M'gladbach: Die Sanitäter werden knapp

  • WZ vom 25.08.2014

    Zitat

    In mehr als 30 Fällen in diesem Jahr konnten die Malteser einen Auftrag nicht übernehmen, unter anderem beim Ritterfest auf Schloss Rheydt und bei der Sommermusik-Reihe. Aber auch Schützenfeste und Sportveranstaltungen waren betroffen. „Das hat weh getan“, sagt Spörkel, Ehrenamtler seit 2002.


    Sein DRK-Kollege René Hartmann (seit 2005 dabei) kennt das Gefühl. „Wir mussten auch schon mal ablehnen“, sagt er. Wie groß die Nachfrage ist, zeigt diese Zahl: Auf 350 Veranstaltungen waren die rund 160 aktiven Rotkreuzler im vergangenen Jahr präsent.


    [Hervorhebungen durch mich]


    ---------------


    Ich glaube ja, dass die Schere zwischen zu leistenden und leistbaren Diensten weiter auseinandergehen wird.
    Veranstalter sind selten bereit angemessene Tarife zu zahlen um z. B. auch den ehrenamtlichen Helfer zu einem "entlohnten Mitarbeiter" zu machen, gleichzeitig sind Hilfsorganisationen nicht bereit sich überhaupt ernsthaft Gedanken über finanzielle Anreize für Helfer zu machen.


    Am Ende des Tages werden wirklich nur noch Leute zur Verfügung stehen, die man wirklich nicht alleine auf so eine Veranstaltung schicken sollte, da alle die viel Zeit und Geld in ihre Aus-/Fort- und Weiterbildung investiert haben es nicht mehr einsehen für lau irgendwo stundenlang zu stehen, wenn die entsendende Hilfsorganisation tausende von Euro in Rechnung stellt.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Zitat

    wenn die entsendende Hilfsorganisation tausende von Euro in Rechnung stellt.


    Ohne es zu wissen, kann ich mir das beim Standard SanDienst nur schwer vorstellen.

  • Oh... da muss ich dich dann leider "belehren".
    Das funktioniert bisweilen sehr gut - natürlich in Abhängigkeit der Größe der Veranstaltung.
    Aber zu meiner Zeit als ehrenamtlicher Bereitschaftsleiter beim Plus gab es Veranstaltungen, bei denen wir deutlich mehr als 10.000 EUR in Rechnung gestellt haben.


    Dazu mal ein Link:
    Rock'n'Heim: Konzertveranstalter findet Sanitätsdienst zu teuer

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Zitat

    gleichzeitig sind Hilfsorganisationen nicht bereit sich überhaupt ernsthaft Gedanken über finanzielle Anreize für Helfer zu machen.


    Zu Recht - das ist nämlich der Anfang vom Ende des Ehrenamtes. Wenn's ehrenamtlich nicht mehr geht, muss es eben entlohnt laufen ...


    Zitat

    Am Ende des Tages werden wirklich nur noch Leute zur Verfügung stehen, die man wirklich nicht alleine auf so eine Veranstaltung schicken sollte, da alle die viel Zeit und Geld in ihre Aus-/Fort- und Weiterbildung investiert haben es nicht mehr einsehen für lau irgendwo stundenlang zu stehen, wenn die entsendende Hilfsorganisation tausende von Euro in Rechnung stellt.


    So lange das dann auch - nach Abzug der Kosten - dem entsprechenden Bereich der HiOrg zugute kommt, sehe ich das Problem so nicht.

  • thh, ich stimme dir schon zu.
    Dein erster Punkt ist eigentlich auch genau was ich sagen wollte.


    Die Forderungen an Sanitätsdienste werden immer höher. Es werden immer mehr hochqualifizierte Fachkräfte gefordert - bezahlen will dafür aber niemand.


    Ich habe früher auch Stunde um Stunde bei irgendwelchen Sanitätsdiensten verbracht (und das auch gerne). Wenn ich aber heute sehe, wie viel Geld Veranstalter einnehmen, wie wenig (aber aus Helferperspektive immer noch viel) davon bei der HiOrg ankommt und wie wenig (nämlich gar nichts außer einer Bratwurst) dann beim Helfer ankommt (oft ja nicht mal Spritgeld für das Erreichen des Veranstaltungsorts mit dem eigenen Pkw), muss ich gestehen das ich es nicht mehr einsehe mir solche Dienste ans Bein zu binden.

