"Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos" - es fehlt Nachwuchs für Freiwilligendienste

  • Auch ich sage nicht, dass es diese Entwicklung nicht gibt. Nur halte ich sie für weniger wichtig als du, da es sie schon deutlich länger als den Wegfall des Zivildienstes gibt. Man hat verpasst attraktiv zu werden. Und ich glaube weiterhin nicht, dass es am Ende eine Rolle spielt, wie man sie priorisiert. Von daher mag ich mich jetzt um persönliche Meinungen in dem Bereich nicht endlos mit der streiten. Die gesellschaftliche Entwicklung kann man jedoch als Hilfsorganisation schwerlich beeinflussen, die eigene Attraktivität sehr wohl. Wenn es gut läuft, wie es ist, muss man ja nichts ändern. Wenn es immer schlechter wird, mag es sinnvoll sein, das bisherige Konzept und seine Zwänge zu überdenken. Wenn man das nicht möchte, muss man mit seinen Problemen halt einfach leben.


    PS: Wie man Schulen erreicht fragst du am besten mal die hier anwesenden Lehrer. Ich erinnere mich da an einen sehr spannenden Blog zum Aufbau eines Schulsanitätsdienstes. Kann ich dir empfehlen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!


  • Vielleicht hilft es ja, die unattraktiven Dienste abzugeben. Soll doch jemand anders das Problem haben - ich bleibe dabei, viele Dienste sind von vorneherein unnötig und dürften gern mit der Zeit verschwinden.


    Niemand bestellt sich freiwillig einen Sanitätsdienst, niemand bindet sich die Kosten an den Hals, wenn er sie nicht tragen muss. Duisburg hat uns insofern (k)einen Gefallen getan und die Ordnungsbehörden aufgeschreckt, die z.T. mit blinden Aktionismus Anforderungen definieren, die ein Veranstalter zähneknirschend tragen muss.


    Wenn man Abseits der Ballungszentren im Sanitätsdienst sich als fast einziger Anbieter etabliert, dann hat man im Grunde gar keine Chance, Dienste abzugeben. Ich habe das selbst erlebt, nach einem "Kollaps" des zweiten SanD Anbieters in meiner Arbeitsregion, wie man uns die Pistole auf die Brust gesetzt hat, frei nach dem Motto "Mache das, oder wir sagen die Veranstaltung ab, mit einem schönen Pressestatement, welches den Namen Deines Vereins ziemlich groß in der Überschrift trägt.".
    Hier hat man dann als Quasimonopolist gar keine Chance, als ALLES zu machen, was angefragt wird. Freie Anbieter kommen auf Grund Entfernung und Preis/Dauer der Einsätze gar nicht auf die Idee, hier tätig zu werden.

  • Eine Einführung eines "Pflichtdienstes" ist nicht möglich mit Ausnahme vom Wehrdienst. Herr Broemme sollte das eigentlich wissen...

    Sollte ein Wehrdienst wieder eingeführt werden, dann müßte es auch einen zivilen Ersatzdienst geben.
    Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 30 Jahre würden m.E. auch keine Benachteiligung/Bevorzugung (individuelle Ansichtssache) von Frauen ermöglichen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Du gehst aus meiner Sicht aber sehr wenig auf diese Entwicklung ein, das finde ich sehr schade.
    Es stimmt, dass Vereine (ganz allgemein!) attraktiv sein müssen und auch die Belastung pro Mitglied klein halten sollten. Leider entsteht Attraktivität aber nicht nur aus der Bespaßung und den Leuten innerhalb des Vereins, hier spielt das was der Verein allgemein bietet und vor allem auch Geld eine große Rolle.
    Gerade bei Vereinen mit einer aktiven Jugend kann man auch sehen, dass diese Quelle des "unendlichen" Nachwuchs nicht mehr funktioniert. Betrachtet man sich die Anzahl an entsprechenden Jugendabteilungen und derer die von dort in den Hauptverein wechseln, dann erlebt man hier auch ein stetigen Rückgang. Viele Vereine schaffen es trotz guter (aktive und attraktive) Jugendarbeit nicht ihren Bedarf an Nachwuchskräften im Verein zu decken, was unter anderem eben daran liegt, dass immer mehr wegziehen bzw. pendeln und oder länger arbeiten bzw. im Schichtdienst eingesetzt sind.
    Der Wegfall des Zivildienstes fällt aus meiner Sicht weniger direkt den HiOrg auf die Füße, wie viel mehr dem allgemeinen sozialen Bereich wo es lange Zeit einfach üblich war X Zivi und später FSJ'ler zu haben. Auch wenn man es nicht darf, diese wurden fest eingeplant und mangels Nachschub bleiben einige dieser Stellen heute schlicht unbesetzt. Diese unbesetzten Stellen sind dann für die dort arbeitenden Personen ein Problem und am Ende auch für z.B. Patienten und das System.


