SK-Verlag: "BW will Schichtausfällen im Rettungsdienst nachgehen"

  • Es gibt schon einen nicht zu unterschätzende Anzahl an Rettungsdienstmitarbeiter, die zu den aktuellen Bedingungen, oder bei einem einzelnen Anbieter nicht mehr bereit sind, im Rettungsdienst zu arbeiten. Daher halte ich eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen (z. B. Abschaffung der Bereitschaftzeiten) und das Durchbrechen von Anbieter-Monopolen für einen Lösungsansatz. Das muss man aber politisch wollen.


    Eddy

  • Zitat von SK-Verlag

    Signifikanten Schichtausfällen will das Innenministerium gemeinsam mit den zuständigen Rechtsaufsichtsbehörden nachgehen. Man habe gegenüber den Leistungsträgern bereits deutlich gemacht, dass – insbesondere durch dauerhaften Personalmangel verursachten – Schichtausfällen unverzüglich entgegenzutreten sei. „Sofern die Gestellung einer Fahrzeugbesatzung im Rettungsdienstbereich dauerhaft nicht mehr erbracht werden kann, hat der Leistungsträger die sofortige Übernahme durch einen anderen Leistungsträger zu prüfen und zu veranlassen.“ Sei dies nicht möglich, sei unter Sicherstellung der rettungsdienstlichen Standards eine Kooperation mit einem Partner zu prüfen.


    Ähm...ja! Liest sich ja toll, nur hat man sich da mal überlegt was man da gesagt hat?!?
    Egal worin die Ursache liegt, es fehlt im Rettungsdienst eindeutig an Personal und das lässt sich nicht durch die Abgabe von Fahrzeugen oder Partnerschaften ändern. Will man die Fahrzeuge auf biegen und brechen besetzten, dann wird es nur dazuführen, dass sich die Arbeitsbedingungen für das Rettungsdienstpersonal verschlechtern (z.B. durch Mehrarbeit bzw. Zusatzschichten). Will man den Fahrzeugausfällen wirklich begegnen, dann muss das abseits von Abgaben von Fahrzeugen und Partnerschaften passieren. Im übrigen wird auch die "überregionale" Disposition von KTW die Sache nicht verbessern, ggf. ist auch hier eher einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zu erwarten.
    Will man dem Fahrzeugausfall wirkungsvoll begegnen, dann muss endlich mal das System geändert werden und der ständigen Erhöhung der Vorhaltung Einhalt geboten werden. Solang man das System fast unverändert so lässt, solange wird der Personalmangel und damit der Fahrzeugausfall anhalten.


    Und sind wir mal ehrlich, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst kann die Situation nicht mehr retten. Selbst bei 30 Std./Wo., 3200,-€ Grundgehalt (netto!) und 15 Minuten-Hilfsfrist wäre das jetzige System dem Untergang geweiht.

  • Die große Frage ist doch: Woher soll denn das ganze Personal kommen?

    Komisch, hier fallen quasi keine Schichten aus. Extrem selten sind solche Vorfälle, dass ein Fahrzeug ausfällt. Personalnot haben wir allerdings auch. Und das auch nicht zu knapp. Woran könnte das liegen? Ein Rettungsdienstträger, also der Kreis, der Verträge mit Leistungserbringern abgeschlossen hat. Es müssen also Verträge eingehalten werden, sonst drohen Vertragsstrafen. Gibt es diese Vertragsstrafen in BaWü auch?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Auch bei uns fallen keine Schichten bzw Fahrzeuge aus, vor allem da der AG immer wieder auf die Folgen hinweist. Tatsächlich ist der fehlende Ausfall nur zu erklären, in dem tlw. einzelne Personen weit über ihr Limit gehen und pro Woche 1-2 Zusatzschichten fahren. Für den Träger sieht der Leistungserbringer als zuverlässig und solide aus, betrachtet man sich aber die Stimmung im Personal und die offenen Urlaubstage und Überstunden .... .
    Vertragsstrafen machen die Sache übrigens nicht besser, denn entweder werden die kalt lächelnd bezahlt oder aber man gibt 1-X Fahrzeuge an den Träger "zurück".