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  • Wenn ich aber heute sehe, wie viel Geld Veranstalter einnehmen, wie wenig (aber aus Helferperspektive immer noch viel) davon bei der HiOrg ankommt und wie wenig (nämlich gar nichts außer einer Bratwurst) dann beim Helfer ankommt (oft ja nicht mal Spritgeld für das Erreichen des Veranstaltungsorts mit dem eigenen Pkw), muss ich gestehen das ich es nicht mehr einsehe mir solche Dienste ans Bein zu binden.


    Vielleicht findet auch hier - irgendwann mal - eine Professionalisierung statt.

  • Ich finde, dass das sehr wünschenswert wäre und ich glaube, dass auch hier ein Trend in diese Richtung zu erkennen ist.

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  • Dass die Veranstallter sich reichverdienen kann man pauschal auch nicht sagen - da tust du vielen Vereinen unrecht.


    Für den klassischen Verein, der ein Bockbierfest veranstalltet sind 500,- für Feuerwehr und DRK schon eine ganze Stange Geld, die neben Hallenmiete erstmal eingenommen werden müssen. Wenn dann noch das Wetter schlecht ist und keiner kommt...


    Ich verstehe natürlich, dass die Leistung entlohnt werden muss und auch soll, aber ich glaube persönlich nicht, dass der Großteil der Sandienste solche Rießenveranstalltungen mit großem Personalaufwand und Anforderungen sind.

  • Ich rede auch nicht vom Schützenverein, der einmal im Jahr eine dicke Fete schmeißt und dafür einen Sanitätsdienst braucht.


    Ich rede von, z. B. aber nicht abschließend:
    - Profisportveranstaltungen (inbesondere Bundesligafußball)
    - Konzerte
    - Versammlungen
    - und andere kommerzielle Großveranstaltungen

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  • Vielleicht findet auch hier - irgendwann mal - eine Professionalisierung statt.



    z.B. könnte ein grosser deutscher Klinikanbieter ja das Konzept der Hirslanden übernehmen :-]

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Es ist ein Problem mit vielen Aspekten:


    zum einen sind -egal ob Großveranstaltung oder Dorfkerb- die Regelungen bzgl. der Sicherheit in den letzten Jahren ständig erhöht worden.
    Das betrifft nicht nur den Sanitätsdienst, sondern umfasst dann auch Punkte wie Toiletten (inkl. Behindertentoilette), Wasser/Abwasser, Zu- und Abfahrten/Verkehrsregelung, Fluchtwege, Lagekarte (die muß bspw. stets neu gemacht werden -auch wenn sich an der Anzahl der Stände nicht geändert hat; eine Kopie wird nicht anerkannt) u.a.m.
    So habe ich bspw. als Mitglied eines Museumsvereins in den letzten fünf Jahren drei neue Regelungen bzgl. der farblichen Gestaltung für Wasserschläuche erleben dürfen.


    Ein weiterer Punkt -gerade in den Hilfsorganisationen- ist die Gewinnung neuer Aktiver.
    Die früher als selbstverständlich empfundene lebenslängliche Verpflichtung in einem Helferverein gibt es nicht mehr.
    Berufliche Mobilität, geändertes Freizeitverhalten, veränderte Prioritäten/Anforderungen seitens der Hiorg...


    Ein Punkt, den ich bei allen Hilfsorganisationen vermisse, ist die Reaktivierung ehemals aktiver Personen.
    Man hofft auf beständigen Nachwuchs und darauf, daß dieser wie Obst vom Baum fällt.
    Darüber vergisst man die Leute, die gut ausgebildet wurden und jahrelang aktiv waren - bis zur beruflichen Veränderung oder der Familienpause.
    Was mittlerweile jeder mittelständische Betrieb unter "Arbeitszeitmodelle" bzw. "Wiedereingliederung nach der Familienpause" fest kalkuliert, existiert in den Hiorg nach meiner Beobachtung bisher noch nicht einmal ansatzweise.
    Das finde ich sträflich!