    Wie RaWi schon richtig sagte der Staat / seine Gesellschaft haben es verdient, dass die Menschen ihm/ihr Lebenszeit geben. Gerade in den vielen "unbezahlbaren" (was wohl er unbezhalte) Jobs ist es wichtig entsprechend aktive Menschen zu haben, hierfür Anreize zu schaffen ist neben den Vereinen vor allem eine Aufgabe der Politik. Vor allem die Politik ist hier gefordert, da sie sich bequem auf dem bisherigen ausruht und es für wenig selbst erbrachtes Geld sehr gerne in Anspruch nimmt.


    242:
    Leider muss ich dir ein Stück weit widersprechen, denn es gibt durchaus Vereine/Personen die sich den "Klotz" Sanitätsdienst selber ans Bein binden. Das allgemeine Gefahrenempfinden hat stark zugenommen, mit Duisburg im Bezug auf den Sanitätsdienst noch ein ganzes Stück mehr. Entsprechend dieser Tatsache reagieren nicht nur Ordnungsbehörden empfindlicher, sondern auch Privatpersonen und damit mehr sich auch die Zahl der wenig sinnvollen Sanitätsdienste.
    Die beschriebene Problematik des Drucks durch den Ausrichter bzw. übergeordneter Strukturen kenne ich gut, leider erkenne ich kaum eine Möglichkeit sich diesem zu entziehen. Gerade eben durch diesen Druck und ggf. eine Monopolstellung lassen sich Dienste nicht mal eben so ablehnen, vor allem auch im Bezug auf das eigene Image bzw. die Attraktivität des Vereins.

  • Wenn man Abseits der Ballungszentren im Sanitätsdienst sich als fast einziger Anbieter etabliert, dann hat man im Grunde gar keine Chance, Dienste abzugeben. Ich habe das selbst erlebt, nach einem "Kollaps" des zweiten SanD Anbieters in meiner Arbeitsregion, wie man uns die Pistole auf die Brust gesetzt hat, frei nach dem Motto "Mache das, oder wir sagen die Veranstaltung ab, mit einem schönen Pressestatement, welches den Namen Deines Vereins ziemlich groß in der Überschrift trägt.".
    Hier hat man dann als Quasimonopolist gar keine Chance, als ALLES zu machen, was angefragt wird. Freie Anbieter kommen auf Grund Entfernung und Preis/Dauer der Einsätze gar nicht auf die Idee, hier tätig zu werden.



    Ihr lasst euch erpressen? In der freien Wirtschaft bewirbt sich doch auch niemand auf eine Ausschreibung, wenn er kein Bock auf die Leistung hat, die er dort erbringen soll (oder er das gar nicht kann). Ziemlich frech sowas zu erwarten. Und ziemlich dumm, sich so vor den Karren spannen zu lassen. Ich wäre auf den Presseartikel gespannt gewesen...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wenn man Abseits der Ballungszentren im Sanitätsdienst sich als fast einziger Anbieter etabliert, dann hat man im Grunde gar keine Chance, Dienste abzugeben. Ich habe das selbst erlebt, nach einem "Kollaps" des zweiten SanD Anbieters in meiner Arbeitsregion, wie man uns die Pistole auf die Brust gesetzt hat (...) Hier hat man dann als Quasimonopolist gar keine Chance, als ALLES zu machen, was angefragt wird. Freie Anbieter kommen auf Grund Entfernung und Preis/Dauer der Einsätze gar nicht auf die Idee, hier tätig zu werden.


