Standardisiertes medizinisches Abfrage-Protokoll führt zu deutlich mehr Notarzteinsätzen in Wiesbaden

  • Seit der Einführung des Standardisierten medizinischen Abfrage-Protokolls "SMAP" in Wiesbaden ist die Anzahl der Notarzteinsätze drastisch angestiegen. Waren es im Mai 2011 noch 650 Notarzteinsätze, stieg die Notarztalarmierung im Mai 2012 um 250 auf 900 Einsätze. Zur Ursachenforschung müsse nun jeder Einsatz analysiert werden, wie Harald Müller, Chef der Wiesbadener Feuerwehr, gegenüber dem Wiesbadener Tagblatt erläutert.
    Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an dem auf der Leitstelle eingesetzten Personal gab, wurde das in 3.000 Leitstellen international im Einsatz befindliche System auch in Wiesbaden eingeführt. In Deutschland ist SMAP neben der Leitstelle in Wiesbaden nur in Hamburg, Berlin und Stralsund im Einsatz.


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.wiesbadener-tagblat…en/meldungen/12214035.htm

  • Den gleichen Eindruck haben ich und ein Kollege aus der Leitstelle in Hamburg auch. Hatten das Thema heute zufällig auch angesprochen.


    Ciao,


    Madde

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.

  • Naja, das System lässt sich doch sicher nach NA-Relevanten Stichworten durchforsten und evtl. etwas anpassen. Klar, ist eine Zeit- und Geldfrage.
    Als Hamburger Krankentaxikutscher habe ich keinen Überblick ob und wie die NA-Alarmierungen sich bewegt haben.
    Das Einsatzstichwort aus dem System der BF-Hamburg ist evtl. nicht das was mich dann real erwartet, aber aus meiner Sicht wesentlich besser als , wie in anderen RD-Bereichen, pauschal auf Erkrankung, Stunf, Hunf, VU etc. ohne auch nur irgend eine Info, mangels Abfrageschema??, losgeschickt zu werden.


    Gruß

  • Das ist ein bekanntes "Phänomen" nach der Einführung von AMPDS/SMAP.


    Jetzt kommt es auf die kontinuierliche Qualitätsoptimierung an.
    Man kann nur hoffen, dass mit der Einführung des Systems, in den Leitstellen entsprechende Stellen für diese Aufgabe geschaffen wurden.

  • Man kann nur hoffen, dass mit der Einführung des Systems, in den Leitstellen entsprechende Stellen für diese Aufgabe geschaffen wurden.

    Ja, genau...! Und da die Abfragen, Telefonreanimationen und die Selbst- und Fremdbewertungen der Notrufe ja nun mehr Personal bindet bzw. die Tätigkeiten länger dauern wird es nun auch mehr Personal geben... :rofl:


    Waren in der letzten Notfall- & Rettungsmedizin nicht irgendwelche kritischen Meinungen zum Thema Abfragesysteme in Leitstellen? Ich muss morgen mal nachschauen...


    Bevor es jemand in den falschen Hals bekommt, ich bin durchaus ein Freund von standardisierten Sachen, Telefon-CPR, usw., nur mit der Umsetzung kneift es sich dann oft!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich meine es ist sogar in der aktuellen Ausgabe. Verfasser war jemand aus München, es ging allgemein um die Schnittstellenproblematik. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Wochen auf der Dienststelle einige Dinge mit dem Textmarker markiert habe (Abfragesysteme, Zeit- und Personalfaktor, usw.). Ich würde sagen, dass wir auf meiner Leitstelle ähnliche Probleme haben wie dort beschrieben, nur die grundsätzlichen Probleme (chron. Personalmangel) verschlimmert das Ganze nur noch. Ich glaube die Ausgabe liegt im Kofferraum meines Privat-KFZ rum. Schaue nachher oder morgen noch einmal nach...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ist es in Berlin noch/wieder im Einsatz?


    Bei einem Besuch der Leitstelle ~2010 war die PC- und Papier-Abfrage wegen fehlender Anwenderzertifizierung, Systemfehlern und Akzeptanz nicht im Einsatz. Die Disponenten konnten damals freiwillig auf Papierversion zurückgreifen.

    "Wer einen Fehler begeht, ohne dessen Ursache zu beheben, hat schon einen zweiten gemacht!" Sinngemäß nach Konfuzius (551 - 479 B.C.)