    Selbst bei Großbauprojekten ist es mittlerweile üblich, daß dies von einem Firmenkonsortium gestemmt wird.
    Anstelle aber der Verein abc sich vor Ort beim Verein 123 um eine Zusammenarbeit bemüht, um einen grossen Sanitätsdienst gemeinsam leisten zu können, werden lieber ortsfremde Helfer vom Verein abc über weite Strecken herangeführt.
    Das freiwillige, unterschiedlichen Hiorg angehörenden Helferinnen eine tolle Versorgung leisten können, zeigt sich ja bspw. beim WOA


    Nicht zu übersehen ist aber auch die Qualitätskontrolle bzw. überhaupt erst die Schaffung von Standards und das Bewusstsein dafür, daß diese gepflegt werden müssen.
    Eine Hilfsorganisation ist auch ein Verein, hat also eine wesentliche soziale Funktion.
    Nicht jeder will alles machen - nicht jeder kann alles gut machen.
    Die Leitungen sind also zum einen gut beraten, wirkliche eine Förderung zu betreiben - und keine Überforderung.
    Die gleichen Leitungen müssen aber auch -und dazu fehlt nach meiner Beobachtung oft der Mut- entsprechende Leistung verlangen und bei Nichteinhaltung von Leistungskriterien nachschulen, sich ggf. im schlimmsten Fall auch einmal von einem Helfer trennen.


    Als RUD-Mitglied erlebe ich bspw. bei Übungen immer wieder die gleichen Punkte:
    - das Anziehen von Einweghandschuhen dauert minutenlang, derweil blutet der "Patient" munter vor sich hin
    - der Tragentrupp über unwegsames Gelände fixiert den "Patient" nicht auf diesem Gerät
    - persönliche Hygiene ist unbekannt, der Besitz einer Nagelschere bspw. eine unzumutbare finanzielle Belastung
    - profundes Wissen fehlt; da wird bei der Übergabe aus Angina pectoris schnell einmal Asthma (fängt ja beides mit A an :mauer: )
    Wäre ich ein Veranstalter und würde derartiges erleben, wäre die Preisschraube die allererste Konsequenz.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ein weiterer Punkt -gerade in den Hilfsorganisationen- ist die Gewinnung neuer Aktiver.
    Die früher als selbstverständlich empfundene lebenslängliche Verpflichtung in einem Helferverein gibt es nicht mehr.
    Berufliche Mobilität, geändertes Freizeitverhalten, veränderte Prioritäten/Anforderungen seitens der Hiorg...


    Warum sollte es die auch geben? Nicht wenige dieser HiOrg Vereine werden von irgendwelchen i.d.R. (sozial) ziemlich inkompetenten Dorffürsten geführt, die von Menschenführung so viel Ahnung haben wie eine Kuh vom Singen.
    Das sich jetzt der geneigte Helfer da nicht mehr drauf einlassen möchte halte ich für wenig verwegen. Schön das es früher anders gewesen ist, noch viel schöner aber das es heute nicht mehr so ist.


    Ein Punkt, den ich bei allen Hilfsorganisationen vermisse, ist die Reaktivierung ehemals aktiver Personen.
    Man hofft auf beständigen Nachwuchs und darauf, daß dieser wie Obst vom Baum fällt.
    Darüber vergisst man die Leute, die gut ausgebildet wurden und jahrelang aktiv waren - bis zur beruflichen Veränderung oder der Familienpause.
    Was mittlerweile jeder mittelständische Betrieb unter "Arbeitszeitmodelle" bzw. "Wiedereingliederung nach der Familienpause" fest kalkuliert, existiert in den Hiorg nach meiner Beobachtung bisher noch nicht einmal ansatzweise.
    Das finde ich sträflich!


    Kann ich so irgendwie nicht bestätigen. In allen HiOrgs in denen ich tätig war oder die ich aus dem direkten Umfeld kenne gibt es dieses Problem nicht.
    Oft waren die Helferinnen (bei Schwangerschaft und Co) auch nie wirklich weg. Wenn der Verein funktioniert hat. Wenn der Verein nicht funktioniert hat dann in der Regel Problem nach Absatz 1.
    Wie genau würdest du dir denn ein "Wiedereingliederungsmodell" in einer HiOrg vorstellen - für Ehrenamtliche?
    Ich kann nur für eine HiOrg und eine Feuerwehr sprechen, aber wir haben immer unsere erkrankten bzw. eingeschränkten Kameraden eingebunden.


    Selbst bei Großbauprojekten ist es mittlerweile üblich, daß dies von einem Firmenkonsortium gestemmt wird.
    Anstelle aber der Verein abc sich vor Ort beim Verein 123 um eine Zusammenarbeit bemüht, um einen grossen Sanitätsdienst gemeinsam leisten zu können, werden lieber ortsfremde Helfer vom Verein abc über weite Strecken herangeführt.
    Das freiwillige, unterschiedlichen Hiorg angehörenden Helferinnen eine tolle Versorgung leisten können, zeigt sich ja bspw. beim WOA


    Kann ich auch nicht bestätigen bzw. ist mir zu pauschal.
    Sicher gibt es das noch, aber ich glaube nicht, dass dieses Vorgehen noch die Regel ist. Ich kenne unzählige Veranstaltungen aller Größen, bei denen gemischtes Sanitätsdienstpersonal auftritt.