  • Es wird rappeln im Ländle. Und das so oder so. Und ich bin absolut nicht unglücklich darüber, wenn die Politik hier endlich mitmischt. Rettungsdienst ist eine Sache von öffentlichem Interesse!
    In Baden-Württemberg wurde das Thema bisher hauptsächlich zwischen DRK und AOK ausgemacht. Wer das DRK und die AOK kennt, weiß Bescheid.


    Seit einigen Jahren gibt es die ziemlich gute Einrichtung namens SQR-BW. Eine Stelle, die in öffentlichem Auftrag die Qualität des RD überwacht und die Ergebnisse öffentlich zur Verfügung stellt. Und fast jedes Jahr werden mehr Daten erhoben und neue Empfehlungen ausgesprochen.


    Und wenn man
    -Leitstellen verbessert (Abfrage, Effizienz, Leistungsspektrum, evtl ÄND, evtl Telemedizinische Beratung, usw usf)
    -Den Krankentransport schlagkräftiger macht und sei es nur durch überregional erzeugte Synergieeffekte (ein KTW, der von Stuttgart nach Heidelberg verlegt, kann auf dem Rückweg gleich was von Heilbronn nach Ludwigsburg mitnehmen. Da das heute 4 Leitstellenbereiche betrifft, wird das bisher im Prinzip nicht gemacht. Der dadurch frei gewordene KTW kann dann einen Transport machen, den sonst vielleicht ein RTW gemacht hätte. Den RTW hat man dann frei und braucht übernächstes Jahr nicht schon wieder aufstocken...)
    - Den Anbietern etwas besser auf die Finger guckt und sie so motiviert, ihr Personal anständig zu behandeln


    dann wird schon einiges besser. Man kommt wieder mit dem vorhandenen Personal besser hin. Und man verliert weniger teuer und gut ausgebildetes Personal in andere Berufe oder an die Wirtschaft. Außerdem spart gutes, effizientes Arbeiten Geld und man hat unterm Strich vielleicht mehr, um Personal anständig zu bezahlen und zu behandeln.


    Dass jetzt das goldene Zeitalter der Rettung in Baden-Württemberg anbricht und alle Probleme sich in Wohlgefallen auflösen, glaube ich natürlich nicht ernsthaft. Aber auch kleinere Schritte in die richtige Richtung sind zu begrüßen.


    Ich bin ziemlich gespannt. Und seit langem fürchte ich dabei nicht das Schlimmste sondern hoffe auf das Gute.

  • ÄLRD-BW ist ja schön und gut. Aber dann kann man auch einfach zwei Stellen ausschreiben und die Leiter+Stv. Leiter und die geben dann den „Ton“ für ein ganzes Bundesland an. Dann weiß der Doctor aus Stuttgart auf dem RTH im Zweifel auch, was der NorSan in Renchen schon so gemacht hat.


    Übergreifende KTW Dispo: Das mag im Status 2 vielleicht funktionieren, aber nur, weil ein KTW auf der Rückfahrt ist, ist er nicht frei. Meistens rechnen wir die ingesamt Zeit für die Tour aus und schlagen noch einen kleinen Puffer drauf und das hat in der Regel sehr gut gepasst. Sobald das Fahrzeug dann zurück im LK war gab es den Folgeauftrag. Macht das RM jetzt noch andere Touren für andere Leitstellen, dann bekommt der Disponent in der Heimat wieder Probleme. Also rollt erneut irgendein RTW. Man braucht genügend Ressourcen, um vernünftig zu arbeiten. In vielen Kreisen von BaWü fehlen private Fahrdienste, weil es sich einfach nicht lohnt, da das DRK zt. Dumpingpreise hatte. Daran muss man etwas ansetzen und auch nur noch qualifizierten KTP fahren.


