Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Auch der Hausarzt führt seine "Medizin" allerdings regelmäßig selbst aus und überlässt Hausbesuche nicht dem nicht-ärztlichen Fachpersonal ... Schon aus Rechtsgründen. ;)


    Naja, mittlerweile gibt es da auch in Ansätzen eine Änderung namens VERAH. Insofern hat zwar der Arzt noch die Verantwortung, lässt aber auch andere ausführen. Analog, wie "Notfälle" auch vom Hausarzt bedient werden könnten, aber der Notarzt hinzugezogen wird.


    EDIT wegen falscher Schlussfolgerung: Notfälle könnten also auch von nichtärztlichem Personal abgearbeitet werden, analog zu den Hausbesuchen. Zusätzlich ist ein NotSan ja wirklich viel auf Medizin ausgebildet, nicht so sehr Büro und Management.


  • Das Projekt der - weitgehend - wetterunabhängigen Luftrettung läuft, das weisst du natürlich, wir reden ja hier nicht von morgen oder in den nächsten 2 Jahren, sondern längerfristig. Und hier dürften diese Probleme nicht mehr ganz so die Rolle spielen.


    Dann reden wir aber eher von 20-40 Jahren als früher. Es gibt ja nun eine ganze Reihe an Hürden.


    - Tag / Nacht: Damit die Außenlandungen auch Nachts sicher laufen, muss schon einiges an Training und Ausstatung angeschafft werden. Einige Stützpunkte in De. machen das ja bereits.
    - Wetter, Nebel: Damit die Helis auch durch Nebel fliegen können, müssen Piloten und Helis IFR gerated sein. Und auch der Startort, die Strecke, und der Landeplatz müssen IFR rating haben. Das bedeutet, die typischen HEMS-Außenlandungen die aktuell bei gutem Wetter gemacht werden, fallen bei Nebel weg. Das bedeutet auch, dass die KH Landeplätze noch ein bisschen gepimpt werden müssen.
    - Wetter, frierender Nebel: Nun muss zusätzlich die Maschine noch beheizt werden. Turbineneinlässe, Rotorblätter und Scheiben. Je nach Konstruktion auch weitere Teile. Für Geld kann man alles machen, aber die EC/H 135/145 Modelle werden das Gewichts/Platzmäßig nicht hinkriegen. Auch die AW 139 Da Vinci ist eine teure Sonderlösung im Moment.
    - Wetter, Wind: hier gibts keine guten Lösungen. Irgendwann ist das Manövrieren schwierig, bzw. wird das ausschalten der Turbinen (genauer: das Anlassen) unmöglich. Ist sicherlich auch eine Frage der Geographie, aber es ist eine weitere Hürde.
    - Größere Maschinen heist auch: Landemöglichkeiten sind nicht so schnell zu finden, und Helilandeflächen auf Dächern müssen eventuell ausgebaut werden (Maximalgewicht?).
    - Wenn nun die Helis auch bei schlechter Sicht vermehr IFR fliegen (aktuell sinds... 70 Helis in De?), brauchen die auch Luftraumüberwachung.


    Nicht falsch verstehen! Ist alles machbar! In Öl & Gas sind IFR Landeplätze auf Rigs ja schon usus soweit ich weis. Und das Projekt der REGA beobachte ich auch gespannt. Es wird nur sehr viele Veränderungen brauchen. Und der Zeitvorteil, der von den Helis angeblich immer ausgeht, wird auch weiter schwinden. Der Umgang mit der Ressource wird dann neu gelernt werden müssen. Auch, weil ein Heli Einsatz vermutlich noch teuerer werden wird, bei den teschnischen und personellen Anforderungen. (Mehr Piloten, IFR, NVG).

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Meiner Meinung nach wird es gerade in Ballungszentren weiterhin bodengebundene Notärzte geben, die für die "knackigen" Einsätze vorgehalten werden. Für die ländlichen Regionen bietet sich der RTH an. Die Frage nach der Indikation darf sich nicht mehr danach richten, nach welchen Kriterien ein Notarzt alarmiert wird, sondern wann er einen nachgewiesenen Nutzen für den Patienten darstellt, unter Berücksichtigung auch volkswirtschaftlicher Interessen. Wenn der Notarzt genau für solche Indikationen vorgehalten wird, bleibt er ein wichtiges und bezahlbares Element des Rettungswesens. Wenn er für jede Pneumonie mit leichter Atemnot alarmiert wird, muss dieses System auf Dauer scheitern.