  • Das ist ein bekanntes "Phänomen" nach der Einführung von AMPDS/SMAP.


    Jetzt kommt es auf die kontinuierliche Qualitätsoptimierung an.
    Man kann nur hoffen, dass mit der Einführung des Systems, in den Leitstellen entsprechende Stellen für diese Aufgabe geschaffen wurden.


    Seltsamerweise hoert man immer wieder die gleiche Antwort, wenn man Fragen zur Qualitaet stellt: Das System allein ist nicht schlecht, man muss es eben nur optimieren!
    Ich denke diese Optimierung scheitert schon regelmaessig daran, dass eben mit Anschaffung und Einfuehrung, weitere Folgekosten nirgends von den Verantwortlichen mit einberechnet werden und die Hoffnung vorherrscht so ein Computerprogramm wird alle Leitstellenprobleme loesen.


    Ich denke mittlerweile, ein System, dass auf den ersten Blick schluessig und gut ist, jedoch aber in der weiteren Anwendung einfach zu viele, zumindest fuer die meisten Betreiber, unrealistische Bedingungen fordert (mehr Geld fuer Training, Personal, Datenverarbeitung) nicht durchfuehrbar ist und deshalb keinen Sinn macht.
    Das zumindest im Sinne des Erfinders.
    Es kommt zu Abstrichen um das System irgendwie am laufen zu halten. Im Einzelfall geht es nicht um die gute Dispositon bzw. Versorgungsverbesserung, sondern darum, dass das System an sich so reibungslos lauft wie moeglich, mit sowenig Fehlermeldungen wie moeglich.
    Das wiederum bindet wieder zusaetzliche Ressourcen, was die Qualitaet weiter verschlechtert, etc, etc.

    I know the human being and fish can coexist peacefully. George W. Bush

  • Aussage eines Kollegen, der von der guten Seite des Rheins ( Meenz ) öfters mit seinem
    NEF auf die andere Seite ( Wiesbaden ) fahren muss seit dem; "Die Frage 'verhält sich der Patient anders als sonst ?' wird meistens mit ja beantwortet und somit ist der Einsatz als NA Einsatz deklariert".
    Ob dies der wahre Knackpunkt ist sei dahin gestellt, so jedoch die subjektive Meinung...

  • Ich denke diese Optimierung scheitert schon regelmaessig daran, dass eben mit Anschaffung und Einfuehrung, weitere Folgekosten nirgends von den Verantwortlichen mit einberechnet werden und die Hoffnung vorherrscht so ein Computerprogramm wird alle Leitstellenprobleme loesen.

    :applaus:


    Aussage eines Kollegen, der von der guten Seite des Rheins ( Meenz ) öfters mit seinem
    NEF auf die andere Seite ( Wiesbaden ) fahren muss seit dem; "Die Frage 'verhält sich der Patient anders als sonst ?' wird meistens mit ja beantwortet und somit ist der Einsatz als NA Einsatz deklariert".

    Ich habe eine pubertierende Tochter zu Hause, die verhält sich jeden Tag anders und zunehmend komischer... :D


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Da würde ich zur Sicherheit mal ein NEF rausschicken.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Ohne das Abfrageschema jetzt zu kennen: aber wenn ich mich stur an die Vorgaben halten muss (und ich denke da wird der Notarztindikationskatalog wahrscheinlich auch mit eingepflegt worden sein) kommt es logischerweise zu mehr Notarzteinsätzen. Da muss man sich nur den Indikationskatalog Bayern anschauen: NA-Indikation Z1: "(Pat.) Reagiert nicht oder nicht adäquat auf Ansprache" --> jeder Besoffene muss eigentlich nen Notarzt bekommen. Bei nem "freien" Abfrageschema kann ich das vielleicht noch abwenden, aber bei nem starren Schema fährt der NA halt raus...

  • Waren in der letzten Notfall- & Rettungsmedizin nicht irgendwelche kritischen Meinungen zum Thema Abfragesysteme in Leitstellen? Ich muss morgen mal nachschauen...

    So, nun habe ich die Ausgabe und habe noch mal nachgeschaut...


