[München] Schusswechsel im Einkaufszentrum - Tote werden befürchtet

  • Ich kenne Münchens Konzept nicht explizit, aber in der Regel wird kein RD Personal in die heiße Zone gelassen. Ergo können die Patienten schonmal etwas liegen, ehe man sich um die kümmern kann. Die GSG9 etwa, sucht den Angreifer, und übersteigt auch durchaus Verletzte, während sie den Täter noch suchen. Es könnte also schon sein, das Patienten eine Weile brauchten, ehe sie in KH gebracht wurden.


    Aber das ist alles ziemlich spekulativ zur Zeit. Vielleicht waren die KH ja auch Zeitnah entsprechend alarmiert, die Presse aber nicht. :hi:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Eine Verwandte die als OP-Pflegerin in einer Münchner Klinik arbeitet (Name kann ich auf ihren Wunsch nicht nennen) wurde kurz vor 19 Uhr einbestellt. Es wurde wohl der klinikinterne Plan "Externer Großschadenslage" ausgelöst, der das komplette dienstfreie chirurgische und anästhesistische Personal aktiviert.
    Ich gehe deshalb davon aus, dass es auch in den anderen Münchner Häusern nicht anders lief und es nur von den Medien zeitlich verzögert aufgeschnappt wurde.
    Was sie aber gesagt hat: Viele Angestellte wollten kommen, konnten aber nicht, weil kein ÖPNV und keine Taxis fuhren. Sicherlich auch ein Aspekt, der bei der zukünftigen Beplanung derartiger Schadenslagen berücksichtigt werden muss.

  • Das ist sicher richtig, aber wahrscheinlich habe ich mich nicht gut genug ausgedrückt. Die Gefahrenabwehrbehörden haben sicher schnell von der Lage erfahren und haben sicher die Krankenhäuser früh von einem möglichen Massenanfall von Verletzten informiert. Laut Medien wurde um 21:38 Uhr (Quelle tagesschau24.de) der Katastrophenfall im Klinikum München (nur in einem Haus?) ausgelöst. Das Ereignis war jedoch schon knapp 4 Stunden zuvor. Diese Zeitspanne finde ich recht lang um festzustellen (von der Klinikleitung), dass mit einer großen Anzahl von Verletzten zu rechnen ist. Natürlich wissen wir nicht welche genauen Vorbereitungen abgelaufen sind, vielleicht wurden zuvor auch andere Kapazitäten zur Ressourcenerhöhung aktiviert (Rufdienste, etc.). Mich würde daher der organisatorische Ablauf der Krankenhauser interessieren; also Krankenhauseinsatzleitung, personelle, räumliche und technische Ressourcenerhöhung, Ablauf. Nicht um Fehler zu suchen, sondern mehr aus Interesse, da ich die Krankenhäuser für das schwächste Glied im MANV-/KatS-Fall halte. Man ist halt ein gebranntmarktes Kind, was Krankenhäuser betrifft (interne und externe Schadensfälle).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Eine Verwandte die als OP-Pflegerin in einer Münchner Klinik arbeitet (Name kann ich auf ihren Wunsch nicht nennen) wurde kurz vor 19 Uhr einbestellt. Es wurde wohl der klinikinterne Plan "Externer Großschadenslage" ausgelöst, der das komplette dienstfreie chirurgische und anästhesistische Personal aktiviert.
    Ich gehe deshalb davon aus, dass es auch in den anderen Münchner Häusern nicht anders lief und es nur von den Medien zeitlich verzögert aufgeschnappt wurde.

    Ah, genau das meinte ich! Also gab es doch schon eher eine Reaktion. Danke.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was sie aber gesagt hat: Viele Angestellte wollten kommen, konnten aber nicht, weil kein ÖPNV und keine Taxis fuhren. Sicherlich auch ein Aspekt, der bei der zukünftigen Beplanung derartiger Schadenslagen berücksichtigt werden muss.

    In der Tat ein interessanter Punkt. Hier hatte man sich vor einiger Zeit Gedanken gemacht, wie Mitarbeiter zum Krankenhaus kommen, wenn weiträumig um das Haus alles abgesperrt ist, wenn es zu einer internen Schadenslage gekommen ist. Man hatte sich Dienstausweise ausgedacht, allerdings ist mir der Stand der Umsetzung nicht bekannt. Eine Stabsrahmenübung sowie eine Vollübung sollte schon vor 1,5 Jahren stattfinden. Verläuft sich mal wieder im Sand (Geschäftsführerwechsel, Zusammenlegungen, was die hannoverschen Krankenhäuser halt immer so haben...). Das Problem wie die Mitarbeiter zum Krankenhaus kommen ist dabei, wie gestern in München, auch so eine Sache. Hier gibt es keine Parkplätze am Dorfkrankenhaus, wenn die Feuerwehr alles in Beschlag nimmt. In München wird es nach dem Zusammenbruch des ÖPNV sicher ein Verkehrschaos gegeben haben, wenn das nicht ohnehin schon immer da ist (typisch Großstadt halt, Staus sind halt normal). Auch muss man auch gerade deswegen damit rechnen, dass nur ein Bruchteil des pflegerischen und ärztlichen Personals kommt, wenn der große rote Knopf gedrückt wird. Neben der ggf. problematischen Anreise gibt es bei einem Teil des Personals auch andere Verpflichtungen, wie Kinder, usw.


