Inhalte der LNA-Ausbildung

  • Da ich mich noch nie ernsthaft damit beschäftigt habe und gerade einen Artikel zum Thema gelesen habe (Notärzte wollen bei der Planung mitreden), würde ich gerne wissen, in welchem Umfang die Planung von Großveranstaltungen bzw. Gefährdungsanalysen zur Ausbildung im LNA-Kurs gehören.
    Eine Aussage wie "Dadurch könnten Unglücke wie die Loveparade-Katastrophe von Duisburg im Jahr 2010 mit 21 Toten vermieden werden" (bei der Einbeziehung von LNA in die Planung) finde ich doch bemerkenswert selbstbewusst.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Während meiner LNA-Ausbildung 2007 war die Planung von Großevents und Gefährdungsanalysen kein Thema in der LNA-Ausbildung. Ob das Curriculum sich diesbezüglich geändert hat, weiß ich nicht. Im Anhang die Themenkomplexe von damals.

  • Man kann sicher beratend bezüglich der medizinischen Versorgung (z.B. Sanitätsdienst) eines solchen Events tätig werden (in Duisburg war das die Aufgabe von Dr. Marx), aber für die eigentliche Eventplanung ist der normale LNA nicht ausgebildet. Dafür eignen sich besser Institutionen oder Firmen wie z.B. das Institut für Gefahrenabwehr GmbH, die ausreichend ausgebildete Leute mit Studienabschlüssen in Rescue Engineering oder Erfahrung in der Gefahrenabwehr (mit entsprechender Ausbildung z.B. an der AKNZ) in ihren Reihen haben.

  • Der Mann ist Vorsitzender Forums Leitende Notärzte Schleswig-Holstein.


    Im Rettungsdienstgesetz Schleswig-Holstein findet sich über die Funktion und Qualifikation zunächst der § 7, Absatz 2:

    Zitat

    Der Träger des Rettungsdienstes hat eine technische Einsatzleitung einzurichten, die für die Bewältigung größerer Notfallereignisse Vorsorge trifft und die im Einsatzfall die Maßnahmen koordiniert. Der technischen Einsatzleitung gehören mindestens eine organisatorische Leiterin oder ein organisatorischer Leiter und eine Leitende Notärztin oder ein Leitender Notarzt an. Zur Leitenden Notärztin oder zum Leitenden Notarzt darf nur bestellt werden, wer über den Fachkundenachweis "Leitender Notarzt" der Ärztekammer Schleswig-Holstein oder eine von dieser als vergleichbar anerkannte Qualifikation verfügt. Die technische Einsatzleitung ist im Einsatzfall gegenüber dem Personal des Rettungsdienstes weisungsberechtigt.


    Im Weiteren findet sich der Absatz 5:

    Zitat

    Bei größeren Notfallereignissen hat eine oder ein vom Träger des Rettungsdienstes oder der für den Einsatzort zuständigen Rettungsleitstelle bestimmte Notärztin oder bestimmter Notarzt die Rettungsmaßnahmen am Schadensort nach medizinischen Gesichtspunkten zu koordinieren; sie oder er kann dem im Einsatz mitwirkenden Assistenzpersonal in medizinischen und den Ärztinnen und Ärzten in medizinisch-organisatorischen Fragen Weisungen erteilen. Die Maßnahmen und Weisungen der technischen Einsatzleitung nach Absatz 2 haben Vorrang.


    Hervorhebungen durch mich.


    Vor dem Hintergrund finde ich es interessant, dass der Mann der Meinung ist, den Fachleuten für die Bereiche Prävention und Taktik ihre Jobs erklären zu wollen.
    NA wie auch LNA sind hochspezialisierte Fachleute in ihrem Bereich. Das ist die Medizin. Da finde ich es schon etwas anmaßend, sich über die Planung von Flucht- und Rettungswegen auszulassen.


    Schlichtweg nicht verstehen tue ich den letzten Absatz des Zeitungsartikels:

    Zitat

    Ebenso wichtig sei jedoch die Kommunikation zwischen Veranstaltern und Rettungskräften. „Wenn in einem Kindergarten eine Schlafparty mit 30 Kindern stattfindet, sollte die örtliche Feuerwehrleitstelle das wissen. Schließlich geht die Feuerwehr bei einem Brand zunächst einmal davon aus, dass sich nachts keine Kinder in dem Gebäude befinden“, sagte Lotz.


    Aus welchem Zusammenhang mag dieses Statement gerissen worden sein? Und wenn das nicht erfolgt ist, was will man uns damit sagen? Leitende Notärzte wollen den Bürger für - ja wofür eigentlich? - sensibilisieren?

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.


  • Aus welchem Zusammenhang mag dieses Statement gerissen worden sein? Und wenn das nicht erfolgt ist, was will man uns damit sagen? Leitende Notärzte wollen den Bürger für - ja wofür eigentlich? - sensibilisieren?


    Der Gedanke der "absoluten Sicherheit": Aber realistisch betrachtet ist das doch ein Verhältnisblödsinn.