    Die beschriebene Problematik des Drucks durch den Ausrichter bzw. übergeordneter Strukturen kenne ich gut, leider erkenne ich kaum eine Möglichkeit sich diesem zu entziehen. Gerade eben durch diesen Druck und ggf. eine Monopolstellung lassen sich Dienste nicht mal eben so ablehnen, vor allem auch im Bezug auf das eigene Image bzw. die Attraktivität des Vereins.


    Hier zeigt sich aber wieder das alte Problem, dass Sanitätsdienste "Hauptsache billig" sein müssen. Damit sind solche Events für auswärtige Anbieter vollkommen unattraktiv und es bleibt beim lokalen Verein hängen. Würden attraktive Entgelte und Bedingungen vereinbart, ergäbe sich dieses Problem nicht.

  • Du hast ja im Grunde keine Wahl. Wenn eine Veranstaltung mit roundabout 100 000 Teilnehmern durch Dein Ja oder Nein steht und fällt, dann sitzt die Pistole auf der Brust.


    Wir reden hier nicht von einer anonymen Großstadt, sondern von einem überschaubaren Gebiet mit einer gut vernetzten Wirtschaft und Politik. Die Anderen machen Ihre Hausaufgaben ja auch. Und als breit aufgestellter Verein merkt man das eben an anderer Stelle, wenn man in Ungnade fäll. Und so findet man sich dann als kleiner Verantwortlicher in einer solchen Situation wieder.
    Und es ist halt müssig zu erwähnen, dass der Vereinsvorsitzende von Gegenüber und Auftraggeber des SanD als mittelständischer Unternehmer eben auch die regionale Zeitung mit entsprechender Werbung finanziert und die entsprechenden Leute kennt und und und...


    Das kann schon schwer vermientes Gebiet sein, auf dem man sich da bewegt.

  • Niemand bestellt sich freiwillig einen Sanitätsdienst, niemand bindet sich die Kosten an den Hals, wenn er sie nicht tragen muss.


    Ich kann dir versichern das wir viele Veranstalter dahingehend beraten keinen oder einen kleineren Sanitätsdienst zu beauftragen. Es ist mitnichten so das alle Dienste durch die Ordnungsbehörten oder (Sport-)Verbände fest vorgegeben sind.


    Bezüglich der Attraktivität einer Hiorg:
    * Rettungshunde und Krisenintervention / NFS sind ein Sonderfall. Hier gibt es kein Geld aber echt reale Hilfsbedürftige die durch das sonstige Staatliche System nicht versorgt werden. Begrenzend für neue Mitstreiter ist hier nicht die Sinnstiftung sondern der zeitliche Aufwand für Aus - und Fortbildung
    * Es gibt Landaud- Landab Ehrenamtliche RTW die dann aber bitte mit einer Hauptamtlichen Qualifikation und sehr kurzen Ausrückzeiten z.B. eine Bereitstellung Feuer übernehmen sollen. Diese Dienste haben kaum eine Überlebebschanche wenn hier NFS gefordert werden.
    * Für den "normalen" Sanitäthelfer ist es nicht erstrebenswert nur Gefahrenabwehr zu machen. So hatte unsere ländliche SEG in den letzten 5 Jahren 10 Einsätze, davon genau einen überörtlichen K Einsatz (ohne Flüchtlingshilfe). Attraktive Sanitätsdienste sind daher notwendig für die Übung und Motivation der Helfer - völlig unabhängig davon ob der Verein das Geld braucht oder nicht.

  • Ihr lasst euch erpressen?