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  • Bzgl. der sozialen Inkompetenz gebe ich Dir völlig recht.
    Ich habe es nicht geschrieben, weil dies ja eine Pauschalierung wäre
    "Der X hat das schon immer gemacht, der X lässt keinen nachrücken und kann nicht delegieren, der X ist machtgeil, der X hat keinen Bock aus etwas Neues..."
    Das wären so die gängigen diesbezüglichen Formulierungen.
    Auch ehrenamtliche Führungskräfte benötigen eben neben einer fundierten Grundausbildung eine begleitende Schulung, ggf. sogar Supervision.
    Das sollte nicht nur zur Verfügung stehen, sondern "von oben" eingefordert werden.


    Bzgl. der Re-Aktivierung habe ich anderes mehrfach erlebt.
    Im Zeitalter sozialer Netzwerke ist es heutzutage sogar möglich, Menschen zu erreichen, die zu einer Zeit aktiv waren als die schreibmaschinengeschriebene Mitgliederliste Standard war.
    Vorstellen könne ich mir eine unverbindliche Einladung (mit mehreren Terminangeboten), dabei ein Verpflegungsangebot, welches über Automatencola hinausgeht und eine Präsentation der (mittlerweile) angebotenen sozialen Dienstleistungen.
    Das wiederum mit dem unverbindlichen Angebot eines "Schnuppertages".


    Weil das viel Arbeit bedeutet, könnte dies sogar von den Hiorg vor Ort gemeinsam gestemmt werden - nach dem Motto: wenn der y sich nicht mehr für den Sanitätsdienst bei abc interessiert, hat er vielleicht jetzt Lust auf Blutspende, Verpflegungszug oder Breitenausbildung beim Verein 123 oder 456.


    Und ja...die freiwilligen Feuerwehren haben hier m.E. einen riesigen Vorsprung; hier ist die Mitgliederpflege nach meinen Beobachtungen regelhaft sogar auf das familiäre Umfeld eines Aktiven ausgerichtet.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Auch ehrenamtliche Führungskräfte benötigen eben neben einer fundierten Grundausbildung eine begleitende Schulung, ggf. sogar Supervision.
    Das sollte nicht nur zur Verfügung stehen, sondern "von oben" eingefordert werden.


    Ich behaupte jetzt mal, dass man Menschenführung nicht lernen kann.
    Entweder man kann das - oder man kann das eben nicht.


    Soll heißen, es gibt "Führungstypen" und eben welche die das nicht sind.


    Ich habe schon viele, viele Lehrgänge für Führungskräfte(nachwuchs) mitgemacht - jemand der Menschenführung vom Typ her beherrscht wird da sicher gewinnbringendes lernen können. Alle anderen halten sich danach für den Größten, haben aber die Botschaft nicht begriffen.

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  • "Konkurrenz belebt das Geschäft." heißt es ja immer. In diesem Bereich ist das genaue Gegenteil der Fall (und es gibt andere Bereiche, bei denen das IMHO auch so ist). Ich bin da wenig eingebunden, aber soweit ich weiß, hat "meine" HiOrg in einigen Ecken nicht wg. Helfermangel, sondern wg. Preisdumping der "Mitbewerber" arge Probleme, ihre Dienstleistung überhaupt noch verkaufen zu können.
    Extrembeispiel: privater Krankentransporteur bietet den SanDienst komplett kostenlos an, einfach aus Gründen der Außenwirkung. Da kann man als HiOrg, die nebenbei auch bestimmte Vorstellungen von Qualität hat, kaum gegen anstinken.