    Das widerspricht ja nicht meiner Aussage. In der Fläche kommt eine Art Paramedic-System. In den Ballungszentren (d.h. dort wo Landungen auch schlecht möglich sind) wird 1 NEF vorgehalten. Die Zahl der bodengebundenen Notarztysteme wird sich dramatisch auf einzelne Enklaven reduzieren.
    In der Fläche, d.h. auf dem Land, wird ein Paramedic-System die Lücke zur Luftrettung hin versuchen zu schließen. Da ist es dann auch die logische Konsequenz, dass man bestimmte SOPs mit Maßnahmen einführt. Ich glaube, dass unser System in Richtung UK gehen wird, allerdings mit einer stärkeren Luftrettung als dort.
    Und dieses System würde ich Paramedic-System nennen.

  • Wenn es sich tatsächlich zum UK System entwickelt, dann würde ich das auch Paramedic-System nennen. Wobei nicht zu unterschätzen ist, wie sehr da ein Arzt auf dem Hubi geschätzt wird. :)


    Ich würde zwei Punkte in so einem Fall begrüßen:


    1. Viel weniger NA bedeutet auch, dass man endlich etwas selektieren kann. Das Fach- und Kompetenzniveau kann steigen. Außerdem kommt der eingesetzte NA endlich mal zu seiner Erfahrung, weil er eben nur noch zu den kritisch kranken Patienten fährt / fliegt. Der NA der auf dem Heli sitzt, wird gefordert. Seltenheiten wie RSI, Thoraxdrainage, anspruchsvolle Analgesie, Reas, Katecholamin-Therapie werden häufiger vorkommen. Weil die Fälle wo es nötig ist, nicht mehr verdünnt auf zig verschiedene NA Standorte verteilt werden. Expertise wird zunehmen. (Und die NA, die das alles schon können, kommen endlich mal dazu. Und könne fliegen ;) )


    2. Der NotSan muss sich dafür noch ordentlich entwickeln. Schulen die finanzielle Interessen vor qaulitativen Interessen stellen müssen erkannt und gestoppt werden. ÄLRD benötigen eine Vollzeitstelle und einen Stellvertreter. Es wird Strukturen geben müssen, um die Maßnahmen der NotSan zu überwachen. Um mal ein klärendes Gespräch, mal ein mahnendes zu führen. Regelmäßiges training wird unabkömmlich. Das regelmäßige, mit Prüfung endende Training muss ebenfalls noch an Niveau gewinnen.




    Ich glaube nach wie vor nicht daran, dass sich das in De etablieren wird, aber ich könnte damit leben. :-]

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Bin M1k3 ja noch eine Antwort schuldig. :pfeif:
    Folgende Gründe sprechen meines Erachtens nach für eine forcierte Etablierung eines Paramedicsystems (zumindest in Bayern):


    - Änderung HPG und BTMG sind aktueller denn je. Hier rechne ich noch mit einer Novellierung 2017.
    - Ärztemangel: Hier liegen mir keine Zahlen vor, jedoch kann ich aus eigener Erfahrung berichten das in meinem Heimat-ILS-Bereich viele NEF mehr als 50% nicht besetzt sind. VEF noch weniger.
    -Kosten / Nutzen Faktor: Bis heute gibt es keinen Beleg dafür, dass ein NA-System volkswirtschaftlich oder gar medizinisch einem PM-System überlegen ist. Die Kostenträger, zum wirtschaftlichen Handeln per Gesetz verpflichtet, haben das mittlerweile auch kapiert.
    Inflationäre Alarmierung der bisherigen NEF: Selbst Peter Sefrin hat festgestellt das 90% der bisherigen NA-Einsätze keine berechtigte Indikation hatten.
    Vorträge wie dieser HIER, denen im 1. Rettungsdienstforum des IM-Bayern eine großes Podium geboten wurde.
    Luftrettung: Hier wird massiv investiert. Sicher auch ein Anliegen der Betreiber unabhängig vom System. Wenn die RTH aber schon mal nachtflugfähig sind, ist das NEF halt doch schneller zugemacht.


