Immer mehr Beschäftigte im Rettungsdienst

  • Das statistische Bundesamt hat heute seine Zahlen zu den Beschäftigten im Gesundheitswesen für das Jahr 2014 veröffentlicht. Demnach waren in den Rettungsdiensten im Jahr 2014 insgesamt 55.000 Personen beschäftigt. Nach wie vor überwiegen männliche Beschäftigte mit 39.000 zu 16.000 weiblichen Beschäftigten. Zum Vergleich: im Jahr 2000 gab es noch 43.000 Beschäftigte in den Rettungsdiensten, darunter 33.000 männliche und 10.000 weibliche Beschäftigte.


    Quelle und ausführliche Zahlen: https://www-genesis.destatis.d…abelleErgebnis/23621-0001


    Siehe auch die Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit

  • Das passt ja ganz gut zu einem anderen aktuellen Thema hier im Forum. Wenn immer mehr zu tun ist, müssen zwangsläufig mehr Autos und somit mehr Personal auf die Straße.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das passt ja ganz gut zu einem anderen aktuellen Thema hier im Forum. Wenn immer mehr zu tun ist, müssen zwangsläufig mehr Autos und somit mehr Personal auf die Straße.


    Zumindest solang kein Paradigmenwechsel in Sicht ist

  • Früher war mehr Personal in den Kliniken beschäftigt. Heute liegt der Patient eben rollend auf der Straße und nicht mehr stationär. Daher stellt dich für mich nur eine Verschiebung der Beschäftigungsortes in dieser Statistik dar.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Das passt ja ganz gut zu einem anderen aktuellen Thema hier im Forum. Wenn immer mehr zu tun ist, müssen zwangsläufig mehr Autos und somit mehr Personal auf die Straße.

    Ein Trend, der bei uns hier im ZRF zumindest noch nicht so richtig eingesetzt hat...

  • Betrachtet man die Stellenanzeigen in Fachzeitschriften und im Internet, scheint es immer schwieriger zu werden, Personal zu finden.

  • Gut.


    Schwieriger wird es bis dahin sein, einen Ausbildungsplatz zu finden.

    Das ist mir auch schon aufgefallen, nachdem ich mich in letzter Zeit aus reinem Interesse mal erkundigt habe. Ist halt kein so "typischer" Beruf wie Industriekaufmann :unknown:

  • Was mir bei den immer neuen Superlativen in der Quantität des Rettungsdienstes Sorgen macht, ist die Erfahrung des Personals mit (echten) Notfällen. Wenn man die 55.000 Beschäftigte im Rettungsdienst (vermutlich Vollzeitäquivalente) und die etwa 45.000 Berufsfeuerwehrleute (sagt meine wenig verläßliche Internetrecherche) addiert, sind das über den Daumen 100.000 Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten. Mit der Überlegung, dass es etwa 18.000 Polytraumen im Jahr gibt, kann man davon ausgehen, dass der Durchschnittsmitarbeiter alle knapp zwei Jahre mal ein Polytrauma versorgt...

  • Das ist mir auch schon aufgefallen, nachdem ich mich in letzter Zeit aus reinem Interesse mal erkundigt habe. Ist halt kein so "typischer" Beruf wie Industriekaufmann :unknown:


    Wenn Du zufällig aus der Nähe von Hannover kommst (oder flexibel bist), dann könnte ich Dir da ein paar Adressen und Tipps zu kommen lassen. Hier starten jedes Jahr mehrere NotSan-Jahrgänge (HiOrg und BF).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was mir bei den immer neuen Superlativen in der Quantität des Rettungsdienstes Sorgen macht, ist die Erfahrung des Personals mit (echten) Notfällen. Wenn man die 55.000 Beschäftigte im Rettungsdienst (vermutlich Vollzeitäquivalente) und die etwa 45.000 Berufsfeuerwehrleute (sagt meine wenig verläßliche Internetrecherche) addiert, sind das über den Daumen 100.000 Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten. Mit der Überlegung, dass es etwa 18.000 Polytraumen im Jahr gibt, kann man davon ausgehen, dass der Durchschnittsmitarbeiter alle knapp zwei Jahre mal ein Polytrauma versorgt...


    Es sind ja nicht nur die dicken Polytraumen die zu retten sind. Auch andere Notfälle, wenn vielleicht auch unspektakulärer wie ein Polytrauma, haben kompetente und erfahrene Teams verdient. Und die kommen durchaus schon täglich vor. Meiner Meinung nach sollten diese Teams bzw. Mitarbeiter dann auch nur noch in der Notfallrettung eingesetzt werden und vom Krankentransport befreit werden. Hier gibt es HiOrg-Rettungswachen, die haben so viele KTW im Dienst, dass diese Kollegen ähnlich viel (oder wenig) auf einem RTW sitzen wie ein Berufsfeuerwehr-Kollege. Zusätzlich sollte es ein Fortbildungsprogramm geben, dass jährlich bestimmte Fertigkeiten und SOP abfragt und überprüft. Richtig toll wäre es ja, wenn dazu noch ein jährliches Praktikum in der Anästhesie kommen würde.