    Das ist ein echt Übel und sollte so eigentlich nicht sein. Will man aber vom Veranstalter mal (wieder) ein Spende und oder kein Ärger mit übergeordneten Struktur, dann bleibt einem da fast nichts anderes übrig. Das Übel was sich hier ergibt ist, ein schlechter Presseartikel oder auch nur eine schlechte Mundpropaganda machen den Verein für neue Mitglieder und Förderer unattraktiv, daher muss beides so gut es geht vermieden werden.

    Würden attraktive Entgelte und Bedingungen vereinbart, ergäbe sich dieses Problem nicht.


    Das stimmt, aber tlw. aus einem anderen Grund wie es zu erwarten/erhoffen ist. Tatsächlich wird sich ein Veranstalter bei "fairen" Preisen eher gegen einen Sanitätsdienst oder gar für die Absage des Events entscheiden, wie für das Zahlen eines fairen Preises. Redet man jetzt nicht vom Eventveranstalter, dann sind die tatsächlichen finanziellen Möglichkeiten schnell erschöpft. Ein typisches Beispiel für Situationen wo man sich keine "für den Wettbewerb faire Preise" leisten kann ist der Sanitätsdienst beim kleinen lokalen Reitverein und seinem Turnier oder auch ein anderer einfacher Sportverein, diese können sich entsprechende Preise zum Großteil nicht leisten. Würden die Vereine nun die Mitgliedsbeiträge und oder Startgelder entsprechend erhöhen, dann könnten sich einige die dortige Mitgliedschaft nicht mehr leisten. Würde man als Alternative auf die Veranstaltung verzichten, dann würde der Verein für Mitglieder / Sponsoren uninteressant und die Zukunft wäre gefährdet. Hier beginnt also das Dilemma will man "für den Wettbewerb faire Preise" oder will man "ein gutes Image bzw. die Förderung/den Erhalt der lokalen Vereinswelt"? Aus meiner Sicht ist beides wichtig, letzteres vor allem auch um selbst attraktiv zu sein, denn wer geht gern in einen Verein der einem anderen das Leben schwer macht bzw. gemacht hat?

  • Bei aller Vernetzung/Kungelei auf lokaler Ebene von Veranstaltungsausrichtern mit Medien/Politik:


    gefordert ist doch der Sanitätsdienst aufgrund von behördlichen Anweisungen.
    Wer fordert, fordert auch eine Ausbildung und Ausstattung.
    Diese kostet Geld.
    Der "schwarze Peter" liegt also m.E. nicht in der Hiorg, die sich erdreistet, eine realen Geldbetrag zu fordern (für die erforderlichen Vorleistungen).


    Die Hiorg kann jederzeit (hoffentlich!!!) die Kosten benennen, um auch nur einen Sanitätsdiensthelfer einzusetzen.
    Von jedem Standbetreiber eines Festes wird eine Pachtgebühr verlangt, damit die Kosten für Lich- und Soundtechnik, Security, Künstlerprogramm getragen werden.
    Das kann meiner Meinung nach auch auf die Sicherheitsleistung des Sanitätsdienstes übertragen werden.


    Wenn die zuständige Ordnungsbehörde bestellt/fordert, muß sie auch die Finanzierung erklären können.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Wenn die zuständige Ordnungsbehörde bestellt/fordert, muß sie auch die Finanzierung erklären können.


    Das wäre ein Traum! tatsächlich fordert doch die Behörde nur und das war es. Je nach Behörde gibt es nach meiner Erfahrung nur den Hinweisen "Ein Sanitätsdienst wäre nicht schlecht" bzw. "Sie bräuchten da einen Sanitätsdienst" oder detaillierte Vorgaben, wobei letzteres nach meiner Erfahrung recht selten vorkommt. Als Ausrichter des Sanitätsdienstes hat man also tlw. einiges an Diskussionspotential mit Veranstaltern, das lässt sich selten an die Ordnungsbehörde zurückgeben bzw. komplett an diese abwälzen.
    Die Klärung der Finanzierung des Sanitätsdienstes durch das Ordnungsamt o.ä. wäre auch nur möglich, wenn dieses eine Sanitätsdienst fordert. Gerade hier vor Ort kommen aber die meisten Veranstalter ganz ohne Auflage durch das Ordnungsamt an, da bleibt dann also niemand anderer der sich um die Finanzierung kümmern könnte.