    Viele Grüsse


    M

    Alle getätigten Aussagen stellen meine private Meinung dar und stehen in keinem Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit.

    Einmal editiert, zuletzt von Munin ()

  • Das widerspricht ja nicht meiner Aussage. In der Fläche kommt eine Art Paramedic-System. In den Ballungszentren (d.h. dort wo Landungen auch schlecht möglich sind) wird 1 NEF vorgehalten. Die Zahl der bodengebundenen Notarztysteme wird sich dramatisch auf einzelne Enklaven reduzieren.
    In der Fläche, d.h. auf dem Land, wird ein Paramedic-System die Lücke zur Luftrettung hin versuchen zu schließen. Da ist es dann auch die logische Konsequenz, dass man bestimmte SOPs mit Maßnahmen einführt. Ich glaube, dass unser System in Richtung UK gehen wird, allerdings mit einer stärkeren Luftrettung als dort.
    Und dieses System würde ich Paramedic-System nennen.


    Ich kann deine Überlegung nachvollziehen, glaube aber nicht das es soweit gehen wird. Ich glaube es wird zwar mehr RTH geben, kann mir aber gut vorstellen das in jedem Landkreis (auch auf dem Land) min. 1 NEF vorgehalten wird. Zum einen um schlechtes Wetter auszugleichen, zum anderen als Backup bei Duplizität. Ich gehe davon aus, dass man in Zukunft als NotSan nicht 30 Stunden Fortbildung im Jahr macht sondern eher 200. Darin sind neben den üblichen Buchstabenkursen auch Praktika im KH sowie CRM und Simulationstraining. (Hoffentlich!)

  • Spannende Gedanken!


    @M83: Wirklich? Noch mehr RTH? Ich finde, es reicht langsam.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Könntest du das noch ausführen?



    Ansonsten werfe ich das Stichwort "Anwendbarkeit" in den Raum.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Hi!
    Sind ja gute Kommentare bis jetzt.
    Da ich momentan da ganz schön negativ eingestellt bin,meine zwei Sätze dazu: Ssolange der NotSan nicht in den Ländergesetzen steht,wird sich gar nichts ändern.Die einen dürfen jetzt schon was,die anderen bekommen in der ZNA meker,wenn sie ohne NA kommen. usw...

    Viel weniger NA bedeutet auch, dass man endlich etwas selektieren kann

    da vergehen noch Jahre...

    viele NEF mehr als 50% nicht besetzt sind.

    hindert in den mir bekannten ILST niemanden,doch irgendwo einen aufzutreiben und zu schicken.
    Grüße Dani


    (die Zitate sind nur Beispielhaft aufgeführt und ohne direkten Zusammenhang gewählt)

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Schicken kann die ILS ja. Nur ob dann noch ein RTW vor Ort ist bis das NEF eintriftt.... :rolleyes2:

    Alle getätigten Aussagen stellen meine private Meinung dar und stehen in keinem Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit.

  • Hi!
    Sind ja gute Kommentare bis jetzt.
    Da ich momentan da ganz schön negativ eingestellt bin,meine zwei Sätze dazu: Ssolange der NotSan nicht in den Ländergesetzen steht,wird sich gar nichts ändern.Die einen dürfen jetzt schon was,die anderen bekommen in der ZNA meker,wenn sie ohne NA kommen. usw...


    Haben wir eine Übersicht, wo der NotSan schon erwähnung findet in den Landes-RDG? Abgesehen davon reglementiert das L-RDG ja vor allem die Besetzung der Fahrzeuge, nicht die Befugnisse des NotSan. Oder?



    Zu der Mecker im KH: Lass sie meckern. Die sind dir nicht weisungsbefugt, und müssen sich eben noch umgewöhnen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Schicken kann die ILS ja. Nur ob dann noch ein RTW vor Ort ist bis das NEF eintriftt.... :rolleyes2:

    bei so manchen Retter befürchte ich ja..

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Hi!

    ja vor allem die Besetzung der Fahrzeuge, nicht die Befugnisse des NotSan. Oder?

