Pforzheim: Hilfsorganisationen lehnen gespendeten Baby-NAW ab

  • Ein Streit um ein von der Steiger-Stiftung gespendetes Fahrzeug erhitzt derzeit die Gemüter in der Goldstadt Pforzheim (Baden-Württemberg).
    Ein Baby-NAW, den die Steiger-Stiftung dem Klinikum Pforzheim spenden möchte, wird vom DRK-Kreisverband Pforzheim und dem ASB abgelehnt. Das DRK plant indes einen eigenen Baby-NAW, dessen Indienststellung derzeit aber noch nicht absehbar ist.
    Das neu und nach modernsten Erkenntnissen entwickelte Fahrzeug der Steiger-Stiftung, für das die Stiftung zudem sämtliche Betriebskosten übernehmen würde, könnte sofort zum Einsatz kommen, müsste jedoch mit Personal einer Hilfsorganisation, welche in den Rettungsdienst der Stadt integriert ist, besetzt werden. Das Fahrzeug im Steiger-Design würde auch mit den entsprechenden Logos beklebt werden. Dies wird aber von beiden Hilfsorganisationen abgelehnt, weshalb ein bereits geschlossener Vertrag zwischen Klinikum und der Steiger-Stiftung von Seiten der Klinik wieder zurückgezogen werden musste. Dort bedauert man diesen Schritt, zu dem man sich angesichts einer fehlenden, einvernehmlichen Lösung gezwungen sah. "Wegen Schwierigkeiten in der Umsetzung sind wir gezwungen, dem Modell Priorität einzuräumen, das am ehesten eine Realisierung gewährleistet", so Bernd Zimmermann, Geschäftsführer des Klinikums Pforzheim. "Wir haben den Vertrag mit der Steiger-Stiftung rückgängig gemacht, um rechtlichen Problemen aus dem Weg zu gehen und nicht, weil wir vom Steiger-Modell nicht überzeugt gewesen wären." Es sei schade, dass der gute Zweck zwischen verschiedenen Mühlen zerrieben werde, sagte Zimmermann der Pforzheimer Zeitung.


    Das DRK wirft der Steiger-Stiftung vor, gegen das Landesrettungsdienstgesetz zu verstoßen. Laut Gesetz seien DRK und ASB für den Rettungsdienst in Pforzheim zuständig, nicht die Steiger-Stiftung. Die Stiftung entgegnet, dass nach dieser Logik auch alle anderen Baby-NAW im Land - beispielsweise das von der Stiftung eingesetzte und vom DRK besetzte Fahrzeug in Stuttgart - gesetzeswidrig seien. Auch eine Klausel im Vertrag wird kritisiert. Diese sieht vor, dass für das Fahrzeug gesammelte Spendengelder zur Hälfte dem Klinikum und zur Hälfte einem anderen Baby-NAW-Projekt zugute kommen, sollten nicht innerhalb von 30 Monaten 200.000 Euro an Spendengeldern zusammenkommen - der Preis für den Steiger-Baby-NAW. Diesem Vorwurf wiederum entgegnet die Stiftung, dass bereits 60.000 Euro Spendengelder gesammelt wurden und an allen 14 Baby-NAW-Standorten innerhalb längestens vierzehn Monaten das Geld zusammengekommen sei.


    Quellen und ausführlicher Text:
    http://www.pz-news.de/Home/Nac…064_puid,1_pageid,17.html
    http://www.pz-news.de/Home/Nac…367_puid,1_pageid,17.html

  • ASB + DRK sind ja freigemeinnützige Organisationen und geniessen deswegen das Recht, Spendenquittungen zur Vorlage bei den Finanzbehörden auszustellen.
    Dies erleichert das Abschröpfen von zahlenden Mitgliedern ebenso wie die Eintreibung von (grösseren) Einzelspenden für bestimmte Projekte.


