Wie das BMG den Fachkräftemangel im Rettungsdienst einschätzt

  • Der Geschäftsführer der Medakademie Berlin, André Müller, hat in einer E-Mail an das BMG auf den bestehenden Fachkräftemangel insbesondere in Baden-Württemberg aufmerksam gemacht und dabei als Ursache zu kurz gewählte Übergangsfristen bei der Ausbildung von Rettungsassistenten ausgemacht. Vor den möglichen Folgen hatte die Arbeitsgemeinschaft der Rettungsassistentenschulen Deutschland (AgRD) bereits 2014 aufmerksam gemacht (Link).
    Die Facebook-Seite "Pyramidenprozess.de" hat den E-Mail-Austausch nun veröffentlicht:



    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Mangelt es an Fachpersonal? Oder mangelt es an Fachpersonal welches bereit ist unter den vorherrschenden Bedingungen zu arbeiten?

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Wenn man das Antwortschreiben von Hr. Müller liest, und daraus schließt das auch seine Anfrage vom August entsprechend formuliert war, erscheint mir die Antwort völlig adequat.



    Damit sich jeder ein Bild machen kann, hier ein Auszug aus dem Schreiben:

    Zitat

    Irritiert zeige ich mich auch deshalb, weil beängstigende Engpässe im Heimatbundesland Ihrer Staatssekretärin auftreten, die sich doch sehr engagiert für die Einführung des Notfallsanitätergesetzes bei zeitgleicher Abschaffung der Rettungsassistentenausbildung und der damit verbundenen Zerschlagung der vorhandenen Ausbildungsstruktur eingesetzt hat, um nach eigener Aussage die Situation in der Notfallrettung zu verbessern.

    Die dramatischen Folgen ihres politischen Handelns ziehen nun scheinbar ohne Beachtung an Frau Widmann-Mauz vorbei, während diese sich nunmehr für den Aufbau eines Rettungsdienstes in China über die Björn-Steiger-Stiftung stark macht und die heimischen Probleme außer Acht lässt.


    Quelle

  • SanSold
    Bei uns ist seit 2 Jahren kein neuer RA ausgebildet worden und der 1. NotSan ist Ende nächsten Jahres fertig.
    Dazu wurde die Vorhaltung um etwa 10% erhöht.


    Es mangelt ganz real an Personal.
    Dieser Zustand wird natürlich durch Abwanderung in andere Berufe und vorzeitiges Ausscheiden verstärkt, aber die Lücke kann man nicht leugnen.

  • die Lücke kann man nicht leugnen.


    sicher nicht, aber


    Bei uns ist seit 2 Jahren kein neuer RA ausgebildet worden und der 1. NotSan ist Ende nächsten Jahres fertig.


    Das RettAssG ist zum 31.12.2014 ausgelaufen. D.h. wenn man Ende 2014 noch Leute hingeschickt hätte, dann wären diese in Vollzeitform jetzt fertig (somit fehlt kein Jahrgang) oder in Aufbauform Anfang dieses Jahres (ich setzte mal ein 1.600 Wachenpraktikum voraus). Das kann doch nur bedeuten, dass man bei euch geschlafen hat oder sich bewusst gegen solche Maßnahmen entschieden hat.


    Und die Versäumnisse der RD-Betreiber, kann doch nicht das Problem der Politik sein. Aus meinen Sicht jammern zwar alle, wenn man aber genau hinschaut ist fast jeder selber Schuld!

  • Wir haben tatsächlich den letzten RA-Lehrgang verstreichen lassen, da hast du Recht.


    Auf der anderen Seite gab es am Anfang in vertretbarem Umkreis keine Schule, die ausreichend Kapazitäten für die NotSan-Ausbildung hat, und das war durchaus auch ein Versagen der Politik.


    Ich wollte aber nur der Suggestion von sanSold entgegensetzen, dass es auch einen sehr realen Mitarbeitermangel gibt, nicht nur Abwanderung durch die Arbeitsbedingungen

  • Das RettAssG ist zum 31.12.2014 ausgelaufen. D.h. wenn man Ende 2014 noch Leute hingeschickt hätte, dann wären diese in Vollzeitform jetzt fertig (somit fehlt kein Jahrgang)


    Die Frage ist, ob man auf den letzten Drücker noch "einen ganzen Jahrgang" von Leuten gefunden hätten, die blöd genug gewesen wären, den RettAss in Vollzeit zu machen, mit dem sie nicht mehr lange etwas anfangen können, anstatt auf eine bezahlte Vollzeitausbildung zum NotSan zu warten.

  • Wir haben tatsächlich den letzten RA-Lehrgang verstreichen lassen, da hast du Recht.