    Mir fehlt dort ganz klar, dass es bei mehreren Vertragsverletzungen nicht an eine andere Organisation geht, sondern der LK selbst das Sorgenkind übernimmt.

  • Übergreifende KTW Dispo: Das mag im Status 2 vielleicht funktionieren, aber nur, weil ein KTW auf der Rückfahrt ist, ist er nicht frei. Meistens rechnen wir die ingesamt Zeit für die Tour aus und schlagen noch einen kleinen Puffer drauf und das hat in der Regel sehr gut gepasst. Sobald das Fahrzeug dann zurück im LK war gab es den Folgeauftrag. Macht das RM jetzt noch andere Touren für andere Leitstellen, dann bekommt der Disponent in der Heimat wieder Probleme.


    Die KTW sollen dann ja auch zentral oder zumindest bereichsübergreifend disponiert werden. Mit RescueTrack ist auch das Status-Problem keines.

  • ... zumal das Fahrzeug bei bestehendem Folgeauftrag nicht in der 1 durch die Gegend rollt.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Das ist doch das Problem bei unserem Leistellen-System. Wieso schaffen es Speditionen ihre Fahrzeuge sinnvoll auszulasten und Leerfahrten zu minimieren. Auch wenn ich unsere Patienten nicht mit Stückgut vergleichen möchte, handelt es sich im KTP um terminierte, mehr oder weniger dringliche Fahrten. Die kann ich doch problemlos überregional planen. Klar, wenn ich „Ein-Mann-Leitstellen“ für einen Landkreis habe, funktioniert das nur schwierig. Aber bei (endlich notwendiger) Zusammenlegung zu überregionalen integrierten Leitstellen wäre eine entsprechende Disposition in meinen Augen schon realisierbar. Auch da muss man aber halt eingefahrene Strukturen mal über Bord werfen.
    Dass es dennoch einer Aufstockung im KTP Bereich bedarf (in Verbindung mit angemessenen Tarifen), wahrscheinlich sogar dringender als in der Notfallrettung, steht auf einem anderen Blatt...

  • Wieso schaffen es Speditionen ihre Fahrzeuge sinnvoll auszulasten und Leerfahrten zu minimieren. Auch wenn ich unsere Patienten nicht mit Stückgut vergleichen möchte, handelt es sich im KTP um terminierte, mehr oder weniger dringliche Fahrten. Die kann ich doch problemlos überregional planen.


    Im Gegensatz zu der von der Politik und dir herangezogenen Logistikbranche geht es beim Krankentransport aber um weit mehr als "nur" Auto fahren, gerade dann wenn der KTW nicht als besseres Taxi benutzt wird.
    Sicher, würde es für ganz BW nur eine Leitstelle für den Krankentransport geben, dann könnte man ein sehr effizientes und kostensparendes System betreiben. Doch, wer würde in einem solchen System gerne arbeiten wollen?
    Da es eben nicht nur um Stückgut geht und die Lieferbedingungen tlw. doch erheblich anstrengend sind wollen und brauchen die Menschend die dort arbeiten auch mal etwas "Ruhe" / "Pause". Gerade wenn man kollegial und professionell denken und handeln will, gerade dann darf es nicht um die pure Effizienz und das Geld gehen. Denkt man kollegial und auch professionell, dann muss man auch dem KTW mal "zusätzliche" Pausen und Leerfahrten zugestehen, eben um den Arbeitsplatz nicht vollkommen unattraktiv zu machen und das dortige Personal zu verheizen.
    Disponiert man KTW dauerhaft mit einer 85-90% Auslastung wird man über kurz oder lang auch dort ein Qualitätsverlust; ein Personalmangel und Fahrzeugausfall erzeugen, denn für das Geld und zu diesen Bedingungen wird niemand (lange) diesen Job machen wollen.


    Wie oben schon geschrieben, es bedarf nicht der Kooperation von Leistungserbringern oder Leitstellen um das System zu retten, sondern ein neues System. Solang KTW als bessere Taxis disponiert werden und RTW als KTW/ÄBD/... wird selbst bei steigenden Gehältern der Personalmangel anhalten.