    All das, die Kompetenz und Erfahrung, nutzt dann aber nichts, wenn einem die notwendigen "Werkzeuge" dazu nicht an die Hand gegeben werden. Ich habe heute im Tagesdienst einen RTW besetzt. Mein Kollege ist auch wie ich selbst Notfallsanitäter, ist ebenfalls seit vielen Jahren dabei. Wir waren bei einem Patienten mit einem fokalen Krampfanfall, die Meldung dazu war Hyperventilation, der in einen generalisierten Krampfanfall überging. Es ist nicht schön mit ansehen zu müssen wenn man quasi nichts tun kann, mal von den Basics abgesehen. Seit 2007/2008 werde ich jährlich als RettAss in einem festen Curriculum fortgebildet, wozu auch Midazolam bzw. die SOP Krampfanfall gehört. Letztes Jahr um diese Zeit war ich Prüfungsstress zum NotSan, habe es da auch noch einmal gelernt. Trotz das ich jahrelang, ja bald ein Jahrzehnt lang, jährlich mich "neu beweisen" muss, u.a. auch an diesem Medikament, so fehlt es doch immer noch auf meinem RTW. Man orientiert sich an der Beladung immer noch an der BÄK-Aussage von 1994, ausgenommen das Amiodaron. Nun ja, aber nun ist es am 01.04. endlich soweit. Die Beladung wird nach dem aktuellen RettAss-Curriculum angepasst. So viele RettAss gibt es mittlerweile auf meiner Wache jedoch nicht mehr. Alles sehr unbefriedigend! Ich bin mal gespannt, wann es für den NotSan bald so weit ist...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es sind ja nicht nur die dicken Polytraumen die zu retten sind. Auch andere Notfälle, wenn vielleicht auch unspektakulärer wie ein Polytrauma, haben kompetente und erfahrene Teams verdient. Und die kommen durchaus schon täglich vor. Meiner Meinung nach sollten diese Teams bzw. Mitarbeiter dann auch nur noch in der Notfallrettung eingesetzt werden und vom Krankentransport befreit werden. Hier gibt es HiOrg-Rettungswachen, die haben so viele KTW im Dienst, dass diese Kollegen ähnlich viel (oder wenig) auf einem RTW sitzen wie ein Berufsfeuerwehr-Kollege. Zusätzlich sollte es ein Fortbildungsprogramm geben, dass jährlich bestimmte Fertigkeiten und SOP abfragt und überprüft. Richtig toll wäre es ja, wenn dazu noch ein jährliches Praktikum in der Anästhesie kommen würde.

    War auch nicht so gemeint, dass nur Polytraumen wichtig wären. Aber alles andere ist zahlenmäßig noch schwerer zu fassen.

    All das, die Kompetenz und Erfahrung, nutzt dann aber nichts, wenn einem die notwendigen "Werkzeuge" dazu nicht an die Hand gegeben werden. Ich habe heute im Tagesdienst einen RTW besetzt. Mein Kollege ist auch wie ich selbst Notfallsanitäter, ist ebenfalls seit vielen Jahren dabei. Wir waren bei einem Patienten mit einem fokalen Krampfanfall, die Meldung dazu war Hyperventilation, der in einen generalisierten Krampfanfall überging. Es ist nicht schön mit ansehen zu müssen wenn man quasi nichts tun kann, mal von den Basics abgesehen. Seit 2007/2008 werde ich jährlich als RettAss in einem festen Curriculum fortgebildet, wozu auch Midazolam bzw. die SOP Krampfanfall gehört. Letztes Jahr um diese Zeit war ich Prüfungsstress zum NotSan, habe es da auch noch einmal gelernt. Trotz das ich jahrelang, ja bald ein Jahrzehnt lang, jährlich mich "neu beweisen" muss, u.a. auch an diesem Medikament, so fehlt es doch immer noch auf meinem RTW. Man orientiert sich an der Beladung immer noch an der BÄK-Aussage von 1994, ausgenommen das Amiodaron. Nun ja, aber nun ist es am 01.04. endlich soweit. Die Beladung wird nach dem aktuellen RettAss-Curriculum angepasst. So viele RettAss gibt es mittlerweile auf meiner Wache jedoch nicht mehr. Alles sehr unbefriedigend! Ich bin mal gespannt, wann es für den NotSan bald so weit ist...

    Wie? Ihr habt kein Benzodiazepin auf dem Auto? Kein Diazepam, kein Midazolam, kein Lorazepam? Nichts?!

  • Wie? Ihr habt kein Benzodiazepin auf dem Auto? Kein Diazepam, kein Midazolam, kein Lorazepam? Nichts?!