    Ich bin tatsächlich neugierig, wie die Krankenhäuser genau reagiert haben (selbstständig oder durch Anweisung von "oben"), sowie wenn sie reagiert haben wie gut sie ihre Ressourcen hoch fahren konnten. Hoffentlich wird es dazu in den nächsten Monaten einen guten Fachbeitrag in einer der bekannten Fachzeitschriften geben.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich habe mich gestern, wie schon bei den Anschlägen in Paris, sofort in die sozialen Medien gestürzt. Auf dem PC lief Twitter, auf dem Laptop N24 und im TV n-tv, später dann das Erste. Im Sekundentag neue Meldungen, Bilder und Videos.


    Ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich fühlte mich, als wäre ich dort. Die Unfassbarkeit und Ungreifbarkeit einer solcher Situation, der Angst unmittelbarer Zeugen, die Schüsse hören oder den Täter sehen, setzte mir zu. Meine Frau stand neben mir, ihr wurde schlecht.


    Unser Plan war es um 20:30 Essen zu gehen und uns mit Freunden zu treffen. Ein sehr guter Freund von mir schickte mir ein Bild mit folgendem Inhalt: "ob mal jemand auf die Idee kommt, dass unqualifizierte Live-Berichterstattung genau die Angst erzeugt, die Terroristen herstellen wollen?" Ich dachte nach, schaute nach rechts. Ich sah meinen Hund, den das alles nicht kümmerte und sich diebisch über ihr neu gekauftes Spielzeug freute.


    Ich machte den Fernseher aus, fuhr den PC runter, schnappte mir Frau und Hund und wir gingen Gassi. Danach trafen wir uns mit Freund, tranken Bier, ich aß ein leckeres Schnitzel mit Krabben, zwei Spiegeleiern und Bratkartoffeln. Ich hatte die Wahl, mich von dem Schrecken live mitreißen zu lassen. Oder einen schönen Abend zu verbringen. Tatsachen gibt es eh erst heute und in den nächsten Tag. Was bringt es, live dabei zu sein und es als erster zu wissen?


    Vor 20 Jahren hätte man von solchen Ereignissen Abends in der tagesschau gehört, vielleicht hätte es noch einen Brennpunkt gegeben. Nun können wir quasi live dabei sein. Die Antwort liegt auf können. Denn wir müssen nicht. Ich werde es in Zukunft immer so machen: Ich mache was Schönes, unternehme etwas und mache weiter. Fakten gibt es dann später noch genug. Der Rest macht mir nur Angst und dann gewinnen solche Typen kontrolle über mein Leben. Es ist genau das, was sie wollen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Mein Fazit zu gestern: Es haben sich wegen München ganz schön viele Leute zum Horst gemacht. Bei mir mit "es waren Nazis" angefangen, über ganz viele die heute in keinem "anderen Land" aufgewacht sind, weiter zu enorm vielen Trotteln von CDU/CSU über AfD bis NPD, die um kurz nach 19Uhr bereits Frau Merkel hängen sehen wollten, bis zu Obama der Deutschland gegen 18jährige Psychos zur Seite stehen will.
    Wir leben gerade im Terrorpanikwunderland und alle steigen drauf ein. Im kollektiven Wahn sitzen wir alle vor unseren Computern und Fernsehern und warten auf die +++Breaking News+++ anstatt uns einen schönen Abend zu machen. Hauke hat also alles richtig gemacht! Psychologisch haben die Zauselbärte gegen die allermeisten schon einen wichtigen Punktsieg eingefahren. Man erwartet, dass endlich mal das erste "richtig große islamistische Ding" passiert und vergisst, dass es auch einfach ziemlich viele ganz normale Irre gibt.

  • Dafür geht das erste Bier auf mich Montag! :herz:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Mich hat vor allem die wirklich richtig schlechte Berichterstattung der Tagesschau genervt. Total spekulativ und völlig unprofessionalität.


    Die waren vermutlich völlig verunsichert, weil sie sich vor einer Woche dem Vorwurf ausgesetzt sahen, während des Putschversuchs in der Türkei weiter den "Tatort" laufen gelassen zu haben, anstatt aktuell zu berichten.
    Das ist sicher eine Gratwanderung, am Anfang fand ichs auch ganz schlimm, im Verlauf wurde es aber besser, finde ich.

  • ?-(

    Definitiv Hut ab vor dem Pressesprecher der Polizei, er hat mehr als kompetent gearbeitet!