  • Du hast ja im Grunde keine Wahl. Wenn eine Veranstaltung mit roundabout 100 000 Teilnehmern durch Dein Ja oder Nein steht und fällt, dann sitzt die Pistole auf der Brust.


    Wir reden hier nicht von einer anonymen Großstadt, sondern von einem überschaubaren Gebiet mit einer gut vernetzten Wirtschaft und Politik. Die Anderen machen Ihre Hausaufgaben ja auch. Und als breit aufgestellter Verein merkt man das eben an anderer Stelle, wenn man in Ungnade fäll. Und so findet man sich dann als kleiner Verantwortlicher in einer solchen Situation wieder.
    Und es ist halt müssig zu erwähnen, dass der Vereinsvorsitzende von Gegenüber und Auftraggeber des SanD als mittelständischer Unternehmer eben auch die regionale Zeitung mit entsprechender Werbung finanziert und die entsprechenden Leute kennt und und und...


    Das kann schon schwer vermientes Gebiet sein, auf dem man sich da bewegt.


    Wenn ich nicht will dann will ich nicht. Sicher mag man dann bei igrendwem in Ungnade fallen. Aber das zeigt auch mehr sehr gut, welcher Filz da ggf. vorliegt. Es ist halt das Problem des Veranstalters. Er kann sich ja auch überörtlich um einen Sanitätsdienst bemühen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wir schlittern hier glaube ich etwas Offtopic, aber die Finanzierungsfrage ist definitiv wichtig. Wir haben mittlerweile 3 Festivals in unserem Einzugsgebiet, bei denen es immer ein großes Ringen um vernünftige Preise ist. Wenn das komplette nichtärztliche Personal zu einem Stundensatz von <5 Euro verrechnet wird, ist man deutlich billiger als ein gewerblicher San-Dienst. Das darf aber m. E. nicht sein. Ein Security macht den Job auch nicht aus Spaß an der Freude. Und den einen Euro pro Ticket mehr, den ein vernünftiger kalkulierter Sandienst kostet, macht bei nem Festival den Braten auch nicht fett... auch vom Veranstalter her eine "Umsonst-Mentalität"...


    Wir haben langsam auch Anforderungen, dass man mal für nen runden Geburtstag SanDienst stellen soll, hier gibts aber keine Probleme, das abzulehnen.

  • Wenn man Abseits der Ballungszentren im Sanitätsdienst sich als fast einziger Anbieter etabliert, dann hat man im Grunde gar keine Chance, Dienste abzugeben. Ich habe das selbst erlebt, nach einem "Kollaps" des zweiten SanD Anbieters in meiner Arbeitsregion, wie man uns die Pistole auf die Brust gesetzt hat, frei nach dem Motto "Mache das, oder wir sagen die Veranstaltung ab, mit einem schönen Pressestatement, welches den Namen Deines Vereins ziemlich groß in der Überschrift trägt.".

    Kein Problem, dann bietet man die Helferstunde halt mit 50 €, plus pauschal 500 Euro oder mehr für ein Fahrzeug an, plus X. Als Grund nennt man die hohe Nachfrage und das fehlende Ehrenamt. Zur Not kann man damit auch Externe einkaufen :acute:


  • Das wäre ein Traum! tatsächlich fordert doch die Behörde nur und das war es. Je nach Behörde gibt es nach meiner Erfahrung nur den Hinweisen "Ein Sanitätsdienst wäre nicht schlecht" bzw. "Sie bräuchten da einen Sanitätsdienst" oder detaillierte Vorgaben, wobei letzteres nach meiner Erfahrung recht selten vorkommt. Als Ausrichter des Sanitätsdienstes hat man also tlw. einiges an Diskussionspotential mit Veranstaltern, das lässt sich selten an die Ordnungsbehörde zurückgeben bzw. komplett an diese abwälzen.
    Die Klärung der Finanzierung des Sanitätsdienstes durch das Ordnungsamt o.ä. wäre auch nur möglich, wenn dieses eine Sanitätsdienst fordert. Gerade hier vor Ort kommen aber die meisten Veranstalter ganz ohne Auflage durch das Ordnungsamt an, da bleibt dann also niemand anderer der sich um die Finanzierung kümmern könnte.