  • Im Gegensatz zu der von der Politik und dir herangezogenen Logistikbranche geht es beim Krankentransport aber um weit mehr als "nur" Auto fahren, gerade dann wenn der KTW nicht als besseres Taxi benutzt wird.
    Sicher, würde es für ganz BW nur eine Leitstelle für den Krankentransport geben, dann könnte man ein sehr effizientes und kostensparendes System betreiben. Doch, wer würde in einem solchen System gerne arbeiten wollen?
    Da es eben nicht nur um Stückgut geht und die Lieferbedingungen tlw. doch erheblich anstrengend sind wollen und brauchen die Menschend die dort arbeiten auch mal etwas "Ruhe" / "Pause". Gerade wenn man kollegial und professionell denken und handeln will, gerade dann darf es nicht um die pure Effizienz und das Geld gehen. Denkt man kollegial und auch professionell, dann muss man auch dem KTW mal "zusätzliche" Pausen und Leerfahrten zugestehen, eben um den Arbeitsplatz nicht vollkommen unattraktiv zu machen und das dortige Personal zu verheizen.
    Disponiert man KTW dauerhaft mit einer 85-90% Auslastung wird man über kurz oder lang auch dort ein Qualitätsverlust; ein Personalmangel und Fahrzeugausfall erzeugen, denn für das Geld und zu diesen Bedingungen wird niemand (lange) diesen Job machen wollen.


    Wie oben schon geschrieben, es bedarf nicht der Kooperation von Leistungserbringern oder Leitstellen um das System zu retten, sondern ein neues System. Solang KTW als bessere Taxis disponiert werden und RTW als KTW/ÄBD/... wird selbst bei steigenden Gehältern der Personalmangel anhalten.

    Ich weiß, was du meinst, aber es ist genau anders herum.
    Unsere KTW-Leute haben immer gekotzt, dass sie Überstunden machen mussten und unnötige Leerfshrten hatten.
    Jetzt gibt es zwei ältere Kollegen auf der Leitstelle, die nur noch KTW-Dispo machen. Die arbeiten absolut effizient machen intelligente Routenplanung, schieben entsprechende Fälle super elegant zeischen rein und pflegen Kontakte zu anderen Leitstellen, um überregionale Synergieeffekte zu schaffen. (ich hab in 3 Stunden ein Auto bei euch, hast was für zurück? — hey, einer eurer KTW bringt gerade was bei uns rein, darf ich dem ne Heimfahrt auf die halbe Strecke mitgeben? )
    Effekt: Unsere KTW-Leute sind hochzufrieden, müssen kaum mehr Überstunden machen und haben jeden Tag geregelte Mittagspausen. Und niemand hat das gefühl, etwas sinnloses zu tun. Zudem sind die Wartezeiten im Krankentransport drastisch gesunken.

  • Edit: auf _BC_s Post bezogen:


    Sorry, aber das sehe ich nicht so. Der KTP ist prinzipiell ein Job wie jeder andere. In den acht Stunden hat die Leitstelle dafür zu sorgen, dass ich meine vorgeschriebenen Pausen bekomme und pünktlich Feierabend habe und ansonsten habe ich da zu arbeiten wie jeder sonstige Arbeitnehmer auch. Der KTP ist auch kein besonders belastender Job (körperlich wie psychisch). Sollte da tatsächlich mal ein entsprechender Einsatz dabei sein, dann ist es wiederum Aufgabe der Leitstelle dafür zu sorgen, dass das Team ausser Dienst geht und entsprechend Ersatz zu disponieren (wie z.B. beim Lokführer, der einen Menschen überfährt auch).
    Ich sehe den KTP jetzt nicht belastender wie z.B. die Arbeit in der Krankenpflege o.ä. (ganz im Gegenteil). Und da kannst Du auch nicht mal eben zwischendurch ne Pause machen (ganz davon abgesehen, dass das im KTP eh ja weiterhin möglich wäre; ein hungriger Sani is ein dummer Sani :ironie: ).

