verlinkte Urteil: "Diese Behandlung hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dafür gesorgt, dass der Geschädigte mindestens zwei Stunden länger gelebt hätte. Ob er überlebt hätte, kann im Hinblick auf mögliche Folgeerkrankungen nicht sicher gesagt werden."

    Ich dachte mir, dass das Landgericht in der Lage ist, sich mit der Rechtsfrage auseinanderzusetzen. Die wüssten vermutlich auch, wie man Psychiatrie schreibt. :S


    (Danke fürs Nachschlagen!)

    In der Quelle ist da ja mehrfach falsch geschrieben. Bissl peinlich.

    Eigentlich nicht. Lesen, Schreiben und Rechnen ist schon lange optional.

  • Mir vollkommen unverständlich, wie es zu so einem Einsatzablauf kommen kann. Ebenso, dass ein Psychiater so einen Patienten aufnimmt oder auch die weiteren Rettungsteam-Mitglieder nicht stärker interveniert haben. Schließlich hat die Rettungsassistentin des RTW eine Minderbeweglichkeit des einen Beines angegeben sowie, dass dieses nicht mehr gespürt werden konnte.

    Vetokompetenz kann nicht jeder. Vielleicht hätte den Notarzt die einfache Frage "Fällt euch noch etwas auf? Möchtet ihr etwas anders machen?" gerettet.

  • Vetokompetenz kann nicht jeder. Vielleicht hätte den Notarzt die einfache Frage "Fällt euch noch etwas auf? Möchtet ihr etwas anders machen?" gerettet.

    Stimmt, bei dem Einsatzablauf frage ich mich aber, ob der Notarzt überhaupt gemerkt hatte, dass er komplett neben der Spur läuft.

    Ein Veto oder einen Vorschlag kann man als freundliche Frage formuliert eigentlich immer einbringen ("Sollen wir noch oder lieber XY machen?" bzw. bei dem Einsatz "Sollen wir erst einmal über Krankenhaus Z fahren?")


    Mich würde auch interessieren, was bei der Übergabe via Telefon (!) gesagt wurde: "Hallo, wir legen Ihnen einen Patienten in die Aufnahme, der sich möglicherweise vom Dach gestürzt hat, jetzt auch nicht mehr selbstständig laufen kann und sein eines Bein nicht mehr spürt, aber sonst hat der nix und ist stabil." Psychiater: "Ja, ok, ich bin noch auf Station und schau ihn mir nachher dann an." Das kann ja eigentlich alles nicht sein.

  • Ich finde den Punkt, den du da machst, auch sehr kurios. Es ist in meiner Region extrem schwer, einen Patienten primär in die Psychiatrie zu bekommen, ohne vorher in einem somatischen Haus gewesen zu sein. Gefühlt reicht da schon einmalige Epistaxis in der Anamnese der letzten zehn Jahre aus, damit die Pforte dicht ist.


    Ziemlich unglaublich, dass so viele Leute den Fall falsch eingeschätzt haben. Eine unwillige NEF Besatzung, eine unwillige rtw Besatzung, ein Satz genervte Angehörige und eine desinteressierte Polizeistreife / Ordnungsbeamte für die Einweisung kann ich mir alle einzeln gut und leicht vorstellen, bei einer zu leichtfertig aufnehmenden Psychiatrie wird es schon schwerer, aber alles zusammen ist schon schwierig. Es wäre schon sehr spannend, wie es vor Ort wirklich war. Eventuell gibt es hier ja noch nicht beleuchtete Faktoren, die dieses Ergebnis begünstigt haben. Dennoch darf das natürlich nicht so ausgehen, das ist völlig unstrittig.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Seit einigen Jahren bespaße ich Medizinstudenten u.a.m. als Simulationspatient.

    Bei den psych. Erkrankungen werden die TN mit: Angststörung - Depression/Suizidalität - Delir - Psychose konfrontiert.

    Das alkoholinduzierte Delir ist "mein Fall".

    Anamnese/Befunderhebung sind hier schwierig - die TN sollen lernen an "alles" zu denken - auch damit verhindert wird das jemand auf der

    Psychiatrie landet der in Wirklichkeit wg. eines anderen Sachverhaltes woanders besser aufgehoben wäre.


    Ich freue mich darauf der lt. Dozentin für diesen Bereich den Artikel zu präsentieren weil dies ihre Lehraussage unterstützt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?