    Auf der anderen Seite gab es am Anfang in vertretbarem Umkreis keine Schule, die ausreichend Kapazitäten für die NotSan-Ausbildung hat, und das war durchaus auch ein Versagen der Politik.


    Ich wollte aber nur der Suggestion von sanSold entgegensetzen, dass es auch einen sehr realen Mitarbeitermangel gibt, nicht nur Abwanderung durch die Arbeitsbedingungen



    Hier wiederum ist es so dass es genug Fachkräfte gibt, aber die haben in aller regel keine Lust mehr auf die Rahmenbedingungen!

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Dazu wurde die Vorhaltung um etwa 10% erhöht.

    Und da liegt doch der Hase im Pfeffer. Vielleicht sollte man einfach mal anfangen, Rettungsmittel sinnvoll einzusetzen. Dann müsste man nicht dauernd neue Fahrzeuge in Dienst nehmen und könnte von der gesparten Kohle noch ganz nebenbei die Bedingungen für das Personal verbessern.

  • Und da liegt doch der Hase im Pfeffer. Vielleicht sollte man einfach mal anfangen, Rettungsmittel sinnvoll einzusetzen. Dann müsste man nicht dauernd neue Fahrzeuge in Dienst nehmen und könnte von der gesparten Kohle noch ganz nebenbei die Bedingungen für das Personal verbessern.


    Dazu müsste aber auch die notwendige Infrastruktur vorhanden sein, damit dieser, der Rettungsdienst, auch entlastet werden kann. Das beginnt schon im Sondermietwagenbereich, den sogenannten Krankenfahrten. Diese sind auch immer recht ausgebucht, sowie sind diese am Wochenende und am späten Nachmittag kaum bis gar nicht zu bekommen. Nachts sowie auch nicht. Wer muss dann fahren? Richtig, da wird der T-Schein mal eben von SMW auf KTW umgestellt. Dann wäre da noch der Ärztliche Notdienst, und und und ... Das muss halt ganz weit oben anfangen, nicht in der Leitstelle oder in der Kreisverwaltung des Rettungsdienstes. Die können auch nur reagieren. Aber damit scheifen wir vom Thema ab.


    Ich bin ein Stück weit froh um den Personalmangel. Das kann meinetwegen auch noch gerne so weitergehen, mit "etwas zu knapp". Das erhöht die Chancen, dass wir, die Retter, in Zukunft den Arbeitgebern unsere Interessen mehr diktieren können. Wenn dem nicht so wäre, fehlt der Druck dazu. Daher: Ist doch gut, so lange es nicht zu knapp wird.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Davon hab ich auch nichts gesagt.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Zitat von »Maverick83« Das RettAssG ist zum 31.12.2014 ausgelaufen. D.h. wenn man Ende 2014 noch Leute hingeschickt hätte, dann wären diese in Vollzeitform jetzt fertig (somit fehlt kein Jahrgang)




    Die Frage ist, ob man auf den letzten Drücker noch "einen ganzen Jahrgang" von Leuten gefunden hätten, die blöd genug gewesen wären, den RettAss in Vollzeit zu machen, mit dem sie nicht mehr lange etwas anfangen können, anstatt auf eine bezahlte Vollzeitausbildung zum NotSan zu warten.


    Wenn man ihnen das Angebot gemacht hätte danach noch den 960-Stunden Lehrgang zu besuchen - warum nicht? Man hätte halt Geld in die Hand nehmen müssen.

  • Zitat

    Die Frage ist, ob man auf den letzten Drücker noch "einen ganzen Jahrgang" von Leuten gefunden hätten, die blöd genug gewesen wären, den RettAss in Vollzeit zu machen, mit dem sie nicht mehr lange etwas anfangen können, anstatt auf eine bezahlte Vollzeitausbildung zum NotSan zu warten.


    Die BF Berlin hat genau das gemacht. Viele am Schluss zum RettAss gemacht, und jetzt laufen 960h Kurse, damit sie NotSan werden.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Müsste sich denn nicht der Personalmangel 2017 wieder entspannen? Dann sind doch die ersten Notfallsanitäter(Vollausbildung) deutschlandweit ausgebildet um überall eingesetut zu werden

  • In der Theroie ja, aber viele Verbände haben 2014 nicht direkt mit der Ausbildung angefangen oder nur mit wenigen Azubis. Ich meine es gibt Region wo erst dieses oder nächstes Jahr überhaupt NotSan-Azubis eingestellt werden.

  • Gab es nicht mal eine Umfrage beim SK wo unter dem Strich stand das irgendwas um die 30% der Azubis gar nicht vor haben in dem Beruf dann wirklich tätig zu werden?