    Eine weitere, freigemeinnützige Organisation, stellt nun einen erheblichen Sachwert zweckgebunden zur Verfügung.
    Vertraglich soll vereinbart werden, daß künftig Gelder in Höhe "X" nicht nur der Hiorg, sondern auch der Einrichtung zur Verfügung gestellt werden, die nach meinem Kenntnisstand i.d.R. 50% der Fahrzeugbesatzung (Neonatologe + neonat. Intensivpflegekraft) zur Verfügung stellt.


    Ich frage mich jetzt:
    inwieweit stellt das Verhalten der beiden Hiorg's einen Verstoss gegen die eigene Satzung bzw. gegen die Gemeinnützigkeit dar, denn wenn das Fahrzeug aus eigenen - noch zu beschaffenden - Mitteln finanziert werden soll, stehen diese Mittel ja nicht mehr für die anderen, satzungsgemässen Aufgaben zur Verfügung?
    Anders gesagt: die Hiorg's betreiben absichtliche Geldverschwendung.


    Aber vielleicht wird es in Pforzheim die salomonische Lösung geben, daß die FW das Fahrzeug betreibt, wartet und Personal zur Verfügung stellt?
    Die FW Pforzheim war schliesslich auch jahrelang im RD tätig.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Dieses Gebahren der beiden HiOrgs, sofern es tatsächlich so zutreffend geschildert wurde, bestätigt mich in meiner Meinung, dass Hilfsorganisationen nichts in einem professionellen Rettungsdienst-System zu suchen haben. Hier werden Vereinsmeierei und Befindlichkeiten über die Qualität und Professionalität gestellt.


    Und was die behauptete Widerrechtlichkeit anbelangt, so verkennen die Verantwortlichen der HiOrgs, dass die Steiger-Stiftung das Fahrzeug ja nur zur Verfügung stellt, Betreiber sind jedoch das Klinikum und die besetzende HiOrg. Ansonsten wäre es ja auch schwierig, wenn man sich ein Fahrzeug bei Mittelstädt (nur als Beispiel) ausleiht. Diese Firma wird ja, obwohl ihr das Fahrzeug gehört und dem jeweiligen RTD nur zur Verfügung gestellt wird, nicht zum Betreiber des Rettungsdienstes.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • Für dieses Problem gibt es eine ganz einfache Lösung: Die sollen sich ihren Baby-NAW doch selbst zusammensparen, wenn sie unbedingt wollen und ihre Mitglieder und die Bürger im Enzkreis damit vor den Kopf stoßen.
    Ein Landkreis weiter östlich bemüht sich das Klinikum zur Zeit ebenfalls um die Installation eines Baby-NAW. Die Konstellation ist dieselbe - RD-Träger sind DRK und ASB, Ärzte und Pflegefachkräfte kommen vom Klinikum. Ich denke nicht, dass es dort Probleme bei der Zusammenarbeit mit der Steiger-Stiftung geben würde. Dass die Partner Klinikum, ASB und DRK teamfähig sind und gut zusammenarbeiten haben sie eigentlich schon bei der Installation und der gemeinsamen Besetzung des 3. NEFs bewiesen.

    Zitat

    inwieweit stellt das Verhalten der beiden Hiorg's einen Verstoss gegen die eigene Satzung bzw. gegen die Gemeinnützigkeit dar, denn wenn das Fahrzeug aus eigenen - noch zu beschaffenden - Mitteln finanziert werden soll, stehen diese Mittel ja nicht mehr für die anderen, satzungsgemässen Aufgaben zur Verfügung?


    Da sehe ich kein Problem, denn die selbst gesammelten Gelder werden ja durchaus zweckgebunden, satzungsgemäß und gemeinnützig verwendet. Aber es ist ein eindeutiger Verstoß gegen das Gebot wirtschaftlichen Handels, wenn aus purem Egoismus und Spenden-Neid auf so eine Chance verzichtet wird.

  • Hier werden Vereinsmeierei und Befindlichkeiten über die Qualität und Professionalität gestellt.


