Notarzt zur Unterstützung in der Berliner Leitstelle - Neues Gesetz soll der Feuerwehr mehr Tempo geben

  • Zitat

    Der Berliner Senat will mit einem neuen Gesetz dafür sorgen, dass die Feuerwehr wieder schneller wird. Die Landesregierung verabschiedete die Vorlage dazu am Dienstagabend. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass in der Leitstelle künftig ständig ein Notarzt anwesend ist. Der Mediziner solle helfen, bei Notrufen die schwierigen Fälle von den weniger dramatischen unterscheiden zu können. Krankenhäuser sollen zudem der Leitstelle freie Kapazitäten melden, damit die Rettungswagen bei ihren Einsätzen die jeweils am besten geeignete Klinik ansteuern können.


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    Also irgendwie erfindet Berlin Teile des Rettungsdienstes immer wieder neu... :cray: Und so wirklich Vertrauen hat man zu seinem Leitstellenpersonal wohl auch nicht...

  • Ich finde es birgt für Rettungsdienste in denen die Kompetenzen des nicht-ärztlichen Rettungsdienstes derart beschnitten sind einige Chancen zur Weiterentwicklung.


    Vielleicht könnte sich der Berliner Rettungsdienst ja durch einen Journalarzt wie bei der Wiener Berufsrettung qualitativ mausern.


    Wenn der Arzt natürlich nur für die Abfrage eingesetzt werden sollte, würde sich mir der Sinn auch nicht vollständig erschließen.

  • In diesem Fall "erfindet" Berlin den Rettungsdienst im Vergleich zu weiten Teilen der BRD tatsächlich neu.


    Bis auf die wenigen Leitstellen mit KV-Arzt vor Ort (nicht 24h/7d), gibt es meiner Kenntnis nach keine weitere (Groß-) Leitstelle in Deutschland, die ständig einen Arzt vor Ort hat.


    Ich glaube für Köln war das geplant, bin mir aber nicht sicher wie die Umsetzung funktioniert.
    In Düsseldorf kann man das Oberarzt/LNA-NEF anrufen. In Duisburg war der alte ÄLRD quasi ständig erreichbar.


    Gute Idee als Rückfall-/Entscheidungsebene und dies hat rein gar nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun.
    Hatten wir ja in Bezug auf GB mit dem Hintergrund-Paramedic bereits kürzlich erneut angesprochen.

  • Auch ein universitär ausgebildeter Mensch wird aus unklaren Angaben kein genaues Meldebild machen.


    Ein 24/7-Dienst mit anwesenden Notärzten ist zudem nicht nur ein Peanuts-Betrag.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Und den zentralen Bettennachweis, der im Rest der Republik seit Jahren funktioniert, hat man in Berlin verschlafen?!

  • Ich denke nicht das sich viel an der Anfrage ändert, vielleicht wird sich etwas optimiert oder angepasst. Ansonsten halte ich es aber für eine gute Idee. Das macht die Entscheidungsfindung vielleicht einfacher.

  • Der Notarzt in der Leitstelle wird der Ansprechpartner für die Notfallsanitäter auf den RTW sein!
    Der sogenannte Telenotarzt.
    Die Leitstelle in Berlin hatte vor ewigen Zeiten mal Notärzte zu Besuch die mit ihrem Hintergrundwissen disponieren sollten.
    Ich glaube man könnte 100 NEF in Dienst stellen, die würden nicht ausreichen.....
    Getreu dem Motto: " Hörst du Hufgetrappel, muss es ein ...... Zebra sein!!"


    Für die vor Ort handelnden NotSan ist der Telenotarzt eine Bereicherung ob dadurch die Eintreffzeiten besser werden, darf jeder selbst entscheiden. ;-)

  • Hilfreich wäre der Tele-NA dann, wenn der NotSan gültige SOP für den Einsatzdienst hätten.



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  • Und den zentralen Bettennachweis, der im Rest der Republik seit Jahren funktioniert, hat man in Berlin verschlafen?!

    "Im Rest der Republik" ist jetzt aber stark übertrieben.


    Wartet doch einfach mal ab, wie das Ganze im Echtbetrieb wirklich aussehen wird.


    Da man in Berlin ProQA MPDS einsetzt, könnte es durchaus sein, dass man in Zukunft auch das LowCode System des gleichen Anbieters verwenden möchte (wird in Kürze auf deutsch verfügbar sein). Der Arzt könnte hier eine relevante Rolle bei der Entscheidungsdelegation und der Qualitätssicherstellung spielen.


    Es laufen derzeit verschiedenen Projekte in anderen Leitstellen, um der überproportional steigenden Anzahl von Notrufen und Hilfeersuchen herr zu werden und neue "Beratungs- und Behandlungspfade" zu implementieren, z.B. SAT 144 – Sozialarbeitsgestützte telefonische Triage bei Notruf 144. Ergebnisse sind aber nicht sonderlich zeitnah zu erwarten.


    Interessant finde ich auch das angestrebte "three-tiered response system" mit einer BLS Komponente (aktuell RettSan/RettAss), einer nicht-arztbesetzten ALS Komponente (RTW mit NotSan, entsprechendem Equipment und den dazugehörenden Kompetenzen) und einer arztbesetzten ALS/Critical Care Komponente. Wenn man das richtig macht und auf die entsprechenden Indikationen gut abstimmt, könnte das ein spannender, sowie durchaus richtungsweisender Ansatz sein.

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  • Wartet doch einfach mal ab, wie das Ganze im Echtbetrieb wirklich aussehen wird.


