Skilltraining Sanitätsdienst/Katastrophenschutz

  • Hallo zusammen :)


    Ich hoffe ich hab mich hier ins richtige Unterforum verirrt. Wir machen bei uns in der Ortsgliederung vom Katastrophenschutz regelmäßig (so alle 1-2 Monate) mal einen Tag Simulationstraining für alle Interessierten, um fit zu bleiben. Hier werden rettungsdienstliche sowie sanitätsdienstliche Fälle gespielt. Da ich das ganze mittlerweile mehr oder weniger alleine organisiere, habe ich mir überlegt, vorher ein kurzes Skilltraining zu machen (~ 2h), in denen nicht oft durchgeführte, aber doch wichtige Skills trainiert werden und dann anschließend im Fallbeispieltraining vertieft werden sollen. Beim letzten Mal hatte ich das Thema Spineboard und BLS-Reanimation vorbereitet. Das ganze wurde auch ganz gut angenommen, sodass ich jetzt auf der Suche nach weiteren Themen bin. Auf meiner Liste stehen momentan die Themen Anamnese (hier insbesondere Umgebungsanamnese & Beurteilung der Gefahrensituation), strukturierte Übergabe, sowie verschiedene Schienungstechniken wie SamSplint oder Vakuumschienen. Bei einigen fehlen mir momentan noch die Ideen zur Umsetzung. Habt ihr da schonmal so etwas in der Art gemacht oder habt ihr vielleicht noch Ideen und Vorschläge welche Skills man noch trainieren könnte?

  • Da würde mir spontan im Grunde die Liste der Praxisanleitungen aus dem DRK-Leitfaden für den Sanitätsdienst einfallen. Im Prinzip sind das Folgende:
    - Lagerungen (Unterlegen einer Decke, stabile Seitenlage in verschiedenen Varianten, Schocklage, Lagerung bei Atemnot, Herzbeschwerden, Kopfverletzungen, ...)
    - Diagnostik (RR palpatorisch, auskultatorisch und in stabiler Seitenlage, Erstdiagnostik/Patientencheck, Pulskontrollen zentral und peripher)
    - Unterstützen ärztlicher Maßnahmen (Vorbereitung Infusion, Vorbereitung Intubation, Vorbereitung venöser Zugang, Assistenz beim venösen Zugang)
    - Beatmung und Freihalten der Atemwege
    - Reanimation
    - Ruhigstellung
    - Rettung und Transport
    - Sonstiges (Auffinden einer Person, Patientenprotokoll, Helmabnahme, Entkleiden, Händedesinfektion)
    - Wundversorgung
    Wenn du die anderen auch noch ausführlicher bräuchtest, gib Bescheid. Inzwischen lasse ich meine RS-Praktikanten unser Zugangsset auf dem Auto immer frisch richten (sprich ich verstecke das Set, frag sie, was sie brauchen und lass sie das in der richtigen Reihenfolge hinlegen). Das könnte man zum Beispiel mit einer gezeichneten Unterlage (was muss alles mit rein?) abbilden und mit einer Checkliste gegenseitig "abprüfen" lassen - damit können sich die Leute gegenseitig korrigieren und verbessern.
    Ansonsten könnte man, Rotkreuzlehrgang-mäßig, die Praxisanleitungen laminieren und auslegen oder (je nach technischer Ausstattung) ein Video an der Station zeigen, wie es richtig gemacht wird (ggf. zum Nachschauen, nachdem es einmal gezeigt wurde zum Beispiel).
    Hoffe, das hilft dir schon mal weiter. :)

  • Außer den Klassikern ABCDE und SAMPLER könnte man auch einmal das Thema ROSC beleuchten. Kommt im Sanitätsdienst nicht so häufig vor. Wann ist ein RR oder CO2 gut?
    Kommt Tragehilfe bei LUCAS Einsatz bei euch vor? Dann wäre umlagern auf LUCAS ein Thema.
    Weil für den MANV nach Anschlägen wichtig: Assistenz Thoraxdrainage

  • Vielleicht sollte man es aber auch nicht übertreiben und sich auf die Basics besinnen (BLS), wenn man sich die Zielgruppe der Ausbildungsdienste näher anschaut.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Verbände aller Arten! Hier sich gern von einem Profi (z.B. aus dem Krankenhaus Tips und Kniffe, zeigen lassen.
    Falls ihr in Verwendung habt üben mit der Isralei Bandage sowie Tourniquet.