    Doch, Diazepam als Rectiole. Aber halt nur für Kinder freigegeben und selbst wenn, irgendwie doof während eines Krampfes an das Gesäß ran zu kommen. Aber nach 8, naja eher 9 Jahren, hat das ja nun auch bald ein Ende. Am 01.04. ist dann endlich Midazolam auf dem Auto für i.v./nasal. Einige Dinge verbessern sich dann endlich mal. Mir graust es nur davor, wie lange wohl es für den NotSan dauern wird. Das ärgerliche heute war ja auch dabei, dass wir bereits einen i.v.-Zugang am Patienten gesichert hatten. Hätte quasi gleich los gehen können...


    Der Rettungsdienst war hier in den 90ziger Jahren, mal abgesehen von der HiOrg-Leitstellenvielfalt damals, schon ein Vorzeige-RD. Umliegende Landkreise waren hier oft noch nicht soweit. Die RettSan hatten damals schon recht viele Freiheiten. Intubation, manuelle Defibrillation, i.v.-Zugang und einige ausgewählte Medikamente. Hat sich niemand dran gestört. Die letzten 15 Jahre hatte ich eher so das Gefühl, dass Sparsamkeit, Ausschreibungen (somit auch Konkurenz unter den HiOrg) und rechtliche Korrektheit wichtiger waren wie Fortschritt im Rettungsdienst. Gefühlt hatten uns die Nachbarlandkreise bald überholt. In vielen Dingen ist mein Kreis jahrelang stehen geblieben. Ich vermute hier einen ganz deutlichen Einfluss vom Ausschreibungsdruck. Dem Rettungsdienstträger fehlen leider einige entscheidene Kompetenzen im Fachgebiet, die im Regelfall aus Juristen und Verwaltungsmenschen bestehen. Hier würden ein paar Neuzugänge mit einem geeigneten Studium und rettungsdienstlichen Background sicher gut tun. Der ÄLRD hat sich in den vergangenen Jahren eher mit einheitlicher Bekleidung, Fahrzeugbeklebung und Statistik/Ausschreibungen beschäftigen müssen. Die einheitliche Beladung der Fahrzeuge, sowie die Aus- und Fortbildung des Personals, ist viele Jahre zu kurz gekommen. Diese wurde jetzt von einem anderen ÄLRD übernommen und somit einheitlich in zwei RD-Bereichen umgesetzt. Daher kommt nun endlich auch Bewegung in die Sache.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    3 Mal editiert, zuletzt von Harris NRÜ () aus folgendem Grund: Zu so später Stunde klappt das nicht mehr so mit der Rechtschreibung...

  • War auch nicht so gemeint, dass nur Polytraumen wichtig wären. Aber alles andere ist zahlenmäßig noch schwerer zu fassen.

    Okay, na dann :drinks:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ihr habt aber schon die Definition gelesen, oder ?

    Rettungsdienste beinhalten die Leistungen des Krankentransportes und der Notfallrettung.


    Sprich der Personalzuwachs fängt beim Liegendtaxi/Krankenbeförderungs-Rettungshelfer an und endet beim HCM/Notfallsanitäter. Der Erfahrungslevel schwankt damit auch erheblich.
    Ich schätze das auch Dozenten, Disponenten, Wachenleiter und andere Funktionsträger die nicht (mehr) unters "fahrende Volk" kommen mit unter diese Zahlen fallen.

    Einmal editiert, zuletzt von El Mosquito ()

  • Gefühlt hatten uns die Nachbarlandkreise bald überholt. In vielen Dingen ist mein Kreis jahrelang stehen geblieben. Ich vermute hier einen ganz deutlichen Einfluss vom Ausschreibungsdruck.

    Ich denke nicht nur gefühlt. Diazepam i.v. ist seit Jahren bei uns offiziell für Krampfanfall freigegeben. Auch Midazolam mit MAD haben wir eine ganze Weile auf dem auf dem Auto, CPAP Möglichkeit, etc. (vom Digitalfunk mal ganz zu schweigen :-P ) und unsere Fortbildungen werden auch des öfteren von Menschen aus Haland besucht.

  • Letztes Jahr um diese Zeit war ich Prüfungsstress zum NotSan, habe es da auch noch einmal gelernt. Trotz das ich jahrelang, ja bald ein Jahrzehnt lang, jährlich mich "neu beweisen" muss, u.a. auch an diesem Medikament, so fehlt es doch immer noch auf meinem RTW. Man orientiert sich an der Beladung immer noch an der BÄK-Aussage von 1994, ausgenommen das Amiodaron.


    Fährst du in Berlin?
    :-D


    Das ist einfach so ungewohnt für mich... :-/

  • Fährst du in Berlin?
    :-D


    Das ist einfach so ungewohnt für mich... :-/


    Wir haben zwar alles auf dem Auto, aber es wird quasi nie durch RFP etwas gegeben. Lediglich beim Unterzucker gibt es einige RA die schon mal Glukose spritzen. :pfeif:

  • Zitat

    Wir haben zwar alles auf dem Auto, aber es wird quasi nie durch RFP etwas gegeben. Lediglich beim Unterzucker gibt es einige RA die schon mal Glukose spritzen. :pfeif:


    Dein Ernst jetzt?

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."