  • So wie die vermeintliche Rechtssicherheit beim Notfallsanitäter. Auch ein Verhältnisblödsinn, aber immer wieder gerne als Argument angeführt.

  • 2009 war es auch kein Thema

    »Wenn das deutsche Volk nur aus den tumben Idioten bestünde, die Angst vor einer Überfremdung und dem Aussterben des deutschen Volkes haben, wäre es ein Segen für die Welt, wenn ihre Ängste berechtigt wären«

  • ... und im Zweifelsfall die Möglichkeit, sich fachlichen Rat einzuholen. Warum für sowas ausgerechnet ein (L)NA herhalten soll, ist mir vollkommen schleierhaft. Deren Qualifikation wird in diesem und in ähnlichen Zusammenhängen stark überbewertet.
    Wahrscheinlich ist der Griff nach ärztlichem Rat hier deshalb naheliegend, weil bei drohendem Aua automatisch an jemanden Gedacht wird, der ein medizinisches Problem lösen kann.


    Ich habe von einem Fall gehört ( :-D ) , bei dem ein Industriebetrieb eine Jubiläumsfeier durchgeführt hat, bei der man in der Planungsphase mit zwischen 10000 und 30000 Besuchern gerechnet hat. Abgesichert werden sollte das vom werksärztlichen Dienst und der Werkfeuerwehr (beides eher überschaubar und nicht erfahren mit der Durchführung) + ein bisschen (!!!) ortsansässiges DRK. Wurde so von Amts wegen durchgewunken und auch durchgeführt. Unter'm Strich is nix passiert und es waren wohl auch um die 30000 Besucher da.
    Die Planung enthielt kein Kommunikationsschema, keine Aufstellflächen für evtl. durchzuführende Hilfeleistung, keine Zufahrtswege, kein Evakuierungs- oder Räumungskonzept, keine Bereitstellungsräume.
    Ohne Worte.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

    3 Mal editiert, zuletzt von Alrik ()

  • Danke für die bisherigen Antworten.


    Besser als die vielerorts gängige Praxis, völlig fachfremden Personen aus Stadt- oder Kreisverwaltung solche Entscheidungen zu überlassen, wäre es allemal.
    Anders gefragt: Wer sonst?


    Gerade in Bezug auf die Loveparade war ja nicht die sanitätsdienstliche Planung, sondern andere Faktoren für das Unglück ausschlaggebend. Wie sich auch in den Antworten hier zeigt, erscheint mir ein LNA bezüglich der Gefährdungsanalyse und abseits der sanitäts-/rettungsdienstlichen Planung eines solchen Events ebenfalls fachfremd. Daher hatte mich diese sehr selbstbewusste Aussage im zitierten Artikel doch gewundert.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Nur so nebenbei: Der San-Dienst war das Problem, als es um die Anzahl der Verletzten beim Unglück der Loveparade ging. Da wurden in machen Zahlen die davon unabhängigen Versorgungen des San-Dienstes mit eingerechnet. So schnell kommen falsche Eindrücke zustande… ;-)

  • Zitat

    Abteilung BF?


    Sicher hat ein LNA in der Planung von Massenveranstaltungen kein Alleinstellungsmerkmal.


    Ne, aber wenn meine Toilette überläuft rufe ich auch keinen Elektriker.


    Herrje, ganz abseits von reflexhafter Argumentation muss man da schon sagen dürfen: Der Vorschlag ist eher doof.


    Ciao,


    Madde


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  • Ich habe eher den Eindruck, als ob der Herr bei der Aufstellung der Pläne als Einsatzmittel mitberücksichtigt werden möchte, d.h. dass die Planungsabteilung möglicherweise bei Großeinsätzen einen LNA im Aufgebot berücksichtigt. Warum ist mir allerdings schleierhaft, weil der Maurer-Algorythmus (ungeachtet seiner Eignung immer noch ein häufig verwendetes Modell) die Einbindung eines LNA berücksichtigt.
    Natürlich soll dann der LNA (wie jede andere Person, die am Einsatzgeschehen in leitender Funktion teilnimmt) entsprechend über die getroffenen Maßnahmen unterrichtet werden, bzw. tatsächlich als u.U. verantwortliche Person im Einsatz an den Planungen als Fachberater beteiligt werden. Da sehe ich aber kein Problem, für eine Großveranstaltung den später tätigen LNA möglicherweise schon in die Planungen einzubinden, bzw. fachbezogen zu informieren.

  • Nein, ganz im Gegenteil. Allein schon die Information, dass überhaupt dieses oder jenes bei bestimmten Randbedingungen stattfindet, ist für sich schon hilfreich.

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    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Nur so nebenbei: Der San-Dienst war das Problem, als es um die Anzahl der Verletzten beim Unglück der Loveparade ging. Da wurden in machen Zahlen die davon unabhängigen Versorgungen des San-Dienstes mit eingerechnet. So schnell kommen falsche Eindrücke zustande… ;-)


    Hast du hier Insider-Wissen?


    Ich gehe mal soweit und würde behaupten: Bei 20 Reanimationspflichtigen Patienten und noch mehreren Schwerverletzten kannst du garnicht genug Personal vor Ort haben.