Krankentransport ohne Decke bei minus sieben Grad

  • Für Aufregung sorgte ein Krankentransport in Offenburg (Baden-Württemberg) Ende Januar. Eine 94-Jährige wurde von einem KTW des ASB aus einem Krankenhaus, in dem sie unter anderem wegen einer Lungenentzündung behandelt wurde, in eine Einrichtung für betreutes Wohnen zurückgebracht. Es herrschten Aussentemperaturen von minus sieben Grad, die Patientin allerdings war lediglich mit einem kurzärmeligen Hemd sowie einem Bademantel bekleidet, über die Füße wurde ihr ein Handtuch gelegt.


    Als die Enkelin ihre Großmutter etwa drei Stunden später besuchte, war diese noch völlig durchgefroren, weshalb die Enkeltochter Nachforschungen anstellte. Sie fand heraus, dass die 94-Jährige durch einen KTW des ASB transportiert wurde. Auf ihre Nachfrage, ob es nicht üblich sei, Wolldecken in den Fahrzeugen mitzuführen, wurde ihr zunächst lediglich mitgeteilt, dass man dies als Verbesserungsvorschlag aufnehmen könne. Man könne aber nicht in 80 Fahrzeuge Decken legen.


    ASB-Betriebsleiterin Sandra Tolle weist Kritik ab und verweist auf das abgebende Krankenhaus: die Zivildienstleistenden des ASB hätten im Krankenhaus nach einer Decke gefragt, da die alte Dame nur spärlich bekleidet war. Bekommen hätten sie aber lediglich ein Handtuch. "Es kann nicht angehen, dass das Krankenhaus so Leute entlässt", entgegnet sie.
    Der im Krankenhaus zuständige Pflegedirektor indes drückt sein Bedauern aus, die Pflicht allerdings sieht man dort bei den Fahrern des Krankentransports: "Es ist eine Nachlässigkeit der Fahrer".


    Der ASB hat inzwischen aufgerüstet und alle Fahrzeuge mit Decken ausgestattet.


    Quelle: http://www.baden-online.de/new…rtikel_offenburg&id=20448

  • Das kann ja nur ein Witz sein, dass das entlassende Krankenhaus Decken zur Verfügung stellen soll. Wenn so einen Standpunkt öffentlich behauptet (in der Zeitung o. ä.), sollte man sich Gedanken machen, schonmal Bewerbungen zu schreiben. Ganz davon abgesehen, dass es unzumutbar ist, seine 80 Fahrzeuge NICHT mit Decken zu bestücken. Vermutlich liegt das daran, dass der ASB dort pro Transport nur 4 Euro von den Kassen bekommt, da sind dann 1,40 Euro für eine 12-lagige Decke zu viel.

  • Offenbach in BaWü?
    Da wird sich die hess. Landesregierung aber freuen, daß eine hochverschuldete Stadt kostenfrei abgegeben wurde.


    Doch zum Kern.
    Basti8000 hat völlig Recht!
    Folgt man der Logik der Betriebsleiterin (?), dann hat die Klinik die Wäsche der RD-Mitarbeiter zu waschen und das tgl. Verbrauchsmaterial kostenfrei zur Verfügung zu stellen.


    Relativ viele Patienten kommen aus ihrer warmen Wohnung in die ebenso warme Klinik.
    Steht dann eine Entlassungsfahrt an, hat sich eben noch niemand Gedanken darürber gemacht, daß ein warmer Mantel etc. es bisher nicht in den Patientenschrank geschafft hatte.
    Aber warum auch? Bisher bestand ja auch keine Notwendigkeit dafür.


    Vielleicht erklärt jemand der Betriebsleiterin, daß Krankentransport temperaturempfindliche "Ware" transportiert und der Spediteur dafür Sorge zu tragen hat, daß diese Ware während des Transports vor Frostschäden zu sichern ist.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich weiss garnicht, worüber man sich aufregt. Immerhin habe ich in den vergangenen zwei Monaten mit den allseits bekannten, z.T. zweistelligen Minustemperaturen nur ein einziges Fahrzeug des RD/KTP und KBF gesehen, bei dem die Türen während des Einsatzes beim abgestellten RTW/KTW/Liegemietwagen geschlossen waren. Scheint also doch irgendwie überall üblich zu sein, das die Fahrzeuge ruhig völlig ausgekühlt sein dürfen.
    Auch wenn der Patient während des Transportes unter einer Decke liegen/sitzen darf, und evtl. wärmende Kleidung trägt, nützt diese recht wenig in einem Fahrzeug dessen Innentemperatur identisch ist mit der draussen.
    Gut nur, dass das RD/KTP/KBF-Personal immer warm genug gekleidet ist, und sich zudem auch warm arbeitet.
    Schlecht, dass das o.g. warme Personal so gedankenlos und nachlässig mit den ihnen anvertrauten kranken Menschen umgeht. Scheinbar gibt es bei den Kollegen doch ein gewisses Defizit in ihrer Sichtweise und inneren (für Johanniter & Malteser zusätzlich noch: christlichen (denn wer teilte seinerzeit seinen Mantel mit dem Bettler damit dieser nicht friert?)) Einstellung zu ihrem Beruf und den Patienten. Anders ist es nicht zu erklären.
    Achja. Das Fahrzeug, bei dem ich die geschlossenen Türen sah, gehört zu einem lokalen privaten KBF-Unternehmen.