  • maxx:
    Gegen eine sinnvolle Disposition spricht auch meiner Sicht nichts, gegen das ist einer Abreit ähnlich der Logsitikbranche und wenn man das eben 8 von 8 Stunden durchfährt ist das ok spricht aus meiner Sicht aber einiges. Wenn KTW sich unterwegs "fröhlich winkend" begegnen oder "unnötig" Überstunden machen, weil eben fragwürdig disponiert wurde, dann finde ich das System auch fraglich. Hier anders zu disponieren kann nur ein Gewinn für das KTW-Team und den Patienten sein.


    Blodwyn76.
    Sowohl körperlich, also auch von der Psychohygiene her braucht man ab und zu eben auch mal etwas Leerlauf und den sollte man sich nicht durch irgendwelche Tricks erschleichen müssen. Diese Tatsache gilt nicht nur für den RTW, sondern eben genauso für den KTW. Nur weil ein KTW nicht die "krassen Fälle" fährt fährt er nicht automatisch nur Pillepalle, auch wenn es oftmals so ist bzw. zumindest so erscheint. Man hat auf dem KTW meist ein ganz anderes Klientel und gerade wenn man nicht nur Kurzstrecke fährt auch eine ganz andere Bindung zum Patienten, daraus ergibt sich, dass auch Pillepalle einem doch mal erheblich mehr bewegen kann und das ist nur menschlich. Es macht halt ein Unterschied ob 2-3 RTW hin und wieder mal den einen Patienten fahren oder ob das KTW Team diesen einen Patienten fast täglich fährt und damit die Hochs und Tiefs des Patienten auf einer persönlicheren Ebene mitbekommt. Gerade weil es eben ein KTW ist und weil man dort öfters mal mehr Kontakt bzw. einer andere Bindung zum Patienten hat, gerade deshalb darf man die Kiste nicht bis fast zum Anschlag mit Fahrten vollpacken. Umgedreht ist es aber auch nichts so, dass nach jeder Fahrt X Minuten an Leerfahrt / Pause mal ebenso drauf gerechnet werden sollten und oder das Team nach jeder "vermeintlich" belastenden Fahrt getauscht werden muss. Oftmals lassen sich leichtere schwierige Situationen auch einfach mal durch ein Gespräch im Team oder ähnliches bewältigen, dass kann dann aber nicht immer bis zur Pause warten und eine Leerfahrt kann da was echt Hilfreiches sein.


    Ganz davon ab, je mehr Leute ein Fahrzeug disponieren, umso höher ist die Gefahr dass die Pause vergessen geht oder der Grundsatz "ein hungriger Sani ist ein doofer Sani" zum greifen kommt. Kann man das als professionelles Rettungfachpersonal wirklich begrüßen bzw. wollen?
    Für mich sind RettSan / KTW-Teams genauso Kollegen wie RettAss/NotSan bzw. andere RTW-Teams und in diesem Sinn sollte man zusammenstehen. Ein abwälzen der eigenen Arbeit auf andere und die Hinnahme von evt. Verschlechterungen der dortige Arbeitsbedingungen zeugt für mich nicht von einem professionellen Auftreten und Handeln.


    Im übrigen rennt man nach meiner Erfahrung in der Pflege auch ziemlich durch, dennoch lässt sich da durch eigenes Handeln und oder durch Hilfe der Kollegen eher mal eine kurze Verschnaufpause einlegen. Im Krankentransport bzw. Rettungsdienst ist man da aber auf die "Gunst" der Leitstelle angewiesen und das macht es dann doch schwieriger, zumal man ja nicht jede "belastende" Situation und den Wunsch nach einem kollegialen Teamgespräch gleich auch an die große Glocke hängen will.