    Das würde ich sofort unterschreiben! Leider nicht nicht nur auf den Rettungsdienst beschränkt, sondern vielerorts auch im Katastrophenschutz anzutreffen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Aus der Stellungnahme:


    Zitat

    Der Baby-NAW ist zweifellos Teil des öffentlichen Rettungsdienstes,da er
    seinem Anspruch nach mit Sondersignalrechten ausgestattet und von
    speziell geschultem rettungsdienstlichen Personal (Rettungsassistenten)
    gefahren werden muss.

    Zitat


    Sind vom Gesetzgeber diese Spezialfahrzeuge vorgesehen?



    Nein. Deshalb wird die Anschaffung auch nicht von den Krankenkassen bezahlt, sondern muss über Spenden erfolgen


    Nur, weil ein Fahrzeug über Sondersignale verfügt, ist es längst nicht Teil des öffentlichen Rettungsdienstes. Und die Besetzung des Fahrzeugs ist ebenfalls - aufgrund fehlender gesetzlicher Regelung - nicht definiert. Man widerspricht sich in der Stellungnahme meines Erachtens selbst.


    Und zu guter Letzt:

    Zitat

    Die Organisationen wollen, und das ist schon seit einigen Monaten unabhängig von der BSS Gegenstand von Erörterungen gewesen, das Projekt durch Bitte an die Bevölkerung um Spenden speziell nur für dieses Fahrzeug verwirklichen, ein Vorhaben, das auch anderenorts höchst erfolgreich war. Es gab in diesem Zusammenhang bereits Zustimmung. Beide Organisationen wollen hierdurch keine Mitglieder werben, es werden somit auch keine Provisionen für Werber fällig.


    Was noch zu beweisen wäre ;)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wie is den durch BSS geplant die gespendeten Baby-NAW zu besetzen?


    Is da was bekannt!


    Da HD auch einen bekommen soll aber noch keiner was weiß aus das was ind er RNZ stand!

  • Mich wundert in der Darstellung etwas, wie die BSS in ihren Verträgen auftritt bzw. aufgetreten sein soll. In Lübeck läuft seit Jahren ein Auto der Stiftung (mittlerweile die zweite Generation), und dort werden fast ausschließlich die Neugeborenen aus der Peripherie (ca. 100km Umkreis) nach Lübeck zur Kinderintensiv geholt, also genau umgekehrt zum angeblichen Konzept aus Pforzheim. Das Auto wird in Lübeck aus dem Regelrettungsdienst heraus besetzt (eine RTW-Besatzung, alternativ Zusatzrettungsteam vom Löschzug) + Pädiater + Kinderintensivschwester. Die BSS hat sich nie in die konkrete Ausgestaltung eingemischt, deshalb verwundert mich das Trauerspiel im Süden ein wenig. Die Aussage auf der verlinkten Seite, die BSS hätte lediglich 2 Baby-NAW in Deutschland finanziert, ist falsch.


    und die fehlenden Wörter in einigen Sätzen machen die Darstellung auch nicht glaubwürdiger...

  • Trauriges Thema ...
    genauso wie die Abschaffung der Storchenwagen hier in Berlin .....
    Das Ding lief, erfuhr eine hohe Anteilnahme in der Bevökerung und wurde dann gekappt.


    Ich versteh nur eins nicht. Gemeinnützig ... hin und her ....
    Wenn eine Stiftung die Kosten trägt - also Betriebs- und Personalkosten ... wo genau steckt da jetzt das Problem, den WAgen in Betrieb zu nehmen?


    Weil wie Nils schreibt, scheint es ja z.B. in Lübeck problemlos zu funktionieren.


    ;(


    Tobias

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    Aktuelle "Patient bleibt zu Hause Quote": 67% :stop_1:

  • Ich versteh nur eins nicht. Gemeinnützig ... hin und her ....
    Wenn eine Stiftung die Kosten trägt - also Betriebs- und Personalkosten ... wo genau steckt da jetzt das Problem, den WAgen in Betrieb zu nehmen?


    Hast du die von Daniel verlinkte Stellungnahme gelesen? Da wirds erklärt.


    J.

  • Gelesen ... ja - verstehen .... WILL ich es trotzdem nicht.


    Mir fällt da nur Behörden-Dreikampf zu ein.

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