    Zitat

    Leitstelle als modernes Führungs-, Lage- und Logistikzentrum
    Häufig wird die Leitstelle als reine Alarmierungs- und Kommunilkationsstelle für Einsätze der Feuerwehr und des Rettungsdienstes gesehen. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass neben den oben beschriebenen Handlungen auch viele Tätigkeiten im Hintergrund erfolgen, wie z.B. das Aufbauen von Führungsstrukturen, Vermittlungs- und Recherchearbeiten.
    [...]

    Die meisten haben dieses verstanden, einige jedoch noch nicht. Mit der Einführung der Telefon-CPR machen sich solche Dinge auch schon bei kleinen Rettungsdiensteinsätzen deutlicher bemerkbar, da hier ja eindeutig schon Einfluss auf das weitere Geschehen genommen wird, abseits der reinen Abfrage und Alarmierung. Im Feuerwehralltag und bei größeren oder sogar Großschadenslagen macht sich das noch mehr bemerkbar, z.B. durch das Zuweisen von Bereitstellungsräumen und Anfahrt-Hinweise (ggf. getrennt), um hier mit schon einmal Einfluss auf eine kommende örtliche Führungsstruktur nehmen zu können (Raumordnung, räumliche oder aufgabenbezogene Abschnittsbildung, usw.), Information (Alarmierung) der Krankenhäuser, usw.! Man könnte sicher noch einige Dinge mehr aufzählen, aber es geht ja mehr um folgende Dinge...


    Zitat

    Personalzuwachs und Motivation (1)
    Der wichtigste organisatorische Aspekt ist sicherlich die Tatsache, dass mit Einführung von SNAP zusätzliches Personal erforderlich ist: Das System erfordert durch seinen vorgegebenen Ablauf, dass durch den Disponenten mehr festdefinierte Fragen gestellt werden. Dieses bedeutet in der Konsequenz einen höheren Zeitaufwand für die Abarbeitung eines Notrufes. Die längeren Abfragezeiten haben zur Folge, dass mit Einführung von SNAP die Anzahl der Disponenten für die Notrufabfrage erhöht werden muss, um die resultierenden verlängerten Telefonzeiten auszugleichen.
    [...]

    Wir nutzen in der Leitstelle in der ich tätig bin zwar kein SNAP, wir haben aber durch Aus- & Fortbildung ein standardisiertes Abfrageschema entwickelt ("Hackstein-Tafel"). Zusätzlich wurden vor einigen Monaten alle Kollegen in die Telefon-CPR "eingewiesen", was nun auch seit einigen Monaten verbindlich für den Disponenten vorgegeben ist (mal davon abgesehen, dass einige Kollegen, u.a. auch ich, die Telefon-CPR auch schon vorher durchgeführt haben. Ich erinnere mich an einen primär erfolgreichen Fall aus dem Jahr 2005, also schon weit vor der ERC-2010 Leitlinie und das in die Pflicht nehmen der Leitstellen). Fakt ist, dass die Notrufabfrage bei einem vorgegebenen Abfrageschema länger dauert, als bei einem System, dass sich jeder Disponent aufgrund seiner Erfahrung und Können selbst zugelegt hat (mal ganz davon abgesehen, dass auch ohne "Abfragestandard" immer schon alle wichtigen Informationen abgefragt werden mussten, also Stadt/Gemeinde, Ortsteil, Straße, Hausnummer, Name, Zusatzinformationen wie z.B. "Hintereingang", "Klingeln bei ...", "Stichweg", Alarmierungsgrund wie z.B. "Bewusstlose Person, Atemnot, Wohnungsbrand", usw., so dass man eigentlich schon vor Erfindung von SNAP und Co. von einem Standard reden konnte. Der Disponent fragt vielleicht in einem für sich geeigneten System ab, aber diese führen immer zu diesem "Standard"). Die nun verbindliche Telefon-CPR verlängert natürlich die Abfrage eines Notrufes noch viel erheblicher - logischer Weise - bis ein Rettungsmittel vor Ort eingetroffen ist. Bei der in meinem Bundesland gültigen Hilfsfrist sind das nun mal halt 15min! Ein Problem meiner Leitstelle ist, dass wir aufgrund fehlerhafter Personalpolitik ohnehin schon ständig unter Personalabgang leiden, sowie mehrere Stellen seit mehreren Monaten (fast ein Jahr) unbesetzt sind, da aufgrund der Qualifikationsanforderungen für die Bedingungen kein Personal gefunden werden konnte. Das macht die standardisierte Abfrage bzw. die Telefon-CPR noch um einiges schwieriger, gerade neben der verlängerten Abfragezeit auch die Nachbearbeitung (Selbst- und Fremdbewertung) oft nicht möglich ist. Aufgrund der Kurzzeitdokumentation muss hier oft auch noch eine andere Abteilung bemüht werden, damit das Gespräch nochmals mit einem Kollegen zusammen gehört werden kann. Dann müssen beide ein Protokoll schreiben, was mit dem Notarztprotokoll zusammen geführt wird. Das dieses aufgrund der schon ohnehin angespannten Personalsituation sehr schwierig ist sollte selbsterklärend sein. Die Folgen von ständig überforderten (nicht qualitativ, sondern quantitativ) und demotivierten Personal sollten klar sein...