    Wie steigert man kompetent? Und was genau ist jetzt das fabulöse, was dieser Mann gemacht hat? Ich sehe bei FB, dass Focus ihn liebt, aber hat er mehr gemacht, als einfach seinen Job? Schön, wenn er den gut macht, aber woher kommt denn nun dieser Hype?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • ?-(

    Wie steigert man kompetent? Und was genau ist jetzt das fabulöse, was dieser Mann gemacht hat? Ich sehe bei FB, dass Focus ihn liebt, aber hat er mehr gemacht, als einfach seinen Job? Schön, wenn er den gut macht, aber woher kommt denn nun dieser Hype?


    Sei doch nicht immer so eine Hype-Bremse :lol:

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Inmitten des hyperaktiven Hühnerhaufens war er halt der ruhende Pol. Das war angenehm.
    Die aufkommende Heiligenverehrung finde ich auch ein bisschen übertrieben, allerdings weniger schlimm als der ansonsten verbreitete generelle Argwohn gegenüber den Behörden. Tut ja keinem weh...

  • ?-(

    Wie steigert man kompetent? Und was genau ist jetzt das fabulöse, was dieser Mann gemacht hat? Ich sehe bei FB, dass Focus ihn liebt, aber hat er mehr gemacht, als einfach seinen Job? Schön, wenn er den gut macht, aber woher kommt denn nun dieser Hype?


    Ja, das dachte ich mir auch: die Pressesprecher der Polizei in Berlin, Hamburg, München und Köln üben die Situation vermutlich jeden Abend vor dem Spiegel. Aber er stach aus der sonst sehr hektisch und von Spekulationen geleiteten Atmosphäre heraus und warum sollte man nicht mal jemanden loben, wenn er seinen Job gut macht?

  • Die waren vermutlich völlig verunsichert, weil sie sich vor einer Woche dem Vorwurf ausgesetzt sahen, während des Putschversuchs in der Türkei weiter den "Tatort" laufen gelassen zu haben, anstatt aktuell zu berichten.
    Das ist sicher eine Gratwanderung, am Anfang fand ichs auch ganz schlimm, im Verlauf wurde es aber besser, finde ich.


    Also am Anfang war es katastrophal:


    O-Töne, die man fast nicht verstand,
    Nachfragen bei den Leuten vor Ort, obwohl sie schon mehrfach gesagt haben, dass sie keine Infos haben
    Leute, die durchs Bild laufen
    ....


    Also man sollte nicht meinen, dass sie sich normal für die seriöseste und erfahrenste Nachrichtensendung halten. Ihrem Anspruch wurden sie auf keinen Fall gerecht.



    Eddy

  • Also am Anfang war es katastrophal:


    Das stimmt.
    Ich musste ein bisschen schmunzeln, weil einer der ersten Reporter vor Ort genau der war, der schon den Anschlag in Nizza zufällig live mit seinem Handy gefilmt hat und jetzt wieder gerade ganz in der Nähe war.
    Gottseidank bin ich kein Aluhutträger, sonst müsste ich da investigativ tätig werden...

  • Das stimmt.
    Ich musste ein bisschen schmunzeln, weil einer der ersten Reporter vor Ort genau der war, der schon den Anschlag in Nizza zufällig live mit seinem Handy gefilmt hat und jetzt wieder gerade ganz in der Nähe war.
    Gottseidank bin ich kein Aluhutträger, sonst müsste ich da investigativ tätig werden...


    Allahu Gutjahr :bomb: :blush:

  • ?-(

    Wie steigert man kompetent? Und was genau ist jetzt das fabulöse, was dieser Mann gemacht hat? Ich sehe bei FB, dass Focus ihn liebt, aber hat er mehr gemacht, als einfach seinen Job? Schön, wenn er den gut macht, aber woher kommt denn nun dieser Hype?



    Er war ruhig und souverän.


    Er liess Menschen, deren Qualifikation im Halten eines Mikrofons besteht und die ansonsten eine Blut-Schweiss-Tränen-Geilheit an den Tag legten im Regen stehen.
    Er flüchte sich nicht in Worthülsengestammel im Sinne von "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern":


    Für mich hat sich gezeigt, daß bspw. Twitter ein wirksames Instrument sein kann.
    KATWARN hat wohl nicht das gebracht, was erwartet wurde.
    Facebook hat mit seiner Suchen-Funktion wohl viele ängstlich-aufgeregte Menschen beruhigen können.


    Was bleibt:
    - bestehende Planungen können aufgrund der Einsatzerfahrung verbessert werden
    - Schwachpunkte sind aufgetreten - es ist eben nicht alles planbar - deswegen darf man sie aber nicht ignorieren
    - München hat Möglichkeiten, die im deutschlandweiten Kleinkleckersdorf nicht vorhanden sind; gerade hier wird Arbeit notwendig sein.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?