  • Das ist aber als Thema für das ganze Jahr einfach zu langweilig. Das das dazugehört ist unbestritten.


    Du musst aber die Zielgruppe beachten! Es handelt sich um eine KatS Einheit. Was für Qualifikation wird man da wohl finden? Das werden größtenteils Sanitätshelfer und Rettungssanitäter sein. Höher qualifiziertes Fachpersonal wird überschaubar sein. Dann musst Du den Alltag (Sanitätsdienste) und das Einsatzspektrum betrachten (was für Einsätze, wie viele Einsätze). Danach richten sich die Bedürfnisse in der Aus- und Fortbildung. Ich glaube daher nicht, dass Themen wie ROSC, Kapnometrie und LUCAS sowie Thoraxdrainagen das richtige für diese Zielgruppe ist. Das sollte sich auf dem Niveau des BLS orientieren. Und da gibt es schon genug zu üben damit das sitzt. Wenn das Qualifikationsgefälle zu unterschiedlich ist, dann sollte man die Ausbildungsdienste ggf. nach Gruppen organisieren.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich werfe noch in den Raum:

    • lokale MANV-Konzepte
    • sonstige relevante Konzepte (HEIKAT wurde ja z. B. kürzlich aktualisiert)
    • Transport von Patienten (Vorstellen der verschiedenen Möglichkeiten wie Tragestuhl, Bergetuch, Tragering, Fahrtrage, etc. mit Vor- und Nachteilen und Praxisübungen, danach Szenarien, in denen die Teilnehmer situationsabhängig ein Transportmittel auswählen und dies begründen müssen)
    • "SanD-Medizin" (die klassischen Fälle auf Sanitätsdiensten: Kollaps, Hypoglykämie, etc. - jeweils mit Ursachen, Symptomen, etc.)
    • "KatS-Medizin" (nicht die üblichen Schoten wie "da lassen wir dann Menschen sterben" und Konsorten, sondern sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema: was ist bei MANVs zu beachten? Welche Versorgung muss sein, welche ist optional? Wo liegt der Fokus bei der Behandlung? Welche Mindesttherapie erhält jeder? Reanimation ja oder nein? Das kann man sehr gut aufarbeiten, das BBK bietet dafür einen Leitfaden - allein die ethischen Aspekte der Katastrophenmedizin sind hochinteressant)
    • Fahrzeugkunde (wie belade ich die KTW-B oder KTW-4, die vor Ort in den Einsatz kommen? Wo ist was gelagert?)
    • Wenn man die Möglichkeit hat: dynamische Patientensimulation. Das ist zwar schon eine Nummer größer, allerdings übt man dort, was meistens selten trainiert wird: die medzinische Entscheidungsfindung unter Zeitdruck. Dafür ist das System super geeignet.
  • Rettung mit Spineborad und Boa aus einem Kleintransporter (die stehen ja bei einer Gliederung regelhaft in der Garage)
    Trainiert Absprache/Zusammenarbeit im Team, verlangt einsatztaktisches Denken, ist schwieriger wie das übliche Arbeiten mit dem Spineboard, verlangt das Anlegen einer HWS-Fixierung unter schwierigen Platzverhältnissen...
    und wenn ich an ein beliebiges VU-Szenario denke wo SAN-helfer eher zufällig vorbeikommen wirklich realitätsnah.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich glaube daher nicht, dass Themen wie ROSC, Kapnometrie und LUCAS sowie Thoraxdrainagen das richtige für diese Zielgruppe ist.


    Zum Thema LUCAS: Hier hatte ich etwas voin" Umlagern auf LUCAS" geschreiben wenn Tragehilfe z.B. im FR Einsatz zum Spectrum der Einheit gehört.



    Sanitätshelfer sollen keine Beatmungsgeräte anwenden, sie kommen aber auf den RTW der Bereitschaften und z.B. auf den GW-San Bund und Niedersachsen damit in Berührung. Da hoffentlich niemand so wtwas ohne Kapno benutzen möchte schadet es auch nicht zu wissen von was die Profis da so reden. Die RS der Einheiten sollten hier Assistierend tätig werden können und eingewiesen sein.



    Gleiches gilt für Thoraxdrainagen die z.B. auch auf den GW-San Bund und Niedersachsen vorgehalten werden.