    Was spricht denn wirklich dagegen, Fahrzeuge intelligent, aber ohne Vollauslastung, zu disponieren und generell mal das System komplett zu überarbeiten? Sinnvoller als immer mehr Fahrten pro Fahrzeug und immer mehr Fahrzeuge und Personal dürfte es doch sein, die Fahrzeuge von Ballast frei zu halten und darüber dem Personalmangel und Fahrzeugausfall Einhalt zu gebieten. Aus meiner Sicht ist es z.B. gerade in Großstädten fragwürdig ob ein verstopfter / gezogener DK tatsächlich durch den Rettungsdienst/Krankentransport oder ein Krankenhaus versorgt werden muss, auch ist es fragwürdig ob die minimalst Demente Heimbewohnerin die altersgemäß mobil ist nach einer chirurgischen Abklärung/Versorgung tatsächlich durch den Krankentransport/Rettungsdienst wieder ins Heim gefahren werden muss. Die eben genannten Fälle mal genauer zu betrachten und anzugehen würde mehr bringen, wie die Disposition des Krankentransportes durch eine Leitstelle und die Partnerschaft zur Besetzung von Rettungsmitteln.

  • Die KTW sollen dann ja auch zentral oder zumindest bereichsübergreifend disponiert werden. Mit RescueTrack ist auch das Status-Problem keines.


    Das meine ich damit nicht. Wenn du z.B von Lahr nach KA fährst und dann auf dem Rückweg noch eine Fahrt von KA nach Oberkirch bekommst oder Bade Baden, dann mag das zwar im ersten Augenblick sinnvoll sein, aber es kann ja auch sein, dass der Disponent deine Fahrt so geplant hat, dass der Rückweg mit eingerechnet wurde und du direkt weiter von z.B Ettenheim nach Freiburg sollst.
    So ergibt sich dann das Problem, dass die Fahrt z.B Bade Baden-OBK zu viel Zeit nehmen könnte, um dann die weitere Fahrt Ettenheim-Freiburg nicht zu machen. Im Umkehrschluss würde das dann ggf. ein RTW fahren.

  • Versteh mich nicht falsch: ich möchte auch kein Szenario wie in der (ambulanten) Pflege heraufbeschwören, wo für jeden Patient und Tätigkeit x Minuten geplant sind und wenn ich die nicht einhalte, komme ich nicht hinterher. Dass im KTP ein Gespräch und auch die Behandlung eines Patienten mal länger als geplant dauern kann, ist denke ich klar. Dennoch halte ich es für völlig angemessen, ein Fahrzeug nach Beendigung eines Einsatzes direkt zum nächsten zu schicken. Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, kann ich das der Leitstelle mitteilen und die muss dann schauen, wie sie weiter disponiert. Dies aber grundsätzlich als Begründung für Leerfahrten herzunehmen halte ich für fragwürdig.
    Und die Pauseneinhaltung kann sowohl technisch (automatische Markierung von Besatzungen, die noch keine Pause hatten) als auch organisatorisch überwacht werden.
    Gegen "Fahrzeuge intelligent, aber ohne Vollauslastung" zu disponieren, spricht einfach, dass es nicht wirtschaftlich ist. Wie gesagt, ich rede nicht davon die Besatzungen ohne Pausen und mit 3 Überstunden täglich durch die Lande zu schicken. Aber eine sinnvolle Disposition sollte schon drin sein.

    Wie Maxx schon geschrieben hat, halte ich es durch eine intelligente überregionale KTP Disposition sogar für eher möglich, Pausen einzuplanen und Besatzungen sogar zu entlasten (weil wenn die Fahrt "auf dem Weg liegt" ist u.U. der lokale KTW dafür frei (bzw. hat nicht die doppelte Einsatzzeit für Hin- und Rückfahrt).


    Noch einmal: dass davon unabhängig das System KTP, die Bezahlung, die Tarife, die Vorhaltung, die Einsatzkriterien usw. überarbeitet werden müssen, da stimme ich Dir voll und ganz zu.