    Zitat

    Personalzuwachs und Motivation (2) / Implizites Wissen der Mitarbeiter
    [...] Des weiteren kann die standardisierte Abfrage mit einer höheren Belastung des Disponenten einhergehen, da die Gesprächsführung vorgegeben ist und der Disponent nicht das Gespräch in die von ihm als notwendig erachtete Richtung lenken kann. Die starren Vorgaben und der dadurch entstandene emotionale Disstress haben in der Vergangenheit zu personellen Ausfällen durch Krankheit bis zur völligen Dienstaufgabe im Bereich der Leitstelle geführt. Zu berücksichtigen ist, dass SNAP für minderqualifiziertes Personal konzeptioniert ist, [...]. Es ist absehbar, dass hochqualifiziertes Personal durch derartige Vorgaben zunehmend demotiviert wird und damit die Prozessqualität sinkt. [...] Der wichtigste personelle Aspekt ist ohne Zweifel die Gefahr, dass das individuelle Wissen des einzelnen hochqualifizierten Disponenten über die Zeit verloren geht.
    [...]

    Ich denke, dass mit diesem Zitat schon alles wichtige gesagt sein sollte! Wir versuchen gerade unser Berufsbild weiterzuentwickeln, daher sollte man auch in den Leitstellen darauf achten, dass auch hier ein qualitativer Standard beim Disponenten gehalten und weiterentwickelt wird. Zu bemängeln finde ich, dass Brandschutz- und Rettungsdienstgesetze der Länder häufig nichts oder nur wenig zum Ausbildungstand des Leitstellenpersonals vorgeben. In meinem Bundesland findet sich nur etwas im Brandschutzgesetz, es wird also nur die brandschutztechnische Qualifikation vorgegeben (und nur als "sollte", nicht als "muss").


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Da würde ich zur Sicherheit mal ein NEF rausschicken.

    Ich ruf gleich mal an...


    Bei nem "freien" Abfrageschema kann ich das vielleicht noch abwenden, aber bei nem starren Schema fährt der NA halt raus...

    Deshalb halte ich eine hohe Qualifikation mit guter Erfahrung und regelmäßiger Fortbildung in Leitstellen für besser, da hier die Erfahrungswerte mit zum Einsatz kommen. Ich habe zwar auch schon Fehler gemacht (die aber andere Gründe hatten), aber mit meiner Einschätzung lag ich bisher noch nicht so daneben, dass jemand zu Schaden gekommen ist. Ob man richtig oder falsch liegt, liegt u.a. auch an der Qualität der Anrufer! Wenn bestimmte Nationalitäten anrufen, also ein sprachliches Hindernis vorliegt, ggf. die Disziplin des Anrufers nicht optimal ist oder auch Anrufer gar nicht direkt beim Patienten sind (hab ich nur beim vorbei fahren gesehen...), so können letztendlich auch die Informationen nicht so gut sein, dass eine anfahrende RTW-Besatzung zufrieden ist oder vom tatsächlich vorgefundenen "Notfall" überrascht sein könnte...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich denke, dass mit diesem Zitat schon alles wichtige gesagt sein sollte! Wir versuchen gerade unser Berufsbild weiterzuentwickeln, daher sollte man auch in den Leitstellen darauf achten, dass auch hier ein qualitativer Standard beim Disponenten gehalten und weiterentwickelt wird. Zu bemängeln finde ich, dass Brandschutz- und Rettungsdienstgesetze der Länder häufig nichts oder nur wenig zum Ausbildungstand des Leitstellenpersonals vorgeben. In meinem Bundesland findet sich nur etwas im Brandschutzgesetz, es wird also nur die brandschutztechnische Qualifikation vorgegeben (und nur als "sollte", nicht als "muss").