    Solange der Senat weiter mit der Kostenkeule schwingt, wird bei der ganzen Sache nix vernünftiges rauskommen. Ich lasse mich aber gerne überzeugen, wenn das System denn dann läuft und sich als sinnvoll erweist. Derzeit sehe ich da allerdings genauso schwarz, wie bei der zeitnahen Inbetriebnahme von BER.

  • Interessant finde ich auch das angestrebte "three-tiered response system" mit einer BLS Komponente (aktuell RettSan/RettAss), einer nicht-arztbesetzten ALS Komponente (RTW mit NotSan, entsprechendem Equipment und den dazugehörenden Kompetenzen) und einer arztbesetzten ALS/Critical Care Komponente. Wenn man das richtig macht und auf die entsprechenden Indikationen gut abstimmt, könnte das ein spannender, sowie durchaus richtungsweisender Ansatz sein.


    Genau das habe ich mir in meiner rosaroten Welt während eines Berlin-Besuches vor ein paar Tagen auch gedacht. Berlin hat den Vorteil als Stadtstaat leichter entsprechende Gesetzesgrundlagen zu schaffen.


    Ganz simpel vorgestellt habe ich mir einen Standort mit mehrern RTW-BLS (RTW Berlin wie bisher), 1-2 RTW-C (RTW wie von Dir beschrieben mit NotSan) sowie ein NEF.
    Die jeweiligen Alarmierungskonstellationen bzw. die Alarm- und Ausrückordnung müssen entsprechend vom ÄLRD an das Abfrageprotokoll der Leitstelle angepasst werden.


    Selbstverständlich funktioniert das auch mit verteilten Standorten (siehe aktuelle Ausgangslage mit getrennte RTW- und NEF-Standorten).


    Bei NA-Stichworten (z.B. Reanimation) rückt von diesem Standort z.B. das NEF und ein RTW-BLS aus.
    Bei NotSan-Stichworten (für den Anfang z.B. Schlaganfall oder auch Brustschmerzen ohne Atemnot) nur der RTW-C.
    Bei BLS-Stichworten (z.B. Blutung Fuss ohne Kreislaufbeschwerden) entsprechend der RTW-BLS.


    Sollte ein höherwertiges Rettungsmittel (NEF oder RTW-C) nicht zeitnah zur Verfügung stehen rückt parallel ein RTW-BLS aus (bzw. bei bestimmten Stichworten wie "Reanimation" immer).
    Ist das zuständige und ein weiteres NEF nicht verfügbar, rückt ebenfalls der RTW-C (ggf. zusammen mit dem RTW-BLS) aus und das NEF kommt von weiter weg.


    Idealerweise kann man mit den Kassen vereinbaren, dass diese die Kosten für einen First Responder (vor allem HLF) übernehmen (z.B. Pauschal 50 €/Einsatz), sodass immer dann wenn ein RTW-BLS zur Überbrückung der Eintreffzeit des RTW-C ausrücken würde (beim NA-Einsatz ist er immer mit dabei), anstatt dessen ein HLF oder FW-Pkw als FR ausrückt. Auf diese Weise sparen die Kassen die Kosten für zusätzliche RTW-BLS, da ja eine Transporteinheit in Form der RTW-C verzögert eintrifft, und der Stadt Berlin werden die Kosten für das HLF erstattet.


    Bei allen sonstigen Einsätzen mit hoher Priorität (eine weitere Abstufung wie z.B. in England wäre auch nicht schlecht) werden FR-Einheiten sowieso alarmiert, auch wenn es sich nur um 1-2 Minuten Zeitvorteil handelt.


    Man muss nur schauen, ob die RTW-C auch ausreichende "dicke Dinger" wie Reanimation mitversorgen und nicht nur Einsätz unterhalb ihrer neuen Notarzt-Schwelle haben.

  • Sehr spannende Ideen. Ich würde mir jetzt noch das fahr mal gucken-Auto/Motorrad wünschen sowie die Sicherstellung das der ÄBD auch kommt wenn man ihn benötigt.

  • Stellenausschreibung für den Telenotarzt "Medizinaldirektor" gestern gesehen:
    A15/E15 TV-L.


    Zumindestens lohnt es sich monetär.


    Berlin hat zwar keene Kohle aber mindestens 6 A15er schaffen wa noch....

  • Stellenausschreibung für den Telenotarzt "Medizinaldirektor" gestern gesehen:
    A15/E15 TV-L.


    Zumindestens lohnt es sich monetär.


    Berlin hat zwar keene Kohle aber mindestens 6 A15er schaffen wa noch....


    Wenn man vernünftiges Personal will, muss man es auch vernünftig bezahlen. Da finde ich A15 völlig okay.

  • So viel ist A15 für einen Oberarzt gar nicht. Stufe 1 ist unter 60.000 Euro/Jahr.


    Nun, die nicht so überragende Bezahlung ist Kennzeichen des öffentlichen Dienstes. Mit A16 (Leitender Medizinaldirektor) ist - auch für den Chefarzt - normalerweise Schluss; Oberärzte finden sich in den Besoldungsgruppen A14 oder A15, Ärzte entsprechend in A13 oder A14. Das wird man, klar, nicht so wirklich reich, das gilt aber für vergleichbare Ämter in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes. Insofern ist das schon eine einigermaßen gut dotierte Stelle, unmittelbar unter dem Ärztlichen Direktor als Leiter einer Klinik ...


    (Die Amtsbezeichnungen lassen sich 1:1 auf die verschiedenen Laufbahnen umsetzen. Ein Medizinaldirektor entspricht mithin einem Branddirektor, Polizeidirektor, Studiendirektor, Regierungsdirektor, militärisch dem Oberfeldarzt oder Oberstleutnant. Ob sich eine BF einen Branddirektor dauerhaft in die Leitstelle setzen würde ... ich weiß nicht.)