    Aber hier geht's ja eigentlich um den Helfermangel. Gestiegene Qualitätsanforderungen seitens der Veranstalter bzw. der Behörden machen es da nicht leichter. Ich hab oft den Eindruck, dass mittlerweile bei jedem Mist unbedingt ein RTW zu stehen hat. Erstens ist es natürlich nicht ganz so einfach, eine den gesetzlichen Vorgaben entsprechende Besatzung parat zu haben, andererseits ist ein RTW meiner Meinung nach überhaupt nicht geeignet, eine größere Veranstaltung abzusichern (allein schon der Materialvorrat passt nicht).
    Den freundlichen, höflichen, umgänglichen, zuvorkommenden Helfer, der seiner HiOrg-Tätigkeit in seiner Freizeit nachgeht, gibt es leider auch nur in endlicher Stückzahl. Wenn man an den Punkt kommt, nur noch diejenigen schicken zu können, die außer der HiOrg kein Leben haben oder anderweitig merkwürdig sind, geht die Sache mittelfristig den Bach runter.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • In meinen Breitengraden ist es leider noch öfters so das die jeweiligen OV der Hiorgs weitestgehend ihr Führungspersonal aus altgedienten Mitgliedern rekrutieren. Das führt nach meinen Beobachtungen und eigenen Erfahrungen dazu, dass zwar viel gejammert wird aber wenig dafür den Getan wird den Ist-Zustand zu ändern. Der Ist-Zustand ist das in meiner Region in den letzten 4 Jahren 2 DRK OV die Segel gestrichen haben weil keine oder nur noch wenige Mitglieder dawaren und es mindestens noch 3 andere gibt die vor sich hindümpeln und auf kurz oder lang Ebenfalls ein Ende abzusehen ist. "Moderne"Konzepte zur Mitgliederwerbung zb via Facebook, intressante Freizeitangebote, bekannt machen des OV durch aktionen fehlen weitesgehend. Und wenn mann doch neue Mitglieder erfolgreich geworben hat muss man für diese "Intressant" bleiben zb durch etablierung einer First-Responder Gruppe oder besetzung eines Hintergrung KTW(der in den Abendstunden und am WE ausserhalb der regelvorhalte Zeiten der KTW´s fährt). Immer nur Üben und hin und wieder ein Brandeinsatz o.ä. bei dem man weitesgehend nur rum steht lockt halt auf dauer Niemand mehr hinterm Ofen vor. Da hat die FW zb einfach mehr zu bieten. Neben der technischen Komponente kommen da regelmäßige Einsätze dazu. Man fühlt sich gebraucht. Alls kleines Bsp wie man sich erfolgreich "neu erfinden" kann ist die Bergwacht Schwarzwald dort sind junge, motivierte Menschen ans Ruder gekommen und seit dem gibt es eine anständige Pressearbeit,regelmäßig gepflegte Facebook-Page und man ist oft in der Lokalen Presse vertreten und informiert darüber was man tut und kann. Dadurch wurde der Bekanntheitsgrad der BW hier im Scharzwald immens gesteigert und die wenigsten Ortsgruppen haben Nachwuchssorgen.

  • Ein Problem ist glaube ich, neben allem was Blasco richtig beschrieben hat, auch, dass viele HiOrgs probieren Systeme am Leben zu erhalten, die einfach nicht mehr zeitgemäß sind.


    Es nützt zum Beispiel gar nichts, einen RTW vorzuhalten und damit Mitglieder zu locken, der aber aufgrund mangelnder Einbindung in die AAO niemals (oder erst beim Weltuntergang alarmiert wird).
    Wenn man es aber schafft zu erreichen, dass ein RTW aus einer SEG o.ä. bei Brandeinsätzen >60min den Regelrettungsdienst dort ablöst erhöht man die Auslastung der SEG, steigert damit die Motivation, kann sich als verlässlicher Partner etablieren und der Regelrettungsdienst kann sich um die echten Probleme des Lebens kümmern (und freut sich nicht selten über die Rückkehr in die warme Stube).

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  • Die notfallmedizinische Absicherung von Veranstaltungen ist doch genau der Bereich, der in der Notfallmedizin gut ausgeschrieben werden kann. Und wir sprechen hier eben nicht vom 10-Jahres-Jubiläum des örtlichen Kaninchenzüchtervereins, sondern von Grossveranstaltungen.


    Und warum soll ich das nicht in die Hände einer Firma geben, die dafür Geld bekommt und ihre Helfer auch entsprechend entlohnt (das kann ja durchaus eben auch eine Hilfsorganisation sein z.B.). Warum das unbedingt ehrenamtlich gemacht werden muss, erschliesst sich mir wiederum aber nicht, schliesslich sind das auch kommerzielle Veranstaltungen. Nur weil sich auch hier wieder die Hilfsorganisationen und später die privaten Anbieter seit Jahrzehnten für nen Appel und nen Ei verkaufen ist das Unverständniss gross, wenn plötzlich Geld für Arbeitszeit und Material verlangt wird (was jeder andere Beteiligte an den Veranstaltungen, wie z.B. oft auch die Feuerwehr, selbstverständlich auch macht). Der jeweilige Sicherheitsdienst an diesen Veranstaltungen macht das schliesslich auch nicht für ne Bratwurst und nen Cola. Aber auch hier: wenn sich die Anbieter natürlich mit Dumping-Angeboten gegenseitig kaputt machen wollen, funktioniert das natürlich nur sehr sehr kurzfristig.
    Auch das funktioniert in anderen Ländern komischerweise auch ganz gut. Ein Helfer bei der Streetparade z.B. bekommt einen ganz normalen Stundensatz für seine Arbeit. Und das sind dann nicht gerade wenig Helfer...