    Vielleicht sollte man das System weiterentwickeln und weiter denken. Warum nicht Beispiel anderer Nationen aufnehmen und den Disponenten entlasten?
    Beispielhaft hier das Einführen der Call Taker, die den Anruf annehmen und bearbeiten - Du hörst als Disponent mit und bist mit deinen FHZ etc in Kontakt - der Einsatz wird von Dir geführt aber der Call Taker hält den Kontakt zum Anrufer und fragt nach AMPDS Protokoll ab (es ist ja alles vorgegeben).
    Somit kann die Fachkompetenz der Disponenten für den eigentlichen Einsatz vorgehalten werden und das "telefonieren" wird durch geschultes Personal durchgeführt, das dafür aber nicht diesen Qualifikationsumfang benötigt. Ressourcenverteilung aber dabei noch Effizientsteigerung für Telefon-CPR und mehr Call Taker als Disponenten!
    Wäre das nicht ein Weg für die Zukunft? (Schließlich funktioniert das auch woanders anscheinend hervorragend)

  • Aussage eines Kollegen, der von der guten Seite des Rheins ( Meenz ) öfters mit seinem
    NEF auf die andere Seite ( Wiesbaden ) fahren muss seit dem; "Die Frage 'verhält sich der Patient anders als sonst ?' wird meistens mit ja beantwortet und somit ist der Einsatz als NA Einsatz deklariert".
    Ob dies der wahre Knackpunkt ist sei dahin gestellt, so jedoch die subjektive Meinung...


    Was die angeblich bessere Seite des Rheins ist, wird ja in jeder Deppensaison ab dem 11.11. :ill: mit Narrhallamarsch definiert.


    Wieviele Einsätze muß der RD aus MZ (hier mit seinem NEF) auf der hess. Seite leisten?


    Wieviel Prozent davon sind in den unmittelbar am Rhein gelegenen Stadtteilen, die zwar seit 1945 zu Hessen gehören, aber dennoch den Namen MAINZ-... tragen?


    Was ist grundsätzlich an einer Nachbarschaftshilfe auszusetzen?
    Um die Hilfsfristen (man beachte hier die Unterschiede zwischen RLP + HE) einzuhalten, gibt es seit gut dreissig Jahren einige Vororte in WI, die von einer RW aus dem benachbarten LK bedient werden.
    Ebenso gibt es in WI ein NEF, welches regelmässig (Dienstplan!) seinen Standort in einen benachbarten LK verlegt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Vielleicht sollte man das System weiterentwickeln und weiter denken. Warum nicht Beispiel anderer Nationen aufnehmen und den Disponenten entlasten?
    Beispielhaft hier das Einführen der Call Taker, die den Anruf annehmen und bearbeiten - Du hörst als Disponent mit und bist mit deinen FHZ etc in Kontakt - der Einsatz wird von Dir geführt aber der Call Taker hält den Kontakt zum Anrufer und fragt nach AMPDS Protokoll ab (es ist ja alles vorgegeben).
    Somit kann die Fachkompetenz der Disponenten für den eigentlichen Einsatz vorgehalten werden und das "telefonieren" wird durch geschultes Personal durchgeführt, das dafür aber nicht diesen Qualifikationsumfang benötigt. Ressourcenverteilung aber dabei noch Effizientsteigerung für Telefon-CPR und mehr Call Taker als Disponenten!
    Wäre das nicht ein Weg für die Zukunft? (Schließlich funktioniert das auch woanders anscheinend hervorragend)

    Naja in Leitstellen, die ich kenne, die das System mit Calltakern udn DIspatchern seit Jahren verwenden ist eher der umgekehrte Trend zu sehen: Mehr qualifiziertes Personal in die Leistelle.


    Ciao,


    Madde

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.

  • Das Problem bei AMPDS ist sehr oft das Manager dies "einkaufen" nicht die Steigerung der Qualitt sondern das "Cover your ass", sprich die Rechtssicherheit.
    Es gibt ja quasi drei Probleme die sich "egal wo" wiederholen: 1.Steigende NA/Blaulicheinstze 2. Steigende Dauer der Zeit bis zur Alarmierung (ein sehr spezifisch deutsches Problem) 3. Steigende Anrufzeiten und damit hufig lngere "Warteschleife" fr den Anrufer da zu wenig Calltaker.