  • Wenn ich die Nachricht korrekt interpretiere, dann hatten in diesem Fall NICHT die Kollegen Schuld, sondern ihr AG, dem's wohl schlicht zu teuer war, Decken auf jedes Auto zu legen. Wenn dies tatsächlichm wie Basti vermutet an Dumpingtarifen im KTP liegt, dann sollte man sich fragen, wieso sich die Zeitungen - und auch unsere Kollegen (hallo medic :hallo: )immer und immer wieder auf das ach so schlechte Personal stürzen, anstatt endlich zu sagen, was wahr und richtig ist - nämlich das die Leistungserbringer im RD und KTP offensichtlich vielerorts nicht in der Lage sind, die von ihnen angebotene Leistung zuz einem angemessenen Preis an die Kostenträger zu verkaufen. Und wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein...

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Die Gretchenfrage ist doch, wer tatsächlich die Schuld trägt. Die Kostenträger, die dem Gebot der Marktwirtschaft zufolge immer den billigsten Jakob beauftragen, oder die Leistungserbringer (Sprich HiOrgs), die, um immer mehr Marktanteile (!) zu ergattern, sich gegenseitig immer weiter unterbieten, und so solche Absurditäten erst möglich werden...

  • @ Mowl:


    Fehlende Decken aus vermeintlichen Kostengründen sind das Eine. Nachlässigkeit - und das hat für mich erstmal nichts mit "schlechtem Personal" zu tun - das Andere. Beides zusammen allerdings wirft ein schlechtes Licht auf die Leistungserbringer (egal welcher).
    Fragen sollte man sich eher, ob bei der Ausschreibung der Leistungen und dem Angebot hierzu nicht Fehler gemacht wurden. Solch elementaren Dinge wie in diesem Fall die Decken gehören einfach mit in die Ausschreibung und das entsprechende Angebot.

  • Die Kostenträger, die dem Gebot der Marktwirtschaft zufolge immer den billigsten Jakob beauftragen, [...]


    Was für ein Gebot denn? Und wieso wurden VW, Mercedes oder BMW noch nicht längst von den billigeren Produkten aus Fernost verdrängt, wenn es derartige Gesetzmäßigkeiten gäbe?


    Ab zum Phrasenschwein mit dir :grumble:

  • Was für ein Gebot denn? Und wieso wurden VW, Mercedes oder BMW noch nicht längst von den billigeren Produkten aus Fernost verdrängt, wenn es derartige Gesetzmäßigkeiten gäbe?


    Das Kostensenkungs- und Wirtschaftlichkeitsgebot. Diese üble Tendenz ist im Gesundheitswesen seit Jahren unangenehm spürbar. Wenn nicht bei euch, dann seid froh. Oder was glaubst du, warum immer nur eine "ausreichende" Gesundheitsversorgung propagiert wird? Wenn du glaubst, dass unser Krankheitssystem mit einem Mercedes vergleichbar wäre, dann darfst du selbst das Phrasenschwin füttern, ja?
    Mercedes u.ä. lebt u.a. vom Ruf des Exklusiven und hoher Produktqualität, die tatsächlich aber auch erst in den sauteuren Oberklasseprodukten wirklich zu finden ist. Die Käufer von Mercedes & Co. sind eben im durchschnitt solventer und bereit, dafür den entsprechenden Preis zu zahlen...

  • Das Kostensenkungs- und Wirtschaftlichkeitsgebot. Diese üble Tendenz ist im Gesundheitswesen seit Jahren unangenehm spürbar. Wenn nicht bei euch, dann seid froh. Oder was glaubst du, warum immer nur eine "ausreichende" Gesundheitsversorgung propagiert wird? Wenn du glaubst, dass unser Krankheitssystem mit einem Mercedes vergleichbar wäre, dann darfst du selbst das Phrasenschwin füttern, ja?
    Mercedes u.ä. lebt u.a. vom Ruf des Exklusiven und hoher Produktqualität, die tatsächlich aber auch erst in den sauteuren Oberklasseprodukten wirklich zu finden ist. Die Käufer von Mercedes & Co. sind eben im durchschnitt solventer und bereit, dafür den entsprechenden Preis zu zahlen...

    Ich glaube es ist wohl eher gemeint, dass die viele HiOrgs noch mit Fahrzeugen der Firmen fahren, anstatt auf billige Fahrzeuge aus Fernost zurückzugreifen.