    Und bei den "kleinen" SanDiensten wie z.B. bei Theateraufführungen, Pfarrfesten o.ä., ohne besonderes Gefährdungspotential, muss man sich halt auch ernsthaft mal fragen, ob es da wirklich einen "Sanitäter" vor Ort braucht, oder ob der lokale Rettungsdienst nicht einfach kommt, wenn da ein Besucher kollabiert (auch hier: nur weil man's schon immer macht muss es nicht immer gut/notwendig sein). Und Kopfschmerztabletten gibt's in der Apotheke wie "im echten Leben sonst auch".

  • Das Problem ist, dass viele Ordnungsämter nach Duisburg aufgewacht sind und hinter jeder Veranstaltung den Massenexodus vermuten. In einer angrenzenden Großgemeinde gab es vor zwei Jahren eine Reanimation bei einem kleinen Fest, so dass jetzt fast jede Veranstaltung im Ort sanitätsdienstlich abgesichert werden muss.


    Hier kommt das nächste Problem. Durch die Vielzahl an Einsätzen und Veranstaltungen verschleisst man seine Leute, so dass irgendwann auch die die Schnauze voll haben. Selbst ein breit aufgebauter Mitarbeiterstamm streikt dann irgendwann und hat keinen Bock mehr auf Pferdesport... Zudem nimmt subjektiv die Anzahl an Veranstaltungen zu.
    Man könnte jetzt sagen, wir professionalisieren das System Sanitätsdienst und bezahlen die Leute, aber auch hier sind relativ schnell die Summen der nichtsozialversicherungspflichtigen Tätigkeit erreicht. Da man zudem über viele Jahre aber von Seiten der HiOrgs den Sanitätsdienst subventioniert hat, sprich alles für nen schmalen Taler angeboten hat, ist es auch hier das Problem, entsprechende Geldbeträge zu generieren, damit man überhaupt erstmal die Leute bezahlen kann. Das Bild des Bratwurst futternden Sanis mit seiner Rotkreuztasche ist beim Thema Bezahlung eben immer noch präsent...
    Geld muss aber auch im OV hängen bleiben, da der Anspruch von Ordnungsämtern und Veranstaltern steigt, was z.B. technische Ausrüstung angeht. 1200,- Euro Med Tüv für einen Medumat wollen eben auch erstmal erwirtschaftet werden.


    Meiner Meinung nach wird es auch im Sanitätsdienst zu einer umfassenden Professionalisierung in Form von hauptamtlichen Mitarbeitern kommen. Der ehrenamtliche Helfer wird aussterben. Die Konsequenz wird aber auch sein, dass wir eines Tages in der Zeitung lesen werden, dass Veranstaltungen nicht stattfinden werden, weil es kein Sanitätsdienst gibt.
    Zudem fehlt es an einer Ausbildung, die sich ganz um Belange des Sanitätsdienst kümmert. Org.-Leiter oder Zugführer KatS werden den Ansprüchen zur Planung und Durchführung von umfangreichen Einsätzen keineswegs gerecht.

  • Zu Recht - das ist nämlich der Anfang vom Ende des Ehrenamtes. Wenn's ehrenamtlich nicht mehr geht, muss es eben entlohnt laufen ...



    So lange das dann auch - nach Abzug der Kosten - dem entsprechenden Bereich der HiOrg zugute kommt, sehe ich das Problem so nicht.


    Wieso? Hier in der Schweiz bekommt ein Samariter( vergleichbar mit dem deutschen Ehrenamt) 30 Franken pro Stunde. Auch verdienen die First Responder einen Pauschalbetrag + einen Betrag pro weitere Stunde. Sogar die ehrenamtlichen Feuerwehrleute bekommen pro Übung bzw Einsatz Geld. Und diese Menschen machen das zu einem Großteil nicht für das Geld was sie bekommen.