    Das "Ansteigen der NA" Einstze ist genauso wie das oft beobachtete Ansteigen der "Blaulichteinstze" einzig und allein ein lokales Problem....Denn: Das AMPDS selber gibt keineswegs vor welche Rettungsmittel mit welcher Prioritt zu welchem Meldebild ausfhrt.
    Dies ist immer eine rein lokale Entscheidung (das AMPDS ist hier bewusst so gehalten da die Unterschiede im Mutterland USA ja noch grer sind als anderswo...Der eine RD hat ALS-Trucks, der nchste Response-Cars, der dritte nur EMT-I...). Die entstehende lokale Matrix wird jedoch sehr oft nach dem Motto "sicher ist sicher" und "mehr ist mehr" gestaltet. Wer sich dann wundert das auf einmal mehr NA-Einstze rauskommen...Nunja...


    Ein anderes Problem ist -und das ist durchaus ein greres Problem- die andere Struktur in den Leitstellen in den USA, Canada&UK (die bis jetzt den grten Einfluss auf AMPDS ausben). Hier wird weitaus mehr nach der "nchste Fahrzeug" Strategie, weitaus mehr mit GPS Untersttzung und v.a. mit weitaus strkerer Trennung von "Call-Takern", "Dispatchern" und "Clinical supervisor"-Seite gearbeitet. Das heit aber u.a. auch, dass der Calltaker (so zu mindestens die Intention) fr bestimmte Anrufe deutlich mehr Zeit hat, im Idealfall den Anrufer sogar bis zum Eintreffen der Rettungskrfte betreut (und das ist nicht nur fr Reanimationen gemeint)....


    Wenn ich aber auf der anderen Seite von Leitstellen hre in denen die Call-Taker (nach guter Call-Center Manier) in "Dauer pro fertiger Auftrag/Anrufende" bewertet und tlw. sogar bezahlt werden...Dann fehlen mir die Worte..


    AMPDS erfordert nunmal mehr Personal als wenn ich nur mit "Notfall-internistisch" alarmiere....
    Das ist auch gleich die berleitung zum dritten Problem: Oftmals wird erwartet das der "Einsatz" erst disponiert wird wenn der Abfragevorgang abgeschlossen ist. (Der Disponent muss ja schlielich bei der Piepserdurchsage was erzhlen ;) )..Genau das ist aber nicht Sinn des AMPDS. Die Idee war ja, dass man mglichst frhzeitig eine "grobe Kategorie" erreicht und dann erst -nachdem das Team ggf. bereits unterwegs ist- die eigentliche differenzierte Info nachsende. Das ist aber derzeitig bei den in Deutschland zur Verfgung stehenden Kommunikationsmglichkeiten nicht so einfach mglich...
    Zusammenfassend ist es am Ende des Tages so: AMPDS funktioniert nur, wenn man die Leitstelle um das Schema herum aufbaut, nicht wenn man einer bestehenden Leitstelle ohne groflchige nderungen das Schema berstlpt.
    Und das erfordert a) Mut b) Geld... Und beide Dinge sind in hheren Ebenen etwas rar...


    (Anbei gesagt: Zwei PS noch: 1. Man darf dabei aber nicht auer Acht lassen, dass das System fr "ungelernte" Calltaker gedacht ist...Sprich: den "Luxus" einen RettAss mit 20 Jahren Erfahrung in die Leitstelle zu setzen leisten sich andere Staaten nicht. Der beschriebene RettAss wird immer besser sein als AMPDS...Aber es wart einen einheitlichen und rechtssicheren Mindeststandard...Was in Zeiten in denen ja grade mehr als ein Lst-Mitarbeiter "verurteilt" wurde ja nicht so unrecht sein kann.
    2. Ich behaupte brigens nicht, dass AMPDS das beste System ist... Im Gegenteil. Es ist sehr auf den angloamerikanischen Raum und damit nur sehr schwer auf internationale und erst Recht (festlands-)europische Mastbe umzusetzen...Aber: Es ist leider momentan der beste Standard... Ich würde aber eigentlich eher für einen internationalen bzw. europäisch geprägten Standard plädieren...)