    Zum eigentlichen Thema: Es kann ja immer mal passieren, dass keine Decke im Auto ist, weil diese bei einem Patienten vergessen wurde, oder ähnliches. Allerdings sollte es dann auch kein Problem sein, in der Klinik mal nach einer Decke zu fragen, meistens bekommt man doch dort eine. Im schlimmsten Fall muss man sie halt zurückbringen, aber auch das sollte doch kein Problem darstellen.

  • Hallo!


    Es kann ja immer mal passieren, dass keine Decke im Auto ist, weil diese bei einem Patienten vergessen wurde, oder ähnliches


    Ich kenne eigentlich sowohl im Rettungsdienst als auch im Krankentransport nur Einmaldecken, ist ja auch deutlich hygienischer als Mehrfachdecken.
    Und dann muss ich als Besatzung halt bei Schichtbeginn dafür sorgen, dass genügend Decken an Bord sind bzw. diese rechtzeitig auffüllen.


    Ciao
    Rettungshund

  • Bitte lest Euch den eingestellten Artikel doch noch einmal durch!


    Das ganze passierte zu einer Zeit, als der Winter nicht erst von gestern auf heute hereinschneite.
    Daraus folgere ich, daß die ASB-KTW in Offenburg grundsätzlich nicht mit Decken ausgestattet sind; warum wohl :pfeif:


    Weiterhin geht aus dem Artikel hervor, daß die als Transportfahrer eingesetzten ZDL sich durchaus um eine Problemlösung bemühten - das Problem als solches also klar erkannten.
    Dafür erst einmal großes Lob - genau wegen dieser Faktoren ist doch der Zivildienst einst entstanden.
    Das Klinikmitarbeiter sich nicht in der Lage sahen, hier eine geeignete Abhilfe zu schaffen, ist ein völlig losgelöstes Problem.


    Wäre ich der Vater einer der eingesetzten ZDL, wäre jetzt die Kontaktaufnahme an das Bundesamt fällig.
    Nach dem Artikel muß ich doch folgern, daß bei der Beschäftigungsstelle die dort beschäftigten ZDL lediglich als Billigarbeiter gezählt werden und das die Unterstützung bei der Bildung eines jungen Mannes dort keine Beachtung findet.
    Interessant, dies so etwas bei einer freigemeinnützigen Hiorg vorzufinden.


    Wäre ich der Sozialdezernent von Offenburg, käme ich auch in's Grübeln :hmm:
    Ich käme womöglich auf die Idee, eine eigene GmbH zu gründen.
    Aus dem Etat werden drei Fahrzeuge gekauft, mit dem solche Transporte möglich sind.
    Das eingesetzte Personal rekrutiere ich aus Langzeitarbeitslosen, die halt keine andere Qualifikatión haben.
    Die Ausbildung zum einfachen Sanitäter wäre kein Problem; der Markt bietet genügend Ausbildungskapazitäten.
    Der Erfolg wäre mir sicher: lokales Arbeitsprojekt geschaffen, arbeitslosen Menschen eine neue Perspektive gegeben, womöglich eine Entlastung des Sozialhaushalts erreicht.


    Die beim ASB Offenburg noch vorhandenen Fahrzeuge könnten an andere ASB-Gliederungen weitergegeben werden; die Betriebsleiterin fände bestimmt eine neue berufliche Herausforderung als Geschäftsführerin in der Beförderung von Stückgut.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich kenne keine KTWs vom ASB RV Mittelbaden. Mir ist in OG und Umgebung noch keiner in mein Sichtfeld gefahren. Neben dem DRK fahren noch 2 Private im Ortenaukreis und das MHD im KT.

  • Vielleicht sollte jemand dem Offenburger ASB mitteilen, da die DIN EN 1789 das Mitführen von Decken vorschreibt und damit nicht das abgebende Krankenhaus zuständig sein kann.
    Das liest sich für mich wie eine schlechte Komödie...


    Edit: durch die neuen Erkenntnisse ist mein Beitrag hinfällig!

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Grillmaster T ()

  • Ich kenne keine KTWs vom ASB RV Mittelbaden. Mir ist in OG und Umgebung noch keiner in mein Sichtfeld gefahren. Neben dem DRK fahren noch 2 Private im Ortenaukreis und das MHD im KT.


    Es handelte sich wohl nicht - wie im Artikel dargestellt - um einen regulären Krankentransport, sondern um einen Sitzendtransport in einem ASB-Behindertentransporter - vermutlich im eigenen Rollstuhl der Patientin. Der ASB bietet laut Website einen entsprechenden Fahrdienst mit 80 Fahrzeugen an, das würde auch mit der im Artikel genannten Zahl übereinstimmen. Und das würde auch erklären, weshalb auf diesen Fahrzeugen keine Decken vorgehalten werden.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.