    Nur weil die Leute damit nicht ihr Geld verdienen sind die ja nicht blöd. Das das Leistungslevel so unterschiedlich ist wie bei einer Freiwilligen Feuerwehr ist unbestritten. Trotrzdem kann ich anspruchsvolle gute Ausbildung machen. Der Thread zeigt mehr Themen als man in einem jahr ausbilden kann.

  • Verbände aller Arten! Hier sich gern von einem Profi (z.B. aus dem Krankenhaus Tips und Kniffe, zeigen lassen.
    Falls ihr in Verwendung habt üben mit der Isralei Bandage sowie Tourniquet.


    Nachtrag: gerade auch das Verbinden von Verletzungen in der Achsel- und Leistengegend bzw. am Hals stellen spannende Herausforderungen dar. Und gerade auf Sanitätsdiensten bei Konzerten (oder anderen Events bei denen Leute zum Geldsparen über Zäune klettern) kommt das immer mal wieder vor.

  • Wow, da scheine ich ja was losgetreten zu haben. Danke erstmal für einen ganzen Teil der Antworten, die haben mich schon ein Stück weitergebracht.
    Mir geht es in erster Linie wirklich um BLS-Maßnahmen. FR fahren wir nicht, wir machen nur Sanitätsdienste auf Veranstaltungen und sind mit Führungstrupp und Sangruppe in einer EE NRW und unserem lokalen MANV-Konzept eingebunden. Vom Ausbildungsstand her sind wir bei diesen Trainingstagen in der Regel ein NotSan, einige RS, dann noch RH und Ersthelfer, also quer durch, von daher wollte ich mich wirklich auf die Basics beschränken. Wir versuchen den Teilnehmern auch immer wieder das Motto „Build good ALS on Great BLS“ einzutrichtern.

  • Wir haben vor ein paar Wochen inhouse einen eintägigen Kurs durchgeführt, bei welchem einige MA, welche regelmässig an Sportveranstaltungen eingesetzt werden, in die Welt des Taping (Kinesiotape, sowie das starre Tape) eingeführt wurden.


    Es handelte sich hierbei um einen Kurs, welcher von einer Physiotherapeutin für dipl. RS HF durchgeführt wurde, aber ich denke, wenn die Anatomie einigermassen sitzt, kann dies mit jeglichem Personal durchgeführt werden, welches an Sportveranstaltungen eingesetzt wird.


    Der Kurs selber war gut mit Theorie und Praxis durchmischt (kurze Theorie, dann sofortiges praktisches Arbeiten, usw.) und fand sehr grossen Anklang.


    Ich denke, etwas in der Art könnte gut ankommen und einen konkreten Benefit bieten.

  • In Bezug auf Sanitätsdienste und größere Schadenslagen: Wie gehe ich mit Patienten um, die in verschiedenen Stadien der Hypothermie sind (Erkennen, Vermeiden von Bergetod etc.)?



    Wie arbeite ich mit anderen Fachdiensten/Organisationen zusammen? Ich denke da an Feuerwehr, THW, Biologische Ortung, etc. Die kann man z.B. für einen Vortrag über ein bestimmtes Thema einladen oder einfach zusammen etwas üben.
    Machen wir und unsere Partnerstaffeln regelmäßig für die Feuerwehr. Erst Theorie und dann zeigen der Praxis.

  • Benutzung von Klein-Löschgeräten: Feuerlöscher, Ablöschen von Personen mit Löschdecke, Und im Anschlussversorgung von thermischen Notfällen wie Verbrennung, Verbrühung... ( gerne auch zusammen mit der Feuerwehr)


    Neben der reinen Medizin auch etwas Gesprächsführung und Betreuung von unverletzten Betroffenen (Hier kann man zum Beispiel mal einen Notfallseelsorger oder Ähnliches einladen, zum einen, um sich kennen zu lernen, Zum anderen, dass nicht der Erstkontakt im Einsatz ist


    Evakuierung im Krankenhaus/Pflegeheim. Was zu beachten/handling von Krankenhausbetten, umlagerung auf Trage etc. (Auch in Hinblick von Evakuierung von Altenheimen oder zunehmenden dezentralen Pflegeeinrichtungen wie „Senioren-WG“ im Falle von Bombenfunden


    Eigenschutz/PSA: auch Hinweis auf Impfungen für Helfer usw.