    Dieser Traum ist aber m.E. realisierbar.
    Überall gibt es einen Gebührenkatalog bspw. für Leistungen der feuerwehr, die nicht primär lebensrettende Einsätze sind.
    Diese Gebührenordnungen sind für die "Behörde Feuerwehr" wegweisend - auch dann wenn es "nur" eine Freiwillige Feuerwehr ist.


    Es liegt doch an den Hiorgs, wenn der aufsichtsführenden Behörde (Ordnungsamt) kein Leistungskatalog mit Summen vorliegt.
    Das dort von alleine Wissen über Ausbildungs- und Vorhaltungskosten von medizinischen HelferInnen vorliegt kann doch nicht ernsthaft vorausgesetzt werden.
    Es ist m.E. auch keine Kartellbildung, wenn sich bei potentiell mehreren Leistungserbringern diese zusammensetzen und Positionen aufdröseln.
    In der Hiorg A. kann bspw. die Sanitätshelferausbildung für weniger Geld umgesetzt werden, weil der Hiorg B. z.B. Fahrtkosten mangels eigener Kapazität entstehen.
    Die Hiorg B. hat dafür eine fahrbare UHS, während die Hiorg C. einen oder sogar meh. nach landesrechtlichen Vorgaben RTW in petto hat.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Sollte ein Wehrdienst wieder eingeführt werden, dann müßte es auch einen zivilen Ersatzdienst geben.
    Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 30 Jahre würden m.E. auch keine Benachteiligung/Bevorzugung (individuelle Ansichtssache) von Frauen ermöglichen.


    Der Ersatzdienst ist rechtlich ein Graubereich. Einen Pflichtdienst jedoch, ohne Einführung einer Wehrpflicht (und den auch noch für beiderlei Geschlecht) geht aber nicht.

  • Ein typisches Beispiel für Situationen wo man sich keine "für den Wettbewerb faire Preise" leisten kann ist der Sanitätsdienst beim kleinen lokalen Reitverein und seinem Turnier oder auch ein anderer einfacher Sportverein, diese können sich entsprechende Preise zum Großteil nicht leisten. Würden die Vereine nun die Mitgliedsbeiträge und oder Startgelder entsprechend erhöhen, dann könnten sich einige die dortige Mitgliedschaft nicht mehr leisten. Würde man als Alternative auf die Veranstaltung verzichten, dann würde der Verein für Mitglieder / Sponsoren uninteressant und die Zukunft wäre gefährdet.


    Gerade bei Reitturnieren wird eine ganze Menge an Geld umgesetzt und jede Person, die es sich leisten kann die Kräuterbutter gegen einen Sattel einzutauschen kann auch einen Zehner mehr Startgeld bezahlen.


    Ich rede aber auch nicht von den kleinen Veranstaltungen, wenn die Gemeinde auf der (ehrenamtlich) betriebenen Eisbahn im Winter ein Benefiz-Eishockey-Spiel veranstaltet und es schafft, mehrere (Ex-)Nationalspieler und einen ehemaligen russischen Nationaltrainer KOSTENFREI engagieren zu können, habe ich nichts dagegen, dass nur kleine Aufwandsentschädigung gezahlt wird.
    Werden aber kommerzielle Interessen verfolgt sieht das mal ganz anders aus. Mein liebstes Beispiel sind die ganz grossen Sportveranstaltungen, die im Fernsehen übertragen werden und die Weltelite antritt: Ein bisschen Geld für die Vereinskasse und ein paar Essensgutscheine ...

  • Es liegt doch an den Hiorgs, wenn der aufsichtsführenden Behörde (Ordnungsamt) kein Leistungskatalog mit Summen vorliegt.