    Stimmt schon, aber wie jetzt schon zu sehen ist, schickt die ILST wie gewohnt "immer" einen NA mit, die wissen ja nicht wer auf dem RTW fährt und was die "dürfen". erlebe ich ja jeden Tag.
    Und dann fährste u.a. mit dem NEF zur Abklärung bzw. Behandlung vor Ort(meist mit Blaulicht), weil der NFS (oder RettAss) den jungen Patienten mit der nicht Krankenhauswürdigen gesundheitlichen Störung nicht allein zu Hause lassen will oder kann. Mags aus persönlicher Einstellung sein oder weils die GF in einer DA verbietet Pat. durch RD Mitarbeiter zu Hause zu lassen.(in mehreren Kreisen erlebt)
    das nervt mich alles ungemein im Moment.
    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Ich sehe keine Hinweise dafür, dass sich am bestehenden Notarztsystem in absehbarer Zukunft etwas ändern wird. Die Politik hat zwar erkannt das es irgendwie blöd ist wenn Leute sterben könnten, weil aufgrund des (Not-)Arztmangels nur nichtärztliche Hilfe zur Verfügung steht. Deshalb die begrüssenswerte verbesserte Ausbildung der Notfallsanitäter um in Fällen des rechtfertigenden Notstands invasive Maßnahmen durchführen zu können. Nichts deutet darauf hin, dass politisch eine Regelkompetenz zur eigenständigen (medikamentösen?) Symptomlinderung bis zur Übernahme und Behandlung durch einen Arzt gewünscht ist.
    Gerade in Bayer und Baden Würtemberg nicht. Ba-Wü weil gesetzlich kein "Ärztlicher Leiter RD" gefordert ist und in Bayern deshalb...


    http://www.skverlag.de/rettung…en-im-rettungsdienst.html



    Die Chance auf erforderliche und wünschenswerte Änderungen am BtMG und am HeilprG geht meiner Meinung nach gegen Null...

  • - Änderung HPG und BTMG sind aktueller denn je. Hier rechne ich noch mit einer Novellierung 2017.


    Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Eine ausdrückliche Regelung über die (beschränkte) Ausübung der Heilkunde durch NotSan wurde im Gesetzgebungsverfahren des NotSanG explizit abgelehnt. Zudem ist eine Neuregelung des HeilPrG selbst sehr wenig wahrscheinlich: der Bund hütet sich und hat sich schon immer gehütet, dort irgendetwas zu ändern - bisher ist das nämlich vorkonstitutionelles Recht. Und zu einer umfassenden Neuregelung dieses in sich ziemlich widersprüchlichen Bereichs war der Gesetzgeber bisher nie bereit.


    Änderungen im BtMG für die Palliativtherapie haben ewig gedauert; angestrebte Erleichterungen für die Substitution sind nach vielen Jahren immer noch nicht in Sicht (jedenfalls nicht die, die man haben will). Keine dieser Regelungen geht nur annähernd so weit wie eine Aufhebung der rein ärztlichen Verantwortung für die Verabreichung oder Anwendung von Btm - für die es aus meiner Sicht auch keinen zwingenden Bedarf gibt.


    Inflationäre Alarmierung der bisherigen NEF: Selbst Peter Sefrin hat festgestellt das 90% der bisherigen NA-Einsätze keine berechtigte Indikation hatten.


    Wenn man hier so die Blogs liest, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das bei den RTW nicht sehr viel besser aussieht ...

  • Zitat


    Gerade in Bayer und Baden Würtemberg nicht. Ba-Wü weil gesetzlich kein "Ärztlicher Leiter RD" gefordert ist und in Bayern deshalb...


    Was man so hört sollen die Freigaben in BaWü zentral für das ganze Bundesland auf Basis der Daten der SQR und der Handlungsempfehlungen. Vielleicht etabliert man dazu einen ÄLRD auf Landesebene.




    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

  • Das Projekt ist bekannt. Tatsächlich ist TeleMedizin doch mit einigen Hürden ausgestattet. Darum würde mich ja brennend interessieren, was genau mit "TeleMedizin" gemeint ist. Ich habe beruflich kontakt mit TeleMedizin, und sehe das (noch?) nicht als gute Lösung an.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.