  • Versteh mich nicht falsch: ich möchte auch kein Szenario wie in der (ambulanten) Pflege heraufbeschwören, wo für jeden Patient und Tätigkeit x Minuten geplant sind und wenn ich die nicht einhalte, komme ich nicht hinterher. Dass im KTP ein Gespräch und auch die Behandlung eines Patienten mal länger als geplant dauern kann, ist denke ich klar. Dennoch halte ich es für völlig angemessen, ein Fahrzeug nach Beendigung eines Einsatzes direkt zum nächsten zu schicken. Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, kann ich das der Leitstelle mitteilen und die muss dann schauen, wie sie weiter disponiert. Dies aber grundsätzlich als Begründung für Leerfahrten herzunehmen halte ich für fragwürdig.
    Und die Pauseneinhaltung kann sowohl technisch (automatische Markierung von Besatzungen, die noch keine Pause hatten) als auch organisatorisch überwacht werden.
    Gegen "Fahrzeuge intelligent, aber ohne Vollauslastung" zu disponieren, spricht einfach, dass es nicht wirtschaftlich ist. Wie gesagt, ich rede nicht davon die Besatzungen ohne Pausen und mit 3 Überstunden täglich durch die Lande zu schicken. Aber eine sinnvolle Disposition sollte schon drin sein.

    Wie Maxx schon geschrieben hat, halte ich es durch eine intelligente überregionale KTP Disposition sogar für eher möglich, Pausen einzuplanen und Besatzungen sogar zu entlasten (weil wenn die Fahrt "auf dem Weg liegt" ist u.U. der lokale KTW dafür frei (bzw. hat nicht die doppelte Einsatzzeit für Hin- und Rückfahrt).


    Noch einmal: dass davon unabhängig das System KTP, die Bezahlung, die Tarife, die Vorhaltung, die Einsatzkriterien usw. überarbeitet werden müssen, da stimme ich Dir voll und ganz zu.


    Ich möchte es einfach gerne mit einem Beispiel zeigen, da ich ja in der Ortenau "gelernt" habe Disponent zu sein. Ein KTW wird von Lahr nach Mannheim geschickt. Die Fahrt wird berechnet und man schlägt zum Puffer noch mal 30 Minuten drauf (klappt zu etwa 90%) im Anschluss wird direkt die nächste Fahrt geplant und die Pause selbstverständlich mit eingebaut (Zigarette,Pipimachen usw. wird schon bei der Fahrtberechnung mit gerechnet). Die KTW´s dort sind wirklich enorm ausgelastet. Wenn jetzt noch ne Fahrt auf dem Rückweg dazu kommt, dann fällt das Kartenhaus.
    Ich kann nur aus meiner Zeit sprechen. Wir haben nur Überstunden machen lassen, wenn die Kollegen ihr ok dafür gegeben haben. I.d.R wurde 30-45min vor Ende keine Fahrt (außer Notfälle) mehr gegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Andrechen ()

  • Ich kenne die regionale Situation da jetzt nicht, darum ist es schwer zu beurteilen. Dass es auch nie DIE perfekte Lösung geben wird ist auch klar. Und am Morgen den ganzen Tag zu planen geht natürlich im KTP auch nicht. In meinen Augen macht eine überregionale Planung durch ILS trotzdem mehr Sinn. Im RD und KTP sollte man natürlich immer Reserven in der Hinterhand haben und eine 100%ige Auslastung heisst, dass man diese nicht hat. Das sollte dann aber in der Bedarfsplanung entsprechend festgestellt werden und darauf reagiert werden (da wären wir bei den von mir genannten nötigen Optimierungen).


    Das heisst aber trotzdem nicht, dass ich Leerlaufzeiten fix einplane, weil man im KTP so einen belastenden Job hat und nach jedem Einsatz eine Krisenintervention oder eine ausführliche Einsatznachbesprechung betreiben muss. Sorry, aber das geht doch schon ein wenig an der Realität vorbei.


    Führt jetzt aber auch langsam weit vom Thema weg und werden da auch keine Lösung finden...