    Das ist sicher ein Stück weit ein "Fehler".
    Grundsätzlich sind doch die HiOrg aber keine Sache der Ordnungsbehörden und Co., damit sind und sehen diese sich auch nicht verantwortlich für die Finanzierung des Sanitätsdienstes. Würden die Ordnungsämter die Finanzierung klären, dann müssten sie auch in etwa den Bedarf erkennen/verteidigen können und dafür fehlt das Fach-/Hintergrundwissen. Abgesehen von dieser Problematik gibt es wie gesagt zig Dienste bzw. entsprechende Anfragen bei denen das Ordnungsamt gar nicht im Boot ist, da wird es sich auch nicht um die Frage der Finanzierung kümmern.


    Bei uns gibt es übrigens eine klare Gebührenordnung und die wird auch jedem Veranstalter zugänglich gemacht, leider stößt man damit nicht selten auf Diskussionen. Gerne diskutiert wird, warum man für einen SanH den Mindestlohn haben will, denn 1. macht die Person den Dienst doch ehrenamtlich und 2. hat man im Ehrenamt doch faktisch keine Kosten.


    securo:
    Die bei uns vorhandenen Reitvereine sind alles andere als groß, vermögend und finanziell gut aufgestellt. Die Gleichung Pferd = Geld passt hier in keinem Fall, viele Pferde werden hier von 2-3 Personen genutzt und die Vereine tun sich tlw. schwer genügend Teilnehmer für die Turniere zu finden. Mal eben so 10 oder mehr Euro mehr würde hier sowohl für das einzelne Mitglied, wie auch die Starter tlw. eine echte Belastung bedeuten. Auch wenn sich nur 10 Euro sind, will der Starter an mehreren Turnieren teilnehmen wird das auch recht schnell eine ordentliche Summe.
    Bei wirklichen kommerziellen Veranstaltungen und oder gut erkennbar vermögenden Veranstaltern bin ich im übrigen vollkommen bei dir, wer Geld hat bzw. verdienen will sollte auch entsprechendes Geld für die Anderen einplanen / in die Hand nehmen. Im übrigen würde ich mir wünschen, dass die HiOrg im zu letzt beschriebenen Fall durch die Ordnungsbehörde/Stadt Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Forderungen bekommen.


  • Der Ersatzdienst ist rechtlich ein Graubereich. Einen Pflichtdienst jedoch, ohne Einführung einer Wehrpflicht (und den auch noch für beiderlei Geschlecht) geht aber nicht.

    Die Aussetzung des Wehrdienstes erfolgte aus wirtschaftlichen Überlegungen.
    Es mag ja sogar kostengünstiger sein nicht quartalsweise tausende junger Menschen einzukleiden und auszubilden...


    Demgegenüber steht aber die Politik dieses Staates, die immer mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr beschliesst.
    Ein Wehrpflichtiger der stirbt wird aber mehr Fragen aufwerfen wie jemand, der dies quasi als "Berufsunfall" erleidet.
    (Ich klammere den Punkt der Sinnhaftigkeit von nur kurz ausgebildeten Wehrpflichtigen im harten Einsatz bewusst aus!)


    Im Jahr 2017 besteht für mich keinerlei Grund, den Wehrdienst (bzw. einen Ersatzdienst) nur für ein Geschlecht vorzuschreiben.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • @bc


    Das ist aber politisch umsetzbar und greift auch nicht die Neutralitätspflicht an.
    Alle Hiogs gehören zur BOS - genau wie die Feuerwehren.
    Was bei der einen BOS quasi "schon immer" Standard ist...warum soll dies bei anderen Organisationen nicht möglich sein?


    Dies wird sicherlich eine unbequeme Arbeit sein wenn aus dem lieb-bravem Ortsverein plötzlich ein richtiger Geschäftspartner wird.
    Doch selbst die Schausteller haben eine Interessenvertretung, weil dies für den einzelnen Karussellbetreiber zu viel Aufwand wäre.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?